Gibt es sowas wie Welpen blues wirklich?

  • Für mich gibt es da zwei unterschiedliche Fragen.

    Gibt es sowas wie Welpenblues? Ja, offensichtlich. Es berichten immer mehr Menschen von ähnlichen Gefühlen und Gedanken nach dem Einzug des Welpen (ich kenne es auch nicht nur aus dem Forum, sondern auch aus anderen Netzwerken und dem Reallife). Von daher kann man mMn nicht sagen, dass es keinen Welpenblues gibt. Die Existenz ist indiskutabel für mich.


    Die andere Frage wäre die nach den Erklärungsansätzen und entsprechenden Lösungsstrategien. Die ist sicher komplexer bzw. recht spekulativ, weil es dazu meines Wissens nach keine wissenschaftlichen Studien oä gibt.

  • Wie man es nennt ist ja glaube ich egal. Fakt ist, so ein Tief gibt es bei vielen Welpenbesitzer*innen am Anfang. Gerade wenn es der erste Hund ist und dadurch natürlich das Leben völlig auf den Kopf gestellt wird. Es ist für mein Empfinden häufig die Furcht vor der übernommenen Verantwortung.


    Mir ging es nicht so, ich glaube bis heute dass das vor allem daran lag, dass ich mir von Anfang an auch "Auszeiten" vom Welpen organisiert habe. Sowohl welche, in denen er im Welpenauslauf war und ich einfach mal ungestört machen konnte, als auch solche, in denen die Hundesitterin bei ihm war und ich so richtig frei hatte. Darauf würde ich immer wieder achten.

  • Ich kenne das nicht, ich freue mich über Welpen und habe großen Spaß an ihnen.

    Manchmal ist man müde, schlecht drauf, hat eventuell Termindruck, alles wird irgendwie zu viel und dann turnt da auch noch so ein Baby rum und man denkt sich "Vorher wars doch so schön, musste ich mir den jetzt holen...".


    Welpen sind anstrengend und sie bringen den Alltag durcheinander und nichts geht so schnell und flüssig. Sie sind vollkommen von einem abhängig, man hat wenig Privatsphäre, wenig Freiraum, ist mental immer bei dem Welpen und die Erziehung ist ja auch quasi "windelfrei" mit vielen Malheuren.


    Die Zeit geht aber eben sehr schnell rum, es sind ja keine Menschenbabys. Irgendwann geht man Gassi und denkt sich: krass, der frisst ja gar nichts mehr vom Boden. Oder: heute war ein guter Tag, alles an Pipi ist draußen gelandet.


    Ich denke, der Welpenblues ist reine Einstellungssache. Schöne Erlebnisse, viel Humor und Gleichmut sowie ein guter Freund zum Auskotzen helfen da sehr gut. Und vor allem den Hund nehmen, wie er ist, und eben nicht mit seinen Hochglanzerwartungen ran gehen.

  • Zwar kein welpe mehr, aber als ich meinen TS-Hund vom Trapo abgeholt hab und neben ihm auf dem Rücksitz hingefahren wurde, dachte ich nur "ach du scheiße, was hast du da bloß getan" :lepra:

    kurzes Gefühl von absoluter Überforderung, total sicher, dass das ja wohl eine totale Schnapsidee war und ob ich nicht völlig naiv war und das Gefühl von "ja und jetzt?" 😁

    Dazu kam, dass der Hund so gar nichts von mir wissen wollte und ich direkt gezweifelt hab, ob wir überhaupt ein Team werden können.

    Hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst ;-)

    Ich wünsche dir viel Spaß mit dem.kleinwn und würde mich über einen Pfotothread freuen 😀

  • Was es aber tatsächlich gibt, und was mir beim Umstieg vom Groß- auf den Kleinhund auch schon passiert ist, ist die legendären "Kaufreue"

    Das würde mich jetzt interessieren weil ich auch überlege als nächsten Hund einen Kleinhund zu nehmen. Braucht man da eine Umgewöhnungszeit? Bist du letztendlich froh über den Kleinhund?

  • Wie man es nennt ist ja glaube ich egal. Fakt ist, so ein Tief gibt es bei vielen Welpenbesitzer*innen am Anfang. Gerade wenn es der erste Hund ist und dadurch natürlich das Leben völlig auf den Kopf gestellt wird. Es ist für mein Empfinden häufig die Furcht vor der übernommenen Verantwortung.


    Mir ging es nicht so, ich glaube bis heute dass das vor allem daran lag, dass ich mir von Anfang an auch "Auszeiten" vom Welpen organisiert habe. Sowohl welche, in denen er im Welpenauslauf war und ich einfach mal ungestört machen konnte, als auch solche, in denen die Hundesitterin bei ihm war und ich so richtig frei hatte. Darauf würde ich immer wieder achten.

    Gibt es Männer mit Welpenblues?

  • Zitat

    Das würde mich jetzt interessieren weil ich auch überlege als nächsten Hund einen Kleinhund zu nehmen. Braucht man da eine Umgewöhnungszeit? Bist du letztendlich froh über den Kleinhund?

    Ich hoffe, jetzt nicht zu weit ins OT zu geraten: Ja, ich bin superfroh über die Zwerge, sonst hätte ich die nicht seit inzwischen 20 Jahren. Allerdings wollte ich immer schon so einen kessen ,bunten, raketigen Terrier - allerdings lange als Zweithund.


    Bei mir waren es damals eher die äußeren Umstände, die mich fast dazu gebracht hätten ,den Hund nach einer Woche zurückzugeben: Mir war mein wunderbarer vierjähriger Airedale qualvoll an einem Giftköder gestorben, und ich war so fertig, dass ich eigentlich gar keinen Hund mehr wollte. Woraufhin mir eine gute Freundin diese kleine Russellhündin buchstäblich auf die Türschwelle setzte - genau den Hundetyp, von dem ich immer geträumt hatte.


    Der Zwerg kam,sah, und siegte, ABER womit ich überhaupt nicht, null gerechnet hatte, war die totale Rücksichtslosigkeit, die dir mit einem so kleinen Hund begegnet. Das war für mich ein echter Kulturschock, diese andere Seite der Hundehaltergesellschaft kennenzulernen. Da wurde wirklich alles, was Pfoten hatte, einfach draufgeschickt, mit Kommentaren wie: "Das regeln die alleine!" oder "Das is doch kein Hund, das is ne Katze, und mit sowas dürfen Sie hier eben nicht gehen, wenn Ihnen das nicht paßt!"


    Als dann auch noch nach drei Tagen der eigentlich reizende Airedale der Nachbarn meinen Zwerg tatsächlich für eine Katze hielt und unverzüglich zupackte, war ich fix und fertig. Zwar ließ der Airedale die schreiende Kleine sofort mit allen Zeichen des Schreckens fallen, als sie merkte, dass das ein Hund war, aber ich hatte eine total schlaflose Nacht und Riesen- Riesenzweifel: Kann ich das verantworten? Ich habe gerade einen wunderbaren Hund so schrecklich verloren, was, wenn ich diesen goldigen Zwerg auch nicht schützen kann? Wenn ihr vor meinen Augen was passiert? Ertrage ich das Risiko, kann ich ihr das überhaupt zumuten - oder sollte es doch besser wieder ein Großer werden?


    Du siehst: Hier war das Problem nie die Hundehaltung an sich, aber die äußeren Umstände, und die haben mir wirklich eine Zeitlang so böse zugesetzt, dass ich jeden verstehen kann ,den Zweifel umtreiben. Gottseidank hat mir besagte Freundin nochmal richtig den Kopf gewaschen, der Hund war eh geradezu verboten charmant - und so blieb mein Kümmelchen. Das Gefahren-Problem löste sich dann damit, dass sie sich mit dem Nachbarsairedale dick anfreundete und wir den als griffigen Bodyguard mit raus nahmen. Da hatte plötzlich keiner mehr Lust auf "Das regeln die selbst", und die Spaziergänge verliefen wieder so kultiviert wie vorher.


    Ich hab inzwischen den zweiten Kleinen, aber das mulmige Gefühl, das mich am Anfang so gequält hat, bin ich da nie ganz losgeworden. Zwar habe ich inzwischen kein Problem mehr damit, und unerwünschte Kontakte rigoros vom Leib zu halten ,aber natürlich weiß ich, dass mein Siebekommafünfkilohund im Fall des Falles null Chancen hätte. Da wünsch ich mir manchmal schon einen eindrucksvollen Riesen - aber längst nur noch als Zweithund....

  • Gibt es Männer mit Welpenblues?

    Wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, hat FrekisSchwester doch davon berichtet, dass ihr Mann/Freund auch ne kleinere Krise hatte, als Geri und Garmr einzogen. Mit der Folge, dass sie sich um beide Welpen kümmern musste. Oder? :thinking_face:

    Ja absolut! Genau so war es. Mein Mann hatte heftigen Welpenblues, er hatte Garmr (der ja „seiner“ sein sollte) nach Hause gebracht, erster Abend war noch alles wunderschön… und hatte dann kurz darauf einen Nervenzusammenbruch und hat alles bereut, glaubte alles falsch zu machen, und wollte dann gar keinen Hund mehr haben (war schlecht denn da hatten wir dann insgesamt drei). War Welpenblues wie im Bilderbuch. Dauerte auch eine ganze Weile, länger als die 4 Wochen Urlaub die ich mir für den Welpeneinzug genommen habe (trotz viel Home Office wollte ich diese erste Zeit einfach komplett genießen können und für die Kleinen da sein können).


    Aber der Blues ist längst vorbei und Garmr, Geri und er sind ein super Team geworden 😁

  • Ich denke, da spielen viele Faktoren eine Rolle. Wenn hier im Forum davon zu lesen ist, dann ganz oft bei Menschen, die viel gelesen, sich viel vorbereitet, oder viele Erwartungen haben. Und vielleicht tatsächlich auch schon auf eine Art „Kümmermodus“ umgeschaltet haben? Und dann ist da die Realität ganz anders und nicht mehr so plan- und steuerbar :lol: Das macht übrigens auch durchaus ziemlich viel mit dem Hormonhaushalt. Und mit dem Schlaf. Was auch was mit dem Hormonhaushalt macht.


    Ich hatte keinen Welpenblues, aber ungeplant direkt nach dem Welpeneinzug einen recht schwer erkrankten Mann. Nach 4 Tagen bin ich auf dem Zahnfleisch gekrochen und sah aus wie meine eigene wandelnde Leiche.


    Was mir auffällt, wann immer ich einen noch nicht hier eingewöhnten Hund hier habe: Es riecht anders. Hört sich banal an, ist für mich als Höhlenmensch mit hohem Sicherheitsbedürfnis und erhöhter Reizempfindlichkeit aber was, das viel ausmacht. Und ich gehe davon aus, dass dieses „Fremde“ zumindest unbewusst auch seinen Teil tun kann, um Gefühle der Unsicherheit auszulösen. Letztlich sind wir ja auch nur Primaten :smile:

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