Ersthund: ich finde die Balance nicht.

  • Kann mich jemand beruhigen, damit ichs auch durchziehe: ich tu ihr damit nichts Schlechtes, oder? Ist das nicht der direkte Weg zum unterforderten Problemhund?

    Mehr Ruhe, mehr Hirn frei für Neues. Das muss ja alles verarbeitet werden. Wenn auf uns zuviel einströmt drehen wir auch irgendwann am Rad. Soviel anders ist das mit Hunden auch nicht.


    Ich taste mich bei Gero heran, wieviel er verarbeiten kann. Er zeigt recht deutlich, wenn das Hirn voll ist (ist dann nicht mehr wirklich ansprechbar) und dann gibt es auch mal zwei oder drei Tage nur langweilige Normalität, bis ich wieder etwas Neues zulasse. Er braucht die Zeit einfach um die vielen neuen Eindrücke verarbeiten zu können, er schläft da auch viel, zeigt einfach, dass er die Pause braucht. Sobald er nach ausgiebiger Ruhepause wieder aktiver ist, machen wir wieder was Neues. Das geht bei Gero in Wellen - Input - Pause zum Verarbeiten + ausruhen - Input - ...

    Ob das immer richtig ist, was ich da tue, weiß ich nicht. Gero wirkt entspannt, zerstört nix, dreht nicht am Rad, ruht viel - das genügt mir erstmal.


    Ich denke auch Dein Hundemädel wird Dir zeigen, wann es zuviel ist, oder ob noch was geht, wenn sie denn mal ausreichend ausruhen konnte.

    und dass sie sich ständig was wegholt macht mich da langsam misstrauisch

    Scheint mir logisch, wenn sie so gestresst ist. Dass kann das Immunsystem halt irgendwann nicht mehr abfangen.

  • Ich hab ja nun keinen Welpen/Junghund und dass du zu viel machst, wurde ja schon gesagt.


    Ich mag noch mal ganz fix wiedergeben, was grundsätzlich an Zubehör in der Situation hilfreich ist...


    - Kindergitter

    In die Tür klemmen, fertig. Damit kannst du deinen Zwerg begrenzen, sodass er dich zwar noch sieht und hört, dir aber nicht hinterher kann. Oder wenn er eine Pause braucht und du keinen Platz für einen extra Welpenauslauf hast, dann kannst du den Flur zum Hundeparkplatz umfunktionieren.


    - Welpenauslauf

    Kannste z. B. ins Wohnzimmer stellen, ihr da 1-2 Spielsachen, eine Decke und n Wassernapf reinpacken - und bei Bedarf auch das Hundekind, wenn du ihm ne Pause verordnen möchtest. Hat den Vorteil, dass Zwergi zwar mit dir im gleichen Raum sein, aber nix kaputt machen kann und dich auch nicht übermäßig nerven kann.


    - ein gutes Buch, Schokolade und ggf. ne Flasche Wein

    Natürlich für dich, nicht fürs Hundekind ;)

    Wenn Zwergi im Auslauf am Rad dreht und nicht zur Ruhe kommen will, schnappste dir dein Buch, die Schoki und ggf den Wein, hockst dich damit aufs Sofa und ... liest. Bis das Zwergi pennt und du auch wieder entspannt bist.


    Und dann würde ich dir auch zum Umzug in ein hundefreundlicheres Gebiet raten. Nicht sofort und HalsÜberKopf, aber zumindest in der nächsten Zeit würde es euch beiden sicher gut tun, wenn ihr in ein (für den Hund) ruhigeres Gebiet zieht.

  • Wie lebt man denn ein normales Leben, wenn man einen Hund niemals allein lässt?


    Das wäre doch die Chance, damit der Hund Pause bekommt und Du auch.


    Meiner Erfahrung nach sind viele Hunde heutzutage viel zu viel Nabel der Welt. Und viel zu viel mit ihren Menschen zusammen. Das ist eine so große Aufgabe, das stresst enorm.

  • Nochmal die Frage nach dem Hundeplatz: Was genau verstehst du darunter?


    Was du und deine Hündin jedefalls dringend braucht, ist eine Möglichkeit, sich draußen im Grünen aufzuhalten, wo der Hund sich frei bewegen kann und wo ihr keine 20 Hundebegegnungen in ebensovielen Minuten absolvieren müßt. Das stresst dann nämlich auch.

  • Du kannst nur eins machen: Alles auf Null runterfahren

    Der beste Tipp ever!ä

    Wir übernahmen vor etwas mehr als einem Jahr eine 8 mon junge Border Colliehündin, die bei den Vorbesitzern über Tische und Stühle ging, total auf- bzw abgedreht und ich bereute einen kurzen Augenblick, nach München gefahren zu sein, doch dann sagte ich "nimm sie mit, tu's dem Hund zur Liebe" und das war eine gute Entscheidung.

    Das erste, was Moja bei uns lernte, war Ruhe! Wir machten außer kleinen Spaziergängen nicht viel und achteten zu Hause sehr darauf, dass es gar nicht zum Austicken kam. Es dauerte nur ein paar Tage und Moja wurde zusehends ausgeglichener und ist heute eine total entspannte Hündin. Sie ist gerade 2 Jahre alt geworden

    Ich habe halt echt Schiss davor am Ende einen dieser unausgelasteten Hunde zu haben, die nur Terror schieben...

    Nein, das Gegenteil wird der Fall sein

    Kann mich jemand beruhigen, damit ichs auch durchziehe: ich tu ihr damit nichts Schlechtes, oder? Ist das nicht der direkte Weg zum unterforderten Problemhund

    Du schaffst das und nein, Du unterforderst sie nicht, denn sie braucht die Ruhe. Wenn sie ruhig und ausgeglichen ist, kannst Du mit ihr arbeiten und ruhige Beschäftigumgen machen.

  • Wie lebt man denn ein normales Leben, wenn man einen Hund niemals allein lässt?

    Gar nicht. Absolut gar nicht. Und das ist nicht nur kein "normales" Leben, sondern ein absolut Kräfte raubender, zermürbender Wahnsinn. Hatte das Thema auch immer wieder bei Trainern angesprochen, aber das Feedback war immer, dass das alles normal sei und ich das gut mache, aber ich kann so einfach nicht mehr (hence diesen Thread). Im gleichen Atemzug:

    Ich würde in dem Fall tatsächlich entweder schnellstmöglichst umziehen irgendwohin wo ich ruhige Lösemöglichkeiten habe (Garten oder halt Grün vor dem Haus) und wo ich vorallem gute Gassimöglichkeiten mit Freilauf in einigermassen ruhiger Umgebung habe. Oder den Hund in solche Verhältnisse zu erfahrenen Menschen vermitteln.

    Ich hasse es das zuzugeben, aber viel länger hätte ich es so, wie es gerade läuft, nicht ausgehalten. Diese Art "Alltag", die wir haben, ist für mich nicht stemmbar. Wie gesagt, ich kenn sowas von ausgewachsenen high energy Hunden (und selbst da scheint das ja auch echt riskant zu sein), aber ich hab mir halt bewusst nicht solch eine Rasse geholt. Meine größte Angst war es hier zu hören, dass das "eben ganz normal" sei, dass ich mehr machen müsste und wenn es schon für den "anfängerfreundlichen, mild-temperierten" Elo nicht reicht, ich mir eben keinen Hund hätte holen sollen - denn mehr kann ich einfach nicht mehr geben.

    Dass wirklich ausnahmslos genau das Gegenteil kommt, tut halt auch irgendwie gut. Und dass das schon nach einem Tag so eine riesige Erleichterung ist (zumindest bei mir... meine Bratwuff hat da so ihre Momente des Widerspruchs ;p), beruhigt mich.

    Ich KANN ja gerne in den Wald, ich kann gerne zum Hupla fahren und hab da auch verdammt Spaß dran, aber kann das nicht jeden Tag.

    Die brutale Realisierung kam eben: wenn ICH schon müde und zerschmettert bin, wie muss es dann der Kleinen gehen :/.


    Du kannst nur eins machen: Alles auf Null runterfahren und hoffen, dass der Körper noch einigermaßen nachzieht. Komplett geht das jetzt leider nicht mehr, dafür ist schon zu lange viel zu viel Stress auf den Hund eingeprasselt. Aber die Zeit kann man ja nicht zurückdrehen. Also heute noch damit starten dem Hund endlich Ruhe ins Leben zu bringen.

    Habs heute durchgezogen und merke auf alle Fälle eins schon: MIR tut es unglaublich gut. Und nach der Mittagszeit hat sie dann tatsächlich auch durchgepennt. Die Kleine war (und ist) fix und alle, da hattet ihr absolut Recht :/. Ein paar Mal gabs scharfe Ansagen, ein paar Mal hab ich sie flitzen lassen, aber dann war es ruhig... hab' fast geheult vor Freude, denn das war einfach mal nur entspannt (und ja noch nicht mal wirklich "ruhig").

    Was meinst du mit "Körper nachziehen"? Dass das junge Welpenhirn sozusagen in Adrenalin mariniert wurde und das dadurch jetzt geprägt wurde?


    Nando ist jetzt 8 Monate, auf den Tag genau.

    Happy birthday, Nando :smiling_face_with_hearts: !


    Aber muss dein Hund wirklich noch alle 2h raus?


    Nachts geh ich das letzte mal mit ihr ggn 2230/2300 runter und dann hält sie locker bis morgens durch, also sie KANN schon einhalten. Aber tagsüber pusht sie sich halt so extrem hoch, dass sie einfach säuft wie ein Loch (und nachm toben natürlich auch). Heute gings besser.


    Was genau meinst du mit "Hundeplatz"?

    Das sind einfach umzäunte Gebiete, in denen die Hunde frei laufen dürfen. Ist also kein Trainingsgeländer, wobei meist zumindest ein paar Geräte vorhanden sind. Ist aber vllt auch eher so ein Großstadtding.



    Als letztes noch: Hast du die Möglichkeit sie mal für ein paar Stunden oder einen Tag zu Freunden oder Familie zu geben? Jeder braucht mal eine Auszeit und dein Alltag liest sich wirklich stressig.


    Da ist die Auswahl echt begrenzt (sei es durch Uni/Arbeit, Wohnungssituation oder einfach keine Lust drauf [und das kann ich auch total verstehen]). Hab' ein paar Freunde mit Hunden und das auch schon mal probiert, aber da kam durchweg das Feedback, dass das echt anstrengend sei. Normalerweise haben wir ja zumindest die Huta - nur dass die erst so ewig lange Wartezeiten hatte und dann durch die Krankheiten wegbrach, hats echt brutal verschlimmert :/.


    Ob das nun ein Raum ist, den du mit Türgitter abtrennst oder ein Welpenauslauf, ist egal.

    Ist jetzt nur ein stellvertretendes Zitat, da es ja öfter vorkam. Türgitter hab ich wegen der Katzen eh, aber werde mir jetzt echt auch nochmal einen Auslauf holen. Vielen lieben Dank für die Idee!

  • Hallo!
    Ich habe eine 9 Monate alten Phalene (Ersthund) bin also wirklich kein Experte. Wir wohnen auch in einer Großstadt und wollt nur nochmal nachfragen ob du wirklich für jedes mal Pipi so weit gehen musst. Gibt es nicht davor einen kleinen grünen Fleck einen kleinen Baum mit weichen Untergrund wo sie ihr Geschäft machen kann?

    Ich glaube mein Hund würde dein Programm nicht durchhalten (würde da völlig überdrehen). Als er noch öfter raus musste sind wir oft nur einmal am Tag in den kleinen Park in unserer nähe gegangen (ca 500 m weit weg) stattdessen hat er fast immer auf einer kleinen Schotterfläche bei unserer Wohnung gemacht. Ich habe mich da einfach immer hingestellt und gewartet bis er gemacht hat ( auch wenn es so ausgeschaut hat als wollte er weiter gehen)

  • Eine Hundeschule in Berlin, die ich zwar nicht persönlich kenne, aber dafür die Inhaberin: GREH


    Die machen da auch viel entstresstes. TTouch und anderes. Da kannst Du Dich vielleicht mal hinwenden, wenn Du magst.


    Auf diese "Hundeplätze" wie Du sie schilderst würde ich komplett verzichten. Und ansonsten erstmal ein bisschen Entzug machen, mindestens mal eine Woche Minimalprogramm und dann langsam wieder sowas wie ruhige Runden an der Schleppleine im Grünen einbauen.


    Und das Alleinebleiben würde ich auch anfangen zu üben. Gibt es einen Grund, warum Du das bisher nicht gemacht hast?

  • Du hast schon viele gute Hinweise und Tipps bekommen, denen ich mich anschließen kann, aber vielleicht noch drei Gedanken zum Plan Rettungshundearbeit:

    Wir hatten in unserer Staffel mittlerweile den zweiten Versuch laufen einen Elo zum Flächensuchhund auszubilden. Er ist gescheitert. Nach 2 Jahren Training müssen wir uns eingestehen, dass dieser Hund einfach keine Motivation hat nach irgendwas zu suchen (außer vielleicht Hundepipi). Der erste Versuch/ Elo wäre eventuell geglückt, der Hund wurde aber vorher von der Hundehalterin aus dem Training genommen.

    Ich kenne viele Staffeln, die Elos gar nicht erst aufnehmen. Eines der obersten Zuchtziele beim Elo ist das nicht Vorhandensein eines Jagdtriebs. Klar, das klappt nicht immer und ja, Elos sind in ihrer Population sehr heterogen, aber nicht jagende Hunde sind für die RHA einfach echt schlecht.


    Insofern kann ich die Idee der Züchterin somit zumindest nachvollziehen. Sie hat den Hund, der am wenigsten dem Zuchtziel des ruhigen, Stöckchen, nicht jagenden Hundes zu entsprechen schien an die Person gegeben, die mit dem Hund arbeiten wollte. Also nicht dem typischen Elo Käufer, der "nur" einen gechillten Begleiter sucht.


    Vielleicht geht dieser Plan ja sogar auf und deine Schnecke eignet sich super dafür. Wenn ihr etwas Ruhe in euren Alltag gebracht habt, lohnt sich der Versuch vielleicht. Immerhin lernt der Hund dort Warten im Auto!

  • Mach dir mal nicht zuviele Selbstvorwürfe. Dass du Verantwortung übernimmst ist klasse. Und ja, soviel Stress hinterlässt Spuren im Körper eines Junghundes und einiges an Spuren bleibt als Tendenz oder als körperliches Problem (z.B. Anfälligkeit Verdauung oder Immunsystem). Andererseits ist es nicht so, dass dein Elo jetzt kaputt ist und du auch noch Schuld hast. Vespa ist das beste Beispiel: niemand käme heute mehr auf die Idee, dass sie mal so durch war, dass sie nur mit festhalten und Körperkontakt schlafen konnte. Du hast dein Bestes gegeben und du wirst es auch weiterhin tun. Du hast sicher nicht den einfachsten Welpen erwischt - aber du bist ja nun auch nicht ne ignorante Hundebesitzerin. Nur eine, die mittlerweile ganz sicher auch einen massiven Stresspegel hat. Falls du da bisschen helfen magst: eben Yoga oder Vagus Nerv Übungen helfen. Vielleicht auch ein pflanzliches Adaptogen wie Rosenwurz. Gesund essen. Schokolade. Frag mal jemanden für ne Massage. Fang mit Alleinebleibtraining an damit du auch wieder dich selber spürst. Das wird alles irgendwie gut wenn du dich kümmerst. Hund reagiert ja schon auf die erste Veränderung positiv!


    Und wenns auch mit all dem plus Trainer partout nicht gehen sollte, gibts irgendwo einen passenden Besitzer.

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