Erregungskontrolle - das Geheimrezept für den gehorsamen Hund?

  • Wobei vollkommene ggf. sogar erzwungene Ruhe ja nicht das Gegenteil von Erregung ist. Das Gegenteil wäre Gelassenheit.

    Es gibt doch viele Hunde, die Ruhe halten können, z.B im Haus, die sich aber in bestimmten Situationen extrem hochfahren. Dieses sich in exorbitante Höhen schiessen bei bestimmten Reizen sollte doch der Ansatzpunkt sein, denke ich. Man soll den Hund nich komplett ruhigstellen und jeden Reiz und Trubel fernhalten, sondern den Hund lehren, dass man damit anders umgehen kann als sich hochzuschiessen und dabei komplett abzudrehen. Bei Pöblern ist das doch immer par exellance zu beobachten. Die fahren sich hoch, steigern sich komplett rein und knallen dann durch - eben weil sie nicht lernen durften, damit anders umzugehen.

  • Zumindest in meinem Job ist das wirklich sehr, sehr selten der Fall.

    Das ist echt spannend.


    Vielleicht sollten wir diesen Thread und diese Frage auf Wieder-Vorlage packen und in zwei Jahren noch mal drüber schreiben. Eine von uns liegt falsch, was die Beurteilung des Trends anbelangt.

  • Ich achte zB drauf, möglichst sehen in die Prime Time zu geraten, und dass der Hund regelmäßig die Möglichkeit hat, einfach mal zu relaxen oder aufm Feld/im Wald Hunde Dinge zu tun.


    Wenn es zB also mal mit in die Stadt geht, passiert den restlichen Tag garnix.

    Geht's bspw in die Bank mit rein oder ins Zoogeschäft, geht's danach hoch aufs Feld, und danach wird gepennt.

  • Nein, das Problem geht tatsächlich viel, viel tiefer und zwar sitzen die Anfänge in der Genetik mit Reizoffenheit, Nervenstärke, aus Arbeitsrassen fröhliche Familienhunde zu züchten...


    Noch mal: ich rede nicht von dem normalen Hundewahnsinn, wo man mit Geduld und Spucke nen tollen Hund hat.


    Davon abgesehen: Wer bin ich, dass ich die Belastung des Menschen, der am anderen Ende der Leine hängt, mit "ist doch nicht so schlimm, ist normal" kleinrede, ohne den Hund mal nen paar Tage rund um die Uhr um mich gehabt zu haben? Wer weiß, vielleicht hat der ja irgendwas in seiner Art, das mich fertig macht?


    Die Sorgen werden dadurch beim Gegenüber nicht weniger und erst Recht nicht leichter.

    Was einem zuviel ist, ist subjektiv.

    Den einen stört es; wenn der Hund permanent kläfft, aber ned, wenn er jagen geht oder an der Leine zerrt.

    Den anderen stört es, wenn der Hund quasi 24'/24 mit Stresshecheln durch durch Gegend läuft (und DAS Hecheln kennt wohl jeder)...

    So What?

    Jeder hat sein eigenes Päckchen, aber da ich nicht in den Schuhen des anderen laufe, kann ich nicht sagen "Stell dich nicht so an".

    Für den Menschen ist sein Problem ein Problem.

    Und dann geht man halt hin und schaut, warum dem so ist.

  • Zumindest in meinem Job ist das wirklich sehr, sehr selten der Fall.

    Das ist echt spannend.


    Vielleicht sollten wir diesen Thread und diese Frage auf Wieder-Vorlage packen und in zwei Jahren noch mal drüber schreiben. Eine von uns liegt falsch, was die Beurteilung des Trends anbelangt.

    Bei mir ist das seit Jahren immer gleich.

  • Die fahren sich hoch, steigern sich komplett rein und knallen dann durch - eben weil sie nicht lernen durften, damit anders umzugehen.

    Jupp.

    Und da is es dann auf einmal völlig cool, wenn der Hund entspannt ist.


    Vielleicht weil Pöbeln unangenehmer in der Öffentlichkeit auffällt als nen gestresster Hund?


    Vielleicht fällt es dem Halter ja mitunter auch eher auf, weils ab und zu nen bissl weh tut, wenn der Hund in die Leine brettern?


    :???:


    Aber ja: bei offensichtlichen Problemverhalten is es immer ganz toll, wenn da nen gelassener Hund rauskommt.

  • 1. Ich habe mit ihm geübt (wie bei Fremdhunden etc) das ich die Situation regel. Das war zb als welpe das wenn er aufgeregt war, ich mich über ihn gehockt habe und die hand auf ihm hatte (Zeichen für ich bin da), danach dann das er seine Aufmerksamkeit auf mich richtet und zum Schluss dann, das wenn es unsere Zeichen gibt und ich zeige, sage, marker, er mit der Erregung runterfährt. Er war dann mit der Aufmerksamkeit bei mir, die Erregung lag dann auf mir und das was ich als nächstes mache (zb ein Mauseloch zeige). So ist es dann heute wenn ich ihn marker, die Erregung zu mir kommt und ich es dann entsprechend leiten kann


    2. Ich habe es mit ihm so konditioniert. Wenn wir im halti spazieren gehen, möchte ich nicht solche jagdtendenzen sehen wie im Training. Gewisse Sachen darf er (fährten bis zu einem gewissen grad folgen, Nase mal ins Loch stecken,...), alles andere möchte ich bei einem Spaziergang nicht sehen. Er weiss wenn wir losgehen und er bekommt ein halti angezogen, dann sind wir im bummelmodus, mit Halsband im arbeitsmodus. Dadurch weiss er, wenn er im halti unterwegs ist und so ein erregungslevel kommt (was bei ihm hauptsächlich jagdlich motiviert ist) das er diesem zum einen eh nicht nachgehen darf und ich die umorierntierung einforder.


    Wir sind mittlerweile auf dem Stand, dass wenn besagter hase, Eichhörnchen, fuchs etc vor ihm auftaucht, er wenn es im halti ist, nichts machen darf. Er sieht es, ist auch durchaus interessiert (gespannt wie ein flitzebogen) aber nach ein paar Sekunden richtet er mich zu mir, ist entspannt und bummelt weiter


    3. Jein. Er wird jagdlich trainiert und darf auch mit ins Revier, aber er ist kein "vollständiger" jagdhund

  • Von welcher Aufregung sprechen wir denn hier eigentlich? Vom Hibbelhund, der grundsätzlich nicht alleine runterkommen kann, oder vom normalen Junghund, der das halt in manchen Situationen noch lernen muss?


    Mich persönlich lässt die Wortwahl zuweilen auch etwas schlucken, wenn es bei einem Lebewesen um "kontrollieren" und "runterregeln" oder wie in einem anderen Thread um einen "Ausschalter" geht - aber ich weiß natürlich, wie es gemeint ist. ;) Und das Konzept ist spannend, gerade eben für grundaufgeregte Hunde, die diesbezüglich eine klare Hilfestellung brauchen, um nicht auf Dauer krank zu werden.


    Aber ich frage mich, ob das für jeden Hund gelten muss. :ka: Mein junger Pudel dreht auch gerne auf, so wie die meisten Pudel, die ich kenne. Wichtig ist mir nur, dass er genauso schnell wieder runterfährt - und wenn er das nicht alleine schafft, dass ich ihn dann eben regulieren kann. Oder soll sich der Hund am besten gar nicht erst aufregen? Das kann ich mir hier ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen. |)

  • Ganz ehrlich? Ich habe eher den Eindruck, dass etwas anderes "hipp" ist: Nämlich dass ein normales Aufregungslevel problematisiert oder pathologisiert wird.

    Zumindest in meinem Job ist das wirklich sehr, sehr selten der Fall.


    Viel häufiger wird das hohe Stresslevel nicht wahrgenommen und der Hund für "normal" gehalten in den Zustand.

    Könnte es sein, dass durch deinen Job die Auswahl etwas biased ist?


    Hier im DF ist die Auswahl sicher auch biased, aber mir fallen zunehmend die Hilferufe zu ganz normalen Welpen auf, die draussen nur an kurzer Leine "Gassi" geführt werden, und dann drinnen auch noch ständig Ruhe halten sollten, weil man ja gelesen hat, wie wichtig das wäre.


    Und vor wenigen Tagen auf fb: da fragt eine Ersthundehalterin in einer Spanielgruppe, ob es denn normal wäre, dass in der Welpenstunde (ab 8 Wochen!) die Welpen Null Sozialkontakt haben dürften und ständig an der kurzen Leine "arbeiten" sollten. Der Chor derer, die dies für das einzig Richtige halten, hat mich echt erschreckt!

    Die Empfehlung der Hundeschule lautete ausdrücklich, auch privat auf jeglichen Hundekontakt zu verzichten, um den Fokus auf den Halter nicht zu gefährden. Ich hab' sooo einen Hals gekriegt.... :rotekarte: :barbar:

  • Ich reguliere Aufregung im Alltag, wenn mein Hund sich, andere oder mich damit gefährdet. Davon haben wir die ein oder andere Situation.


    Dann gibt es Aufregung, die entsteht, weil ich beim Thema Führung noch viel lernen muss. Drücke ich meinen Hund einem erfahren Halter in die Hand, ist da auch nichts aufgeregt an ihr in der selben Situation. Da arbeite ich dann vor allem an mir.


    Ansonsten hat Temperament nichts mit fehlenden Nerven zu tun. Ansprechbarkeit oder gehorsam in hoher Erregungslage ist hier auch kein Problem oder Beweggrund für die Regulierung.


    Und dann mag ich ihr Temperament natürlich und nutze es auch sehr gerne entsprechend. Aber der Hund braucht nun wirklich nicht 24/7 unter strom stehen. Das ist nicht gesund.


    Zum Thema Aufregung bei Arbeitsrassen. Da ist es ja nicht bloß die Aufregung. Die Charakterstruktur erlaubt es einfach, dass die Hunde sich auch wahnsinnig schnell eine Aufgabe suchen und da auch sehr engagiert sind. Und das möchte ich im Alltag nicht für meinen Hund. Gassi heißt zum Beispiel entspannen und nicht auf 180 andere Hunde durch die Gegend kegeln, Dinge sammeln oder ähnliches.


    Und letztendlich kann Aufregung auch daraus resultieren, dass die Haltung des Hundes einfach nicht für den Hund passt. Nicht jeder Hund ist dafür gemacht das aktuell klassische Leben als Begleithund mit Hundeschule, Spielstunde, viel halligalli, wenigen bis keinen Grenzen, wenig bis keiner Führung und Spaziergängen mit viel Hundekontakt zu führen. Auch die aktuelle Art der Haltung und Beschäftigung kann einen Hund unter Strom stehen lassen. Da würde sich wohl viel Aufregung in Luft auflösen wenn der Hund einen anderen Lebensstil pflegen dürfte oder anders durchs Leben geführt werden würde.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!