Geeignete Beschäftigung für drei unterschiedliche Hundetypen

  • Mantrailing wurde ja hier zwei mal vorgeschlagen - geht das mit Hunden, die Fremde doof finden?

    Ja, das geht - je nach Hund sogar sehr gut =)


    Dino findet Fremde absolut überflüssig. Vor 2,5 Jahren noch hat er fremde Menschen auf der Straße vehement verbellt - auch, wenn die noch 50+ m von uns entfernt waren.

    Nach einem Jahr, so gegen Ende 2019, hab ich dann in der HuSchu mit Mantrailing angefangen. Einfach aus Spaß um zu gucken, ob das was für uns ist...

    Fazit: Dino hat unheimlich viel Spaß daran, hat viele seiner Ängste abbauen können und findet fremde Menschen jetzt gar nicht mehr sooo blöd.

    Und seit Januar 2020 sind wir auch in einem Rettungshundeverein - natürlich ohne Einsatzziel. =)

    Beim ersten Training gabs eine dumme Situation, da hat Dino in den Schuh des männlichen "Opfers" gebissen - der Mann wollte sich etwas zu schnell aus den Schleppleinenschlaufen entfernen, die Bewegung hat Dino dann als Bedrohung aufgefasst.

    Das war vor 1,5 Jahren. Heute kann Dino es kaum erwarten, "seine" Staffelmenschen begrüßen zu dürfen, er freut sich über die nette Ansprache und unsere gesamte Mantrailing-Abteilung freut sich darüber, wie toll Dino sich entwickelt halt.


    Also ja, Mantrailing mit Hund, der Fremde scheiße findet, ist definitiv möglich. WENN man eine Gruppe findet, die sich darauf einstellen kann und für jeden Hund ein individueller Trainingsweg gefunden wird.

    Dino hat am Anfang zB ausschließlich Frauen gesucht und die hatten auch immer klare Anweisungen, wie sie sich Dino Gegenüber zu verhalten haben (nicht anschauen, nicht anfassen, nicht loben - nur die offene Tupperbox mit der Futterbelohnung auf den Boden stellen). Damit hat Dino schnell verstanden, dass fremde Personen eigentlich ganz ok sind - weil da gibt's ja lecker Nassfutter. Und er wird von mir und der Trainerin himmelhoch gelobt.



    So, aber zu CheshireDogs:

    Ich finde, du bemühst dich ja schon sehr darum, dass jeder Hund auf seine Kosten kommt. Zwei machen Agi, Nummer drei darf halt in der eigenen Welt leben und schnüffeln.


    Ich denke, Mantrailing - da reicht ja zum Schnuppern erstmal ein gut geführter Hundeschulkurs - wäre vielleicht was für euch.

    Ansonsten, weil du meintest, Vereinssport willst du eher nicht: hausgemachte Schnüffelspiele.

    Es gibt da unzählige Möglichkeiten, die auch für ängstliche Hunde (meine Bonny ist ja auch eher schissig) geeignet sind und quasi nichts kosten.


    Zum Beispiel verstreue ich regelmäßig eine Portion der Tagesration im Garten und der jeweilige Hund darf dann suchen - ohne, dass ich helfe. Ein Durchgang dauert meist so 10 Minuten, danach ist Hund platt. Mit 30 Minuten Zeitaufwand für drei Hunde lässt sich das gut in unseren Abend integrieren.


    Oder, wenn kein Garten vorhanden ist oder die Wetterlage das "Sprinkling" im Garten nicht zulässt: Schnüffelboxen.

    Ein Pappkarton je Hund, eine Portion Trockenfutter und Füllmaterial aus Papier (zB alte Zeitung, ich nehm Papier-Polstermaterial aus den unzähligen Paketen).

    Ich streue ein paar Brocken Trofu auf den Kartonboden, dann kommt eine Schicht Papier-Polstermaterial darüber. Zeitung kann man auch locker zerknüllen und dann die Ebene damit bedecken. Auf die Papierschicht kommt dann wieder etwas Trofu, dann wieder Papier - je nach Hund kommt auf die oberste Schicht auch noch mal etwas Trofu zum Motivieren.

    Und dann sieht das (zumindest hier) so aus:

    [Externes Medium: https://youtu.be/luO1Z7OSu5w]


    =)


    Win-Win. Die Hunde sind beschäftigt, erarbeiten sich dabei ihr Futter und das Hirn muss auch arbeiten. Und du kannst amüsiert zugucken und dabei zB erstaunt feststellen, dass gerade der ängstlichste Hund mit voller Inbrunst an die Schnüffelbox geht.


    Du kannst auch (wenn deine Hunde keine Futterneider sind) Leckerchen etc im Haus verstecken und dann suchen lassen. Oder eine Decke zusammenknüllen und darin auch Leckeres verstecken, das die Hunde dann suchen müssen. Und und und.

  • Ich hatte mit meinen Hasenfuß auch Zweifel beim Mantrailing . Anfangs hat er sich auch nicht zu den Menschen getraut. Aber schon alleine das suchen ist für ihn so selbstbelohnend das er quasi versehentlich Freude am " retten" gefunden hat. Irgendwann ist er hüpfend und springend aus dem Auto gehüpft wenn es zum trailen ging. Er hat das auch in den Alltag übertragen. Angefangen haben wir mit Leuten die er kennt, dann fremde Frauen, Männer und später sogar Kinder. Alles just for fun in einer Hundeschule .


    Ansonsten jegliche Formen der Nasenarbeit, das geht auch draußen sehr einfach und sei es nur ein paar Leckerlies zu verstecken. Wenn die Hunde nicht futterneidisch sind auch alle zusammen. Apportieren wäre auch eine Möglichkeit die man gut alleine machen kann und mit mehreren Hunden vereinbaren.

  • Mantrailing finde ich interessant, habe aber auf die Schnelle keinen Verein gefunden, der das in meiner Nähe anbietet. Nur einen, da sind aber alle Termine für das gesamte Jahr ausgebucht. Und ich hätte auch eigentlich lieber etwas, dass ich alleine in unserer Umgebung machen kann, ohne noch irgendwo hinfahren zu müssen. Ich fahre nicht gerne Auto (und kriege auch gar nicht alle Hunde in mein kleines Auto) und mein Partner und ich haben selten gemeinsam frei,da ich Wochenenden und Schichtdienst arbeite. Die Wahrscheinlichkeit, dass das also gerade zu Kurszeiten passt, ist also leider gering.

    Dann mach Schlepp- oder Spritzfährten. Idealerweise mit Einführungskurs/Wochenndseminar (da reicht ein Hund, denn lernen musst vor allem du). Zur Not auch in Eigenregie mit gutem Buch oder Onlinekurs. Da wirst du allerdings unweigerlich einige gröbere Böcke schiessen und den Hund im Lernen behindern (wie beim Mantrailing in Eigenregie auch). Aber es geht, wenn auch holprig.

  • Ansonsten gibts noch gute Online Seminare mit FB Austausch zum Thema Dummyarbeit von Susanne, Hundeschule Jagdfieber. Sie hat auch einen Podcast, falls du mal reinhören willst. Von ihr hab ich inzwischen viel gutes gehört, hab aber nur Podcast selber gehört, in der Gruppe war ich selber nicht.

  • Ich geb mal ne Stimme für ZOS.


    Mit nem bisschen Wissen ( Bücher) kann man das recht easy selber machen. Es ist anstrengend, fordert sehr Nase und Konzentration, und auch wenn es einfach nur just for fun ist, ist es machbar, selbst wenn man Fehler rein kloppt.

    Ich hab zB was für zuhause gesucht, als meine Hündin wegen einer OP geschont werden musste, bzw für Zeiten wenn mal nicht so viel möglich ist.

    Nachdem ich Anfangs Zweifel hatte, ob ihr das stumpfe Anzeigen Spaß macht, hab ich im Endeffekt das Problem dass meine Hündin das so geil findet, dass es indoor doch nicht mehr möglich ist :rollsmile:

    Leider kann ich es halt echt nur auf Amateur Ebene, weil hier niemand ZOS anbietet.

    Auch Dummy - geht auf Amateur weise ganz gut ( kann man dann halt nicht ansatzweise mit professioneller Dummyarbeit vergleichen ^^) biete hier meines Wissens nach niemand an.


    Beim Mantrailing hätte ich zwei Probleme :

    1. Findet Madame Fremde Menschen Kacke ( das is hier ja im Thread grad Thema :p)

    2. Hab ich das immer als Arbeit im Kopf, bei der man selbst viel mithelfen muss, und der Hund viel im Auto warten muss. Nur, hab ich keins ^^


    An Fährte finde ich zB keinen Reiz, aber ansonsten bietet das eigentlich jeder Gebrauchshundeverein an.


    Agility allerdings, finde ich an sich für die meisten Hunde irgendwie nicht so förderlich. Das ist viel Push und Aufregung mit hohem Verletzungsrisiko. Ich stell mir das sehr spaßig vor, aber es ist schlicht das Gegenteil von konzentrierter, ruhiger, eigenständigerer Arbeit, wie es bspw bei der Nase Arbeit der Fall ist.


    Um da nochmal kurz aufs ZOS zu kommen : Stell dir das quasi vor wie eine detaillierte, Feinsuche : Ein relativ kleiner Gegenstand, soll auf recht großer Fläche aufgespürt und sauber angezeigt werden.

    Dabei arbeitet sich der Hund strategisch vor, unter Hilfen von Frauchen/Herrchen, die ihm lediglich mitteilen in welchem Bereich der Hund suchen soll.

    Sprich : Du kannst deinen Hund bspw auf einen Beutel Schwarztee, ein Feuerzeug oder eine Büroklammer konditioneren ( und dauerhaft auf verschiedene Gerüche). Dieser kleine Gegenstand liegt irgendwo im Wohnzimmer, oder in einer von vielen Taschen oder bspw in einem Feldabschnitt versteckt. Dein Hund, soll dann das Wohnzimmer/die Taschen/dieses eine Bestimmte Feldareal absuchen, und es durch ablegen und "patexen" ( Nase sollte den gesuchten Gegenstand berühren oder zumindest dir durch die Nase und den Blick zeigen, wo dieser Gegenstand ist) anzeigen.

    Dabei, bleibt der Hund in dieser Position bis man als Mensch eingetroffen ist, und wenn der Hund dann auch richtig liegt, wird das sofort hochwertig belohnt und aufgelöst.

    Es ist quasi angelehnt an die Arbeit eines Drogenspürhundes bspw, und etwas, das man mit praktisch jedem Hund machen kann, der irgendwie Bock hat mit seiner Nase zu arbeiten. :)


    Aber man muss auch das, natürlich sehr kleinschrittig aufbauen, damit der Hund wirklich weiß, was er tun soll und wie er es richtig macht.

    Einfach anzeigen klingt bspw so einfach, war aber für meine Hündin richtig schwer, weil sie gerne apportiert, und die nächste Schlussfolgerung war,, So, wenn nicht bringen, dann mach kaputt!".

    Ein anderer Vorteil ist, dass das auch etwas für Hunde ist, die körperlich eingeschränkt sind, oder nicht gerne apportieren, oder bspw einen Maulkorb tragen müssen.

  • Mein erster Gedanke war Dummy Training. Das könnte für alle drei was sein, man kann auch mit nem Futterbeutel arbeiten, wenn das Dummy nicht interessant genug ist.

  • 3 Hunde mit einer eigenen Sportart auslasten zu wollen, ist schon zeitlich eine enorme Herausforderung. Das braucht auch nicht jeder Hund, man kann auch viel zu Hause mit DIY Sachen machen. Futterbeschäftigung basteln, Suchspiele und Co kriegt man gut zu Hause hin. Der Hund muss ja nicht eine Stunde oder mehr beschäftigt sein.

    Und bei Spannungen im Rudel würde ich eher zu Hause mehr Strukturen und einführen anstatt auf Auslastung zu setzen. Wirklich auslastend, im Sinne von wohliger Zufriedenheit, ist es für Hunde in aller erster Linie, wenn sie ihren Bedürfnissen nachgehen dürfen ohne menschliche Regeln. Da würde ich dann eher mal auf Einzelspaziergänge setzen, wo der Hund entscheiden darf wo es lang geht und was gemacht wird. Futter selbstständig erarbeiten (also nicht für Gegenleistung beim Menschen), also sowas wie Futter auspacken, selbstständig überlegen, wie man ans Futter rankommt, etc. ist für Hunde auch eine sehr befriedigende Aufgabe (ihren Fähigkeiten entsprechend ohne sie zu überfordern).

  • Nasengeschichten wurden ja schon erwähnt.


    Gerade wenn sie gerne laufen, würde mit noch Longieren einfallen. Erst jeden Hund einzeln anlongieren (das trägt auch ein wenig zur Distanzkontrolle bei Jägern bei) und dann könntest du sie zu zweit oder sogar zu dritt longieren.

    Zu dritt hatte ich meine noch nicht am Kreis, aber meine beiden Aussi-Mädels hab ich anno dunnemal zu zweit longiert, das hat richtig Laune gemacht.

  • Nur Mal kurz danke für die ganzen Antworten - werde ich mir Mitte der Woche alles genau durchlesen. Hier ist gerade Land unter auf Arbeit, sowie mit den weiteren tierischen Bewohnern, dazu noch einiges an neuem Input von unserer Trainerin inklusive jeder Menge 'Hausaufgaben', daher bin ich bisher nicht zum Lesen gekommen. :see_no_evil_monkey:

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