Hund hat Welpe gebissen. Was jetzt tun?

  • Daisy hat zig Hundefreunde vom Dackel bis zum Schäferhund. Noch nie hat sie Aggression gezeigt.

    Das Ding ist: Aggression hat viele Gesichter und ist erstmal nur normale Kommunikation.

    Wir zeigen im Alltag auch Aggression - nur vielleicht nicht ganz so offensichtlich. ;)

    Rollst du manchmal mit den Augen, wenn irgendjemand nervt und das nicht merkt? Wird dein Tonfall manchmal härter, weil dir etwas nicht so wirklich passt oder du das Gefühl hast, dir hört keiner zu? Wirst du nicht auch manchmal laut, weil dir scheinbar keiner zuhört? Stöhnst du vielleicht genervt, weil das Kind an der Bushaltestelle einfach nur nervt? ...

    Das sind auch Aspekte der Aggression. Denk z. B. auch an "passive Aggression".


    Ding Nummer 2: Viele viele viele Menschen denken bei "Hund" und "Aggression" an böse bellende, zähnefletschende oder knurrende Hunde. Aber Aggression ist viel mehr als das und fängt schon viel viel früher an.

    Wenn auf einmal viel mehr Spannung im Hundekörper ist und man denkt, man hat eine Sprungfeder an der Leine. Wenn der Blick härter wird. Wenn die Ohren nach hinten gezogen werden. Oder wenn die Rute steil nach oben zeigt. Wenn der Hund ganz schnell wedelt UND die Rute steil nach oben zeigt. Wenn der Hund jemanden oder etwas anstarrt ("fixiert").


    Aggression ist ein Teil des normalen Verhaltens. Genauso wie Freude.




  • Es kennt doch niemand den Hund? Es kennt niemand die genauen Umstände? Es hat niemand mit dem gerechnet, was da passiert ist.. wie auch, wenn der Hund vorher allen Hunden freundlich gegenüber war? Man weiß doch gar nicht was da genau gelaufen ist und wie lange der Hund vorher schon angezeigt hat, dass ihm gleich gehörig der Geduldsfaden reißen wird. Wie hier schon erwähnt wurde, einen kleinen Hund schwer zu verletzen ist für einen größeren Hund keine Kunst und geht schnell.


    Ich finde, es wird einfach sehr viel hineininterpretiert, ohne die genauen Umstände überhaupt zu kennen. Ich würde es verstehen, wenn man dazu raten würde, einen wirklich guten Trainer auf diesen Hund schauen zu lassen, aber ohne irgendwas unternommen zu haben gleich zur Abgabe zu raten verstehe ich hier ehrlich nicht.


    Vielleicht könnt ihr dem Text aber auch deutlich mehr entnehmen, als ich.

  • Abgabe, Abgabe, wer will denn so einen Hund, der schonmal so gebissen hat? Als ob es eine Welt gäbe in der Menschen, die das auffangen schlange stehen. Dein und, deine Verantwortung.

    Wobei die Frage auch ist, wäre es zu so schweren Verletzungen gekommen ohne eingreifen der Menschen? Ja, der Welpe hat geschrien, das tun Welpen oft bei Maßregelungen, eben um den "Welpenschutz" zu aktivieren. Kann sein, dass sie erst stärker zugepackt hat, als ihr alarmiert ankamt und der Tritt dann den Rest gegeben hat.

    Kann man so nach der Beschreibung nicht wissen, kommt aber auch nicht so selten vor das Menschen alles schlimmer machen, weil der Hund aus reflex dann fester zupackt.


    Ja, es gibt Hunde, die mit Welpen generell netter umgehen und gute Tanten/Onkelhunde sind. Das ist nicht so selten. Aber da kann man sich nunmal nicht drauf verlassen und Welpen nerven halt auch gerne. Was den Umgang mit völlig fremden Hunden schwierig macht. Es war einfach euer unfassbarer Fehler, lieber zu ratschen als zwei Hunde zu beobachten, die sich nicht kennen. Schon gar einen Welpen, ich fass es nicht. Aber es ist nunmal passiert. Ich habe auch shcon Fehler gemacht, die ich unfassbar bereut habe, aber da gibts nunmal nur ein Vorwärts und die Verantwortung übernehmen.


    Der Welpe und du und deine Freundin und deine Hündin werdet mit dem furchtbaren Fehler leben müssen.


    Und nein, das muss nicht bedeuten, dass ihre anderen Freunde kleine Freunde sind. Ihr Sozialverhalten generell sollte sich ein in Mehrhundehaltung langjährig erfahrene Trainerin ankucken und dich coachen. (Also keine, die seit 5 Minuten ihren Ersthund hat und mal ne Hundetrainerausbildung mit ihrem Ersthund absolviert hat und selber Hunde kaum lesen kann)


    Ich wünsch dem Welpen viel Glück und dir auch mit deiner Freundin und deiner Hündin. Dass der Schaden so drastisch bleibend ist, ist eine Bürde, die ich keinem Wünschen würde. Es tut mir sehr leid für euch.

  • Die Sache mit dem Welpenschutzmythos wurde ja schon erwähnt. Real ist, dass außerhalb der eigenen (verwandten!) Gruppe oft - nicht immer! - Rüden etwas toleranter gegenüber fremden Welpen sind. Unter Hündinnen dagegen gibt es durchaus einige, die der Ansicht sind, auf der Welt gibt es nur Platz für eine Art von Welpen, nämlich die eigenen. Alles andere wird als potentielle Konkurrenz möglicher eigener Welpen schlicht und einfach vernichtet - wenn man die Hündin lässt. Das ist, so hart es klingt, von dieser Hündin dann NICHT verhaltensgestört. Dafür spricht auch das hier:

    Daisy hat zig Hundefreunde vom Dackel bis zum Schäferhund. Noch nie hat sie Aggression gezeigt.

    Wobei, immer vorausgesetzt das stimmt so. Denn solltest du die Kontakte mit diesen Hunden genauso wenig bzw. auch mit genauso wenig Kenntnis beobachten wie in dieser Situation hier, dann bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich so aggressionsfrei läuft, oder du vielleicht nur die kleinen Zeichen nicht siehst und deine Hündin gegenüber den anderen (noch) gehemmter auftritt? Da hilft nur eines, nämlich ein Trainer, der mal draufschaut und das mit Hintergrundwissen einschätzt.


    Woher hätte ich denn damit rechnen sollen?

    Und das ist der Punkt, an dem bei dir ein gewaltiger Lernprozess nötig wäre. Denn die Antwort auf diese Frage lautet schlicht und ergreifend: Mit entsprechendem Hintergrundwissen wäre es für dich völlig klar gewesen, dass du mit so etwas potentiell rechnen musst. Einen Hund mehr oder weniger unbeaufsichtigt mit anderen Hunden einfach machen zu lassen, das ist so eine beliebte Hundewiesensitte, die immer wieder böse ins Auge geht - in eurem Fall leider wortwörtlich. Erst recht ist das keine gute Idee, wenn man seinen Hund erst so kurz kennt. In dieser Hinsicht hat übrigens deine Freundin genauso viel Mist gebaut wie du, um das jetzt so hart zu sagen. Ich hoffe, dem Zwerg geht es zumindest körperlich wieder besser? Denn damit muss deine Freundin nun leider rechnen, dass der kleine durchaus durch dieses Erlebnis einen Knacks im Sozialverhalten abbekommen haben kann. Auch ihr wäre somit anzuraten, sich beizeiten Unterstützung durch einen guten, positiv arbeitenden Trainer zu suchen.



    Was dich und deine Hündin angeht: Zuerst mal eine Analyse, wie sie wirklich tickt, durch einen Fachmann. Ist sie ansonsten im Sozialverhalten sicher, und das kann wie gesagt durchaus auch sein, dann besteht kein sachlicher Grund, sie abzugeben. Und es muss auch nicht unbedingt etwas zu tun haben damit, wie sie Menschen gegenüber ist. Andererseits besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass sie generell bereit ist, ernsthaft zu werden, und das allmählich zeigt wo sie langsam bei dir ankommt, zuerst bei einem Gegenüber der ihr nicht viel entgegen zu setzen hat. Beides ist möglich, du selbst wirst das nicht beurteilen können, da solltest du dir also eine gute Einschätzung einholen. Je nach dem kannst du dir dann entscheiden, ob du dir den weiteren Weg mit ihr zutraust.


    Dabei spielt aber noch ein anderer Aspekt eine Rolle: Wie kannst du emotional damit umgehen? Traust du dir zu, sie weiterhin anzunehmen, auch gefühlsmäßig? Kannst du ihr Wärme und Sicherheit geben, oder siehst du sie nur noch negativ, hast vielleicht gar Angst vor ihr? Sei da bitte ehrlich zu dir selbst, es bringt niemandem etwas wenn du dir da was vormachst. Denn so oder so, den Weg wieder zueinander und zu einem verantwortungsvollen Umgang zu finden wird Arbeit. Und zwar nicht zu wenig.


    Solltest du dich entscheiden, diesen Weg zu gehen, tu es mit Unterstützung. Und sei bitte nie wieder so naiv, dir deiner Verantwortung für sie nicht bewusst zu sein. Vor allem aber bedeutet das, in rasender Geschwindigkeit eine Menge über Hundeverhalten zu lernen. Das kann durchaus Freude machen, ist hoch interessant und bereichernd, aber eben nicht bequem nebenher gemacht. Das wäre die eine Möglichkeit.


    Kannst du aber nicht sagen, dass du sie weiterhin lieben kannst, traust du dir die Verantwortung nicht zu, hast du gar Angst vor ihr: Dann gib sie ab. Aber bitte nicht per Ebay oder ähnliches, sondern über ein gutes Tierheim bzw. eine entsprechende erfahrene Vermittlungsstelle. Auch dabei könnten dir hier bestimmt einige User helfen. Dann hättest du auch Zeit, dir das Grundwissen über Hundehaltung, das über die Weisheiten, die schon vor 30 Jahren unter informierten Hundehaltern überholt waren, hinausgeht, in aller Ruhe anzueignen. Und das solltest du auf jeden Fall tun, bevor du dich dann erneut in das Abenteuer Hundehaltung stürzt.

  • Was meint ihr mit es gibt keinen Welpenschutz? Warum hört und liest man das dann so oft? Wissen Hunde nicht das sie ein Baby vor sich haben?

    1. es ist Unwissenheit vom Menschen!

    Eigentlich eine alte, ziemlich romantische Vorstellung!


    Innerhalb des eigenen Rudels trifft dies auch zu!

    Alles, was nicht zum Rudel gehört, nun, da hat die Natur einen eigenen Weg!

    Im Grunde genommen geht es doch nur darum, sich selbst fortzupflanzen.

    Da stören nun mal Nachwuchs von anderen, die ja die Nahrung "klauen" kann, schlimm, wenn ohnehin nicht genug da ist!


    Natürlich merken sie, daß es ein Baby ist. Kann man leichter eliminieren, als einen ausgewachsenen, und dann noch gleich großen oder gar größeren Hund!


    Ich bin einfach immer noch schockiert. Daisy verhält sich wie immer will kuscheln aber in mir sträubt sich alles. Aber es beruhigt mich das ihr denkt das sie keine Menschen beißen würde

    Dann denke darüber gründlich nach, und treffe die beste Entscheidung FÜR den Hund!

    Denn, sie kann auch nichts dafür!

    Sie hat sich eben hündisch benommen!

    Das wirst Du lesen lernen müssen!

    Nur dann kannst Du sehen, was bald schief laufen könnte und rechtzeitig eingreifen!

  • Ich fühle etwas mit dir, da meine Maus auch Daisy heißt aber (!) Hundeerziehung funktioniert eig nur darüber, dass du deinen Hund und seine Körpersprache einschätzen kannst.

    Dass deine Maus bisher gar keine Anzeichen von Stress während der wie von dir beschrieben unzähligen Hundebegegnung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Viel wahrscheinlicher ist es meiner Meinung nach, dass du diese nicht erkannt hast.

    Vorwürfe machst du dir schon genug aber bitte mach diese nicht deinem Hund!

    irgendetwas muss passiert sein, dass sie sich bedroht gefühlt hat und sich nicht mehr anders zu helfen gewusst hat, als sich so zu wehren.

    Scheinbar bist du ja schon in einer Hundeschule, ich würde dir raten, einen anderen Trainer zu suchen.

    Zu dem Rest haben die anderen schon genug gesagt :)

  • Zitat

    Hunde wissen doch das sie keine kleinen Welpen attackieren oder?

    Zigmal gesagt ,aber weil das nun mal der Knackpunkt ist: NEIN. Im Gegenteil. Hündinnen haben sogar ein genetisches Programm, das die Tötung fremder(!!) Welpen vorsieht, wenn sie anders nicht zügig aus dem Revier zu kriegen sind. Ein Programm, das ihnen sagt, dass die Ressourcen nur für ihren eigenen Nachwuchs reichen, und das alles andere wegmuß. Egal wie.


    Bei vielen Hündinnen ist dieser Instinkt inzwischen abgeschwächt, aber urtümlichere Typen (die du über den TS durchaus an Land ziehen kannst) zeigen ihn oft noch so massiv, dass man da ständig aufpassen muß. Wie ihr jetzt ja erlebt habt. Ich würde wetten, deine Hündin hat die Kleine von Anfang an gehetzt und unterschwellig bedroht, bevor sie zugefasst hat. Während ihr euch über das gelungene Playdate gefreut habt.


    Und das ist erstmal absolut keine unnatürliche Aggressivität der Hündin, es ist ein Fall von: Menschen haben keine Ahnung, Hündin tut, was sie glaubt, tun zu müssen, und Welpe bezahlt dafür.

  • Edit: einer Freundin von mir ist es auch schon passiert, dass ihre Maus eine Kaustange im Garten liegen gelassen, welche sie nicht gesehen hat. Als wir dann da waren, haben die sich natürlich direkt deswegen „gebeeft“ als meine diese gefunden hat. Es muss also auch nicht immer Wut oder Ähnliches der Auslöser sein…..

  • Hier mal Bilder von Sonntag, nur einen Tag bevor es passiert ist! Sie ist die kleinere, also nicht der Schäferhund.



    Sie war wirklich immer total freundlich und verspielt.

    In der Hundeschule wird die letzten 10 Minuten getobt, also die Hunde miteinander, aber sonst gibt es Erziehungskurs, also Alltagskommandos.

    Das Toben möchte ich auf keinen Fall. Denkt ihr, sie kann am Erziehungskurs teilnehmen und danach gehen wir einfach früher? Einzeltstunden werde ich buchen!

    Ich weiß nicht ob ich der richtige Mensch für "so einen" Hund bin. Ich möchte eigentlich einen lieben Hund, der nicht beißt, aber ich glaube da spricht auch der Schock aus mir. Ich bekomme die Bilder nicht aus dem Kopf und jedes Mal wenn ich sie ansehe kommen sie wieder hoch.

    Aber wenn sie nicht auf Menschen geht, kann ich noch eher damit umgehen. Dann halte ich sie eben von Hunden fern, das sollte schon machbar sein.

    Natürlich stimmt es. Wer nimmt einen bissigen Hund? Ich möchte auch nicht das sie im Tierheim versauert.

    Danke für die Erklärung zum Welpenschutz das wusste ich tatsächlich nicht! Natur kann schon grausam sein.

  • Aber wenn sie nicht auf Menschen geht, kann ich noch eher damit umgehen

    Das Problem ist, dass dir das hier niemand 100%ig versprechen kann. Es kann noch ganz viel neues Verhalten kommen, wenn sie richtig bei dir ankommt. Schutztrieb zb könnte dafür sorgen, dass sie Menschen stellt/angreift,wenn du sie nicht angemessen führst.

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