Hund überdreht ständig!

  • Wirklich weiterhelfen kann nur jemand, der euch zusammen erlebt und eure Situation einschätzt. Denn Gang zum VerhaltensTierarzt finde ich in dem Fall nicht verkehrt.


    Dinge über die du mal ganz für dich nachdenken kannst (denn ich kann nicht einschätzen, inwieweit das auf euch zutrifft):

    Border Collies tun sich leicht mit klaren Rahmen. Jetzt wird gearbeitet, jetzt nicht mehr. Was für den Hund schon Arbeit und Training ist, sehen ihre Halter oft gar nicht. Ich habe das Gefühl, dass besonders Erstborderhalter aus dem "Ruhe Üben" einen aktiven Prozess machen und eben nicht die Abwesenheit von Training.

    Da wird ein Deckenkommando trainiert, die Box Schöngefüttert, geclickert was das Zeug hält. Für den Border also permanent Hirn an.

    Gleiches draußen:

    Statt einem entspannten Spaziergang übt man Leinenführigkeit, Rückruf und Radius... der Hund ist permanent auf Empfang.

    Dann muss ja mit dem Junghund schonmal trainiert werden... Du sprichst von Tricks, der er abspulen kann... es wird gespielt, du sagst er bringt dir Spielzeug, wenn er nicht zur Ruhe kommt...


    Wann ist wirklich Timeout?

    Du sagst, dass Fly dann am Besten zur Ruhe kommt, wenn er alleine Zuhause ist. Da würde ich drüber nachdenken.


    Ich hatte vor Weihnachten zwei Wochen lang eine meiner Nachzuchten hier zu Gast. Sie und ihre Schwestern kamen schnell gut miteinander aus und die Kleine hatte auch längst nicht sie Probleme, die du mit Fly hast, aber:

    Die Gasthündin hat viel Erziehung und Training genossen- in meinen Augen zu viel. Sie war draußen immer "an", ständig bereit ein Kommando von mir zu hören. Sie ist seltener einfach geschlendert, hat weniger geschnüffelt und war mit Trubel schneller überfordert.


    Meine zwei Youngster trainieren sehr wenig (etwa 2 x in der Woche für 10-15 Minuten), dann aber sehr intensiv. Auf Spaziergängen versuche ich tatsächlich nicht zu spielen, nichts zu fordern... Derzeit habe ich fast keine Stimme, das fällt kaum auf.


    Wie gesagt, dass sind alles nur Dinge, auf denen du mal herumdenken kannst. Ganz sicher keine konkrete Handlungsempfehlung, denn dafür kenne ich euch zu wenig.

  • Ich weiss von Border, die wurden temporär, in relativ kleinen Boxen abgelegt (natürlich vorher positiv konditioniert) und diese mit einer Decke abgedeckt. Einfach weil selbst ein Lichtreflex zuviel war. Das waren hochgradig mit dem Leben und sich selbst überforderte Tiere, oft mit unbekannten Hintergrund (Vermehrer?) und missverstanden von den Haltern, bis sie zu Junkies wurden (Bewegung, Reize, Ball, etc.). Selbstverstümmelung war Daily Business wenn da nicht 24/7 ein Daumen drauf war. Der Weg bis sie wieder ein Leben ausserhalb der Box, geschweige denn 3x15min. Gassi draußen hatten, war ein weiter. Es war nichts anderes als ein Entzug.


    Ich sehe es wie Du und würde einen Teufel tun und hier einen Rat abgeben. Ich kenne mich mit Hütehund bzw. so dermaßen reizoffenen Rassen nicht aus. Es wäre lediglich gefährliches Halbwissen das mehr schaden als nützen könnte.

  • Ich habe eine BC Hündin aus dem slowenischen Shelter, die die ersten Monate sehr überdreht war und viele Stereotypen hatte.


    Ich habe folgendes gemacht:

    Regelmäßige Tagesabläufe gestaltet, sie geben Geborgenheit.

    Den Hund zu Hause nebenher laufen lassen, nicht ständig um ihn zentrieren. Ruhig, geduldig liebevoll, aber auch konsequent sein, klare schwarz-weiß Strukturen.


    Wir haben einen Abbruchwort etabliert, das war sehr wichtig.


    Donna brauchte die Bewegung wie Luft zum Atmen, sie musste ihre Beine strecken, der junge Körper brauchte die Auslastung einfach.

    Dh einmal täglich gab es einen Spaziergang an der Schleppleine oder auch Freilauf auf der Wiese. Es gab ab und zu ausgewählte Hunde-Kontakte -und- Spiel. Anfänglich waren wir nicht länger als 30 bis 45 min unterwegs, dann war sie nervlich durch. Die Zeiten, wo sie ihre Löffelchen so schnell abgegeben hat, hat sie fast gar nicht mehr.


    Hundeschule gab es gar nicht .Zu Hause hab ich schonmal einen Handvoll Leckerchen in den Garten geworfen und hab sie suchen lassen. Oder einen Keks aus einer Klopapierrolle auspacken lassen.

    Das Allerwichtigste zu Hause war das Deckentraining: immer wieder mit Fleischwurst auf die Decke geschickt, so dass sie diese nachher wirklich liebte.

    Ich habe darauf geachtet, dass Donna Vormittags und Nachmittags eine große Mütze voll Schlaf bekam, immer nach dem Gassi.


    Das wird schon bei euch! Im Alter von einem bis anderthalb Jahren hatte Donna auch eine ziemlich blöde Phase, der Pubertätswahn ist wirklich anstrengend :woozy_face:


    Cherubina hat wertvolle Tipps gegeben.

    Ich kenne hier auch eine Pudeline, die nicht mehr normal spazieren gehen kann, weil sie ständig in Erwartungshaltung ist. Ständig belagert sie ihre Halterin und fordert, furchtbar..

  • Du hast anfangs geschrieben, dass du über den Tag verteilt 1,5 Stunden draußen warst. Mit welchem Alter war das?


    Wie ist der Hund aufgewachsen? Showlinie oder Arbeitslinie?

    Das hat in etwa mit 18 Wochen angefangen. Wir gingen ungefähr 30 Minuten am Tag verteilt an der Leine spazieren und es gab ca. 1 Stunde Freilauf. Das ging dann etwas über 1 Monat und dann fing er an wieder komplett drüber zu sein.


    Er wuchs in einer kleinen Familie mit einem Kleinkind und ein paar erwachsenen Hunden auf. Laut Züchterin hat er sehr viel kennengelernt. Er kannte bereits die Leine und Autofahren. Es wurden auch schon Stubenreinheitstraining und Rückruf begonnen. Er war sehr selbstsicher, aber auch sehr unruhig. Zum schlafen musste man ihn zwingen und alles was auch nur ein bisschen zu viel war quittierte er mit kläffen und gestresst rumlaufen/vermehrten lecken und kratzen.


    Er ist Showlinie.

    Was macht er genau? Und wie reagierst du?

    Dackelt er dir drinnen immer nach oder kann er sich auch mal hinlegen und bleibt dort?

    Kann es unter Umständen ein Mitfaktor sein, dass er nicht abgeben kann? Dauernd die Kontrolle über alles haben will? Das wär nämlich nicht rasse-untypisch und kann zu massivem Stress führen.

    Wenn Besuch da ist läuft er ständig zum Besuch hin, möchte dem am liebsten auf den Schoß krabbeln, er stupst an, tätschelt nach dem Besuch. Wenn man ihn ignoriert fängt er wieder sein typisches Programm an. Er spult Tricks ab und schleppt Gegenstände an.


    Ich schicke ihn dann immer wieder auf seine Decke. Aber leider funktioniert das Kommando ab einem gewissen Reizgrad nicht mehr und er ignoriert es und wird immer aufdringlicher. Ich sage ihm, dass er aufhören soll, gebe ihm einen Abbruch, aber es wird ignoriert und er fängt wieder an seinen Stress an sich selbst auszulassen.


    Wenn ich alleine bin dackelt er mir eigentlich nicht hinterher. Da liegt er auch oft stundenlang auf seinem Platz und rührt sich nicht. Nur eben nach Spaziergängen oder Training ist es extrem, da wirkt es so als könnte er sich gar nicht hinlegen, weil er so unter Strom steht.


    Cherubina vielen Dank für deinen Denkanstoß. Ich glaube du hast recht. Es kann durchaus sein, dass ich unabsichtlich diese Erwartungshaltung kreiere. Ich meine, er ist immer mit mindestens einem Ohr bei mir und oft fängt er von selbst an Kommandos abzuspulen, läuft z.B. plötzlich Fuß, obwohl ich es nicht eingefordert habe. Manchmal macht er einen schönen Vorsitz, einfach so. Und wenn ich ihn rufe ist er immer voller Erwartung, dass jetzt gleich irgendwas passiert.


    Ich habe von Anfang an mit ihm trainiert auf Spaziergängen, dass eben seine Aufmerksamkeit bei mir ist. Weil ich nciht wollte, dass er Jogger jagt oder zu anderen Menschen hinläuft. Rückruf und Radius war mir auch sehr wichtig, all das habe ich früh angefangen zu etablieren.

  • Das klingt eigentlich nach: ein bisschen mehr rein körperliche Auslastung - weniger geistige Auslastung. :thinking_face:


    Zuhause in einen anderen Raum oder hinter ein Türgitter.

    Bei uns soll der Besuch den Hund ignorieren und wenn Donna trotzdem lästig wird, gibt es von mir Ärger und sie muss auf die Decke.

  • Ich schicke ihn dann immer wieder auf seine Decke. Aber leider funktioniert das Kommando ab einem gewissen Reizgrad nicht mehr und er ignoriert es und wird immer aufdringlicher.

    Habe hier auch so einen Kandidaten. Anfangs hat er sich da auch nicht ablenken lassen, da half nur die Box, die abgeschirmt in einer wenig frequentierten, ruhigen Ecke steht, egal wie sehr er da verbal gemotzt hat, er hat dann bald eingesehen, dass es ihm keine Aufmerksamkeit verschafft, im Gegenteil, erst wenn er ruhig war, durfte er wieder raus und sich zu uns legen. Kommt nun Besuch, dann gibt es was zum Kauen und auch nur dann, sonst nie. Damit legt er sich ganz von selbst in eine Ecke und interessiert sich gar nicht mehr für den Besuch.


    Hat er in der Wohnung etwas zur Verfügung, an dem er sich auslassen kann, wenn der Frust und Stress zu viel wird? Dann kann er etwas anderes bearbeiten, anstatt sich selbst. Das kann ein Plüschtier sein, ein Kauknochen, ein Zergel, etwas zum kleinrupfen... Ich kann hier kein Spielzeug offen rumliegen lassen, weil meiner das nutzt, um sich zu pushen, aber es beruhigt ihn auch, wenn er gestresst ist, weil er daran seine ganze Energie ablädt und sobald er dann wieder entspannt ist und da liegt, tausche ich es gegen eine kleine Kausache ein und nehme es wieder weg.

  • Ich persönlich würde in dem Fall (bei meinem Hund) nicht ewig lange rumdiskutieren sondern nach 1-2 mal Ermahnen dann einfach auf dem Platz anleinen. Meines Erachten nach ist man, auch als Halter, in einer mega angespannten Grundhaltung wenn man immer nach dem Hund achauen, korrigieren etc. muss. Der Hund natürlich ebenso, wenn er auf seinem Platz noch nicht 100%ig entspannen kann.

    (Und das muss der Hund in dem Alter ja auch noch gar nicht können. Aber man kann ihn dabei unterstützen, indem man ihm gar keine Wahl und keine Diskussionsbasis bietet. So handhabe ich das mit meiner, wenn sie nicht runterfahren kann.)

  • Das ist der beste Beitrag in dem ganzen Thema hier.


    Ist es Show- oder Arbeitslinie? Das sind zwei verschiedene Rassen!

  • Welche tipps habe ich denn gegeben?

    Ich finde halt ein Hund der nach 15 min im Freilauf so durchdreht nicht gesund. Das gehört beim verhaltenstierarzt angeschaut und ein erfahrener trainer her.

    Da muss sich der Alltag angeschaut werden, wo welche stressoren sind.

    Da muss ein werkzeug in die Hand gegeben werden um die verhaltensweisen wie sich selbst anknabbern zu stoppen.

    Da muss geschaut werden ob etwas gesundheitlich nicht stimmt.


    Was macht die te wenn nach 15 min wieder mit dem kreiseln anfängt?

    Vorher hat der Hund doch 1 stunde freilauf gehabt mit dem ergebnis dass er so ein verhalten gezeigt hat.


    Aber egal.



  • Er ist Showlinie.

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