Ich habe schon mal einen Hund abgegeben, den ich nicht mochte. Wir hatten keinen Draht zu einander.
Ich hab schon mal einen Hund aufgenommen, obwohl ich ihn nicht mochte und ich hab ihn nach einiger Zeit unwahrscheinlich geliebt.
Ich habe schon mal einen Hund behalten, den ich nicht sehr mochte bzw. nicht sehr mag und warte noch darauf, dass ich plötzlich in inniger Liebe entflamme.
Einen Hund abzugeben, zu dem man keine Verbindung aufbauen kann, finde ich richtig. Vorschnell aufgeben und sich möglicherweise von Startschwierigkeiten abschrecken lassen, finde ich dagegen eher nicht richtig. Ich glaube nämlich auch, dass Liebe etwas mit Gewohnheit, Vertrauen und Sich-kennen zu tun hat, da bin ich ganz beim kleinen Prinzen und dem Fuchs - trotz der Kitschkeule, die ich damit schwinge.
Aber ich denke, dass dieser zu entstehenden Verbundenheit eine grundsätzlich stimmige Chemie vorauszusetzen ist - und die hab ich nicht mit jedem Hund.
Emily, Junghund Pinschermix, hatte ich spontan in Pflege genommen, da ihr obdachloser Besitzer ins Krankenhaus musste und sie ohne Bezugsperson auf einem Partygelände lebte. Ich wollte sie so lange behalten, bis er entlassen würde. Aber wir passten nicht zusammen. Es lief nichts dramatisch schief, ich konnte einfach keinen Bezug zu ihr aufbauen, obwohl sie ein nettes Hundekind war. Der Besitzer verstarb im Krankenhaus und ich habe keinen Moment überlegt, sie zu behalten, sondern habe sie ins Tierheim gebracht. Das hat trotzdem weh getan, ich fühlte mich wie eine Verräterin. Aber wir wären kein Team geworden und sie war wirklich nett und jung und toll, ganz sicher hat sie einen anderen Menschen total glücklich gemacht.
Ich mag auch den Hund meiner Mutter nicht. Der ist nett und hübsch und alles - aber es passt nicht.
Mein Freund mochte einen meiner Pflegis nicht - den ich total toll fand, wir passten super zusammen. Aber ich will nicht, dass ein Hund hier bleibt, den einer von uns nicht mag.
Aber dann war da halt auch Lotte. Lotte fand ich hässlich. Und abweisend. Und irgendwie "egal". Da war kein magic moment, als wir sie kennengelernt haben. Und wir haben sie trotzdem genommen, weil mein*e Ex Lotte gut fand. Sie hatte dann auch deutliche Schwierigkeiten am Anfang, ganz große Ängste draußen. Und Jagdtrieb. Und ich war ihr pupsegal.
Und ich hab diesen Hund nach einiger Zeit, vielleicht nach einem Jahr, so heiß und innig geliebt und sie fehlt mir bis heute jeden Tag.
Vielleicht war es diese Lernerfahrung, die mir auch sagt, dass Dauer-Pflegehund Elsa einfach hier bleibt. Auch wenn sie nicht mein Typ Hund ist. Sie fordert ständig, überreagiert ständig, ist völlig unkooperativ und wenn sie ein Mensch wäre, dann wäre sie ein Mensch, der betrunken rumpöbelt, ein Aggressionsproblem hat und zwischendurch ständig körperliche Zuwendung der übergriffig einfordert. Jemand, der dir nicht zuhört, aber selbst unbedingte und ungeteilte Aufmerksamkeit will. Das ist eigentlich eine Mentalität, mit der ich nicht so gut kann. Trotzdem bleibt sie. Aber wäre sie nicht krank, würde ich das vermutlich anders sehen und würde sie längst weitervermittelt haben.
Ich hab sie trotzdem ein bisschen lieb. So wie man einen schrägen und eher unsympathischen Charakter in einer Serie lieb hat, die man schon ewig kennt.