Was erwartet ihr von eurem Tierarzt? Was muss er leisten können?

Ich erwarte eine saubere Praxis, keine Angst vor meinen (wenn nötig) gesicherten Hunden, ein überweisen wenn man nicht mehr weiterweiß und ein eingestehen wenn eine Behandlung nicht anschlägt.

An meinem Tierarzt mag ich besonders die online terminvergabe, die kompetente Helferin, das eingehen auf die Patienten, den Austausch auf Augenhöhe, die ruhige Atmosphäre und eine pragmatische Herangehensweise.

Auch fühlt er sich nie ans Bein gepinkelt wenn man wo anders war, nur medis abholt, ein Rezept möchte,..

Ich finde es ist ein Abwegen mit welchem Tier, welcher Tierarzt passt. Ich habe statt Erwartungen eher eine Liste, die ich zu schätzen weiß.

Ohne flexible Terminvergabe und Akuttermine bräuchte ich nicht bei meinen Tierarzt bleiben. Meine Hündin kann jederzeit einen Schub haben und dann brauche ich spontan die Medikamente. (Sofern ich die nicht eh Notfallmäßig mitbekommen habe)

Heute werde ich neue Medikamente abholen. Ohne Hund. Da die Praxis uns kennt und weiß es würde den Hund unnötig stressen.

Ich mag wenn Tierärzte individuell mit TierHalterinnenTeams umgehen können und dann je nachdem behandeln. Mir wird dann auch mal am Telefon erklärt wie ich meiner Hündin die Fäden selbst ziehen kann oder ich werde angerufen, wenn ich loslaufen kann, um Wartezeiten zu vermeiden. Dafür passe ich mich dann deren Terminideen an. (Mein Hund hat schnell Stress und wir sind ooooft beim TA)

Beim Stresshund ist mir Menschlichkeit, pragmatisches Handeln und lokale Nähe wichtig. Und sollte man mit dem Latein dort am Ende sein, gibt es die Tipps zu welchem Experten man könnte. Ansonsten sind das alles Menschen.

Sehr interessant, dass hier viele sich gerne überweisen lassen, wenn jemand anderes es besser kann. (Würde ich auch so wollen)

Im Alltag erleben wir das genaue Gegenteil, dass direkt gemeckert wird, wenn wir einen Fall zb schon direkt am Telefon woanders hin schicken, weil wir es fachlich nicht können oder um keine Zeit zu verlieren, weil bei uns zb gerade ein anderer Notfall im Op ist oder eine andere große Op stattfindet oder nicht das passende Personal anwesend ist.

Da muss man dann bitten und betteln, dass das Tier schnellstmöglich einen TA vorgestellt wird, der die bestmögliche Behandlung leisten kann.

Und dann fallen einem die Kollegen gerne noch in den Rücken und nehmen den Fall manchmal auch nicht an und schicken die wieder zu uns, weil wir ja erst mal gucken sollen, ob das wirklich stimmt, was der Besitzer berichtet.

Schon so oft gehabt, dass die Leute dann doch zu uns kommen müssen, dazwischen geschoben werden und wir sie dann doch sofort zu genau dem Kollegen schicken, der von Anfang an am besten geeignet wäre. Doppelter unnötiger Fahrtweg, Zeit verloren, doppelte Kosten.

Und noch zu einem anderen Thema, weiß nicht mehr wer das geschrieben hat, dass man eine Wurmkur nur bekommt, wenn das Tier mit ist.

DAS ist tatsächlich rein rechtlich der korrekte Weg. Ohne das Tier gesehen zu haben, darf man eigentlich keine Wurmkur einfach so abgeben. Hier in der Gegend gab es tatsächlich auch schon „testkunden“, da haben dann Mitarbeiter von offizieller stelle sich in den Praxen als Tierbesitzer von Hund xy vorgestellt und wollten ohne das Tier eine Wurmkur bekommen. Die Praxen, die das gemacht haben, haben dann Strafe zahlen dürfen.

Von der Sicht her kann ich das verstehen, wenn man da auf Nummer sicher gehen will.

Was erwarte ich....

-fachliche Kompetenz in den ausgeschriebenen Fachgebieten

- Klare und eindeutige Regelungen zu Sprechzeiten und Notdienst

- Augenhöhe

Eigentlich ganz simpel. Ich brauche niemanden, der mir das Händlchen hält und mir Geschichten von seinem Dackel erzählt. Ich erwarte dafür, dass man sich in den medizinischen Gebieten, die man ausgeschrieben hat, auch auskennt (was leider bei sehr,s ehr vielen Praxen gerade beim Thema Röntgen einfach nicht der Fall ist) und bei den Bereichen, die nicht zum eigenen Fachgebiet geheören, ohne zu zögern eine Überweisung ausspricht.

Als jemand, der schon wiederholt Notfälle hatte, kann ich es nicht brauchen, wenn ich erstmal ne halbe Stunde rumtelefonieren muss, um herauszufinden, an wen ich mich überhaupt wenden kann. In meine Praxis ist es ganz klar geregelt: Von Uhrzeit X bis y rufe Nummer 1 an für normalen Sprechstundentermin (auch bei Notfall). Uhrzeit y bis z rufe Nummer 2 an für Notfälle außerhal der Sprechzeiten. Von Uhrzeit z bis a rufe Nummer 3 für Notfälle für den externen Notdienst außerhalb unserer Bereitschaftszeiten.

Und ich möchte ernst genommen werden. Ich bin kein hysterisches Weibchen, das auf Google ein paar Symptome nachgelesen hat und jetzt druchdreht. Ich bin seit 20 Jahren Hundehalter, ich kenne meine Hunde und in all der Zeit hab ich auch das en oder andere über Gesundheit beim Hund gelernt, Ich würde also bitte gern ernst genommen werden, wenn ich sage, mein Hund verträgt Medikament x schlecht oder "ich habe dies und das beobachtet, ich hätte bitte gern ein Röntgen, US... whatever"

Und glücklicherweise hab ich mittlerweilen einen TA, der diese Punkte erfüllt.

Zitat von Lara004

Und noch zu einem anderen Thema, weiß nicht mehr wer das geschrieben hat, dass man eine Wurmkur nur bekommt, wenn das Tier mit ist.

DAS ist tatsächlich rein rechtlich der korrekte Weg. Ohne das Tier gesehen zu haben, darf man eigentlich keine Wurmkur einfach so abgeben. Hier in der Gegend gab es tatsächlich auch schon „testkunden“, da haben dann Mitarbeiter von offizieller stelle sich in den Praxen als Tierbesitzer von Hund xy vorgestellt und wollten ohne das Tier eine Wurmkur bekommen. Die Praxen, die das gemacht haben, haben dann Strafe zahlen dürfen

Das wusste ich z. B. nicht, ich dachte, dass es reicht, wenn man bereits in der Praxis Kunde ist und der TA den Hund schon mal gesehen hat.

Im Alltagsgebrauch ist das auch oft so, dass es „ausreicht“ schon bekannt in der Praxis zu sein. Rein rechtlich nur leider nicht.

Deshalb dürfen wir als Kleintierpraxis auch keine wurmkuren für Pferde mehr verkaufen. Außer der Chef fährt zum Stall und guckt sich das Tier an oder wenn wir zumindest eine Kotprobe untersucht haben. Aber „einfach so am Lager“ haben, dürfen wir es auch nicht. Müssen es dann aktiv für jedes einzelne Tier bestellen.

Vielleicht ist das mit den Pferdewurmkuren wegen der Leuchten die diese als Corona Mittel zu sich genommen haben verschärft worden?

Was ich bei meinem Tierarzt wirklich schätze:

- er hat eine offene Sprechstunde, Termine braucht man nur für Dinge mit Narkose. Klar, bedeutet etwas Wartezeit, aber so kann ich spontan zum Tierarzt, wenn es mit meiner Arbeitszeit passt. Meine Hunde haben keinen Stress im Wartezimmer, von daher macht mir die Wartezeit nichts.

- er hat ein vollständiges Labor, für Blutwerte muss man nur ein paar Minuten warten. Selbst der ACTH-Stimulationstest war mit beiden Messungen und Wartezeit in zwei Stunden erledigt.

- er kann auch sonst viel an Diagnostik machen, Ultraschall und Röntgen sind kein Problem, da braucht man auch keinen extra Termin für, Endoskopie geht auch

- er ist ehrlich und redet nicht um den heißen Brei rum. Bei meinem Pony hat er ehrlich gesagt, dass eine aufwändige teure Behandlung sehr wahrscheinlich auch nicht zu ner Genesung führt und ich ihn in Rente schicken soll. Und bei Mia hat er auch klar gesagt, dass wir sie im aktuellen Zustand nicht lange laufen lassen können, wenn es nicht besser wird.

- er ist fachlich einfach gut. Beim Pony sagte er gleich ,ist nicht die Galle‘ war dann auch ein Defekt in der Sehne. Als Ares auf drei Beinen ins Behandlungszimmer humpelte meinte er auch gleich ,Pfote oder Zehe‘. Und bei Mia hat er die Demodex-Infektion auch gleich erkannt..

- in Notfällen kamen wir bisher auch immer schnell dran. Er hat sogar ne Notfall Nummer fürs Wochenende, aber das habe ich noch nie

- ich vertraue ihm einfach, er betreut mein Pony schon seit über 20 Jahren.

- mit den Hunden war ich tatsächlich noch nie bei einem anderen Tierarzt. Auch für Standard Sachen Vergleiche ich keine Preise

Er ist halt keiner der groß rumbetüddelt, weder Hund noch Mensch, aber das brauche ich auch nicht.

Zitat von Avocado

Vielleicht ist das mit den Pferdewurmkuren wegen der Leuchten die diese als Corona Mittel zu sich genommen haben verschärft worden?

nein. das arzneimittelgesetz galt schon vorher und gilt weiterhin

Wir geben auch keine Medikamente raus für Kundentiere, die wir länger als Zeitraum X nicht gesehen haben. Auch nicht, wenn das Partnertier zb täglich da ist.

Erst gestern hab ich die Diskussion mit einem Besitzer mitbekommen, der daraufhin unsere TFAs angebrüllt hat und dann wütend raus gerannt ist, als sie davon nicht beeindruckt waren und keine Ausnahme gemacht haben 🤷🏼‍♀️

Unsere TFAs sind echt Gold wert. Sitzen an der Front und müssen so viel ertragen. Ich bin froh, dass sie so ein starker Puffer zwischen toxischen Kunden und uns sind ❤️ Danke an dieser Stelle an alle TFAs ❤️

Zitat von corrier

Unsere TFAs sind echt Gold wert. Sitzen an der Front und müssen so viel ertragen. Ich bin froh, dass sie so ein starker Puffer zwischen toxischen Kunden und uns sind ❤️ Danke an dieser Stelle an alle TFAs ❤️

Daran musste ich direkt denken, als ich diesen Thread gelesen habe. Meine Tierärztin hat ein so grandioses Praxisteam mit Herz und Verstand. Das macht so viel aus.