ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Oh, ich bin davon auch total fasziniert.Ich weiß

    Und gerade der Jagdverstand am Wild und wie sehr der Hund zwischen verschiedenen Dingen unterscheidet ist einfach super spannend zu sehen. Und tatsächlich auch, dass der Hund mit mir zusammen jagen will. Der will nicht alleine durch den Wald stöbern, er will das gemeinsam machen, er will, dass ich wahrnehme was er mir zeigt usw. Und eben die Ruhe die dieser Hund an den Tag legt. Naja, bis zu dem Moment wo er wirklich ran darf, da mutiert er zu einem ganz anderen Hund.

    Hach, ich könnte den halben Tag davon schwärmen.

    Also das ist super dass dein Argos so ist. Ich würde das aber definitiv nicht auf alle kontinentalen Vorstehhunde übertragen, auch für die aus Deutschland. Bist du denn schon im Kurs einer Kreisjägerschaft oder ähnliches, um Mal ein breiteres Spektrum zu sehen? Und Bracken und Wachteln und andere Hundetypen sind dann nochmal als Solojäger eine ganz andere Nummer.

    Wo ich von Argos rede, rede ich von Argos und meinen Erfahrungen mit ihm. Wo ich von den kooperativen Hunden rede, habe ich es spezifisch auf die Vollgebrauchsjagdhunde eingegrenzt. Und im anderen Post sage ich nur, dass es Eigenschaften gibt, die eine Balance zu dem Jagdtrieb gibt, die den dann eben nutzbar machen und den abrunden und das gilt genauso auch für die Solojäger (eine Wachtel oder Bracke, ist ja was ganz anderes als ein hirnlos hetzender Familien-Mix oder ein Husky oder was auch immer). Ich sehe dein Problem nicht. :ka:

    Und ne, ich habe selbstverständlich, weder im Training, noch auf Jagden, jemals einen anderen Hund gesehen. :ironie2:

  • Vor einigen Wochen hab ich ja ein Seminar zu dem Thema besucht.

    Spannend bezüglich der Erregbarkeit, der Umgang mit den Jagdreizen, aber auch wo bei welchem Hund/welcher Rasse (der zum Teil ja auch genetisch veranlagte) welcher "Suchtpunkt" in der Jagdverhaltenskennte lag (womit ja auch die Dopaminausschüttung beim Ausleben der Veranlagung gesteigert wird).


    Wir hatten Rumänen, Griechen, Spanier, Galgos, einige Vorsteher, Hüte&-Treibhunde, Retriever, Bracken dabei....

    Am coolsten waren definitiv die Jagdgebrauchshunde, die Galgos sind erst an der Hasenzugmaschine ins Jagdverhalten gefallen und dann waren dann noch die Hunde, die schon bei nem Duracellhasen ins Jagdverhalten gekommen sind und ganz viele in den Bereichen dazwischen.


    Verallgemeinern: unmöglich. Ein Trainingsweg für alle: unmöglich, eben weil für jeden Hund sein individueller Punkt in der Kette gilt. Bei einigen ist es das Fixieren, bei anderen Hetzen etc. pp.

  • Das klingt mega spannend!!

  • Genau so erlebe ich das auch. Jeder Hund muss individuell angeschaut werden und der Weg muss zu diesem Hund passen - und zu sonst keinem.


    Der Hund definiert, was wie mit ihm funktioniert.


    Spannend ist auch immer wieder, was der Mensch denkt, was er bestätigt, und was der Hund in dem Moment eigentlich tut und wofür ER die Bestätigung annimmt. Das ist nicht zwingend deckungsgleich.


    Nur weil ich denke, ich lobe dass er xy tut, heisst es noch lange nicht dass der Hund die Bestätigung wirklich für genau das annimmt.


    Ein schönes Beispiel dafür ist, wenn der jagdlich hoch motivierte Hund auf dem Feldweg dahin trabt, stehen bleibt, aufs Feld guckt und zu mir schaut.


    Bezogen auf Nevis:

    Wenn ich in dem Moment loben würde, wo er zu mir guckt, und ich denke „toll, wie er sich umorientiert“, nimmt ER das Lob für das Erkundungsverhalten 2sek vorher, und mit 100% Zuverlässigkeit ist er dann weg. Ab übers Feld, Erkundungsverhalten mit rennen.

    Das Zurückschauen war bloss die Ankündigung der Absicht. „Ich wäre dann jetzt mal kurz weg!“


    Echte Umorientierung sieht bei ihm anders aus. Das ist eine Handlung, nicht nur ein kurzer Blick.


    Bei einem anderen Hund sieht das anders aus und kann anders gehandhabt werden.


    Grundsätzlich finde ich, je grösser/ intensiver der Jagdtrieb, desto besser muss der Grundgehorsam sein um gemeinsam entspannt durch den Alltag zu gehen. plus ein paar andere Punkte.

  • Wir waren heute Nachmittag eine kleine Runde laufen. Wollte wirklich nur eine kleine Runde, lösen, schnüffeln und nach Hause.


    Kam uns eine Spaziergängerin entgegen, Handy in der Hand filmend, ich mich schon gewundert was sie filmt. Und dann sag ich “unsere Plüsch Popo’s” laufen.


    Also die Chance genutzt um mit dem Hund zu üben und nochmal etwas mehr Ruhe reinzubringen, bis ich sah dass das eine Reh nicht weggelaufen war, sondern immer noch rumstand. Also auch das mitgenommen…


    [Externes Medium: https://youtu.be/cxrWRrcVwCo]


    Ich hab versucht jeden Blickkontakt zu mir zu belohnen, hab die absichtlich nicht angesprochen weil sie eh nicht reagiert hätte und sie mich aktuell echt ausblendet. Also… hab ich gewartet ob sie sich selber lösen kann und das dann eben gelobt, und es viel ihr schon leichter.


    Auch fand ich toll dass sie teilweise lieber Kekse gesucht hat, statt das Reh weiter zu verfolgen :applaus:

  • Ich weiß gar nicht, was bei uns passiert ist. Eigentlich war ich fest davon überzeugt, dass sich mit über vier Jahren nichts mehr ändert und es einfach dabei bleibt, dass Ole nie ableinbar sein wird. Nun latscht der aber seit Wochen den Großteil im Freilauf durch die Gegend, weil irgendwie alles passt. :ka:

    Keine Ahnung wieso, aber der Hund zeigt (für mein Empfinden) ewig an, lässt sich super abbrechen oder wendet sich von selbst ab. Und das ohne reguläre "richtige" Belohnung (weil wir da nie was gefunden haben, was wirklich gut funktioniert). Ja, ich freu mich natürlich, aber das interessiert ihn auch nur beiläufig. Trotzdem läuft es. Und das auch, obwohl (oder bei ihm vielleicht weil?) er sich im Garten ohne Rücksprache jagdlich frei entfalten darf, was ja anscheinend bei manchen Hunden das Tor zur Hölle öffnet :D


    Heute hat der eine quasi vor seiner Nase im Laub weglaufende Maus angezeigt. Sprungfedern auf Vollspannung, trotzdem stand er und hat sich beim Abbruch komplett abgewendet, als wäre nichts gewesen :herzen1:

  • Wenn man jetzt so ganz kleine Bleimanschetten hätte, sagen wir pro Hundebein 600g, wären dann alle Probleme endlich gelöst?

    Oder hab ich dann am Ende der wilden Frühlingszeit einfach einen Hund, der aussieht, als hätte er einen Myostatin-Defekt und aus dem Stand auf den Baum zu den Eichhörnchen springt?

  • Wenn man jetzt so ganz kleine Bleimanschetten hätte, sagen wir pro Hundebein 600g, wären dann alle Probleme endlich gelöst?

    Oder hab ich dann am Ende der wilden Frühlingszeit einfach einen Hund, der aussieht, als hätte er einen Myostatin-Defekt und aus dem Stand auf den Baum zu den Eichhörnchen springt?

    Du könntest in dragonwog und mein business einsteigen.

    Wir wollen überall mit Zement gefüllte Traktorreifen verteilen die man bei Bedarf an den Hund hinten dran hänge kann.

  • Ich schleiche mich mal hier rein nachdem Amy heute das 2. mal einem Hasen hinterher ist. Geht natürlich gar nicht, keine Frage. Somit ist sie jetzt leider auch auf dieser Runde erst mal dauerhaft an der Schleppleine. Situation war wieder ähnlich: direkt neben ihr springt ein Feldhase hoch und flüchtet. Da hab ich einfach keine Chance. Sie ist ihm nicht lange hinterher gehetzt, ab dem Moment wo er in einem Feld veschwunden ist kam sie zurück. Aber wie gesagt, geht selbstverständlich gar nicht!


    Uns ist vor 3 Monaten oder so was ähnliches passiert. Da hatte im dichten Nebel auf der anderen Bachseite ein anderer Hund offensichtlich einen Feldhasen gehetzt. Dieser ist über den Bach gesprungen und direkt in Amy gelandet. Also er hat sie richtig gerammt. Da war sie dann auch nicht mehr abrufbar. Danach hatte ich sie an der Schleppleine aber sie hat keinerlei gesteigertes Interesse an irgendwas gezeigt so das sie dann wieder frei laufen durfte. In den Reben ist sie momentan immer an der Schleppleine. Dort gibt es aktuell einfach viel Wild und das Risiko gehe ich nicht ein. Auf der anderen Runde begegnen wir selten Wild. Wenn dann weiter weg und da ist sie abrufbar. Wir haben das eigentlich ganz gut in den Griff bekommen. Raben findet sie spannend aber ist gut kontrollierbar. Alles andere auch sofern ich es frühzeitig sehe. Daher laufe ich auch immer sehr vorausschauend und wir hatten nun 2 1/2 Jahre lang keinen einzigen Vorfall. Diese Strecke laufe ich mit meinen Hunden auch schon seit 2006 und noch nie hatten wir es das direkt neben uns ein Wildtier hochgesprungen und geflüchtet ist. Gabs hier einfach groß nicht daher habe ich mich in Sicherheit gewogen sozusagen.


    Mir fehlt nun aber die Idee wie ich daran arbeiten könnte das sie auch in solchen Situationen abrufbar ist oder zumindest stoppbar. Ich habe keine Ahnung wie ich das aufbauen soll. Sie interessiert sich draußen für nix (ist aber sehr futtergeil) und nimmt generell nix ins Maul (also Dummy oder sonst irgendwas). Ich habe selbst Kaninchen zuhause in der Wohnung. Die waren am Anfang spannend aber ich habe ihr direkt am ersten Tag klar gemacht das sie da nicht mal dran denken soll und dann wars gut. Aber ist natürlich was völlig anderes. Draußen laufen wir an einem großen Garten mit frei lebenden Kaninchen vorbei. Findet sie spannend aber ist ansprechbar und kann normal dran vorbei laufen. Aber auch das ist natürlich was anderes wie wenn direkt neben oder vor ihr was hochspringt. Habt ihr Tips?

  • Kaya ginge in der Situation auch hinterher, aber Kaya ist hier nicht das Maß, denke ich.

    Aber sogar Luna wäre in jüngeren Jahren da kurz hinterher. Nicht weit und nach wenigen Metern abrufbar, aber durchgestartet wäre sie. Und Luna ist per se kein Jäger.

    Die hat nur geschaut, als uns vor ein paar Jahren beim Pilze sammeln mal drei Rehe vor unserer Nase über den Weg gehüpft sind und hat nie Jagdambitionen gezeigt.

    Triggert deine Hündin nur der Bewegungsreiz kurz oder will sie wirklich Beute machen?

    Ich finde, das Problem ist, dass man solche Situationen ja kaum üben kann.

    Wenn der Hund ansonsten keine Jagdthematik hat, gut im Gehorsam steht und grundsätzlich kontrollierbar ist, dann läuft das für mich unter Shit happens.

    Sowas kommt ja nicht jede Woche vor. Und wenn mein Hund einmal in ca. 2 Jahren einem flüchtigen Hasen, der direkt vor dem Hund hoch geht, 100m hinterher geht, dann würde ich persönlich mir keine grauen Haare wachsen lassen.

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