Rückruf versauen - Was genau soll das sein?

  • Nur wenn ich das meinem Hund so versuchen würde klarzumachen wäre er erstmal nachhaltig verstört.

    Und genau deswegen gibt es nicht das Trainingsschema F nach welchem jeder Hund funktionieren (sollte), sondern jeder Hund ist und reagiert individuell. Was bei Hund A nötig ist, damit er mit unerwünschtem keinen Erfolg hat, ist bei Hund B schon zu viel.

    Das istdas eine.

    Und ich glaube auch, dass Hund und Mensch sich aneinander adaptieren. Kaya beobachtet mich und meine Reaktionen jetzt seit fünf Jahren. Ich bin der eher laute Typ, aber kohärent in meinem Handeln, denke ich. Sie weiss also, welche Handlung folgt. Ich beobachte, dass sie diese auch manchmal bewusst in Kauf nimmt. Sie hat keine Angst vor mir, weil ich berechenbar bin. Sie nimmt auch wenig bis nix übel und ich auch nicht. Ich finde wichtig, dass nach der Korrektur und der Verhaltensänderung auch sofort wieder alles gut ist. Hunde sind nicht nachtragend und wir sollten es auch nicht sein.

  • Klar ist der Tipp gut, dass man gar nicht zirückruft, wenn der Hund höchstwahrscheinlich nicht kommt, weil das Hirn grad woanders ist. Aber aus der Phase soll der Hund ja auch irgendwann mal raus sein. Dann erwartete ich auch, dass er kommt, wenn 100m weiter Kumpel Kuno um die Ecke biegt. Meiner Ansicht lernt er das, indem das Nichtbefolgen halt auch unangenehme Konsequenzen hat

    Das wollte ich jetzt nicht so stehen lassen, weil, wenn es einen Anlass gibt, wo der Hund jetzt pronto hören muss, lasse ich natürlich nicht einfach den Hund hinlaufen, so nach dem Motto "Kann ich jetzt auch nix machen :ugly: " :lol:


    Idealerweise sehe ich Kumpel Kuno zuerst xD Und kann mit einem zuckersüßen Rückruf und Belohnung den Hund zu mir umorientieren.


    Ich gebe aber zu, momentan könnte es sein, dass Jack dann einfach abdüsen würde :pfeif:

    Klar würde ich dann schimpfen, am meisten mit mir selbst, es würde aber nix bringen xD


    Dann werf ich aber auch keine Leine mehr hinterher oder schreie ihm nach, denn der Jungspund ist in so einem Fall dann schon jenseits aller Erreichbarkeit |)

    Oft stoppt er aber nochmal vorher, wenn er was interessantes gesehen hat, wo er nochmal ansprechbar wäre. Das wäre dann eine zweite Chance, ihn zu rufen, und meist klappt es da.


    Würde er gar nicht hören, wäre Freilauf halt erstmal wieder gestrichen... in den allermeisten Fällen bisher habe ich aber vor ihm gesehen, dass was kommt, weil er immer recht traumhappert durch die Gegend scharwenzelt, wenn wir Gassi sind. Er ist mir tatsächlich nur ein einziges Mal abgehauen, weil er eine Spur verfolgt hat, und gleich wieder gekommen :tropf: Seitdem pass ich besser auf und kontrolliere enger.

  • Ich habs ja gerade richtig cool: Ich hab einen Welpen, der zu mir kommen will. Sogar wenn was Anderes spannend ist - spätestens wenn ich quietsche, kommt sie mit fliegenden Öhrchen angeschossen. Das ist fürs Üben gerade echt perfekt, hatte ich noch nicht.


    Richtig versauen würde ich es mir vermutlich, wenn ich sie immer nur von Spannendem wegrufe.

  • Ich hatte heute morgen einen tollen Übungspart zum Thema Rückruf.

    Eros sichtet seinen besten Freund, ist ohne Leine und rennt schon los. Besagter Freund ist etwa 50 Meter weit weg, kleiner Weg dazwischen. Ich: Pfeife raus und „Käsepfiff“, Eros bleibt steht, denkt nach, kommt zurück, ich Leine ihn an, laufe mit ihm zum Kumpel und lasse ihn toben. Sonst hört er auch ohne Superpfiff, leider nicht bei seinem Freund. Heute schon und ich war echt happy. Gut, dumm für Tony. Käse geht halt über Freundschaft.

    Worauf ich hinaus will, Eros kam, habe ihn zwar kurz angeleint, doch er durfte nach Überquerung des Wegs trotzdem spielen. Es kommen sicher Zeiten, da wird das weniger gut klappen, aber ich bin sicher, wenn man das einmal gut aufgebaut hat, umschifft man auch andere Klippen (Pubertät, Jagdtrieb usw.).

    Eros läuft eben auch von Anfang an sehr viel frei und da achte ich eben auch doppelt auf einen sitzenden Rückruf. Wäre es nicht sein bester Spielkumpel gewesen, wäre er gar nicht erst gestartet und ich hätte ihn auch einfach nur rufen können. War ich schon bissel stolz auf uns heute.

  • Ich übe, dass man nicht zu Kumpel Kuno rennt. Das hat aber ja nichts mit Rückruf zu tun.

    Mal konkret:

    Du bist mit deinem Hund (bzw. deinen Hunden) im Freilauf unterwegs. Der Hund läuft ca. 20m voraus und aus einem Waldweg kommt Kumpel Kuno ebenfalls in Freilauf. Und der Hund und du registriert den etwa gleichzeitig. Haben deine Hunde in so einem Fall gelernt, sich sofort zu dir umzuorientieren? Oder lernen sie, dass Fremdhunde ignoriert werden?

    Ich glaube aber mich zu erinnern, dass du grundsätzlich keinen Hundekontakt ausserhalb deiner Gruppe haben willst, oder?

  • Meine Hunde sollen die Bremse reinhauen und sich dann in meine Richtung bewegen, wenn ich nix sage. Ich kann ihnen aber auch sagen, dass sie an der Stelle bleiben sollen, wo sie gerade sind. Oder sie rufen.


    Meine Hunde haben mehrmals die Woche Kontakte zu uns bekannten Fremdhunden.

  • Ich versuche mal die Frage des Threads zu beantworten, auch wenn ich es schwierig finde da es sehr individuell bewertet wird was als “versaut” gilt. Am besten ich gebe dafür Beispiele:


    1) Rückruf versaut, sagt meine Freundin M. Mein Hund kommt nicht mehr. Was ist passiert? Immer wenn er nicht sofort sondern erst auf zweiten Ruf kam oder sogar eingesammelt werden musste (was an sich selten war, sein RR ist gut gewesen), hat sie ihn geschimpft. Der Hund ist ein selbstbewusster, zwar eigenständiger, aber bei den Menschen die er lieb hat mit sehr viel Will to Please ausgestatteter Charakter und hört an sich gern. Schimpfen von Frauchen nimmt er eher wohlwollend hin; er wirkt weder verstört durch die “Strafe”, noch meidet er sonst Frauchens Nähe - das Schimpfen ist vielmehr komplett wirkungslos und lediglich eine symbolische Strafe in seinem Fall. Wir haben dann zusammen nachgedacht- was war früher anders? Aha, früher gab es Belohnung wenn er kam - auch wenn es erst beim zweiten Mal war - und beim Einsammeln wurde nicht geschimpft, man übte ja schließlich positiv. Also beschloss meine Freundin, wieder nur positiv zu agieren. Plötzlich war der RR wieder da. War er überhaupt versaut gewesen? Nein, aus meiner Sicht war er es nicht - aber die eingeübte Situation (die fröhliches Rufen und Leckerli beinhielt) war ja immer nicht eingetreten (es wurde stattdessen genervt gerufen und bestraft). Weder der Reiz, noch die Konsequenz stimmten noch - ergo kein Ergebnis im Verhalten. Also gab es auch das eingeübte Verhalten nicht mehr. Sobald die ursprüngliche Situation wieder hergestellt war war das Verhalten sofort wieder da.


    2) Mein Bekannter C. schlägt den Hund mit der Leine, als dieser einmal etwas zu spät auf den RR reagiert. Der Hund ist verängstigt, diese Konsequenz gab es beim RR noch nie, er ist sehr weichführig und sein sensibles Wesen verträgt das gerade Erlebte nicht. Er verknüpft den RR mit Gewalt und meidet es fortan bewusst, zu C. zu kommen wenn dieser ruft. Ist der Rückruf versaut? Aber ja, das ist er. Mehr noch, er beginnt C. insgesamt zu meiden.


    3) Mein Bekannter K. geht gern mit seinem großen intakten Rüden ohne Leine Gassi. Der Hund hat einen guten Rückruf - bis er ihn dann eines Tages nicht mehr hat, denn sein Konkurrent Nr. 1, ein anderer großer intakter Rüde, taucht auf der anderen Straßenseite auf. Herrchen ruft - einmal, zweimal, dreimal - in immer mehr verzweifelter und wütender Tonlage. Hund kommt nicht. Ist der Rückruf versaut? Keineswegs. Nur ist er nicht gefestigt genug, um den Hund vom Hauptkonkurrenten fernzuhalten. Es war also noch kein 100% Rückruf. Da muss man eben weiter üben.


    Wie man sieht, muss man meiner Meinung schon wirklichen Blödsinn verzapfen, damit der Rückruf gründlich versaut wird. Meist war er vorher nur noch nicht gut genug oder aber man hat die Situation zu sehr zum Negativen verändert bzw. so unschmackhaft gemacht dass der Hund sie nicht mehr automatisch mit dem Signal zurück zu kommen verknüpft.

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