Jagdsequenzen und spezifisches Training / Belohnung

  • interessantes thema... hier lese ich erst einmal mit .

    hier leben eine klm hündin und ein hütehund.beide haben sehr unterschiedliche jagdsequenzen.


    im moment lese ich nur im forum weil ich nicht schlafen kann,bin aber zu müde um ausführlich zu schreiben:sleep:


    lg

  • Ich nehme als Beispiel mal meine Jüngste, Border Collie, jetzt drei Jahre alt.


    3 Suche und Orientierungsverhalten

    4 Fixieren/Schleichen (schleichen nur am Schaf, bei Wild gar nicht, da geht es vom Fixieren sofort ins Hetzen)

    4 Hetzen (kann sie sogar mit Hetzlauten |))

    1 Packen

    1 Töten (sie hat mal einen Piepmatz gekillt, den sie erwischt hat)

    0 Fressen/Aufbrechen


    Sie war der erste Hund, den ich bereits im Welpenalter an die Schleppleine nehmen musste, weil wegen der Jagerei nix mehr ging. Es folgte nervenaufreibendes Training und viele, viele Spaziergänge an kurzer Leine in Gebiet mit wenig Triggern, damit das Hirn nicht im Dauerüberlastungsmodus war.


    Ich habe irgendwann gedacht, dass das der erste meiner Hunde werden würde, bei dem ich zeitlebens ne Schleppleine brauche. Aber nein, es war wie bei allen anderen auch: Jetzt mit drei Jahren rumpelte was im Hirn an die richtige Stelle und ich kann sie kontrollieren.


    Wir erarbeiten uns die Kontrolle bei Außenreizen in der Basis an der kurzen Leine - Entspannung, Entspannung, Entspannung und konkretes Verhalten bei Sichtung von Ablenkung, dann gibt es im Freilauf regeln wie Stoppen und Warten, dass ich aufschließen kann und eine ganz, ganz wichtige: Den Weg nicht verlassen. Und normal Spazieren gehen. Belohnt wird das alles mit schnöden Futter, was sie zwischenzeitlich nicht mal für fressenswürdig hielt. Mit Hetzspielen belohnen ist keine Option, da dreht sie ab wie Schmidts Katze. Da kann man auch nix dosieren. Das hält man hin und der Hund eskaliert, quasi. Das ist ja nicht das was ich haben möchte - die soll lernen cool mit Wild umzugehen.


    Gestern war eins meiner Highlights, was mir gezeigt hat, sie hat es verstanden: Es stand direkt auf Kopfhöhe ein Reh neben ihr am Hang im Busch und rannte dann weg. Und sie ist schön stehengeblieben und hat dem beim Weglaufen zugeschaut. Von selbst abwenden bekommt sie auch schon hin, wenn der Reiz nicht so nah ist.

  • Es ist natürlich etwas kompliziert das zu sagen mit Erziehung und Ersatzhandlungen.


    ----

    Koda: Mix (DSH, DK, Terrier, Dackel)

    3 Suche und Orientierungsverhalten

    4 Fixieren/Schleichen

    1 Hetzen

    2 Packen

    2 Töten

    2 Fressen/Aufbrechen


    Koda ist in der Stadt aufgewachsen und war schon 9 oder 10 Monate alt bis wir, vom möglichen Gassiradius her, in Regionen vorgedrungen sind. Entsprechend kann da natürlich auch die recht intensive Vorerziehung von Anfang an einfach gut gegriffen haben.


    Suche und Orientierungsverhalten

    Koda ist sehr nasenorientiert. Er findet auch sehr viele Wildspuren, Kleintiere usw.


    Fixieren/Schleichen

    Koda steht vor, schon immer und bombenfest, nachziehen tut er interessanterweise gar nicht.

    (AJT war mit dem Hund ein Traum)


    Hetzen

    Wild gar nicht, nie. Vögel und Eichhörnchen waren in der Pubertät mal kurz ein Thema, Katzen auf jeden Fall.


    Packen

    Packen und festhalten zeigt er an der Beißwurst sehr gut.


    Töten

    Er schüttelt seine Beute mit Begeisterung, v.a. den Hasendummy.


    Fressen/Aufbrechen

    Spielzeuge werden zerfetzt, den Hasenfelldummy darf er überhaupt nicht aus meiner Nähe entfernen sobald er ihn gebracht hat. Sonst ist der sofort kaputt. Er hat trotzdem schon wieder kahle Stellen.


    ---

    Baldur, Altdeutscher Hütehund


    0 Suche und Orientierungsverhalten

    3 Fixieren/Schleichen

    3 Hetzen

    3 Packen

    0 Töten

    0 Fressen/Aufbrechen


    Baldur ist Landhund und kennt Wild quasi seit Tag 1.


    Suche und Orientierungsverhalten

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich Baldurs Nasenarbeit sehr enttäuscht. Hier wird in naher Zukunft noch ein Welpe einziehen, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Aber Baldur als Spürhund, keine Chance. Draußen beim Gassi ist das natürlich eher angenehm. Das einzige was überhaupt etwas beachtet wird sind Markierungen läufige Hündinnen.


    Fixieren/Schleichen

    Bei Wild gar nicht. Da ist er sofort im Hetzen. Aber er zeigt halt den Hütehund in seinen Adern und gerade wenn er sich langweilt fängt er an Koda spielerisch nach BC-Manier zu fixieren und beschlechen.


    Hetzen

    Ja, ganz klar, in jeglicher Form. Aber er ist dabei ansprechbar und damit abbrechbar.


    Packen

    Auf jeden Fall. Typisch Schäferhund, packen und festhalten seiner Beute. Und er ist ein Schnullerhund, am liebsten immer Beute in der Schnute.

    Töten

    Ich denke nicht. Ich habe ihn noch nie etwas schütteln sehen oder so. Nichts was darauf hinweisen würde.


    Fressen/Aufbrechen

    Nein, Futter interessiert ihn eh kaum. Er kann mit Kauzeug nichts anfangen, wirklich nur die RFK, alles andere nimmt er nicht mal kurz. Er zerlegt nichts...



    Interessant wäre natürlich jetzt mal wirklich mit den Hunden zu jagen und zu schauen was sie wirklich täten. Ich könnte mit vorstellen, dass sich die Einschätzung da schnell ändert. V.a. mit zunehmender Erfahrung.

  • Ich halte mich mal an die Aufteilung, die naijra getroffen hat, die passt ach für meinen Spaniel besser.

    Gypsi, English Springer Spaniel, jagdlich geführt.

    Ungerichtete Suche: 4

    Gerichtete Suche 4

    Fixieren/Schleichen 1

    Hetzen 4

    Packen 2 (kommt auf die Tierart an. Feder- und kleines Haarwild würde sie packen, Schwarzwild oder Rehwild nicht)

    Töten: 0 (Sie zeigt keine Tötungshandlungen, wenn dann würde das bei kleineren Tieren versehentlich passieren)

    Tragen 3

    Fressen/Aufbrechen: 0

  • Anju, Rottweiler



    2 Suche und Orientierungsverhalten

    3 Fixieren/Beobachten (Schleichen habe ich mal raus genommen, das tut sie bei Wild nicht)

    2 Hetzen

    0 Packen

    0 Töten

    0 Fressen/Aufbrechen

    0 Tragen



    Anju ist nicht allzu jagdlich interessiert. Als Junghund ist sie öfter mal Kaninchen oder Hasen hinterher gehetzt, mittlerweile würde sie nur noch Eichhörnchen auf den nächsten Baum jagen und ab und an scheucht sie aus einer Laune heraus auch mal einen Vogel auf.

    Sie verfolgt sehr gerne Wildspuren im Wald, ist dabei aber nicht sehr ausdauernd und lässt sich leicht ablenken.

    Beobachten kann sie ausdauernd. Sobald das Wild außer Sicht ist, würde sie gerne die Spur aufnehmen, hetzt aber nicht nach.

    Zum Packen und Töten hatte sie schon öfter mal die Chance (bei Vögeln & Mäusen), wirkte in diesen Situationen aber eher ratlos oder überfordert und hat sich abgewandt. Das suchen, aufscheuchen und eventuell auch hetzen gefällt ihr, aber "vollenden was sie angefangen hat", würde sie nicht.

    Obwohl sie in der Dummyarbeit richtig aufblüht und Dummys sehr zuverlässig trägt (Egal welche Größe, Form, Gewicht. Ob mit Kaninchenfell oder ohne), würde sie totes Wild nicht tragen. Sie hat mal versucht ein totes Eichhörnchen aufzuheben, hat sich aber (so sah es für mich zumindest aus) angewidert abgewandt. Tote Fische und kleine Vögel hat sie mir früher gerne apportiert (ohne das ich das wollte!:ugly:), aber mittlerweile würde sie sich viel lieber darin wälzen.


    Wir haben, als sie noch jung war und wir in einer Stadt gelebt haben, in der es viele Kaninchen gibt, sehr viel Schleppleinen Training gemacht. Jedes ruhige gucken mit Click und Leckerli belohnt. Das haben wir wirklich lange gemacht und es hat sich mMn wirklich ausgezahlt. Auch jedes Vorstehen habe ich geklickert und tue es auch heute noch ab und zu. Aber ich glaube, Anju hat auch von sich aus beim "erwachsen werden" das Interesse an Wild ein Stück weit verloren.

  • Als Beagle war Lupo überwiegend auf Spuren finden und verfolgen aus, als die Erziehung noch nicht saß, war die Nase kaum mal oben.

    Fand er eine Spur ging er nach wie ferngesteuert.

    Suche und Orientieren = 4


    Fixieren/Beobachten= 1,

    Anfangs ging er Katzen nach, ohne große Beobachtung, Sicht = Start mit Sichtlaut. Einem Reh ist er einmal (mit Kumpel) nachgesetzt, kam aber auf Pfiff zurück. Später blieb er auch bei flüchtenden Tieren ohne Leine an meiner Seite, ohne Theater oder Aufregung.


    Hetzen = 3

    Das fand er schon aufregend, Bewegung von Tieren/Gegenständen nicht nachzugehen war ein gutes Stück Arbeit.


    Töten 0 , er hat nie ein Tier gepackt bei mir. Spielzeug packte er fest, schüttelte und zerfetzte es - wenn man ihn ließ.


    Fressen/Aufbrechen 0 , er ging auch nicht an Aas welches er aber sicher fand (um sich drauf zu wälzen).


    Tragen 4 Er war später eher Retriever als Beagle. Er trug gern seine Dinge selbst draußen, apportierte mit viel Spaß. Tote Tiere hat er aber nie aufgenommen und apportiert - hätte ich auch eher nicht gefeiert.

  • Ich halte mich mal am das jagdliche Vokabular, zu dem Schleichen etc. definitiv nicht gehört. Moro ist als Nachzucht von Hochleistungs DK sehr auf den Naseneinsatz fixiert. Er notiert und markiert jede Witterung. Das "Schleichen" nennen wir Nachziehen. Der Rüde folgt langsam und sehr gespannt die Witterung der Beute, um zuletzt stehen zu bleiben, so dass der Jäger den Fasan oder Hasen herausstossen kann und erlegen kann. Oder, beim umgehorsamen Hund, einspringt, hinterher rennt und damit den Jagdeerfolg zu nichte macht. Ein guter DK hat Raubwikdschärfe, wird also die Katze oder den Fuchs abwürgen. Das ist genetisch verankert. Oder er ist gehorsam und die Erziehung überschreibt den Trieb

  • Super spannend, danke euch allen.

    Bei Anju bin ich überrascht, dass packen kein Thema ist. Hätte ich beim Rotti nun vermutet. Ist das auch bei anderen Rottis so oder ist Anju da eigen?


    Schleichen/Nachziehen

    Ich habs extra schleichen genannt damit es all verstehen. Ist ja dasselbe.


    Dass Training verschleiert ist klar - ich wollte mehr über die Anlagen wissen. Meine durfte ja auch noch nie ein Tier töten. Von daher leite ich nur ab was ich an Verhalten sonst sehe. Sicher wissen tu ich es nicht weil ich es bisher halt verhindern konnte.


    Überlege gerade, was wohl die schwierigste Kombination ist. Wahrscheinlich wenn wenig gesucht wird, null Fixieren dabei ist, viel hetzen auf Sicht und dann packen/töten, aber keine Fressfreude. Da hätte ich glaub am meisten Mühe beim Training.

  • Sehr spannendes Thema! In der Beschreibung von Waldhörnchen seh ich auch ganz viel von Carlo, der ist Anju da ganz ähnlich.


    Carlo, rumänischer Mix mit einem guten Schuss HSH


    3 Suche und Orientierungsverhalten

    4 Fixieren/Beobachten (ebenfalls ohne Schleichen, das wird hier auch nicht gemacht)

    1 Hetzen

    0 Packen

    0 Töten

    0 Fressen/Aufbrechen

    0 Tragen


    Carlo ist auch noch sehr selektiv mit dem, was so gesucht und beobachtet wird. Hasen, Kaninchen, Rehe, die meisten Vögel sind ihm ziemlich egal. Wenn das Reh direkt vor uns hoch geht, hüpft er mal ein, zwei Sprünge hinterher, dreht sich dann aber gleich mit einem "Hast du das eben auch gesehen?"-Blick um.

    Anders ists bei Marderartigen, Füchsen, Katzen, Rabenvögeln und Wildschweinen (wobei er bei denen auch nur auf Spur, nicht auf Sicht reagiert). Da werden Spuren sehr intensiv verfolgt, es wird überaus genau beobachtet und da würde er auch länger hinterher gehen. Da er nie ohne (Schlepp-)Leine läuft, kann ich nicht sagen, wie lange er hetzen würde, aber zumindest die 15m Schlepp hat er noch nie ganz ausgenutzt, es reicht ihm wohl, wenn er vertreiben kann.


    Packen - nope. Dinge ins Maul nehmen ist eine Zumutung.

    Töten - er hat, seit er bei uns ist, zwei Mäuse getötet, wobei das beide Male auch eher ein zufälliges Zerquetschen mit den Pfoten war, als ein gezieltes töten.

    Fressen/Aufbrechen - tja, die beiden toten Mäuse wurden dann angewiedert angeguckt und liegen gelassen. In toten Tieren wälzt man sich, die frisst man nicht :klugscheisser:

    Tragen - siehe packen. Wer nix ins Maul nimmt, trägt auch nix :lol:


    Wir müssen da auch nicht viel trainieren. Ich nutze ganz selten mal Spuren nachgehen als Verstärker, allerdings ist das eine Gratwanderung, weil sich gerade bei frischen Spuren zu oft der Schalter im Hirn umlegt und er unberechenbar wird. Dafür sind Umgebung scannen und beobachten lassen sehr brauchbare Verstärker, fürs Abwenden darf er deshalb oft nochmal länger gucken.

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