Tierarzt oder Klinik? Modern oder "Alt"?

  • Da ich mich beim letzten Besuch der Praxis nicht ganz wohl gefühlt habe (die TÄ hat den Welpen vor der Impfung nur oberflächlich angeschaut, kein Fieber messen, die Zähne nicht angeschaut, etc.)

    Mein erster Gedanke: Hast du die TÄ darauf angesprochen? Nur dem sprechenden kann geholfen werden!


    Auch die Frage nach den Geräten sehe ich zwiespältig: Natürlich praktisch, wenn sie da sind, aber entscheidend ist doch die Kompetenz dessen, der sie bedient. (Und der mit Abstand beste Diagnostiker, den ich bisher unter den Tierärzten kennen gelernt habe, war ein TA mit Schwerpunkt Homöopathie und ohne Gerätemedizin. Wie der es geschafft hat, mehr oder weniger nur mit ein paar Laborwerten, Abtasten und genauer Beobachtung zutreffende Diagnosen zu stellen, fand ich immer absolut faszinierend. Auch bei meiner Kaya ist er damit genauso weit gekommen wie die Klinik in Gießen mit den vollen Mitteln der Gerätemedizin. Aber solche Leute sind natürlich eher eine Ausnahme.)


    Die Frage lautet also wohl vor allem: Was genau ist dir eigentlich wichtig? Was braucht es, damit du Vertrauen zum TA haben kannst?

  • Mit den Hunden gehe ich zu unserem Haus-TA. Er ist noch recht jung, wir kennen uns schon fast 4 Jahre durchs Hundetraining, er kennt die Hunde und weiss dadurch vor Allem wie er mit dem (beim TA etwas speziellen) Staff umgehen muss. Ich kann ihn immer für Notfälle erreichen und um Rat bitten. Dafür fahre ich gerne auch weiter als in die Klinik.


    Klinik ist für Spezialkrams den der Haus-TA nicht machen kann weil es ihm an Personal und Equipment fehlt. Die Klinik hier (auf der Vet Uni) habe ich ein Mal gebraucht und da waren sie super. Aber da kümmerten sich an insgesamt 2 Terminen (mit Blutabnahme, Narkose, Biopsie, nochmals Blutabnahme und allem Pipapo) insgesamt 6 oder 7 Leute um den Hund. Jedem zu erklären dass er bissi speziell ist im Handling und wie man mit ihm umgehen muss ging einfach nicht, weil zB die Pfleger vorher keinen Kontakt zu uns hatten. Für Spezialkrams ist das halt so und fertig, aber für Standardsachen mag ich mir und dem Hund den Stress nicht antun.


    Bzgl Geräten kommt es immer drauf an. Die Sachen bei denen sehr gute bildgebende Verfahren nötig werden sind ja meistens auch die Sachen die die Kompetenzen eines "Allgemein-Tierarztes" überschreiten und mit welchen man in einer Klinik mit verschiedenen Spezialisten besser aufgehoben ist.

  • Hmhm. Eine der Sachen, die ich an meiner Praxis sehr schätze, ist der offene und respektvolle Austausch. Zwischen jung und alt, zwischen Chefin und frisch Eingestellten. So sieht für mich guter Wissenstransfer und Bereitschaft zur Fortbildung aus. Und ein Klima, bei dem ich Vertrauen habe, dass persönliche Egodinge nicht vor das Wohl meines Hunds gestellt werden.


    Vielleicht ist es auch nur Deine Formulierung, die mir da aufstößt, aber ein Klima in einer Praxis, wo der Chef persönlich die wichtigen Dinge macht, die (studierte) Frau vom Chef den Empfang und junge Ärztinnen die „unwichtigen Dinge“ wie Impfen - was dann scheinbar dazu einlädt, sie als „Mädels“ zu benennen?:???: - empfände ich persönlich als wenig vertrauensbildend.


    Du legst aber ganz sicher ganz andere Kriterien an als ich. Und Andere wiederum. Andere. Und darum kann meiner Meinung nach auch die Empfehlung an Dich nur sein: Geh dahin, wo Du Dich mit Deinem Hund besser aufgehoben fühlst.

  • Meinen TA kenne ich 20 Jahre..... bis vor einigen Jahren haben wir uns fast täglich im Stall gesehen....


    Wenn irgendwelche Dinge dafür sprechen, schickt er mich woanders hin..... ansonsten ist er mein TA... solange ich einen brauche....

    nebenbei war er auch der erste der meinen MRT Befund zu Gesicht bekam.... wir waren uns einig.... mit dem Rest der Welt dauert das schon mal länger

  • Die Frage lautet also wohl vor allem: Was genau ist dir eigentlich wichtig? Was braucht es, damit du Vertrauen zum TA haben kannst?

    Ja, interessanter Ansatz. Was ist mir wichtig?

    Das Wichtigste ist mir, dass ich mich nicht irgendwie abgezockt fühle, wenn ich beim TA bin. Da verweise ich mal auf meine Katzengeschichte. (Hab eine Kurzfassung unten noch angehängt)


    Das zweitwichtigste ist, dass der Arzt zum Problem passt. Komme ich nur zum Impfen eines gesunden Tieres, erwarte ich nicht viel. Komme ich aber, weil es dem Tier schlecht geht, will ich die bestmögliche Hilfe für das Tier. Und damit meine ich jetzt nicht eine 100% fundierte Diagnose auf Grund von Untersuchungen, sondern ein Fingerspitzengefühl, was das Tier hat. Was ich damit meine, wenn der TA einen Verdacht hat, dass er dabei bleibt und nicht gleich die ganze Diagnostik-Maschinerie auspackt und das Tier da durch jagt. (siehe auch meine Katzen-Geschichte). Die Tierklinik vor Ort hätte meinen Hund auch ganz sicher ins CT gepackt für die Diagnose.


    Und jetzt noch meine Katzen-Geschichte:

    Ich hatte eine Katze. Im Alter von 16 Jahren fing die Katze an, an einer Stelle an der Pfote zu beißen. An der Stelle merkte ich auch beim Fühlen einen leichten "Hubbel". Eine Beule. Die hat sich da das ganze Fell weggekaut und die Stelle wund gebissen. Ich bin mit ihr zum TA. Zuerst hat er einen Zugverband angelegt. Einen Tag später hat es nichts gebracht, die Katze hatte eine schwarze Pfote und hat gestunken. Die Katze hat Antibiotika und Kortison bekommen. Eine Woche später war die stelle nicht besser, die Katze hat aber angefangen Wasser zu saufen wie nix gutes. Eine Woche später hieß es dann US. US ergab kein klares Ergebnis. Da die Katze so viel Wasser getrunken hat, hieß es, Blutbild. Dann hieß es, die Katze hat Nierenprobleme. Wahrscheinlich durch das Kortison. Und bei der Beule machen wir mal eine Biopsie.


    Und als ich dann fragte, was die Biopsie denn bringt und wieso sie die Beule nicht rausschneiden, war die Antwort, an der Stelle kann man nicht operieren / nichts rausschneiden. Ich habe also für die Diagnose gezahlt, obwohl man an der Beule nichts machen kann. Bei einer 16 Jahre alten Katze. Und was man evtl. mit einer Halskrause hätte lösen können, hat der TA mit Medikamenten behandeln wollen und hat die Niere der Katze beschädigt. Etwa 750€ bis 1.000€ habe ich beim TA gelassen, für nichts. Die Katze ist danach noch 18 Jahre alt geworden.


    Und noch eine Sache zum Schluss:

    Der Tod meiner Katze, die ich eigentlich eher gehasst habe, hat mich mehr aus der Bahn geworfen, als der Tod meiner Oma und meines Onkels. Und ich weiß momentan nicht, wie es sein wird, wenn meine Hunde mal....

  • Nur eine kleine Geschichte zum „einfachen Kleinkram wie Impfen“. Mit der Einstellung gingen wir ebenfalls zur letzten Impfung, weshalb wir auch kein Problem damit hatten, dass nicht „unser“ TA impfen sollte, sondern eine andere TÄ in der Praxis. Spritze rein, kann ja jeder, was soll da schon schief gehen. Unser Hund erlitt einen anaphylaktischen Schock und wir haben es nur der raschen und richtigen Entscheidung der TÄ zu verdanken, dass wir den Zwerg wieder mitnehmen konnten. Seitdem achte ich darauf, auch den „einfachen Kleinkram“ bei jemanden machen zu lassen, wo ich das Vertrauen habe, dass er auch bei Komplikationen weiß, was zu tun ist. Und es heißt nicht, dass die „Mädls, die den einfachen Kram wie Impfen“ machen, keine kompetenten TÄ sind. Impfen gehört halt auch zum Job ;)


    Ansonsten würde ich mir überlegen, was mir wichtig ist. Mir persönlich ist Kompetenz und ein guter Umgang mit dem Hund wichtig. „Jetzt geben‘S mal eine Woche AB und Schmerzmittel und wenn es nicht besser wird, schauen wir mal.“, ist nicht mein Zugang, sondern ich möchte eine ordentliche Diagnostik und bezahle auch gerne eine „überflüssige“ Untersuchung mehr, wenn die Diagnose so besser gesichert werden kann.

  • Ein TA wird die Krankengeschichte eines Hundes aber auch nur dann kennen, wenn er das Tier regelmäßig sieht. Und nicht, wenn man mal alle 3 Jahre zum Impfen vorbei kommt.

    Das gehört auch zur "Krankengeschichte", dass er weiß, dass der Hund in der Zwischenzeit gesund ist und nichts hatte.


    Das setzt natürlich voraus, dass man dem Haus-TA auch alle Ergebnisse zukommen lässt, wenn man bei Kollegen unterwegs war, so dass es zentral an einer Stelle zusammenläuft.


    Meine Tierärtzin hat alle meine Hunde auf dem Schirm, mit ihren "Krankengeschichten". Sie verweist auf Spezialisten (kann dann auch immer einen oder mehrere nennen), sobald es ihre Kompetenzen übersteigt. Dafür mag ich sie, denn sie kennt ihre Grenzen.

  • Mein Tierarzt ist ein guter Freund von meinem Freund und arbeitet in einer gut ausgestatteten Gemeinschaftspraxis, leider 280km von uns entfernt, was mir aber egal ist, wenns was größeres ist. Bis auf MRT hat er auch alle wichtiges Gerätschaften vor Ort, das finde ich schon auch wichtig, Röntgen und Ultraschall kann man ja schnell mal brauchen.und etwas auszuschließen.

    Wir haben hier im Ort auch eine Klinik, aber da scheine ich immer die schlechten Tage der grad anwesenden Tierärzte zu erwischen, bis jetzt hat bei allen Sachen irgendwas absolut nicht hingehaut, und das waren jetzt keine Operationen am offenen Gehirn, sondern so "Kleinkram" wie Titerbestimmung und ein Abszess |)

  • Negativ soll der Besuch wenn mgl. nicht sein (wenn es ihnen weh tut, wird es aber neg. sein..egal wieviel Kekse sie da bekommen). Aber Spass machen? Spass haben meine Hunde an anderen Dingen. Sie moegen ihre TAe und deren Angestellte und sie haben keinen Stress dort. Spass sieht dennoch anders aus.


    Ein Hund der nur alle 3 Jahre dort aufschlaegt zum impfen hat welche Krankengeschichte genau?

    Natuerlich kann ein TA nur das kennen von dem er weiss. Hellsehen koennen die mWn noch immer nicht...

    Als mein Ruede notfallmaessig in der TK untersucht wurde, war der Gang danach zur Haus-TAe mit allen Unterlagen. Damit sie darueber Bescheid weiss.

    Das selbe bzgl. meiner Huendin. Egal ob TK wegen Liquor oder Neurologin. Die Unterlagen hab ich alle zur Haus-TAe gebracht.

    Ich will naemlich, dass die Bescheid weiss. Das geht aber halt nur, wenn sie die Infos auch bekommt...

  • Naja, bei den Keksen geht es ja nicht darum, dass der Hund irgendwie betüdelt wird, sondern dass er Spaß am TA-Besuch hat. Oder zumindest der TA-Besuch nicht negativ aufgefasst wird. Deshalb hat der TA mir auch mal vorgeschlagen, dass wenn ich mal in der Nähe bin mit dem Hund, ich einfach mal in die Praxis komme, der Hund bekommt nen Keks und dann gehen wir wieder.

    Joa ist eine nette Idee in der Theorie, in der Praxis aber hinfällig an dem Tag an dem es mal was schmerzhaftes ist, da kannste Kekse reinfüttern bis der Hund grün wird, die Schmerzen füttert man nicht "spaßig" für den Hund.

    Ein TA wird die Krankengeschichte eines Hundes aber auch nur dann kennen, wenn er das Tier regelmäßig sieht. Und nicht, wenn man mal alle 3 Jahre zum Impfen vorbei kommt

    Wenn der Hund drei Jahre keinen TA brauchtem gibt es da auch nix zu wissen an Krankengeschichte, außer dass der Hund halt gesund war. :roll: Ich gehe einfach davon aus, dass ein normaler Hundehalter zum TA geht, wenn der Hund Blut bricht oder zwei Wochen lang nur auf drei Beinen läuft. Gibt es zwischen den Impfungen nichts behandlungsbedürftiges ist das ja nichts, was man dem TA ankreiden sollte. :lachtot:Dann lautet die Krankengeschichte eben "außer zu den Routineimpfungen bisher keine Auffälligkeiten" auch das ist Teil der Anamnese.

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