Einschläfern - Erfahrungen mit Empfehlungen von Tierärzten

  • Ich könnte auch keine Urne rumstehen haben...


    Meine Mutter hat damals nicht einmal für meinen Vater ein Doppelgrab genommen, wie das sonst hier auf'm Dorf in ihrer Generation noch üblich war, weil sie meinte, sie hätte ständig das Gefühl, das wartet auf sie.

    Ich denke, das ist eine ganz persönliche Ansichtssache.


    Als meine Jessie älter wurde und allmählich klar wurde, dass ihr Leben endlich ist, hab ich mir schon Gedanken gemacht, was ich mal möchte und beschlossen, dass sie mal kremiert wird, aber mehr auch nicht. Ich finde es gut, wenn man in der Stunde X nicht ganz planlos dasteht, aber schon perfekt durchgeplant, nee, das könnte ich auch nicht.


    Der Tierarzt war aber auch recht einfühlsam und hat mir verschiedene Varianten erklärt, aber letztendlich wurde es nur die Transporturne, die eh im Preis inbegriffen ist, weil ich Jessies Asche im Garten an ihrem Lieblingsplatz beerdigt habe. (Urne, Tüte und Siegel habe ich noch, konnte ich noch nicht wegwerfen...)

  • Hier on Board gibt es ja schon einige Threads ähnlichen Inhalts ... meine Antworten sind da immer gleich: ich bin eher für frühere Hilfe im Sinne des Tieres.


    Es ist immer situationsabhängig, kommt immer auf das Krankheitsbild/bisherige Therapie an!


    Unversucht lasse ich nichts und wenn es erforderlich ist, hole ich mehrere Meinungen ein.

    Auch frage ich mit kühlem Kopf, wie erfolgversprechend Eingriff/Therapie xy gesehen werden kann, also nicht falsch verstehen, ich bin nicht Doc google und komme mit Diagnose & Therapieplan in die Praxis!

    Doch für endloses laborisieren bin ich -wieder je nach Krankheitsbild- nicht immer.


    Dieses aber eben, wie schon hier zu Anfang geschrieben, mit Begleitung meiner Tierärzte!


    Ich versuche meinen Hunden ggü. gesundheitl. viel zu geben, Vorsorgeuntersuchungen sind mir wichtig.

    Bildgebend in passendem Alter (nicht nur für die Züchter) möchte ich wissen, wie es um ihre Hüften/Ellen bestellt ist, ab dem siebten LJ werden jährlich gr. Blutbilder erstellt, Herzschall ab 10 und ihre Wirbelsäulen werden im Alter auch geröntgt. Generell bin ich eher schneller bei den Docs, als etwas anstehen zu lassen.


    Das haben sie für ein bewegtes, sportliches Leben verdient, ein Garant für ein gesundes, hohes Alter ist es natürlich nicht und selbstredend gehts nicht nur nach Schema F zum Doc!


    Schwer tue ich mich manchmal -ist wie immer situationsbedingt- mit der Aussage: dein Hund zeigt dir wenn er gehen will ... (obwohl ich es hier glaube auch schon in manchen Threads geschrieben habe :denker: )


    ---


    Zu der einen Eingangsfrage:

    ...


    Gefühlt höre ich diese Tendenz (Besitzer sind "endlich" soweit, TA rät ab vom Einschläfern) in den letzten Jahren verstärkt - ist das nur Zufall oder geht euch das auch so?

    Ich bekomme diese Tendenz im rl nicht von meinen TA (verschiedene Praxen!) mit, aber auch ebenso ein überschnelles Einschläfern!

  • Tierärzte sind einfach auch nur Menschen. Ich hab das vor vielen Jahren sehr eindrucksvoll erlebt, als meine junge Airedalehündin nach einem Giftköder acht Wochen schwerstkrank war, wir dann dachten ,wir haben sie durch - und sie plötzlich einen Rückfall erlitt, aus dem sie nicht mehr zu retten war und dann auch total aufgab.


    Da hatte ich beim Einschläferungstermin zuhause plötzlich zwei weinende Tierärztinnen im Zimmer, die es nicht schafften, das Tier, um das sie so lange gekämpft hatten, gehen zu lassen, und denen ich dann deutlich sagen mußte: "Sehen Sie sie doch bitte an ,als sähen Sie sie zum ersten Mal..." Das ist in so einem Moment schon hart, wenn einem selbst der Abschied so schwer fällt. Aber es ist wohl der bitterste Teil aller Verantwortung. Wir haben dann gemeinsam geweint, als der Hund tot war, und übelgenommen habe ich es nicht. Wie gesagt: Auch Tierärzte sind nur Menschen, und leicht ist so eine Entscheidung nun mal nie.

    Oje…


    Ich hatte auch schon den umgekehrten Fall. Eine Tierärztin hatte zwei Katzen, eine davon diabetisch plötzlich. Spritzen war nicht sicher möglich, da tagsüber niemand zuhause war. Die TA fragte ihre Kollegen und die rieten zum erlösen. Sie selber war sehr unsicher und fragte mich (damals praktizierende THP und Homöopathin. Ich war sehr vorsichtig optimistisch, wir stellten das Futter komplett um und ich unterstützte. Was ist passiert - die Katze hatte das Jahr ihres Lebens. Glänzendes Fell, war munter wie noch nie, keine Anfälle

    mehr. Nach einem Jahr ging es schnell steil bergab und wir erlösten sie. Manchmal braucht es halt andere Vorgehensweisen und manchmal ist eine Zweitmeinung sinnvoll. Gerade wenn der TA persönlich involviert ist.


    Auch bei meinen diversen Praktikas erzählten die TA öfters von Kunden, die ihre Tiere beim ersten Anzeichen von Leid oder Unpässlichkeit einschläfern lassen wollen. Oft konnte man das Leid effektiv verringern oder sogar beseitigen.


    Am Ende wird es nie ein richtig und falsch geben. Jedes Tier und jeder Fall ist individuell. Man sieht es ja auch beim

    Menschen. Was der eine als unzumutbar empfindet, ist für den anderen noch längstens lebenswert. Vespa beispielsweise würde wohl recht ok sein damit nicht mehr gut gehen zu können im Alter, wenn sie dabei dauerhaft bei uns sein kann mit viel Körperkontakt. Hingegen wäre sie sicher eine, die alleine zuhause mit Demenz massiv leiden würde. Das sit sicher anders für einen anderen Typ Hund.


    Ich persönlich werde bei Vespa sicher auch Trainerin, TA und Zweitmeinung befragen wenn es nicht völlig eindeutig sein sollte.

  • Ein Loch buddeln, wenn der Hund noch lebt, fände ich genauso merkwürdig.

    Musste ich hier auch schon machen.

    Als abzusehen war, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis meine Jenni eingeschläfert werden muss, haben wir vor dem Winter sicherheitshalber ein Grab ausgeschaufelt. Bei Frost wäre das nicht gegangen.

    Und tatsächlich mussten wir sie noch im Winter dort beerdigen. Um das Grab vollzuschaufeln, mussten wir extra Blumenerde kaufen, weil alles gefroren war.


    Ich hätte das eher als liebevollen Pragmatismus eingestuft. Uns war es wichtig, dass sie nach ihrem Tod hier beerdigt wird.

  • Ja, okay - das sind Umstände, die ich nachvollziehen kann. Aber ich kenne jemanden, der hat einen alten Labrador und jetzt im Sommer schon mal das Loch geschaufelt. Nee, also echt ... ich könnte das nicht.

  • Zur Ausgangsfrage:
    Ich habe bisher nicht erlebt, dass Tierärzt*innen da zu anderen Einschätzungen gekommen wären als ich.

    Als ich meine Toktok holte, war sie 12 Jahre alt, taub, blind, hatte Arthrose und Mammatumoren, sie konnte ohne mich nicht sein und war allen anderen Menschen gegenüber bissig. Ich musste irgendwann ins Krankenhaus und Toktok musste bei meiner Mutter bleiben. Einen Tag nach meiner Entlassung rief meine Mutter mich an, Toktok könne nicht mehr aufstehen, sie sei längsseitig gelähmt.
    ich fuhr sofort die 200km zu ihr und sah mein Mädchen zum ersten Mal seit Wochen wieder. (Okay, ich merke gerade, ich kann das nicht detailliert schreiben, ich heule jetzt schon)
    Es war für mich klar, dass das nichts mehr würde... sie war nun 13. Ich war noch jung (21 oder so) und zu dieser Zeit medizinisch völlig ungebildet, vielleicht hätte es noch Möglichkeiten gegeben, ich sah damals keine. Ich rief eine Tierärztin, die kommen sollte, um Toktok zu erlösen. Meine Mutter wehrte sich, meinte, das würde bestimmt wieder. Es war der Horror, sich da über sie hinwegzusetzen und zu sagen "Nein, Mama. Das wird nicht mehr." (Übrigens, am Rande, ich hob in meiner Verzweiflung das Grab im Garten aus, weil ich nur noch schreien und heulen konnte und mit mehr Ruhe bei Toktok sein wollte)
    Als die Tierärztin kam, stellte sie gar keine Fragen. Sie schläferte einfach ein.
    Sie war mir fremd, ich fand sie sehr kalt, sie war gestresst und hatte ihren kleinen Sohn im Auto. Und sie hat gar keine Fragen gestellt, nicht, wie alt der Hund ist, nicht, wie lange er sich schon nicht mehr bewegen kann.

    Meine Lotte hatte Lungenfibrose, mein Tierarzt hatte mir schon ein Jahr vor ihrem Tod gesagt, dass ich langsam anfangen müsste, mich mit dem Thema Euthanasie auseinanderzusetzen. Das fand ich damals ganz schlimm. Er sagte, es sei noch nicht so weit, würde aber irgendwann kommen, ich sollte mich darauf vorbereiten.
    Wie bereitet man sich darauf vor? Habe ich bis heute nicht verstanden.

    Irgendwann im Winter 2019 rief ich meine Mutter an, sie sollte nach Wuppertal kommen, weil ich so ein schlechtes Gefühl hatte. Es ging tatsächlich in dieser Nacht, als meine Mutter da war, zu Ende. Wir fuhren mitten in der Nacht in die Tierklinik. Ein freundlicher, mir fremder Assistenzarzt fragte, warum es ginge. Ich sagte nur "Lungenfibrose. Sie atmet so schnell. Ich glaube, es geht nicht mehr." und er sagte einfach nur "ich verstehe" und stellte keine weiteren Fragen.
    Auch das kann ich nicht bis zum Ende erzählen.
    Ich verpacke das einfach immer noch nicht.

    Auf jeden Fall, das wollte ich damit sagen, haben diese beiden nicht nachgefragt und keine Versuche gemacht, das Ruder noch mal herumzureißen.
    Die haben nicht mal untersucht. Und irgendwie ist das - zumindest im zweiten Fall - auch einfach besser so gewesen. Ich hätte keine Kraft für Diskussionen gehabt.

  • Mehrhund

    Ein Elternteil von mir ist dement, und ich hatte nicht geahnt, wie schrecklich diese Krankheit ist.


    Es ist nicht das sorglose Alles-Vergessen und entspanntes Verwirrtsein.

    Es ist Angst in der eigenen Hilflosigkeit, das Ausgeliefert-sein, das Überblick verlieren, das nicht Erinnern an eine schöne Zeit die einem Kraft und Trost hätte geben sollen, die Einsamkeit wenn man plötzlich unter „Fremden“, die Frage wo die Lieben hin sind — und die Angst Verlassen zu werden, wenn der Mensch auch nur aus dem Zimmer geht.

    Dazu dann noch Stimmungsschwankungen traurig oder zornig.

    Es zerreißt mich, dass mein geliebter Mensch ertragen muss, aber meinem Hund würde ich das ersparen.

    Er wird nie meinen, ich hätte ihn allein unter Fremden gelassen, nur weil er uns alle nicht mehr erkennt.


    Und wenn es im Frühstadium eine Verwirrtheit ist, weil er zu wenig getrunken hat?

    Klingt erst einfach, aber wie lang will ich meinem Hund Wasser und Futter aufzwingen, obwohl er selber keinen Hunger und Durst mehr spürt?


    Na, echt nicht.


    Der Unterschied zwischen einem Welpen/heilbaren kranken Hund und einem unheilbar kranken Hund ist die Perspektive:

    Wird es irgendwann besser sein? Kann man sich durchkämpfen? Oder wird es nur noch schlimmer.

  • Meine Katze und mein Hund hatten langjährig den gleichen TA / TK. Ihre gesundheitliche Geschichte lag vor.


    Bei meiner Katze fiel die Entscheidung innerhalb weniger Sekunden, denn es blieb nur gehen oder verhungern lassen.


    Kiros Verlauf entwickelte sich über lange Zeit und auch für ihm gab es keinen Ausweg mehr. Wir fuhren mit dem Wissen zur Klinik und unsere Entscheidung wurde ohne Frage akzeptiert.

  • Nein, habe ich nicht.


    Ich bin ein Laie, das hast du richtig erkannt. Und ich ging - auch weils die Tierarzthelferin am Telefon gesagt hat! - bei Mashas Verhalten erst von Demenz aus. Übers Telefon, wohlgemerkt.

    Und ich sags gerne auch hier noch mal: ich bin gerade selbst krank, bei mir liegen die Nerven blank, weil ich nix essen kann und bei jedem bisschen Überanstrengung überm Pott hänge. Und da dürfte es doch wohl mal verständlich sein, dass ich Dinge wie "Alte Hunde sind anstrengend" äußere, wenn ich selbst nicht auf der Höhe bin.


    Ich schätze deine Meinung in vielen Fällen, aber entweder verstehst du mich falsch oder du willst mir bewusst etwas in den Mund legen, was ich so nie gemeint habe.

    Ja, Masha ist JETZT GERADE anstrengend. Weil ich auch nicht gesund bin und Ruhe brauche, um wieder auf die Beine zu kommen.

    Nein, sie wird nicht eingeschläfert, weil am Telefon gesagt wurde "Oh, na bei einem 11,5-jährigen Hund könnte das auch beginnende Demenz sein".

    Sie wird auch nicht eingeschläfert, weil ich jetzt unbedingt einen neuen Hund will. Ein 'neuer' Hund geht so oder so nicht im Moment. Weder finanziell noch zeitlich noch sonstwie. Weil mein Trio noch da ist, weil ich keinen Platz für einen 'neuen' Hund habe.


    Wenn irgendwas unklar gewesen sein sollte, hättest du auch einfach fragen können, anstatt (so kommt es für mich gerade rüber) direkt auf Konfrontationskurs zu gehen.


    Und damit bin ich aus der Diskussion raus.

  • Du meinst das dementielle Syndrom. Alzheimer.

    Das ist ganz schlimm. Haben Hunde auch Alzheimer?

    Oder sind alte Hunde eher dement?


    Der Unterschied zwischen Welpenaufzucht und Seniorenbegleitung nenne ich Lebensabschnittsbegleitung.

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