Knapp 1/5 der gemeldeten Bisse stammen also von Mixen oder Rassehunden mit weniger als 200 gemeldeten Exemplaren.
Ja, das ist logisch.
Aber ich muss sagen, dass mich das auch verwundert. Evtl. wird da sehr viel als Rassehund erfasst, was nach anderer Definition unter Mischling fallen würde?
Denn sonst wären Mischlingen ja stark unterrepräsentiert, denn wie viel Prozent aller Hunde sind Mixe? Ein Drittel doch bestimmt, oder vertue ich mich da gerade komplett?
Kommt auf die Definition von Rassehund an.
Ich wüsste auch nicht von einer behördlichen Prüfung, ob die Rasseangabe des Besitzers bei einer Meldung wirklich stimmt - und bei Hunden ohne Papiere geht das nun mal ausschließlich über den Phänotyp.
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Nur mal als ein Beispiel: Eine Bekannte hat einen Labrador aus "Hobbyzucht" - also privatem Vermehrer ohne Verbandszugehörigkeit - gekauft.
Garantiert reiner Labrador.
Der Hund hat einen Unterbiss, und deshalb auch Probleme mit den Zähnen, und es gibt Merkmale, die nicht wirklich labradortypisch sind.
Wie meine Bekannte erst im Nachhinein erfahren hat, setzt die Hundeverkäuferin nur eigene - also in ihrem Besitz befindliche - Hunde zur Welpenproduktion ein, und sie besitzt nicht ausschließlich Labradore. Sowohl Mutter als auch Vater ihres Hundes stammen aus eigener Zucht.
Ein Schelm, wer sich jetzt Gedanken darüber macht, woher die Abweichungen im Phänotyp des Hundes meiner Bekannten, und auch der Unterbiss herkommen ...
Etwa 1/4 der ca. 10,5 Millionen Hunde in Deutschland kommen aus dem ausländischen Tierschutz, ein minimaler und nicht ins Gewicht fallender Teil davon dürften tatsächlich Hunde sein, die einer Rasse zuzuordnen sind.
Dazu kommen die ganzen innerdeutschen Mixwürfe aus unterschiedlichen Quellen.
(Nur mal als Beispiel: In 2022 waren in NRW ca. 40.000 Schäferhunde gemeldet, Schäferhundmixe gab es ca. 32.000).
Etliche Sonderfarben können nicht von einem Rassehundstandard kommen, man denke nur an den Silberlabby.
Sieht man sich die Zahlen von Sachsen-Anhalt an, dann ergibt sich ein Prozentsatz von 0,06% Beißvorfälle, bezogen auf die dortige Hundepopulation.
In NRW lag der Prozentsatz in 2022 bei 0,117 (gebissene Menschen), bzw. 0,129 (gebissene andere Tiere, also nicht nur Hunde).
Natürlich gibt es sicher auch eine Dunkelziffer unbekannter Größe, aber hier dürfte es sich zum überwiegenden teil um "Bagatellfälle" handeln, also Verletzungen, die nicht als "schwer" im medizinischen Sinne bezeichnet werden können.
Es gibt auch noch die Dunkelziffer der gar nicht gemeldeten Hunde, welche die oben aufgeführten Prozentsätze aber noch weiter nach unten treiben dürfte.
Hier stellt sich tatsächlich die Frage, inwieweit tatsächlich überhaupt ein Handlungsbedarf besteht, das "Gefahrenpotential" durch Hundehaltung noch durch weitere Reglementierungen zu verringern - noch näher an 0 ran, als es jetzt schon ist.
Last not least eine Anmerkung: Der Anteil an Hunden aus offiziellen Verbänden (also aus dem VDH) liegt deutlich unter 10%.
Der weitaus größte Teil der als Rassehund gemeldeten Hunde kommt aus anderen Quellen.