Ich habe Border aus Showlinie. In den Stammbäumen sind einige Champions enthalten und ich habe mit meinen Hunden auf Ausstellungen bisher durchweg gut bis sehr gut abgeschnitten. Ich habe einfach keine Lust aufs Ausstellen, darum haben meine eigenen Hunde auch keine Titel. Titel sammeln ist nämlich Fleißarbeit und immer den Richter suchen, der die eigenen Hunde mag.
Es gibt einige wenige Ausstellungszüchter in Deutschland, aber das ist echt die Ausnahme, nicht die Regel.
Ich gebe zu, als ich die ersten Show-Rüden gesehen habe, war ich auch abgeschreckt. So viel Plüsch, irgendwie sehen die gar nicht nach Bordern aus (ich habe Border über die Arbeit am Schaf kennengelernt).
Überzeugt hat mich dann dann eine Hündin mit ihrem saucoolen Charakter und den super Arbeitseigenschaften (zugegeben nicht am Vieh).
Bei mir wurden es also Showborder trotz und nicht wegen des Aussehens und obwohl ich damals schon Schafe hatte.
Ich finde so eine Diskussion strotzt immer so vor überspitzten Aussagen und Allgemeinplätzen. Drum mal aus meiner Sicht:
Arbeit am Vieh
Meine Border sind alle zu etwas zu gebrauchen, keiner hat soviel Talent, dass ich auf einem Trial was reißen könnte, aber alle sind gute Alltagshelfer. Dort wo diese Hunde mal herkamen, waren es Farmhunde, die weder Hundebox im Auto noch Agility kannten. Diese Hunde waren draußen im Zwinger, sie waren tagsüber mit unterwegs, sollten nicht negativ auffallen und am Vieh ausdauernd ihren Job machen.
Einer meiner Nachzuchten (ausgerechnet der felligste) lebt in einer Schäferei und er macht dort genau das. Er ist mit dabei, wenn er nicht gebraucht wird, wartet er schonmal im Heizungsraum, wenn gebraucht hilft er an den Schafen und er ist einfach Begleiter beim Zaunbau etc. Niemand macht sich dort die Mühe an der Leinenführigkeit zu trainieren - ne Leine hat der fast nie dran. Man muss ihn aber eben auch nicht ständig wegstecken, damit er sich nicht an den Schafen festglotzt.
Aussehen
Wenn man sich alte schwarz-weiß Fotos anschaut gab es damals schon eine große Bandbreite. Es sind Hunde dabei, die auch heute auf ner Ausstellung locker ein V bekämen, kurzhaarig, fellig, mit mehr oder weniger Stopp, langbeinig oder klein und quadratisch.
Was mit nicht findet sind Fellberge und Gazellen. Beides aus meiner Sicht Extreme, die dem modernen Geschmack entwachsen sind.
Ich versuche bei der Auswahl der Rüden das Show-Extrem zu meiden. Ganz einfach ist das nicht, da ich auch gesundheitlich keine Kompromisse machen möchte. Ich hoffe damit mit meinen Hunden auch langfristig im moderaten Bereich zu bleiben.
Funktionalität
Ein britischer Hütetrainer sagte auf einem Seminar mal zu Sumi: Das ist ein Hund der ausdauernd arbeiten kann. Kräftige Knochen, gesunde Winkel, (ja und wenig Stil.)
Die weiteste Strecke waren mal 20 km durch den Schnee. Sie hat die Schafgruppe die ganze Strecke alleine geschoben. Einen Hund zum Tauschen gab es nicht. Klar habe ich Pausen gemacht (vor allem für die Schafe), aber Sumi war danach körperlich nicht kaputter als wären wir die Strecke ohne Schafe gewandert.
Diese extrem geduckte Körperhaltung der Border ist nämlich durchaus echt belastend für den Hund. Es gibt ihm mehr Kontrolle über die Schafe und ist Teil der klassischen Arbeit übers Auge, aber aufrechter ist aus Sicht der Bänder und Muskeln funktionaler.
Ich käme nicht auf den Gedanken, das weghaben zu wollen, aber auch Border, die den Schleichgang übermäßig (zum Teil auch im Alltag), nutzen, sind in meinen Augen ein Extrem.
Meine Showis arbeiten weniger stylisch, aber sie können das auch, eben nicht so tief und nicht ständig.
Im Übrigen werde ich durchaus regelmäßig gefragt, ob meine Hunde aus Arbeitslinie sind - meist geschieht das in Rettungshundekreisen, wenn die Leute meine Hunde arbeiten sehen.
Klar, optisch kann man sehen, dass das nicht so ist und am Schaf sieht man es auch sofort, aber dieses "Show-Border sind Sofahunde" ist einfach etwas, dass zwar von dem ein oder anderen Züchter propagiert wird, was aus meiner Sicht aber völlig daneben ist. Auch diese Hunde können und wollen was tun.