Rückruf durchsetzen - welche Schleppleine?

  • Mit Zwang/Druck (bzw. mit "Durchsetzen") würde ich hier gar nicht arbeiten...


    Wieso sollte der Hund denn zu dir kommen? Er spielt mit dem Welpen; der Rückruf beendet das Spiel und er muss an die Leine... Kein Wunder, dass der Hund dazu nicht motiviert ist...


    Ich würde den Rückruf mithilfe einer sehr hochwertigen Belohnung (Wurst, Käse, gegartes Fleisch, etc.) komplett neu aufbauen...


    Die Schleppleine würde ich wegpacken. Sie ist für diesen Zweck nicht geeignet.

  • Für mich IST der Rückruf ein nicht verhandelbares Kommando. Weil wenn Auto oder Fahrrad kommt, diskutiere ich nicht erst, sondern Hund hat zu kommen. Bis ich diskutiere, liegt Hund drunter unterm Auto...


    Wenn der Hund im Alltag gut hört auf das Kommando (und wenn das der Fall ist, dann ist der nicht mehr "im Aufbau!"), darf und soll er schon lernen, daß man in der Lage und v.a. Willens ist, das durchzusetzen. Aber mit der Schlepp ein No-Go! Die Schlepp kommt normalerweise KOMPLETT ab hier, wenn Hund spielt oder Freilauf hat, auch ein evtl. Geschirr. Viel zu groß die Gefahr, daß da irgendwo ein Hund drin hängenbleibt. Bei uns ist da ausschließlich ein gut sitzendes Halsband (also nix von wegen 3 Finger breit Spielraum, das liegt an und kuschelt sich an den Hals!!) am Hund, sonst nix.


    Ich würde das durchsetzen, indem ich:

    - nicht allzu weit wegstehe, wenn ich rufe, sodaß Hund in der Lage ist, das Kommando überhaupt wahrzunehmen; sowas wird gern im Spiel ausgeblendet, der kann nix dafür, er nimmts dann einfach net wahr.

    - die Hunde sich gar nicht erst so hochspulen lassen miteinander, daß einer nimmer in der Lage ist, meine Kommunikation wahrzunehmen. Bahnt sich sowas an, dann kurzfristig beide an die Leine, bis sie wieder bissel runtergekommen und ansprechbar sind.

    - erstmal nicht rufen, wenn ich schon weiß, beide sind auf 180, und ich hab keine Möglichkeit, das durchzusetzen

    - Dann lieber was einfallen lassen, was die Hunde auf Dich aufmerksam werden läßt: mit Gejohle wegrennen, was zum Mitkommen animiert, Knistern der Leckerlitüte o.ä., und sobald sie gucken oder gar sich zu Dir drehen, rufen und quietschen vor Freude, dann kommen sie garantiert. Aber echt erst rufen, wenn Du siehst, Du hast ihre Aufmerksamkeit, und denkst, jetzt kommen sie eh gleich freiwillig. (ja, zum Üben die ersten paar Male winke ich gern auch mal mit dem Leckerlie, statt das erst hinterher zu zücken - muß man halt relativ bald wieder abstellen! Das hilft bei den ersten Malen, zu verstehen, daß sich ein Befolgen des Rückrufs lohnen könnte. Wenn sie das paarmal erlebt haben, braucht man nimmer mit dem Leckerli zu winken, damit sich net einbürgert, daß Hundi nur noch kommt, wenn ich was dabei habe!)

    - Wenn die Hunde am Spielen sind, dann wie oben geschrieeben, relativ nah dran stehen. Erst dann rufen, sehr laut und deutlich, evtl. mit nem Pfiff (bei meiner Schiedsrichterpfeife haute es den Bossi regelrecht herum, wenn er die hörte, die hat ihn in jedem Spiel erreicht, außer bei der Jagd - aber für Alltag perfekt. Leider hört er altersbedingt nix mehr :headbash:). Dieser Pfiff ist dann quasi das Aufmerksamkeitssignal, das den Hund aus der Beschäftigung herausreißt, weils einfach total auffällig und nicht überhörbar ist. Dann guckt der Hund in der Regel, was da ruft/Lärm macht (d.h. die Aufmerksamkeit liegt bei den Ohren und Dir!), und Du rufst ihn, mit dem Kommando, bei dem er weiß, daß er bei dem IMMER nen Jackpot kriegt (weil Abruf aus Spiel = höhere Schule!). Guckt er NICHT, dann ignoriert er das Signal komplett (oder ist zu hoch gespult --> Dein Fehler! Neuer Versuch!). Bei Ignorieren würde ich einfach hingehen, dazwischengehen, splitten. Hund dort (ruuuhig, der muß erstmal runterkommen, damit er aufnahmefähig ist, ansprechbar wird!) ansprechen (spätestens dann guckt er, was Du willst), und Dein Kommando deutlich und mit Körpersprache wiederholen. Oder am Halsband greifen und mitnehmen zu dem Punkt, von dem aus Du gerufen hattest. Dort erst Leckerli geben. Weil Leckerli gibts nur dort, wo Du gerufen hattest. Ziel: er kommt nächstes Mal von alleine zu diesem Punkt und muß net geholt werden, weil das der Ort ist, an dem er bestätigt wird. Er will das Leckerli ja schnell haben. Also nicht schimpfen, strafen o.ä., sondern einfach das Spiel unterbrechen, ihn mitnehmen (zeigt, daß Du drauf bestehst, daß er kommt), also das Kommando mittels Mitnehmen durchsetzen, und am Ort des vorangegangenen Abrufs bestätigen. Kapieren die meist relativ schnell.


    Wichtig: das Rückruf-Kommando darf generell keines sein, daß den Spaß beendet. Also nicht generell nach dem Abrufen anleinen, Spaß zu Ende oder so. Und NIE als Strafe anleinen. Versuch, beim Anleinen rüberzubringen: "Hey, wir gehen jetzt ein Stück zusammen, hier wirds gefährlich, zusammen bewältigen wird das aber". Ich sag immer "Wollen wir zusammen gehn?" in freudigem Erwartungstonfall, als wär das das Abenteuer des Jahres. Wird von meinen Hunden grundsätzlich mit begeistertem Wedeln beim Anleinen beantwortet.


    Übe: Abrufen, bestätigen, weiterschicken. Abrufen, bestätigen, wildes Spiel, weiterschicken. Abrufen, bestätigen, Freigabesignal. Abrufen, anleinen, nach 3 Metern wieder ableinen. Abrufen ist Spaß, Herankommen ist Spaß. Keine Strafe, kein "Spaß beendet, jetzt beginnt der Ernst des Lebens, weil hier ne Straße ist" oder so. Abruf ist Abenteuer - keine Pflicht, kein Spaßverderber. Und dann kommt der Hund auch, wenn er gerade spielt, oder eben nen andren Hund vermöbeln wollte (getestet mit Bossi, der hatte damals echt abgedreht, wenn sowas war.).... *gg

  • Danke für die Antworten, anscheinend sind ein paar Dinge noch nicht ganz klar.


    Ich habe für den Rückruf zwei Kommandos. Das eine ist "Komm", was ich aus kurzer Entfernung verwende, bis ca. 5 Metern. Und da gibt es auch nicht immer eine Belohnung. Oder ab und an sogar ein Jack-Pot. Sorry, ich weiß nicht mehr, wie diese Belohnungsmethode heißt. Casino...


    Und dann habe ich das Kommando "Hier". Das Kommando verwende ich, wenn ich den Hund aus größerer Entfernung abrufen will. Und ein nicht kommen ist ein No-Go. Dagegen wird der Hund immer belohnt, wenn er kommt. Und zwar mit High Value. Gelernt hat der Hund das Kommando auch mit der Schleppleine. Also Schleppleine dran, wenn der Hund sofort kommt, ist alles gut, wenn nicht, dann gibt es einen kleinen Impuls, sodass er sich umdreht und schaut. Und dann zur Belohnung kommt. Eingeübt wurde das Kommando tatsächlich dann, wenn ich mir sicher war, dass der Hund auch kommt.


    Aktueller Stand ist: Bin ich mit beiden Hunden irgendwo im Wald (ohne Leine) oder auf einer Wiese und die Hunde spielen miteinander, ich rufe den Labi ab und in 99% aller Fälle kommt der Hund zu mir. Kommt jetzt noch Wasser mit dazu, fällt die Quote auf ca. 90%. Und wenn noch andere Hunde mit dabei sind und die Hunde miteinander spielen, dann auf ca. 75%. Also von drei Rückrufen klappt einer nicht.


    Deshalb war die Idee, dass man ans Wasser geht und wenn der Labi dann "abhaut" um mit anderen Hunden zu spielen, er dann zurückgerufen wird. Dann gibt es die Belohnung, er wird von der Leine gelassen und dann darf er abhauen.


    Und so immer wieder und wieder.


    Deshalb weiß ich nicht, was es bringt, das Kommando neu aufzubauen. Gute belohnungen bekommt er sowieso und wenn er so erregt ist, wird es ihm egal sein, dass die Belohnung einen hohen Wert hat. Das Spiel überwiegt. Deshalb auch die Schleppleine.

  • Ist der Hund beim Anblick von anderen Hunden denn ansprechbar und kann sich auf dich konzentrieren oder eher so "ich will da unbedingt hin" und kann sich eher grad so beherrschen oder eben auch nicht?

  • Ist der Hund beim Anblick von anderen Hunden denn ansprechbar und kann sich auf dich konzentrieren oder eher so "ich will da unbedingt hin" und kann sich eher grad so beherrschen oder eben auch nicht?

    Also allgemein?

    Es kommt auf den Hund an. Ist der Hund unbekannt, dann ist er im ersten Augenblick komplett egal. Ist der Hund bekannt, ein Spielkamerade, dann wird etwas herumgejault und auch koerperlich etwas bewegt. Also wenn er im Sitz ist, dann rutscht er auf dem Popo hin und her. Haelt es aber dennoch aus. Und wenn er merkt, dass er da nicht hin darf, dreht er sich weg.

  • So baut man keinen Rückruf auf. Da hilft dir keine Schleppleine. Ist der Hund das erste Mal ohne unterwegs und außerhalb deines Einflussbereichs (und ja natürlich merkt der, dass da 15m Leine dran hängen), bist du wieder bei Null.

  • So baut man keinen Rückruf auf. Da hilft dir keine Schleppleine. Ist der Hund das erste Mal ohne unterwegs und außerhalb deines Einflussbereichs (und ja natürlich merkt der, dass da 15m Leine dran hängen), bist du wieder bei Null.

    Sondern?

    Wie machst du dem Hund sonst klar, dass er zu kommen hat, wenn er gerufen wird und zwar ganz egal ob er gerade spielt oder mit sonstwas beschäftigt ist oder grade die Welt untergeht.


    Mit Belohnungen und positiver Motivation klappte es bei uns nur bis zu einem gewissen Punkt (der Erregung). Dann hat der Hund gesagt: Ja, schönes Leckerli. Friss du das mal selbst, die Katze ist mir wichtiger.


    Und was soll man sagen, in den letzten Monaten hat der so aufgebaute Rückruf gut funktioniert. Ohne Leine dran.

  • Wieso braucht's zwei Rückrufe?

    Einer für immer und einer für wenn ich grade Laune habe, dass er wirklich kommt?


    Wenn er nicht wirklich zu kommen braucht, rufe ich nicht... verstehe ich nicht...


    Auf alle Fälle ist dein 75%iger Rückruf noch zu unsicher, das kannst du noch nicht in der Anforderung steigern.

    Die Quote ist 9 aus 10, also 90 %...

    Bei einer Quote von 75 % geht man eigentlich einen Schritt zurück und macht es wieder etwas leichter, bis man beim leichteren bei 90 % ist, dann wird gesteigert, aber etwas weniger als vorher. Eigentlich macht man es immer nur so schwer, wie man hofft, dass der Hund es auch kann.

    Ihn so zu verleiten, dass man ihn mit der Schleppleine heranangeln muss und da auch noch fest davon auszugehen, dass es überhaupt so weit kommt, halte ich für zu schwer für den Hund. Und damit eigentlich nicht wirklich zielführend.

  • Wieso braucht's zwei Rückrufe?

    Einer für immer und einer für wenn ich grade Laune habe, dass er wirklich kommt?

    Keine Ahnung, wie andere das handhaben, aber ich habe auch zwei Rückrufe. Und zwar einmal den ganz normalen Alltagsrückruf. Da ist es auch ok, wenn er noch schnell das Beinchen hebt bevor er kommt, und er soll zwar auf geradem Weg kommen, aber ein flotter Trab reicht mir da völlig. Und da wir das öfter brauchen, ist mir auch klar, das nutzt sich mit der Zeit ein Stück weit ab, wird Alltag. Deshalb gibt es noch Rückruf Nummer zwei, den Superpfiff. Dieser ist super hochwertig konditioniert und wird nur sehr, sehr sparsam eingesetzt. Dadurch ist er ein absolutes Highlight, und auf diesen Pfiff hin reißt es den Krümel quasi in der Luft rum und er kommt im Tiefflug angeschossen. Sprich, der ist für Notfälle wenn ich mir nicht sicher bin, ob irgend was anderes überhaupt zu ihm durchdringen würde. (Und interessanterweise ist eben dieser Superpfiff rein positiv aufgebaut, da gab es niemals irgendeinen Gehorsam oder ein "du musst". Gerade weil ich möchte, dass der absolut zuverlässig sitzt.)

  • Ich gebe dem Hund im Aufbau kein negatives Erlebnis unter Zwang, wenn ich was übe, was der Hund jederzeit und aktiv für mich tun soll.

    Dh wenn ich sehe, der Hund wird nicht kommen, dann zieh ich ihn auch nicht mit Kraft ran. Dann schlag ich mir auf den Hinterkopf und verspreche mir beim nächsten Mal so zu rufen, dass er "on air" ist.

    Kann der Hund das in dem Moment nicht leisten, hab ich ein schlechtes Timing. Möchte ich, dass es nicht zu Situationen kommt, in denen der Hund mich ignoriert, richte ich es so ein, dass er keine Möglichkeit hat das zu ignorieren. Oder ich versaue mir das Kommando nicht, indem ich nicht rufe.


    In eurem fall: entweder ihr übt den Rückruf richtig oder du schließt den irritierenden Faktor aus, dh einzeln Gassi. Oder eben nicht üben, dh nicht rufen.

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