Rückruf versauen - Was genau soll das sein?

  • Hallo,

    ich stosse hier immer wieder im Forum auf die Phrase "ich will mir nicht den Rückruf versauen" und kann damit eigentlich nicht viel anfangen.

    Hat man sich den Rückruf versaut, wenn der Hund nicht gleich kommt?

    Darf man also nur rufen, wenn man sicher ist, dass er kommt?

    Wie kann man eine Versauung des Rückrufs vermeiden?

    Darf man dann den Hund erst in den Freilauf lassen, wenn der Rückruf 100% sitzt?

    Fragen über Fragen.

    Ich denke, grade für Hundeneulinge ist das ein interessantes Thema und ich fände einen Erfahrungsaustausch über die Tücken des RR interessant. Vielleicht kann man ja einigen Usern die Sorge davor nehmen, dass man sich gleich den Rückruf versaut hat, wenn der Hund mal nicht sofort hört.

  • Wenn das Kommando erst im Aufbau ist, rufen, wenn der Hund zu abgelenkt ist.


    Ablenkungsgrad immer so steigern, dass es klappt.


    Zig mal rufen, ohne Erfolg. Hund lernt dabei, nur dann zu kommen, wenn er es will, nicht umgekehrt. Es braucht rund 1000 fehlerfreie Wiederholungen, bis ein RR wirklich gefestigt ist.

  • Naja, was bringt ein Rückruf bei dem ein Hund nur kommt, wenns gerade nichts besseres zu tun gibt? Also ja, man versaut sich den Rückruf, wenn man immer wieder ruft und der Hund nicht kommt. Denn dann findet eben nicht die Verknüpfung statt "Rückruf -> direkt zurück rennen".


    Klar ist der Rückruf nicht versaut, wenn der Hund nach 100 erfolgreichen Versuchen ein einziges Mal nicht kommt, aber wenn ich 10mal rufe und der Hund kommt nur 7mal (direkt beim 1. Mal), dann fände ich das schon höchst bedenklich.


    Also ja, im Training darf ich nur rufen, wenn ich sicher bin, dass der Hund kommt. Im Zweifelsfall kann man ja zusätzlich ein Rückrufwort klassisch mit Jackpot konditionieren und das im Notfall (seltenst) nutzen.

  • viele rufen ihre Hunde auch nur bei nahender Ablenkung. Das führt dann dazu, dass Hund erstmal die Umgebung abscannt und sich dann ggf auf den Weg zum Halter macht.

  • Bei uns gibt es drei Stufen.

    Pfeifen (ich mit Lippen), bedeutet, dass der Herr zügig rankommen sollte. Geht meistens.

    Rufen beim Namen ist eine Stufe obendrauf, nehme ich selten.

    Pfiff mit der Hundepfeife ist Ultimo mit Jackpotbelohnung. Der muss immer klappen. Den nutze ich nur sehr selten, damit er sich nicht abnutzt. Belohnt wird immer. Ich rufe auch nur 1x, egal wie. Kommt er nicht, gehe ich hin und leine an.

    Ob man den RR wirklich nachhaltig versauen kann, weiss ich nicht. Da muss die Bindung schon sehr schlecht sein.

    Ich benutze ihn aber wirklich selten, wenn Pfeiffe ich und laufe weiter/weg. Die Kombi funktioniert bei uns zu 99%.

  • Ein Rückruf soll keine Option oder ‚magst du vielleicht mal zu mir kommen‘ sein.


    Jeder nicht erfolgreich umgesetzte Rückruf verzögert das festigen des RR deutlich oder macht irgendwann gar einen Neuaufbau nötig.


    Natürlich kann es immer mal passieren, dass es nicht funktioniert - ein Tier ist keine Maschine.


    Ich bin mal ehrlich: meine Hunde laufen oft frei. Ich kann mich gerade nicht daran erinnern, wann der RR zuletzt nicht geklappt hat...ach doch: im Januar.


    Wenn der RR in der Junghundezeit mal nicht funktioniert hat, kam die SL für 3-4 Wochen wieder dran. Heute kann ich sie eigentlich recht gut einschätzen und dann kommt die SL auch mal tageweise zum Einsatz, damit es keine Erfolgserlebnisse gibt.


    Damit keine ‚hui, wenn Frauchen ruft, ist bestimmt etwas spannendes in der Nähe...da scanne ich erst mal und entscheide dann, ob ich zu Frauchen oder dem Reiz renne‘-Stimmung aufkommen zu lassen, rufe ich auch häufiger mal, wenn 0,0 passiert, schmeiße einen Keks auf den Weg (-> dadurch wird gleich der Weg positiv belegt) und schicke gleich wieder los.

  • Ein zuverlässiger Rückruf basiert fast immer darauf, dass der Hund überhaupt nicht auf die Idee kommt, dass es die Option "nicht gehorchen" gibt. Wenn der Hund diese Option kennenlernt, kann es eben sein, dass man (für immer) ein Problem hat oder es sich zumindest sehr, sehr viel schwerer macht.
    Und es gibt nunmal auch eigentlich kein Kommando bei dem man so sehr davon abhängig ist, dass der Hund darauf hört. Sitz, Platz, nein, all das kann ich zur Not erzwingen, wenn der Hund bei mir ist, aber wenn er es nicht ist und er eben auch nicht kommt, hat man einfach keinerlei Handhabe auf den Hund einzuwirken.

    Rückruf ist bei mir mit Abbruch und einem Stop (vorzugsweise Platz), das Kommando wo ich wirklich absolut und immer darauf bestehe, egal wie und warum.

  • Ich finde schon, dass viele Hunde den Rückruf nur als grobe Empfehlung zu kommen verstanden haben - zumindest hier in der Umgebung.

    Und das ist für mich dann einfach ein Trainingsfehler.

    Klar 100% wird man nie erreichen, aber Hunde bei denen s.o. installiert wurde gehören für mich dauerhaft an die Leine, Punkt.


    Wir haben einen sehr gut funktionierenden Rückruf.

    Allerdings habe ich mir auch wie oben schon jmd schon geschrieben hatte Mühe gegeben, dass es die Option „nicht kommen“ nicht gab, bzw. wenn das doch der Fall war habe ich mir zwar wegen meines schlechten Timings innerlich in den Hintern gebissen, aber dann auch aktiv reingestraft.

    Hatte zugegebenermaßen aber auch den Vorteil, dass ich einen sehr leicht zu beeindruckenden Hund habe, der mit mir keinen Streit haben möchte und nen Radius von nur 10-15 Metern hat, da ist man dann also auch recht fix da gewesen…

  • Mein Freund bietet ehrenamtlich unfreiwillige Coachings zum Thema Rückruf versauen an.

    Er zeigt dabei eindringlich und mit vollem Körpereinsatz zigfache Wiederholungen des gleichen und manchmal auch unterschiedlicher Kommandos in allen erdenklichen Tonlagen - von Whitney Houston über Picachu bishin zum HB-Männchen wird die komplette Palette zum Besten gegeben.

    Bei unvorhergesehener prompter Befolgung des Kommandos wird dann wahlweise gemeckert (kann auch über etwas ganz anderes sein, z.B. über Müll, der auf dem Weg liegt, wird aber körpersprachlich an den Hund adressiert) oder es wird (innerlich höchst zufrieden, äußerlich nicht wahrnehmbar) direkt angeleint und mit Ignoranz gestraft.

    Auch durch das Rufen des Hundes in dessen Eigennamen mit drohender Stimme in höchst unbedrohlichen Situationen wird versucht, den liebevoll aufgebauten Rückruf zu torpedieren.

    :roll:


    Ich glaube, den Rückruf versaut man genau dadurch:

    Durch Unvorhersehbarkeit der Reaktion auf das gewünschte Verhalten

    Durch mehrfache Wiederholung des Kommandos bis die Konditionierung abgelutscht ist

    Durch mangelnde Übung in ablenkungsarmen Reaktionen und anschließende Freigabe

    Durch völlige Veränderung der Tonlage und Körpersprache bis hin zur Unkenntlichkeit des Kommandos in Situationen, in denen es keine Übung ist


    Ich selbst versaue gerade den Rückruf auch ein wenig, indem ich nicht mehr so sehr auf das schnelle Herankommen poche und dadurch weniger motivierend einwirke.

    Gerade stehen Alma und ich vor dem Rätsel, ob sie nur richtig schnell kommen muss, wenn ich schon von Weitem bedeute, dass ich sie jetzt richtig dolle feiere.

    Sie ist der Meinung, dass ich das wohl so meinen muss.

    Ich bin der Meinung, dass ich eigentlich nicht immer innerlich vor Stolz explodieren muss, wenn sie kommt.

    Wir beide wissen, dass die Belohnung weglassen für langsameres Kommen eigentlich keine Option ist.

    Sie findet, ich soll sie ihr trotzdem geben. Ich finde, sie muss dann erst noch was anderes machen.

    Aber wir haben derzeit noch keine Sprache dafür gefunden, die für uns beide verständlich wäre.

  • Ein zuverlässiger Rückruf basiert fast immer darauf, dass der Hund überhaupt nicht auf die Idee kommt, dass es die Option "nicht gehorchen" gibt. Wenn der Hund diese Option kennenlernt, kann es eben sein, dass man (für immer) ein Problem hat oder es sich zumindest sehr, sehr viel schwerer macht.
    Und es gibt nunmal auch eigentlich kein Kommando bei dem man so sehr davon abhängig ist, dass der Hund darauf hört. Sitz, Platz, nein, all das kann ich zur Not erzwingen, wenn der Hund bei mir ist, aber wenn er es nicht ist und er eben auch nicht kommt, hat man einfach keinerlei Handhabe auf den Hund einzuwirken.

    Rückruf ist bei mir mit Abbruch und einem Stop (vorzugsweise Platz), das Kommando wo ich wirklich absolut und immer darauf bestehe, egal wie und warum.

    Das ist interessant.

    Also ich habe schon die praktische Erfaheung gemacht, dass vom jungen Hund der Rückruf ignoriert wurde. Da hab ich mir halt überlegt, wie ich in der konkreten Situation reagiere. Ich hab mir aber eher nicht gedacht: "Scheisse, jetzt hab ich mir den Rückruf für immer versaut."

    Auch jetzt kommt es noch vor, dass Kaya den Rückruf nicht sofort befolgt. Trotzdem finde ich, dass wir einen funktionierenden Rückruf haben.

    Immer sofort mit maximalem Speed

    beim ersten Rufen/Pfiff halte ich für einen sehr hohen Anspruch, von dem ich Pi mal Daumen behaupten würde, dass ihn mindestens 90% der Hunde, die ich im RL treffe, nicht erfüllen.

    Vielleicht wird ja auch der RR zur Führung und Kontrolle überbewertet?

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