Hund "fliegt einem um die Ohren "

  • Mit dem Ausdruck "wenn du nichts unternimmst, fliegt der dir bald um die Ohren" ist meist auch gemeint, daß bisherige unerwünschte Verhaltensweisen sich in ihrer Heftigkeit noch steigern können, wenn der Halter jetzt nichts oder das Falsche tut.

  • Wenn ich das nutze, dann meine ich fast immer das in dieser Situation die Kontrolle ueber den Hund komplett fehlt und der Hund (in dieser Situation) eine Gefahr darstellt. Fuer sich, fuer andere Hunde, fuer andere Tiere, fuer andere Menschen, fuer den Halter.


    Wenn man das nicht kennt: Prima

    Gibt aber leider genug Faelle/Situationen in denen es anders laeuft..

  • Ich kannte das von meinen vorherigen Hunden auch nicht. Wenn die reizüberflutet oder überfordert waren, haben die eher dichtgemacht und sich damit selbst von den Reizen abgeschottet.


    Seit ich meinen Kelpie habe, weiß ich, was es heißt, wenn einem der Hund um die Ohren fliegt :nicken: .

    Viel Arbeitswillen, viel hibbel, Stress, wenig Umweltfilter.

    Das beschreibt sie ziemlich gut. Wenn sie überfordert ist, kann sie eben nicht dichtmachen, sondern sie kann Reize immer schlechter filtern und springt immer eher darauf an.

    Auch Müdigkeit hat bei ihr nicht zur Folge, dass sie langsamer wird und Reize ausblendet, sondern im Gegenteil, sie kann immer schlechter mit äußeren Einflüssen umgehen, bis ihr irgendwann die Sicherungen durchknallen.


    Bei ihr äußert es sich so, dass sie hirnlos rennt, an der Leine zickzack hin und herspringt und ständig in die Leine knallt. Sie reagiert dann extrem auf Bewegungsreize und bellt alles an. Es ist dann schwer, zu ihr durchzudringen.

    Solche Situationen kamen im ersten Lebensjahr öfters vor, mittlerweile ist sie 3 und es ist schon lange nicht mehr passiert.


    Ich musste erst gemeinsam mit ihr lernen, sie so zu führen, dass das eben nicht passiert und der Grat zwischen Über- und Unterforderung nicht überschritten wird. Sie hat gelernt, runterzufahren und Reize zu filtern und wir haben uns einige Werkzeuge angeeignet, die eine Eskalation verhindern.

  • Vermutlich kenne ich dann wirklich nur die einfachen Hunde oder kenne nur Menschen, die sich die passenden Rassen/Mixe zulegen und damit auch klar kommen.

    Genau, das heisst aber nicht, dass es das nicht gibt.


    Ich würde diese Redewendung benutzen, wenn ein Halter - situativ oder sogar generell - völlig überfordert mit dem Hund ist und diesen nicht kontrollieren kann.

    Und situativ geht das (temporär und nicht zwingend wiederkehrend, bzw. reproduzierbar) schneller als man meint. Bei Auslandsschutzhunden kennt man oft Trigger nicht bis es soweit ist. Es geht dann auch nicht darum ob erfahrener oder unerfahrener Hundehalter, passieren kann das jedem, auch phasenweise und die Gründe können manifaltig sein.


    Der erfahrene Hundehalter hat es nur potenziell nur schneller im Griff, weil größerer Werkzeugkoffer.

  • Unterschied zwischen "5Minuten haben" und "fliegt einem um die Ohren"


    5Minuten: kann man i.d.R. in aller Seelenruhe daneben stehen, sich freuen, dass der Hund sich freut und nen bissl vor sich hin blödelt und einfach Spaß hat.



    "Um die Ohren fliegen": kann man i.d.R. nicht in aller Seelenruhe daneben stehen, entweder weil sich der Hund in dem Augenblick selbst gefährdet/schadet oder es für andere mehr als Unangenehm wird. Das reicht von massivem Stress, völlig out of order, völliger Orientierungslosigkeit, Übersprungshandlungen wie zB. deutliches in den Halter beißen oder in alles, was daneben steht - auch nen Hundekumpel etc.


    Hat nix mit normal/Halter kann's halt/Halter sucht sich den passenden Hund aus etc. zu tun, sondern ist ein Zusammentreffen verschiedener Faktoren, die in dem Augenblick einfach das Pulverfass zum Explodieren bringen.

  • Ich hatte das Glück das bisher immer nur ziemlich wörtlich, aber eher komisch zu erleben - etwa dann, wenn ein temperamentvoller Jungterrier seine Kraft und seinen Enthusiasmus einfach nicht mehr zügeln konnte und aus dem Stand regelrecht expoldierte. So etwa:



    Das war zwar immer spektakulär, aber an sich nicht dramatisch, und spätestens nach einer wilden Rennrunde abgehakt. Dann war der übermütige Youngster wieder auf ebenem Kiel, grinste einen zufrieden an, und der Alltag ging weiter.

  • Aber woran liegt das denn?

    TS Hunde aus dem Ausland nehme ich jetzt mal aus, damit kenne ich mich kaum aus.

    Achten die Züchter nicht mehr auf ein gutes Nervenkostüm und mehr auf die Optik? Passen Hund und Mensch einfach nicht zusammen (respektive falsche Rassewahl?)

    Hat der Mensch zu hohe Ansprüche an den Hund? Will er zu viel, zu schnell?

    Oder liegt es gar daran, dass Hund einfach mitunter zu viel Aufmerksamkeit bekommt, ständig im Mittelpunkt und unter Beobachtung steht?

  • Massai


    Nicht unbedingt. Bei einigen Rassen ist jobbedingt mehr Reizoffenheit, Feinnervigkeit und mehr und schnellere Reaktivität gefragt. Koppel das mit hohem Arbeitswillen und einer immer reizintensiveren Umwelt, dann ist die Grundlage fürs Hohldrehen perfekt da.


    Und da brauchs Fingerspitzengefühl und Erfahrung, das in gute Bahnen zu lenken.


    Und ja: Gibt auch einfach Hunde beim falschen Halter oder im falschen Umfeld. Oder Hunde, die durch schlechte Bedingungen ein Päckchen mitbekommen haben. Oder genetisch bzw. epigenetisch.

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