Hund "fliegt einem um die Ohren "

  • Aber woran liegt das denn?

    TS Hunde aus dem Ausland nehme ich jetzt mal aus, damit kenne ich mich kaum aus.

    Achten die Züchter nicht mehr auf ein gutes Nervenkostüm und mehr auf die Optik? Passen Hund und Mensch einfach nicht zusammen (respektive falsche Rassewahl?)

    Hat der Mensch zu hohe Ansprüche an den Hund? Will er zu viel, zu schnell?

    Oder liegt es gar daran, dass Hund einfach mitunter zu viel Aufmerksamkeit bekommt, ständig im Mittelpunkt und unter Beobachtung steht?


    Bei Max lag es an mangelnder Zuchtauswahl (behaupte ich jetzt, er war wahrscheinlich von irgendeinem Vermehrer, Papiere gab's zumindest keine und er ist und bleibt sehr reizoffen, kann dabei schwer filtern, ist allgemein sehr temperamentvoll) und richtig blöder Aufzucht.


    Von der Vorbesitzerin, die ihn selbst "gerettet" hat, hieß es dass er mit vielen anderen Hunden ohne viel Menschenkontakt vorallem im Garten oder Hof aufgewachsen ist.

    Bei ihr war es dann nicht allzuviel anders, auch wenn sie es gut gemeint hat, nur war er dann alleine und hat durch ihre Kinder eine generelles Problem mit Kindern bekommen und da für ihn keine Zeit vorhanden war, blieb allgemein viel auf der Strecke.


    Zu uns kam er mit 2 Jahren.

  • Für mich ist eine wichtige Komponente beim "um die Ohren fliegen", neben dem, was alles schon gesagt wurde, dass man in dem Moment keine Kontrolle mehr über den Hund hat und auch keinen Zugriff über Ansprache kriegt, dass der Hund das Verhalten einstellt bzw. sich selbst regulieren kann. Da muss man dann "Management" betreiben.

    Deswegen gebrauch ich "um die Ohren fliegen" in zwei Richtungen, einerseits die, welche hier öfter beschrieben wurde, der Hund dreht aus Reizüberflutung und Überforderung komplett ab, oder der Hund wird nicht kompetent geführt und entwickelt und verstärkt Verhaltensweisen, die extrem nervig oder sogar gefährlich sind.

    Dass einem sein Junghund mal "um die Ohren fliegt" halte ich jetzt für relativ normal. Soll halt kein Dauerzustand werden.

  • Es hat auch nicht zwangsläufig etwas mit schlechten Nerven und ungeeignetem Halter zu tun. Búri hat im Job Nerven aus Stahlseile - der stellt wehrhaftes Wild das dreimal so schwer ist wie er, verliert nie die Orientierung und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.


    Für den handelsüblichen Alltag mit Fahrrädern, Autos, Lärm, ekligen Gerüchen, etc, dafür hat er einfach nicht die Kapazitäten. Das ist immer Management, wird mit dem Alter besser, aber lockig flockig wird er das nie verknuspern.

  • Achten die Züchter nicht mehr auf ein gutes Nervenkostüm und mehr auf die Optik?

    Andersrum wird ein Schuh draus: Für manche Jobs brauchen Hunde eine gewisse Reizoffenheit, die Selektion lag früher ausschließlich auf dem Job.

    Der Anspruch, dass ein Hund nicht wie die Generationen vor ihm im Zwinger wohnt, sondern Teil der Familie ist, ist dagegen noch relativ jung. Das war/ist bei einigen Rassen nie ein Selektionskriterium.

  • Skyler ist uns gestern Abend um die Ohren geflogen . 6 Stunden Autofahrt in die Bretagne hat er super cool gemeistert. Aber dann gegen Abend in ein neues Haus ankommen war dann Zuviel Stress. Trotz enspannendem Spaziergang kam er nicht zur Ruhe . Alles irgendwie erreichbare wurde zerbissen , die schöne bequeme Hundematte meiner ehemalige Hündin war in 2 Minuten zerstört. Es wurde nach unseren Beinen geschnappt und das Futter kam vorne wieder raus. Gegen 2 Uhr nachts kam er dann langsam zur Ruhe. Heute wird zum Glück wieder gechillt. Bin nicht sicher ob wir den Jungen Mann im Sommer wirklich mit nach Valencia nehmen sollen…

  • Für mich heißt "fliegt einem um die Ohren" hauptsächlich, dass man den Hund bzw. bestimmte Verhaltensweisen früher oder später nicht mehr kontrollieren kann, wenn man nicht zügig daran arbeitet, die in geordnete Bahnen zu lenken. Also nicht nur situativ, sondern grundsätzlich und (auch) im Alltag. Wenn der Schäferhund Herrchens Frau z. B. nicht mehr aufs Sofa oder ins Haus reinlässt usw., weil Herrchen die ersten Verhaltenszüge aus dieser Richtung nicht ernst genommen hat ... dann fliegt einem besagter Hund um die Ohren.


    Bei Dino wäre das seine Territorialaggression, die mir z. B. "um die Ohren fliegt". Ich manage die inzwischen nur noch. Training kann ich in der Situation vergessen.

    Hätte ich das vor ~3 Jahren ernster genommen, hätten wir das Problem jetzt nicht in derart ausgeprägter Form, wie wir es nunmal haben und er würde mir bei Besuch/Handwerkern nicht jedes Mal um die Ohren fliegen.


    "Um die Ohren fliegen": kann man i.d.R. nicht in aller Seelenruhe daneben stehen, entweder weil sich der Hund in dem Augenblick selbst gefährdet/schadet oder es für andere mehr als Unangenehm wird. Das reicht von massivem Stress, völlig out of order, völliger Orientierungslosigkeit, Übersprungshandlungen wie zB. deutliches in den Halter beißen oder in alles, was daneben steht - auch nen Hundekumpel etc.

    Genau so ist es bei Dino, wenn der "explodiert" (für mich ein Synonym für "um die Ohren fliegen" - nur eben auf Situationen beschränkt). Als er aufm Hundeplatz völlig unvermittelt von einem Hund angegriffen wurde (dummer Zufall ... shit happens), wollte er in alles reinhacken, was sich um ihn herum bewegt hat - wir reden von einem Radius von ~10 Meter! Ich konnte ihn nur am Halsband und Geschirr festhalten und selbst ruhig bleiben, weil er sonst sicher auch in mich reingehackt hätte. Rückgerichtete Aggression hat er mir gegenüber schon mal gezeigt, als er von einem Hund angegriffen wurde und ich ihn hinter mir in Sicherheit bringen wollte.

    In den Situationen hilft bei ihm echt nur Ruhe bewahren, Hund bestmöglich sichern und warten, bis er wieder soweit runtergekommen ist, dass man ihn ohne Fremd- oder Eigengefährdung aus der Situation führen kann. Heißt konkret: ich stand minutenlang mit einem kreischenden Hund zwischen meinen Beinen auf dem Platz und hab gewartet, bis er wieder ansprechbar war.


    Wenn Dino seine dollen fünf Minuten hat, sieht das anders aus. Dann ist das auch für keinen wirklich gefährlich und man SIEHT, dass der grad einfach nur Hummeln im Hintern hat. Der rennt dann halt wie vom Hafer gestochen durch den Garten, dreht seine zwei, drei Kreise um Baum, Auto und Haus und ich lach mich jedes Mal scheckig dabei, weil er diesen irren "Mir scheint die Sonne aus dem Arsch"-Gesichtsausdruck drauf hat.


    Aber woran liegt das denn?

    Kommt auf den Hund an.

    Stress, Angst, massive Überforderung mit einer Situation, ggf. sogar Schmerzen ... oder alles zusammen ... :ka:

    Bei manchen Hunden reicht auch - weil schlechtes Nervenkostüm, extrem reizoffen, vielleicht schon Jagderfolg gehabt usw. auch schon, dass in 20 m Entfernung ne Katze über die Straße läuft.


    Lässt sich so pauschal schlecht sagen. Die Definition von KayaFlat find ich auch sehr treffend formuliert.

  • Skyler ist uns gestern Abend um die Ohren geflogen . 6 Stunden Autofahrt in die Bretagne hat er super cool gemeistert. Aber dann gegen Abend in ein neues Haus ankommen war dann Zuviel Stress. Trotz enspannendem Spaziergang kam er nicht zur Ruhe . Alles irgendwie erreichbare wurde zerbissen , die schöne bequeme Hundematte meiner ehemalige Hündin war in 2 Minuten zerstört. Es wurde nach unseren Beinen geschnappt und das Futter kam vorne wieder raus. Gegen 2 Uhr nachts kam er dann langsam zur Ruhe. Heute wird zum Glück wieder gechillt. Bin nicht sicher ob wir den Jungen Mann im Sommer wirklich mit nach Valencia nehmen sollen…

    Wenn er innerhalb eines Tages zur alten Form zurück findet finde ich das nicht tragisch. Also auch grundsätzlich vom Typ Hund her schnell zum Normalzustand zurück kehrt. Anders wäre es, wenn er tagelang am „Stress/Aufregung“ zu knabbern hat.


    Am Ende kennt ihr euren Hund aber am Besten. Ich kann nur mitgeben, dass Valencia im Sommer mörderisch ist von den Temperaturen. Mein Mann hat jahrelang dort gelebt.

  • Aber woran liegt das denn?

    TS Hunde aus dem Ausland nehme ich jetzt mal aus, damit kenne ich mich kaum aus.

    Achten die Züchter nicht mehr auf ein gutes Nervenkostüm und mehr auf die Optik? Passen Hund und Mensch einfach nicht zusammen (respektive falsche Rassewahl?)

    Hat der Mensch zu hohe Ansprüche an den Hund? Will er zu viel, zu schnell?

    Oder liegt es gar daran, dass Hund einfach mitunter zu viel Aufmerksamkeit bekommt, ständig im Mittelpunkt und unter Beobachtung steht?

    Dazu gibts keine pauschale Antwort.

    Es kommt auf den einzelnen Hund/das einzelne Team an...

  • Also was definitiv zutrifft ist, dass Max deutlich besser "arbeitet" als Dexter.

    Heißt tricksen, apportieren, suchen.

    Das hilft ihm sehr, ausgeglichener zu sein.


    Das Hektische bei ihm in gute Bahnen zu lenken hat auch mir mehr Geduld und Ruhe gelehrt.

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