Beiträge von Hundundmehr

    Für Deutschland: "Showlinie" und "Arbeitslinie" - es gibt keine so klare Trennung, dass man von Linien sprechen kann.

    Auf den HP unterschiedlicher Züchter findet man oft den Hinweis: "Wir züchten Showlinie" oder "Wir züchten Arbeitslinie".

    Heißt im Klartext: Showlinie legt nicht so viel Wert auf ausgeprägte jagdliche Veranlagungen, Arbeitlinie richtet sich bei der Wahl der Deckpartner verstärkt auf ausgeprägte jagdliche Veranlagungen.

    Gezüchtet wird aber im Standard, und dieser besagt eindeutig: Dual Purpose.

    Bei einem Züchter, der viel Wert auf ausgeprägte jagdliche Veranlagungen legt, kann man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, einen Hund zu bekommen der zwingend jagdlich beschäftigt werden muss (Also zumindest mit Dummyarbeit, aber auch ein Jäger wird mit diesem Hund glücklich).

    Die Ausrichtung auf "Showlinie" besagt, dass auch hier jagdliche Veranlagungen vorliegen, aber die Wahrscheinlichkeit groß ist hier mit wenig(er) Aufwand für jagdliche Auslastung auszukommen und einen Hunde zu haben, der sich auch anderweitig auslasten lässt (z. B. mit "Begleiter für alle Lebenslagen").

    Es ist genau dieses "Dual Purpose", welches die Ausgewogenheit des Golden Retriever ausmacht, seine Fähigkeit, ein Jagdhund zu sein der aber auch ein breitgefächertes Interesse an anderen Dingen des Lebens haben KANN.

    Kann deshalb, weil er zwar die Veranlagung mitbringt - aber wie bei jedem Lebewesen auch müssen Veranlagungen gefördert werden; Eingleisigkeit ist nie gut.

    Genau so wenig wie Extreme.

    Es gibt zum Einen sehr wohl Züchter, die überhaupt kein Augenmerk auf jagdliche Veranlagungen legen, und nur einen Körperbau bevorzugen (Show), der deutlich ausgeprägt ist in Bezug auf das Volumen. Kalibriger nennt man das bei Pferden, und beim Golden bezieht sich das hauptsächlich auf einen deutlich schwereren Brustbereich und auch Kopf, wobei damit oft kürzere Gliedmaße einhergehen.

    Zum Anderen gibt es auch Züchter, die mit dem Bestreben einer "Arbeitslinie" übertreiben, und Hunde produzieren deren jagdliche Veranlagungen dermaßen ausgeprägt sind, dass diese Hunde übereifrig agieren und wie "hyperaktiv" scheinen.

    Beide Hundetypen in ihrem Extrem entsprechen nicht mehr dem Dual Purpose, und ihnen fehlt die Ausgewogenheit, die den Golden Retriever eigentlich ausmacht, und die ihn der zuverlässige Begleiter sein lässt, für den er eigentlich geschätzt wird - sowohl von Jägern als auch von Nichtjägern (wozu Familien gehören, die einfach nur einen Begleithund wollen, den sie rassegerecht auslasten und ansonsten an ihrem Leben teilhaben lassen, als auch Menschen die sportliche Ambitionen hinsichtlich Apportiersport haben).

    Warum das so ist (und das trifft auch auf andere Hunderassen zu), lässt sich ganz einfach bildlich erklären:

    Die Genetik der Rasse Golden Retriever ist ein Gesamtkonzept; Wird an einer Stellschraube gedreht, um einen Teilbereich besonders hervorzuheben, dann hat das auch Auswirkungen auf andere Bereiche.

    Dreht man zu sehr an einer Stellschraube, werden andere Teilbereiche mit und so sehr verändert, dass sich ein völlig anderer Hundetyp entwickelt, als der Standard es vorgibt.

    Als Fazit: Holst du dir einen Golden beim DRC oder beim GRC, dann bekommst du mit Sicherheit ... einen GOLDEN.

    Je nach Vorliebe des Züchters möglicherweise mal mit mehr, mal mit weniger jagdlichen Ambitionen.

    Ich persönlich finde es eine Sünde und Schande, wenn ein Golden keinerlei Auslastung in einem (ersatz-)jagdlichen Bereich bekommt, denn er ist als Jagdhund gezüchtet, und ihm eine angemessene Beschäftigung in diesem Bereich zu bieten, macht ihn einfach glücklich, weil es einem wichtigen Teil seiner genetischen Bedürfnisse entspricht.

    Ein glücklicher Hund ist einfach ausgeglichener.

    Was ich darüber hinaus am Golden mehr als schätze - ich liebe es: Seine Fähigkeit, Genuß auch in anderen Bereichen zu finden, offen dafür zu sein sich auch für Anderes zu interessieren.

    Last not least: Seine Fähigkeit, Kooperation zu Lernen.

    Der Golden kann unfassbar kooperativ sein - wenn man es ihm schmackhaft macht (oft im wahrsten Sinn des Wortes "schmackhaft" ;) ).

    Damit wird er unglaublich verlässlich.

    FB scheint da gerade fleißig zu sein, finde ich ja im Grunde gut - das Video ist nicht mehr verfügbar.

    Aber ja, ich denke tatsächlich, dass da manches einfach nicht gesehen wird. Ich schüttele bei meiner einen Bekannten ja auch immer mit dem Kopf, wenn sie stolz von ihrem "Sportmops" spricht - der einfach null Nase hat.... aber sie kennt ihre Hunde (zwei Möpse) halt nur schnarchend.

    Hast du dort einen Kommentar geschrieben?

    Ich konnte bis gestern noch alle Videos sehen - dann habe ich einen Kommentar geschrieben ("Habe noch nie was Süßeres ohne Nasenlöcher gesehen :herzen1: ") - und schwupps konnte ich keines der Videos mehr aufrufen.

    Meine konnten/können alle drei Varianten: Auf das Essen starren, auf den Menschen starren, auf den Boden starren ob etwas runterfällt.

    Alle kennen/kannten noch ein vierte Variante: Die Restaurantvariante.

    Einfach bei Tisch liegen und ruhen - bis die Menschen mit Essen fertig sind. Dann kam Leben rein, weil sie die Lektion gelernt haben: Brave Hunde bekommen immer was ab.

    Entweder eine Scheibe Brot, die wir extra für die Hunde überbehalten haben, manchmal ein paar Pommes, und wenn vom Essen nix über blieb hatten wir immer eine Kleinigkeit für die Hunde mit.

    Amigo hatte noch eine vierte Variante drauf: Mitzählen...

    Zuhause, für das richtige "Kinofeeling", gibt es des Öfteren mal für mich ein Packung Eiskonfekt.

    Da sind 10 einzelne Stücke drin, und es war Tradition, dass Stück 9 und 10 für Vasco und Amigo waren.

    Ich sitze also gemütlich da, bin völlig konzentriert auf einen sehr spannenden Film, und führe mir genüßlich ein Stück Konfekt nach dem anderen zu.

    Plötzlich springt Amigo - der bis dahin völlig ruhig vor dem Sofa lag - auf und starrt mich hechelnd mit weit aufgerissenen Augen an (man hätte den Eindruck bekommen können, er ist ENTSETZT :shocked: ).

    Ich erstarre, mit dem Stück Eiskonfekt im Mund, aber noch zwischen den Fingern, führe es langsam wieder raus aus dem Mund, schaue es an, schaue in die Konfektschachtel ...

    .... joah ... das war Stück Nr. 9, welches ich mir da gerade genüßlich nebenbei einverleiben wollte.

    Nr. 9 und Nr. 10 haben dann die Jungs bekommen.

    wie "schlimm" ist das fiddeln bei euren Retrievern und wie helft ihr ihnen in den Situationen, wo es dazu kommt?

    Schlimm ist Fiddeln dann, wenn es ein Ausdruck von Unterwürfigkeit und/oder Hilflosigkeit ist.

    In einem solchen Fall würde ich meinen Hund sofort aus der Situation rausnehmen, und mir überlegen, wie ich meinen Hund zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen kann.

    Einen Fuß in diese Türe bekommt man, wenn man dem Hund die Gelegenheit gibt, erst mal aus sicherer Entfernung den anderen Hund einschätzen zu können, ohne dass es zu einem Kontakt kommt, auch nicht nach diesem Einschätzen.

    Ein weiterer Faktor ist nämlich auch, dass der Hund sich sicher fühlt, nicht doch in einen Kontakt "reingeschmissen" zu werden, sondern von seinem Menschen sicher vor einem Kontakt geschützt ist.

    Alle meine Golden hatten/haben Fiddeln im Repertoire, alle haben es angewendet bei Bedarf (einer häufiger, die anderen weniger), bei keinem der Hunde war Fiddeln ein Ausdruck von Unterwürfigkeit oder Hilflosigkeit.

    Es war ein kommunikatives Hilfsmittel, um dem Gegenüber zu signalisieren, dass ihm keine Gefahr droht.

    Nur bei manchen Hündinnen kam Fiddeln auch mal als "Anbiedern" zum Einsatz, zumeist mit Erfolg, wobei Erfolg in dem Fall hieß, dass die Hündin eine Kontaktaufnahme doch erlaubte.

    Doku zur Bewältigung von Hundeangst im Selbstversuch: Y-Kollektiv: 'Der tut doch nix' – Kann ich meine Angst vor Hunden besiegen? - hier anschauen

    edit: Hab sie jetzt erst angesehen, deshalb Triggerwarnung, die Interviews mit den Hundehaltern machen mich persönlich echt aggro. Vielleicht gehört das doch in einen anderen Thread. :)

    Danke für diesen Beitrag, vor Allem der Abschluss hat mich unglaublich berührt :herzen1:

    Ja, einige Hundehalter und deren Äußerungen waren echt zum Ausflippen, ein paar waren allerdings auch nett (wie das Joggerpaar zu Beginn, wo der Mann nach dem Kommentar des Reporters, er würde sich jetzt doch unwohl fühlen, einfach meinte: "Ja dann mach ich ihn doch eben fest.".)

    Dennoch: Es gibt kein Argument für den normalen Privathundehalter, in einem Bereich mit Leinenpflicht seine/n Hund/e ohne Leine laufen zu lassen.

    Finde ich.

    Denn genau diese Leinenpflicht erweitert für Menschen die Möglichkeit, diesen öffentlichen Raum ohne Angst betreten zu können, wenn sie vor Hunden Angst haben.

    Die Frau mit der begründeten Hundepanik tut mir unfassbar leid :(

    Ich glaube, wenn mir so ein Mensch im Reallife in einem Bereich begegnen würde, wo Hunde frei laufen dürfen ... würde ich mich anbieten sie so zu begleiten, dass sie schnellstmöglich ohne weiteren Hundekontakt diesen Bereich verlassen kann.

    Ein Kommentar einer Hundehalterin ist mir besonders hängen geblieben: "Wir haben schon so wenig Bereiche, in denen wir unsere Hunde frei laufen lassen dürfen - lasst uns doch bitte diesen Bereich!"

    Ne, Mädel - in DIESEM Bereich ist Leinenpflicht, und du hast absolut kein Recht darauf, hier ein Ausnahmerecht für dich einzufordern, nur weil es dort (zu bestimmten Zeiten?) üblich ist, dieses Gebot der Leinenpflicht nicht einzuhalten.

    Absolut sehenswert ist der Teil mit dem Trainer ziemlich zum Schluss. Dessen Hunde fand ich unfassbar toll - und der Riesenschritt, den der Reporter in der Bearbeitung seiner Hundeangst unter der sehr einfühlsamen und respektvollen Begleitung des Trainers gemacht hat, hat mir letzendlich Tränen in die Augen getrieben :herzen1:

    Nein, so gut und schnell geht das sicher nicht bei jedem Menschen mit Hundeangst.

    Wir schreiben hier doch von ERG, auch Teletac genannt, und nicht von medizinischen Geräten, die Elektroimpulse zu medizinischen Zwecken einsetzen, oder?

    Ein Teletac hat den Sinn, aversive Impulse in Form von schmerzauslösenden Stromstößen (unterschiedlichster Stufen) auch auf große Distanzen zuzufügen.

    Strom ist nicht mit Schmerzen gleichzusetzen

    Medizinisches genutzt - nein, in dem Bereich sollen die spezielle modulierten elektrischen Impulse keine Schmerzen verursachen.

    Ansonsten, speziell auf Weidezaun und Teletac bezogen: Ja, diese sollen immer einen Schmerzreiz auslösen.

    Aversiv ist nicht mit schmerzhaft gleichzusetzen.

    Wo soll ich einen solchen Blödsinn geschrieben haben?

    Schmerzen sind immer aversiv, es gibt aber noch etliche andere Auslöser für Aversion.

    "Ein bisschen unangenehm" heißt in keiner Welt zwangsläufig "ein bisschen schmerzhaft"

    Dieses Scheinargument beruht auf deiner vorherigen Falschinterpretation meiner Aussage.

    Aversives Training ist aversives Training - und wenn der Leitgedanke der Erfolg ist, den jemand damit erzielen will, geht das was mit dem Hund als Lebewesen passiert, einfach unter.

    Warum lässt du eigentlich die Hundehaltung nicht ganz sein? Solange ein Welpe nicht von der Mutter getrennt wird, wird der allein dort immer wieder aversiven Zustände erleben und auch mit unangenehmen Reizen von ihr konfrontiert werden, nämlich wenn die Milchbar geschlossen wird und Grundlagen der Kommunikation, wie Knurren als Warnung, etabliert werden. Das müsstest du ja alles dann als ethisch fragwürdig einstufen und somit gegen die Zucht von Hunden sein.

    und an network  Die Swiffer und WorkingDogs , die ihr euch ja bedankt habt für diesen zitierten Beitrag:

    Die Mutterhündin TRAINIERT nicht.

    Lesen was da steht. Von einem unangenehmen Schmerz steht da nix..

    und

    Nur unangenehm, nicht schmerzhaft. Es gibt nicht nur beides zusammen.


    Wenn irgendwelche Insekten auf mir herumkrabbeln, ist das unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Gekitzelt zu werden, kann einem auch unangenehm sein, tut aber nicht weh.


    So ein Halsband kann man wahrscheinlich auch sehr schwach

    Ich denke, verlesen habe ich mich nicht:


    Also geht es doch nicht um Impulse und das das ganze ja maximal ein bisschen kitzelt....

    Das hat auch niemand behauptet.

    Ziel ist es, mit möglichst niedrigen Impulsen zu arbeiten. Aber es wird nie ausschließlich dabei bleiben, um den Hund sensibel zu machen.

    Trotzdem geht es um mehr, als dem Hund einmalig einen negativen Schmerzreiz zu setzen.

    Es sollten (nicht nur beim Einsatz vom ERG, sondern bei Zwängen allgemein) nur 10 % etwa von allen Zwängen, die man einsetzt im passivierenden Bereich sein. 90 % im aktivierenden Bereich. Passt das Verhältnis nicht, dann könnte der Hund zu sehr meidig werden und das Risiko von Fehlverknüpfungen steigt auch.