Rückruf durchsetzen - welche Schleppleine?

  • Dh wenn ich sehe, der Hund wird nicht kommen, dann zieh ich ihn auch nicht mit Kraft ran. Dann schlag ich mir auf den Hinterkopf und verspreche mir beim nächsten Mal so zu rufen, dass er "on air" ist.

    Also ich habe nicht gesagt, dass ich den Hund mit Kraft zu mir ziehe. Sondern dass ich den Hund mit einem Impuls darauf aufmerksam mache, dass ich ihn rufe. Und würde der Hund an mir vorbeilaufen, würde ich noch ein Mal an der Leine ziehen. Und das so oft, bis der Hund zu mir kommt.


    Ich verstehe nicht, wieso so etwas nachteilhaft sein soll.


    Der Trainer, mit dem ich zusammen gearbeitet habe, hat es mir damals so erklärt. Der Hund braucht ca. 1.000 Wiederholungen um ein Kommando perfekt zu können. Mach dir ruhig eine Strichliste und jedes Mal, wenn der Hund ein Kommando ausgeführt hat, machst du ein Strich dran. Aber jedes Mal, wenn der Hund ein Kommando nicht ausgeführt hat, sind drei Striche wieder weg. Und nimmst du die Schleppleine und setzt das Kommando durch, bist du bei dem Durchgang zumindest wieder auf Null.

  • Benutzt du die Schleppleine, um ein Kommando durchzusetzen, bringst du dem Hund eine saubere Unterscheidung zwischen angeleint und freilaufend bei. :ka:

    Kann ich ein Kommando nicht durchsetzen, bringe ich dem Hund bei, dass er mein Kommando nicht beachten muss.


    Und ich weiß nicht, was schlimmer ist.

  • Jeder minimal intelligente Hund weiß, wann eine Leine an ihm dran hängt und wann nicht.


    Letztendlich kommt es darauf an wie ich das Kommando durchsetze. Nutze ich die Schleppleine als Angel und ziehe den Fisch aka Hund zu mir ran, wird der Hund dabei wenig lernen.

    Verhindere ich aber sein Alternativverhalten (zum Beispiel woanders hinrennen) indem ich ihn durch die Leine stoppe, seine Aufmerksamkeit auf mich lenke und dann rufe, ist der Lerneffekt ein ganz anderer.


    Edit: Würde man die Leine nicht als Absicherung nutzen, um Kommandos durchzusetzen, könnte man sie sich auch sparen.

  • Benutzt du die Schleppleine, um ein Kommando durchzusetzen, bringst du dem Hund eine saubere Unterscheidung zwischen angeleint und freilaufend bei. :ka:

    Genau so ist es! Hunde sind nicht blöd. Auch Labbis nicht. Er weiß genau wann du "Zugriff" auf ihn hast und wann nicht...


    Dass er in den von dir beschriebenen Situationen nicht gehorcht, liegt nicht daran, dass er nicht wüsste, was er zu tun hätte... Es liegt daran, dass die Ablenkung zu groß ist. D.h. du verlangst von deinem Hund etwas, dass er gar nicht im Stande ist zu leisten.


    Wie alt ist der Hund? (Vllt habe ich es überlesen?)


    Bei meinem jüngeren Rüden (zwei Jahre alt) funktioniert der Rückruf auch nicht nicht in allen Situationen. Einfach, weil da die Ablenkung noch zu groß ist. Diese Situationen kenne ich und hole ihn dann einfach ab, wenn es "schnell" gehen muss... Bzw. wenn ich Zeit habe, warte ich, bis die Ablenkung gerade so gering ist, dass er den Rückruf "schafft".


    Beispiel: Er hat sich an einer Stelle festgeschnuppert. Wenn ich keine Zeit habe, gehe ich hin, leine ihn an und weiter geht's. Wenn ich Zeit habe, warte ich bis ich merke, dass er im Begriff ist, sich selbst von der Stelle zu lösen und rufe ihn in diesem Moment ab. Ist er bei mir, wird er dann sehr hochwertig belohnt.


    Was du probieren könntest, wäre ein Ankersignal aufzubauen. Wenn man das sauber macht, funktioniert das auch, wenn die Ablenkung sehr groß ist.

  • Und wenn noch andere Hunde mit dabei sind und die Hunde miteinander spielen, dann auf ca. 75%. Also von drei Rückrufen klappt einer nicht.

    Wenn von drei Rückrufen zwei klappen, wären das aber knapp 67% statt 75%... *duck und weg*

  • Das mit den 1000 Wiederholungen ist so eine Sache. Klar braucht es Üben, damit ein Hund ein Verhalten zuverlässig mit einem Kommando verknüpft und man das gewünschte Verhalten auch in unterschiedlichen Situationen abrufen kann.


    Aber in Deinem Fall weiß der Hund ja schon, was von ihm erwartet wird, wenn Du rufst. Er entscheidet nur kreativ nach Sachlage, was sich für ihn mehr lohnt :smile: In der entsprechenden Phase bei Ronja war je nach Stimmung jedes Pusteblümchen im Wind interessanter als ich, ziemlich frustrierend :pfeif: Und aus heutiger Sicht kann ich den Hund gut verstehen.


    Wir haben das letztlich über gemeinsame Arbeit (Dummytraining) und Arbeit an der Beziehung, quasi per Teambuilding hinbekommen. Das hat ne ziemliche Zeit gedauert, dafür aber nachhaltig gewirkt. Auch beim lossprintenden Hasen und beim freien Spiel mit anderen Hunden. Wobei ich aus Letzterem auch nur mit Grund abgerufen habe (wenns zu kippen drohte bzw. die Hunde völlig in andere Sphären abgeglitten sind in ner Umgebung, in der das hätte problematisch werden können). So zu Testzwecken mochte ich das nicht, ich wollte meinem Hund mit der Erlaubnis ja ermögluchen, sein Junghundeding zu machen.


    Bei uns war die Schleppleine ein Bestandteil, als die Madam noch jagdlich ambitioniert war, für den Rückruf hab ich die nicht genutzt und fürs freie Spiel war mir das zu gefährlich.


    Mein Tipp wäre auch erstmal, den Rückruf neu aufzubauen gekoppelt mit gemeinsamer Beschäftigung und Arbeit an der Bindung. Und beim freien Spiel - wenn Du es gestattest - dem Hund auch mehr Freiraum zu lassen und ihn da eben erstmal nicht rauszurufen, sondern abzuholen.

  • Man sollte Dinge aber so aufbauen, dass der Hund dabei möglichst keine Fehler machen kann. Fehlervermeidung ist wichtig. Ich nutze auch die Schleppe, aber weder wenn andere Hunde dabei sind, noch wird daran gezuppelt, gezerrt oder irgendwie eingewirkt. Die Schleppe ist eine Begrenzung kein Meinungsverstärker.

  • Kann ich ein Kommando nicht durchsetzen, bringe ich dem Hund bei, dass er mein Kommando nicht beachten muss.

    Ich denke, wir kommen hier von unserer Denkweise her nicht zusammen. Du hast im Kopf, dass du Befehle gibts und der Hund zu gehorchen hat. Da ist dann natürlich die Herangehensweise eine ganz andere als bei mir - denn ich sehe es eher so, dass dem Hund beibringe, es ist für ihn immer am vorteilhaftesten meiner Anleitung zu folgen. Deine Denkweise fußt auf einem Konzept von Zwang, meine auf der Schaffung einer win-win-Situation.


    Deshalb nur so viel: Versuch es so, wie es sich für dich schlüssig anfühlt. Wenn es funktioniert, prima. Wenn nicht, vielleicht ziehst du dann noch mal ein Konzept in Betracht dass weniger hierarchisch aufgebaut ist. Zumindest bei meinen Terriertieren kann ich jedenfalls sagen, mir wäre ein ständiger Machtkampf einfach zu anstrengend und würde lediglich immer weiter eskalieren. Von Gehorsam halten die nämlich nicht viel - aber dafür kann man wunderbar kooperieren. Und die Ergebnisse überzeugen.

  • Benutzt du die Schleppleine, um ein Kommando durchzusetzen, bringst du dem Hund eine saubere Unterscheidung zwischen angeleint und freilaufend bei. :ka:

    Kann ich ein Kommando nicht durchsetzen, bringe ich dem Hund bei, dass er mein Kommando nicht beachten muss.


    Und ich weiß nicht, was schlimmer ist.

    Wenn dein Junghund nicht kommt, wenn du ihn rufst, dann versteht er das nicht. Er wird es auch nicht verstehen, wenn du ihn x mal zu dir ziehst Impulse gibst. Er versteht nicht, was du willst, weil die Verknüpfung sich nicht bildet. Dein timing ist schlecht. Und sobald du dein Hilfsmittel nicht mehr hast, wird er drauf pfeifen. Der pfeift ja jetzt schon drauf, wenn du rufst, dann musst du eine Korrektur anwenden. Es sei denn du drohst noch mehr und steigerst das. Hast du eine Arschkrampe, wird er sich überlegen, ob er es trotzdem tut und die Strafe danach in Kauf nimmt.


    So baut man nicht auf. Bei jeder Verknüpfung, die du machen möchtest, reagiert der Hund mit einer Löschung seinerseits, weil er auf dein Kommando nicht reagiert. Da hilft auch keine bessere SL.

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