Der "gefährliche" Hund Teil 2
- Helfstyna
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Unterm Strich ist ein solches Verhalten nicht normal.
Doch ist es und je nach Rasse/ Selektion und mehr als nur akzeptiert.
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Unterm Strich ist ein solches Verhalten nicht normal.
Doch ist es und je nach Rasse/ Selektion und mehr als nur akzeptiert.
Was äußerst traurig ist, dass aus der ursprünglich beschädigungsvermeidenden Veranlagung des Hundes durch menschliche Selektion ein Hundetypus entstanden ist, bei dem es als "normal" gilt, sich gegen den Halter zu wenden.
Diese "rückgerichtete Aggression" ist ja nicht zu verwechseln mit der sozialen Verhaltensmöglichkeit, sich gegen aversive Einwirkungen durch den Menschen irgendwann doch zu wehren.
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Da haben wir einen unterschiedlichen Begriff von „Normalität.“ Es ist nicht üblich, aber mMn gehört es zur ganz normalen Verhaltensspannbreite eines Beutegreifers dazu, beim Hund je nach Selektionszweck mehr oder weniger gehemmt.
Dass Hunde die tatsächlich ausleben ist beim Begleithund eher selten, denke ich. Dass ein Hund sich im Erregungshoch, wenn er an seinem Ziel gehindert wird, umdreht und seinen Halter mustert und überlegt, das beobachte ich durchaus häufiger.
Ich hab den Begriff in Ronjas Hundeschule und dann im Tierheim kennengelernt, da gabs Hunde des Typs, die das auch gelebt haben/hätten. Da wurde übrigens sorgsam unterschieden, ob der Hund im Hormonhoch völlig drüber nach allem schnappt, was er kriegen kann, oder sich gezielt gegen den hemmenden Halter wendet und nur Letzteres wurde als rückgerichtete Aggression bezeichnet. Kann aber sein, dass der Begriff unterschiedlich genutzt wird/wurde oder sich anders entwickelt hat.
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Ich war nur verwirrt, weil ich
A: diesen Begriff so nie gehört habe
B: von dem was ich mir vor meiner Frage herleiten konnte "rückwärtsgerichtete Aggression" in speziell diesem Fall keinen Sinn ergibt.
Also, selbst wenn man es mit "redirection" erklären mag, dann ergibt es für mich immernoch wenig Sinn.
Ich liege wahrscheinlich wie so oft falsch, aber es gibt doch einen Unterschied zwischen "Redirected Aggression" und "Alter lass mich in Ruhe, das nervt".
Ich hab natürlich vorher auch das Google-Gerät angeschmissen und "rückwärtsgerichtete Aggression" eingegeben. Mit ernüchternden Ergebnissen.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich zu 100% verstehe was genau eine aggressive Handlung zu einer "rückwärtsgerichteten Aggression" macht.
Es macht schon einen Unterschied ob ein Begriff aus der Wissenschaft kommt, oder ob es irgendein Internetphänomen oder sonstiges ist.
Das hilft erstens besser zu verstehen was es bedeutet und im besten Fall kann man mehr draus lernen als stumpf das zu predigen, was man mal gehört hat ohne die Materie in der Tiefe zu verstehen.
Vielleicht löst mein Hinterfragen bei dir auch eine Abwehrhaltung aus. Das ist aber nicht mein Problem.
Meine Frage bleibt also.
Ist die sogenannte "Rückwärtsgerichtete Aggression" nun das gleiche wie eine "redirected aggression" (also "umgeleitete Aggression"), oder ist damit etwas anderes gemeint. Etwas, das durch gänzlich andere Ausgangssituationen ausgelöst wird als durch bereits vorhandenes Aggressionsverhalten, welches sich nicht akut am Auslöser ausleben lässt.
Möglicherweise gibts hier ein Missverständnis? „Redirected Aggression“ bedeutet so viel wie Aggressionsverschiebung. Ein beim Menschen gut untersuchtes Phänomen. Dabei wird platt gesagt der aggressive Impuls vom eigentlichen Auslöser auf einen Anderen umgelenkt. Aus unterschiedlichen Gründen. Und ist ganz oft ein längerer Prozess. (Erwachsene) Menschen werden in der unkontrollierten Auslebung ihres Aggressionsverhaltens ja üblicherweise durch internalisierte Hemmungen bzw.
soziale Zwänge behindert und nicht durch (körperlichen) äußeren Zwang. Und da liegt dann oft auch der Hintergrund dafür, sich ein „leichteres“ oder „akzeptierteres“ Opfer suchen.
Mit „rückwärts gerichteter“ bzw. rückgerichteter Aggression bzw. „der Hund dreht sich um“ ist meines Verständnisses nach gemeint, dass der Hund sich in dem Moment, in dem ihm durch äußere Behinderung verwehrt wird, an den eigentlichen Aggressionsauslöser zu gehen, sich gegen den wendet, der ihn behindert. Also üblicherweise den Menschen am anderen Ende der Leine. Es ist ein bildlicher Begriff für die Art, wie Aggression ausgeübt wird, keine „eigene Form“ von Aggression.
Wobei es Aggressionsverschiebung auch im Tierreich gibt. Das kann auch ein Grund dafür sein, dass der Hund gegen den Halter geht. Aber es ist nicht deckungsgleich mit dem, was mit rückgerichteter Aggression gemeint ist.
Oha! Danke
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Rückgerichtete Aggression ist kein wissenschaftlicher Begriff.
Irgendwann als Beschreibung bei aggressiv nach Vorne gehenden Hunden entstanden, die bei Hemmung durch den Halter ihren Frust über diese Hemmung am Halter ausgelassen haben, wird dieser "Begriff" mittlerweile überall da angewendet, wo ein Hund sich nicht nur gegen den Halter wendet, sondern seine Aggression gegen alles richtet, was in dem Moment erreichbar ist.
Diese Anwendung verschwimmt dann mit dem aus dem Psychologie stammenden Begriff der "umgeleiteten Aggression", und sorgt für noch mehr Verwirrung.
Unterm Strich ist ein solches Verhalten nicht normal.
Sorry dein Gequarke hier wird einfach nicht besser, auch wenn du beispielsweise behauptest, ich habe keinerlei Ahnung von Verhaltensbiologie. Ein minibisschen Selbstreflexion und 5 Minuten Recherche wären hilfreich.
Hier ein Paper aus 1983, dass sich mit verschiedenen Aggressionsformen des Hundes befasst und "redirected aggression" aufführt. Also so jung ist dieser Begriff nicht
ZitatRedirected aggression problems with human involvement are mostl ikely to occur when dogs are separated during a fight.
Beaver, B. V. (1983). Clinical classification of canine aggression. Applied Animal Ethology, 10(1-2), 35–43. doi:10.1016/0304-3762(83)90110-4
10.1016/0304-3762(83)90110-4
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Hier eine weitere Definition
ZitatWhen a dog expresses his aggression to a particular object or person, he may suddenly redirect his aggression from that source to another, even though that latter person or object did not evoke the aggression.
Prevalence of different aggression types and assessment of related determinants in a population of Iranian domestic dogs HASIRI M ABBASZADEH, JAHROMI OA NEKOUEI, TABRIZI A SHOJAEI IRANIAN JOURNAL OF VETERINARY RESEARCH (IJVR) 14 (445), 291-298, 2013
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Ich denke, Extreme sind nie gut. Es ist nicht gut, wenn ein Hund wahllos in alles herein beißt, wenn er in Rage ist. Noch ist es gut, wenn sich der Hund hilflos ins Nirwana fiedelt, wie es einige Retriever tun, anstatt einfach mal klar zu sagen, halt stopp, das wird mir hier zu viel.
Ich denke egal welche Rasse, der Hund sollte so gezüchtet werden, dass er Elemente auch allen vier F benutzen kann und auch in der Lage sein kann, sich selber zu regulieren und sein Verhalten hemmen zu können.
Je nach Hundetyp ist das sicher anders gewichtet, aber das Grundspektrum und ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung sollte allen Hunden möglich sein, ansonsten sollte man, denke ich, die Richtung, in die die Zucht geht, überdenken.
Und das scheint ja auch zu gehen. Hier im Forum wurde doch gerade an Malinois von einem fremden Hund angegriffen und sogar gebissen und trotzdem sind die Halterin des Malinois und der Angreifer unverletzt. Also hatte der Malinois anscheinend in der Stresssituation angegriffen zu werden genügend Impulskontrolle niemanden zu beißen. Es geht also Gebrauschshunde zu züchten, welche sich Kontrollieren können.
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Diese "rückgerichtete Aggression" ist ja nicht zu verwechseln mit der sozialen Verhaltensmöglichkeit, sich gegen aversive Einwirkungen durch den Menschen irgendwann doch zu wehren.
Das ist deine Interpretation.
Und doch, das nachhinten gehen kann sowohl aus redirected aggression entstehen, wie auch einfach eine bewusste Entscheidung sein, die Person am anderen Ende der Leine für deren Verhalten gezielt zu maßregeln.
Nur weil es für den ungeübten Beobachter gleich aussieht und das gleiche Ergebnis bringt, ist es eben noch lange nicht das selbe.
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Man weiß, was mit "rückgerichteter Aggression" gemeint ist, aber ich finde trotzdem, dass der Begriff eine gewisse Unschärfe hat.
Bei der von dragonwog geposteten Definition stelle ich mir einen Hund hoch im Aggressionsverhalten vor, der beim Trennen dann halt in den Halter beisst, weil er das im Moment nicht klar überreisst. Kann halt passieren.
Ein Hund, dem vom Halter das "Triebziel" verwehrt wird und der sich dann bewusst umdreht, ist für mich persönlich eine andere Nummer. Der massregelt meiner Ansicht nach eine für ihn störende Handlung. Das geht für mich nicht. Ja, ich weiß, dass es Hundetypen gibt, die dazu neigen, aber erstrebenswert finde ich Hundetypen und Linien, die so triebgesteuert selektiert sind, dass alles, was zwischen ihnen und dem Triebziel steht, als zu beseitigendes Hindernis betrachtet wird, nicht gerade. Da würde ich behaupten, dass die Reizschwelle bei diesen Hunden so niedrig ist, dass sie im Alltag fast immer problematisch zu händeln sind. Da muss man immer den Daumen drauf haben.
Laufen halt gut im Sport, wenn man sie durch Gehorsam gut kontrolliert kriegt.
Ob das gut für die Hunde ist und diese ein erfülltes Hundeleben führen, ist für mich dann die andere Frage. Da kann man drüber streiten.
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"Redirect" heißt doch aber schlicht nicht rückwärtsgerichtet, es heißt "umgeleitet".
Das ist in keiner Definition, die da oben steht, das Selbe.
Eine rückwärtsgerichtete Aggression KANN eine Form der redirected Aggression sein, aber die Begriffe sind einfach nicht gleichbedeutend. Nicht jede rückwärtsgerichtete Aggression ist eine redirected und nicht jede redirected geht nach hinten gegen den Halter.
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