Beiträge von Hundundmehr

    Ich hab hier mal eine Gewissensfrage. Ich wohne in Bayern. in der Wohnung über mir lebt seit einigen Monaten nun ein Hund, den die Besitzerin anderen Nachbarn gegenüber als Pitbull-Labrador- Mischling betitelt hat. Die Haltung solcher Hunde ist nach Rasseliste verboten.

    Mein Hund wurde Anfang dieses Jahres von einer ähnlichen Mischung (als Doggen-Mischling angegeben) so schwer verletzt, dass mehrere Tage Tierklinik stationär nötig waren. Ich fühle mich in dieser Situation jetzt etwas unwohl, wie man vielleicht verstehen kann, zumal die Dame, die da am Hund hängt, kräftemäßig nicht so viel entgegen zu setzen hat. Als der Hund meiner Katze hinterher wollte, musste sie mit laufen. Was würdet ihr tun?

    Ich würde die ja offensichtlich illegale Haltung dem Ordnungsamt melden.

    Der heutige Bernhardinertyp erschreckt mich auch regelmäßig.


    Hier gibt es mal einen Vergleich, wie der Bernhardiner wohl ursprünglich mal aussah:


    Über die Stiftung - Fondation Barry - Fondation Barry (fondation-barry.ch)


    Müsst ihr etwas runterscrollen - der Namensgeber der Stiftung, Barry I., wurde wohl 14 Jahre alt, und ist nach seinem Tod präpariert und ausgestellt worden.


    Heutige Lebenserwartung des Bernhardiners: 8-10 Jahre :(


    Der gesamte Riesenwuchs gehört genau so wie der Zwergwuchs verboten.


    Meine Meinung.


    Zur Liste des Tierschutzbundes: Huch ... Ja: Da stehen so einige Rassen drauf, die zu Recht darauf gehören, wo es aber riesige Diskussionen bzw. eher Streitereien geben wird.


    Auch dieses extreme Missverhältnis zwischen Rückenlänge und Länge der Extremitäten gehört reguliert.


    Überhaupt - Stummelbeinchen ... kann doch echt nicht sein, dass Hunde mit Gehwarzen leben müssen, nur weil Menschen das mögen!


    Ich mag funktionalen Körperbau, und dieser ist einfach vorgegeben durch den genetischen Bauplan des Wolfes.

    Fand ich interessant (und passt für mich nicht zur Argumentation, die Rasse oder der Rassetyp sage nichts über die [potenzielle] Gefährlichkeit aus).

    Wobei diese Aussage im Zitat schon differenzierter betrachtet werden sollte (ich habe ja den gesamten Beitrag geliked).


    Wie stark ein Merkmal (hier: Aggression) ausgeprägt ist, hängt zum großen Teil von den Erfahrungen ab, die ein individueller Hund gemacht hat.


    Klar, je nach rassetypischer Merkmalsausprägung bekommst du bestimmte Hunde leichter dazu, bestimmte, rassetypische Merkmale deutlicher zu zeigen; Das ist aber kein MUSS, sondern hängt eben in großem Maße davon ab, welche Lernerfahrungen gemacht wurden.


    Hier liegt die Verantwortung des Menschen, aber dazu ist eben auch Wissen notwendig, das Wissen um die Veranlagungen des eigenen Hundes.

    Mag sein, das ich nicht den professionellen mentalen Abstand wahren kann. I

    Nene - du wahrst den professionellen Abstand genau durch deine Entscheidung, dich nicht mit Klienten zu befassen, wo dir ein professioneller Abstand nicht (mehr) möglich ist.


    Das ist absolut richtig - nicht nur dir selbst gegenüber, sondern auch deinen Klienten gegenüber.


    Das Problem liegt eher hier:


    Heutzutage herrscht immer mehr das Anspruchsdenken, dass die eigenen Probleme immer der Nabel der Welt sind und alle sich bedingungslos nur genau darum zu drehen haben.

    Aber ihn deshalb prophylaktisch als potentiell gefährlicher einzustufen finde ich schon sehr ungerecht, weil damit auch alle "Normalhundehalter", die diese Rasse lieben, vorverurteilt werden.

    Na ja - die andere Seite der Medaille ist, dass genau diese Cane-Corso-Normalhundehalter vor einem Missbrauch dieser Rasse durch Vollhonks geschützt werden.

    Ich habe eine Rasse, die in einigen BL auf der Liste steht, aber in keiner einzigen Beissstatistik auftaucht.


    Warum wird sie als potentiell gefährlicher als andere Rassen eingestuft?

    Eine mögliche Erklärung ist, dass dieser Hundetyp den in der Beißstatistik gesondert aufgeführten Hunderassen dermaßen ähnlich ist, dass ohne besondere Auflagen ein bestimmtes Klientel auf diese Rasse ausweichen würde - mit den gleichen Folgen unsachgemäßer Haltung und Erziehung, wie bei den anderen Rassen.

    Ich frage mich, warum es so schwer ist zu akzeptieren, dass manche Hundetypen Merkmale aufweisen, die verstärkt ein Klientel anziehen, welches nicht über die Befähigung verfügt diese Merkmale umweltverträglich zu berücksichtigen.


    Dabei ist es doch gerade die Motivation des Menschen, die maßgeblich die Einstellung gegenüber dem Hund und den daraus resultierenden Umgang und die Erziehung beeinflussen.


    Am Beispiel Listenhunde: Die Motivation, sich einen solchen Hund anzuschaffen um zu beweisen, was für "liebe, unaggressive Nannyhunde" dieser Hundetyp ist, ist genauso fatal und fehl am Platz wie die Motivation, sich mit einem "angsteinflößenden Hund" zu schmücken (oder gar aufzuwerten) - weil BEIDE Extreme den Raum bieten, bestimmte Merkmalsausprägungen entstehen zu lassen, die in Kombination mit der körperlichen Statur massive Folgen hat.


    Ist es wirklich so schwer nachzuvollziehen, dass hier Regulierungen bzw. höhere Ansprüche an die Haltung geknüpft werden sollten, um diese Faktoren und deren Auswirkungen einzudämmen?


    ..............


    Hier wurde/wird immer wieder mal gefragt, welche Erfolge diese Listen den überhaupt gebracht haben (wobei hier zumeist der Beantwortung vorgegriffen wird, mit der - unbelegten - Beantwortung: "Keine.")


    Dazu habe ich folgendes gefunden, auch vom Land NRW:


    MMV14-2232.pdf (nrw.de)


    Ein zusammenfassender Bericht zu den Auswirkungen des neuen Landeshundegesetzes über die ersten 5 Jahre seit Inkrafttreten (also von 2003-2007).


    Seitdem hat sich noch mehr getan.


    Ich greife vor: Der Anteil der Vorfälle dieser Listenhunde - immer gemessen an der jeweiligen Population - ist zurück gegangen.








    Gerade dort

    Ganz ehrlich, das fällt für mich nicht unter einen speziellen Hundeverstand, sondern unter normale Verhaltensregeln im öffentlichen Raum.
    1. Ich fasse keine fremden Tiere an.
    2. Ich halte, wenn es die Situation zulässt, Abstand.

    3. Ich vermeide in der Nähe von Tieren schnelle Bewegungen und laute Geräusche.

    Eben auch wieder je nach Kontext natürlich. Von einem Hund im Einkaufszentrum, in der U-Bahn oder dein Bsp. im Zoo kann und darf ich mehr erwarten, als von einem Hund in einem eher wenig bevölkerten Wald.

    Also jeder muss das wissen - je nach Kontext?

    Also mal muss er es wissen, mal nicht?


    Ne, ganz ehrlich: WISSEN muss das alleine der Hundehalter - denn dieser führt seinen Hund in der Öffentlichkeit, und damit in Situationen mit Unbeteiligten, die gar nicht wissen können wie der eigene Hund tickt.


    Ich fände eine Welt, in der alle Menschen Hunde als Gefahrenpotential wahrnehmen, ganz, ganz schrecklich.


    Würde auch der gesetzlichen Grundlage widersprechen, weshalb Hundehaltung erlaubt ist: Sie hat einen sozialen Nutzen, der bei Weitem die Gefahr durch das Tierverhalten überwiegt.


    Und nein, es ist kein Zufall, dass ich verallgemeinert "Tiere" geschrieben habe, denn es betrifft nicht nur Hunde.

    Genau das ist aber falsch, Hunde mit anderen Haustieren in einen Topf zu werfen.


    Zitat

    Miklósi und seine Forschungsgruppe (später Family dog project) waren die ersten, die die menschliche Gesellschaft als den natürlichen Lebensraum des Haushundes auffassten und ihn in diesem Umfeld studierten.[4] Sie zogen Hunde und Wölfe unter gleichen Bedingungen auf, um ihr Verhalten vergleichend studieren zu können. Sie stellten in zahlreichen Studien fest, dass der Haushund an seinen Lebensraum, die menschliche Gesellschaft, angepasst ist. Durch den gemeinsamen Lebensraum mit Menschen wurde der Hund zu einem bedeutenden Modellorganismus, unter anderem für das Verständnis menschlichen Sozialverhaltens.

    Aus: Ádám Miklósi – Wikipedia

    Hunde sind einzigartig.

    Und trotzdem wird es immer Vorfälle geben, das ist gar nicht vermeidbar.

    Ja, natürlich.

    Genauso beim Autofahren, beim Dachdecken, beim Fensterputzen, mit Kindern im Straßenverkehr, etc.

    Leben ist gefährlich!


    Warum kommt immer diese Pauschalisierung, wenn hier doch eine grundlegende Einigkeit darüber besteht, dass die allermeisten Unglücke mit Hunden durch mangelnde Sorgfalt des jeweiligen Hundehalters geschehen?


    Die Frage ist doch: Wie können wir diesen Anteil an Sorgfaltspflicht beim Hundehalter erhöhen, wie können wir gewährleisten, dass die jeweiligen Menschen sich einen für sie und ihr Lebensumfeld passenden Hund zulegen?


    Nicht unbeteiligte Menschen müssen Hundeverstand haben - der Hundehalter muss darüber verfügen, und speziell seinen eigenen Hund verstehen.




    Mir ist es schlicht und einfach zu wenig, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich zu sagen "Also mir würde das ja nicht passieren. Für meine Hunde lege ich die Hand ins Feuer."

    und das:

    Ich hab nicht dich angesprochen, sondern sprach generell über Hundehalter, die sich einreden, dass ihre Hunde ja niemals nimmer nicht unter keinen wie auch immer gearteten Umständen usw.

    IST auf mich zugeschnitten - denn ich war diejenige, die dieses "Hand für meine Hunde ins Feuer legen" hier geschrieben hat.


    Du übersiehst dabei allerdings, dass ich dieses "Hand ins Feuer halten" speziell und ausschließlich auf das Zeigen des Verhaltens bezogen habe, welches bei dem schrecklichen Vorfall in Oberösterreich mit der Joggerin von den Hunden gezeigt wurde.

    Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.


    Ansonsten stimme ich dir inhaltlich voll zu, denn es geht um die Verantwortung des Hundehalters - und die fängt eben schon an mit den Überlegungen, welcher Hund denn überhaupt passt, wozu eben auch meine eigenen Fähigkeiten und meine eigenen Lebensumstände gehören.

    Die Rasselisten und die ganzen Diskussionen über gefährliche Hunde gibt es nicht wegen geringfügiger Vorfälle, Terriern im Hosenbein, schmutzigen Mänteln, blauen Flecken.

    Das sind alles blöde Sachen. Haben aber nix mit toten Menschen gemein.

    Danke!