Brüder sind nicht mehr zu halten und bekämpfen sich plötzlich gegenseitig

  • Hallo,


    wie schon in meiner Vorstellung geschrieben habe ich 2 Mischlingshunde. Border Collie-Schäferhund Mixe. Es sind Brüder names Nero und Madow, sie sind 3 Jahre alt.


    Ich habe sie als Welpen mit 9 Wochen von einem Bauernhof geholt. Sie waren schon immer schwierig, schon recht früh haben sie begonnen alle Menschen zu verbellen und anzuknurren. Sie mögen fast keine anderen Hunde und sind extrem territorial.


    Seit ein paar Monaten hat sich das ins Extreme gesteigert. Ich kann keinen Besuch mehr empfangen ohne dass sie durchdrehen, man muss sie wegsperren. Aber getrennt, weil sie sich sonst gegenseitig bekämpfen wollen.


    Beim Spaziergang drehen sie bei Hundesichtung komplett durch und verbeißen sich dann ineinander. Menschen dürfen sie nicht einmal ansehen, weil sie denen sonst am liebsten ins Gesicht springen würden. Auch hier, wenn sie nicht zu den Menschen hindürfen, gehen sie aufeinander los.


    Ich gehe seitdem kaum noch mit ihnen vor die Türe. Getrennt bekomme ich sie gehalten, aber es ist ein Kraftakt. Mir ist das extrem unangenehm, Leute schauen einen blöd an, bringen blöde Sprüche und haben Angst.


    Sie haben auch eine extreme Ressourcenaggression entwickelt. Ich darf nichts rumliegen lassen, weil sie es sofort beanspruchen und sich dann wieder gegenseitig angehen. Es ist frustrierend. Die Beiden haben sich früher so gut verstanden, es sind doch Brüder, aber sie benehmen sich in letzter Zeit wie Erzfeinde.


    Einen solchen Hund zu haben ist vorstellbar, aber mit zweien komme ich an meine Grenzen. Ich bin daher am überlegen ob ich einen von ihnen abgebe. Denkt ihr, dass das ein Fehler wäre? Wäre es vernünftiger beide gemeinsam abzugeben, obwohl sie sich scheinbar nicht mehr ausstehen können?


    Oder gibt es vielleicht sogar Hoffnung, dass das nur eine schwierige Phase ist und es sich wieder bessert? Denkt ihr, dass es möglich ist sie wieder hinzubekommen, dass sie alltagstauglich sind?

  • Ui, das ist ja eine sehr unschöne Situation. Liest sich nach megaviel Stress für alle Beteiligten.


    Ich frage mich, wie bist du denn in den Situationen, in denen sie aufeinander losgehen möchten, bisher damit umgegangen? Einfach machen lassen?


    Wichtig bei solchen Themen ist es halt immer(!), getrennt mit den Hunden zu gehen. Das muss ja gar nicht "für immer und ewig" sein, aber für mindestens einige Monate, bis die Hunde gelernt haben, sich auf den Einzelrunden passabel zu benehmen. Strategien gibt es da viele, Menschen und Hunde schönfüttern, Zeigen und Benennen, Click for Blick... Ein guter Trainer kann einem da sehr weiterhelfen, mit Begegnungstraining und Alltagstipps.


    Wurde denn schon professionelle Hilfe in Anspruch genommen? Wie wurde im Laufe der letzten Jahre mit den Hunden trainiert? Wird erwünschtes Verhalten bestätigt? Werden die Hunde generell auch mal getrennt voneinander beschäftigt?



    Fakt ist halt, nur weil Hunde blutsverwandt sind, müssen die sich nicht miteinander verstehen. Und bei euch kommt erschwerend hinzu, dass schon so viel vorgefallen ist. Jedes negative Erlebnis hat das Verhalten der Hunde noch verfestigt. Trainingstechnisch wäre es wohl ein langer und mühsamer Weg, diese Spirale zu durchbrechen. Wenn das nicht konsequent geleistet und umgesetzt werden kann, finde ich es deutlich fairer, einen der beiden Hunde abzugeben, denn beide sollten in Frieden leben können, ohne ständige Konflikte.


    Allerdings sollte mit dem Hund, der bleibt, dennoch an seinem Verhalten gearbeitet werden. Entspannte Spaziergänge sind doch sowohl für Dich als auch für den Vierbeiner viel schöner als der jetzige Krampf, oder?

  • Das klingt echt anstrengend!


    Ich würde dir einen Termin bei einem guten Trainer empfehlen, vielleicht auch zu einem weiter weg auf den Platz fahren für eine Einschätzung. Wo kommst du denn her? Dann können wir dir vielleicht was empfehlen.

  • Um Schlimmeres zu verhüten, würde ich die Beide nicht ohne Maulkorb laufen lassen, auch in der Wohnung.

    Ich würde auch versuchen alle Konfliktsituationen zu vermeiden - was ihr ja schon tut in dem ihr keine Ressourcen mehr liegen lasst usw.

    Gassi nur noch einzeln und an der Leine + gesichert.


    Und dann definitiv einen Trainer kontaktieren, der sich auch mit solchen Problemen auskennt.

    Es klingt sehr danach dass sie aus Übersprung aufeinander los gehen, sowas kann sich leider schnell verfestigen.

  • Für mich liest es sich so, als seien beide Hunde auch einzeln für sich genommen schlecht erzogen. Offenbar hast du keinerlei Möglichkeit auf sie einzuwirken, außer sie an der Leine festzuhalten, weiter zu zerren oder weg zu sperren.


    Hast du bereits Hundeerfahrung? Wie bist du auf die Idee gekommen, dir gleich zwei Welpen zu kaufen? Und dann noch Wurfbrüder... So wie beim Menschen ist auch bei Hunden Blutsverwandtschaft keine Garantie dafür, dass man sich versteht. Im Gegenteil - gerade mit der Geschlechtsreife kann es hier zu starkem Konkurrenzdenken kommen.


    Warum hast du dich für diese Rassemischung entschieden? GebrauchshundxHütehund - dass diese Mischung extrem reizanfällig sein würde und Stress mit Aggression lösen möchte, erscheint mir nicht sonderlich überraschend.


    Dazu neigen beide Ausgangsrassen zu Kontrollverhalten - dass die beiden sich bislang scheinbar gut verstanden haben, kann einfach eine Missinterpretation des Kontrollverhaltens gewesen sein.


    Du solltest dringend einen guten Trainer konsultieren.

  • ja genau es sind Brüder und da liegt der Hase auch begraben. Gleichaltrige Rüden und dann noch Brüder und scheinbar nicht erzogen. heisses Eisen. Lass mal einen Profi draufschauen und mach dich darauf gefasst dass das so zusammen nicht funktioniert und du entweder immer trennen musst und dazu endlich wirklich erziehen oder einen Hund abgibst und dann den anderen erziehen musst

  • Denkt ihr, dass es möglich ist sie wieder hinzubekommen, dass sie alltagstauglich sind?

    Nur einzeln - in dieser Konstellation nicht. Und selbst einzeln, muss man den Begriff "alltagstauglich" eher weit stecken.

    es sind doch Brüder

    Es sind vor allem 2 erwachsene Rüden, die nicht zusammenpassen.


    Ich hab hier auch zwei Wurfgeschwister-Rüden im Herdenschutz im Einsatz. Da lief die ganze Vorgeschichte gänzlich anders als bei Deinen Beiden. Das Einzige, wo sie sich mal in den Flicken haben, sind so Tage mit 67 freilaufenden Hunden in der Nähe der Fläche, da staut sich Frust auf, weil sie denen nicht endlich mal die Leviten lesen können und da "frusten" sie sich als Übersprungshandlung auch mal gegenseitig an. Da genügt dann aber ein Pfiff.

    Die Beiden sind von Welpenzeit an eng von mir begleitet worden, damit diese Konstellation klappen kann. Sie sind in der Gruppe und auch einzeln sehr "führig", da genügen leise Worte als Ermahnung. Das alles sehe ich bei Euch grad nicht - ich fürchte, es ist bei Euch schon zu sehr aus dem Ruder gelaufen.


    Ich bin auch dafür, dass sich das ein guter Trainer mal in echt anschaut.

    Bis dahin würde ich striktes Management betreiben: trennen, einzeln gehen.

    Mit jeder Auseinandersetzung mehr vertieft sich dieser Konflikt. Deshalb sollte es bis zum Trainerbesuch gar nicht mehr dazu kommen können.

  • Puh, richtig schwierig! Tut mir sehr leid, dass dein Hundetraum ein Hundealptraum wurde.

    wie schon in meiner Vorstellung geschrieben habe ich 2 Mischlingshunde. Border Collie-Schäferhund Mixe. Es sind Brüder names Nero und Madow, sie sind 3 Jahre alt.

    Border Collie Schäferhund ist schon eine schwierige Mischung. Und mit drei sind sie jetzt wirklich erwachsen.

    Sind die Kastriert?

    Ich habe sie als Welpen mit 9 Wochen von einem Bauernhof geholt. Sie waren schon immer schwierig, schon recht früh haben sie begonnen alle Menschen zu verbellen und anzuknurren. Sie mögen fast keine anderen Hunde und sind extrem territorial.

    Wie war denn die Mutterhündin zu dir?

    Was hast du gegen das bellen unternommen?

    Klingt als wären sie richtig klassische recht gefährliche Hofhunde ...

    Wie wohnt ihr denn? Habt ihr Haus und Garten?

    Wie sieht euer normaler Tagesablauf aus?

    Seit ein paar Monaten hat sich das ins Extreme gesteigert. Ich kann keinen Besuch mehr empfangen ohne dass sie durchdrehen, man muss sie wegsperren. Aber getrennt, weil sie sich sonst gegenseitig bekämpfen wollen.

    Wieder, was hast du bisher trainiert?

    Wie sah Besuch vorher aus?


    Beim Spaziergang drehen sie bei Hundesichtung komplett durch und verbeißen sich dann ineinander. Menschen dürfen sie nicht einmal ansehen, weil sie denen sonst am liebsten ins Gesicht springen würden. Auch hier, wenn sie nicht zu den Menschen hindürfen, gehen sie aufeinander los.

    Wie oft ist das schon vorgekommen?

    Haben sie sich schon gegenseitig verletzt?

    Ich gehe seitdem kaum noch mit ihnen vor die Türe. Getrennt bekomme ich sie gehalten, aber es ist ein Kraftakt. Mir ist das extrem unangenehm, Leute schauen einen blöd an, bringen blöde Sprüche und haben Angst.

    Wieviel Kilo haben sie? Und ja die Außenwirkung fühlt sich sch. an, versteh ich gut, ich hab so eine Minihandgranate, die mich regelmäßig immer noch schick aussehen lässt.

    Aber dafür kann der Hund ja nichts und davon hat der Hund auch nichts. Stresshormone bauen sich über Tage erst ab, wenn kein neuer stress dazu kommt, deine Hunde baden nun also so wie es klingt seit Monaten in Dauerstress, das macht Aggression immer wahrscheinlicher und auf Dauer Krank und irre.

    Wieviele Begegnungen habt ihr denn und gibts eine Möglichkeit da zu gehen, wo ihr mal niemanden trefft?

    Wie sieht es mit Jagdtrieb aus? Konnten sie zu irgendeiner Zeit in den Freilauf?

    Sicherung steht für dich jetzt an erster Stelle. Auch wenn es eben deine Hunde sind und du sie sicher noch als Welpe vor dir hast. Es sind sehr aufgeregte Hunde, die über Aggression gehen. Du möchtest nicht, das sie einen Menschen verletzen oder einen anderen Hund töten, weil irgendwelche ungünstigen Zufälle zusammen kommen. Also ist das aller Erste sichere, gut sitzende Maulkörbe zu kaufen und gut aufzutrainieren. Tipp ist da Chic und scharf und es gibt sicher einige YT Videos zu dem Thema.


    Also was machst du zum Ausgleich? Deine Hunde sind voll erwachsene Rüden. Eine Mischung aus zwei Arbeitsrassen, die brauchen körperliche und geistige Auslastung, um den Stress abzubauen, und um die Zusammenarbeit mit dir neu zu lernen.

    Sie haben auch eine extreme Ressourcenaggression entwickelt. Ich darf nichts rumliegen lassen, weil sie es sofort beanspruchen und sich dann wieder gegenseitig angehen. Es ist frustrierend. Die Beiden haben sich früher so gut verstanden, es sind doch Brüder, aber sie benehmen sich in letzter Zeit wie Erzfeinde.

    Wegräumen reicht leider nicht. Sie werden einen Krümel finden, denn das Problem sind nicht die Ressourcen sondern die Beziehung und der allgemeine Mordsstress und es klingt auch so, dass sie nun einige auseinandersetzungen auf dem Beziehungskonto haben. Wenn dich jemand vermöbelt, obwohl du ihm nichts getan hast, dann kann man den einfach nicht mehr so gut leiden und traut ihm nicht und es ist dann so ein unterschwelliges, das haben wir nicht geklärt, wer hier nachgibt.

    Leider ist die Geschwisterkonstellation am Schwierigsten. Deine Hunde haben die gleichen schwächen, die gleiche kurze Zündschnur, sind wahrscheinlich ungefähr gleich stark und sie haben immer Konflikte, die überhaupt nicht geklärt werden. Die Ereignisse verschwinden nicht, sie stapeln sich und stapeln sich und stapeln sich. Und jetzt droht die Beziehung komplett unter dieser Last zusammen zu brechen und dann kann es leider sein, dass es einen Kampf gibt, den du nicht mehr trennen kannst.

    Einen solchen Hund zu haben ist vorstellbar, aber mit zweien komme ich an meine Grenzen. Ich bin daher am überlegen ob ich einen von ihnen abgebe. Denkt ihr, dass das ein Fehler wäre? Wäre es vernünftiger beide gemeinsam abzugeben, obwohl sie sich scheinbar nicht mehr ausstehen können?

    Mal realistisch gesehen, wer würde sich drum reißen einen solchen Hund zu nehmen, geschweige denn zwei. Die Überlegung einen abzugeben ist vernünftig und auch im Sinne der Hunde. Der Urahn Wolf bekommt seine Junge und die wandern in der Regel alle ab und bleiben in den seltensten Fällen länger zusammen. Bei Straßenhunden vereinzeln sich die Tiere und auch da sieht man über einem JAhr seltenst, dass Geschwister zusammen bleiben. Deine Jungs zeigen dir, dass das Leben so nicht funktioniert. Beide in unterschiedliche Hände abzugeben, wäre noch eine Möglichkeit.

    Aber wie gesagt, die Idee der Abgabe ist eine vernünftige. Nur ist die Umsetzung nicht so leicht getan. Selbst Tierheime müssen Hunde nicht aufnehmen und solche Berserker kosten viel Training, wofür keine Zeit und Ressourcen da sind und sind eben Ladenhüter. wenn die den Menschen dann ins Gesicht springen, wenn der sie nur ankuckt, würdest du so einen Hund mitnehmen?

    Realistsischerweise, wirst du das selber ausbügeln müssen, um zumindest einen Hund überhaupt abgabefähig zu machen.

    Oder gibt es vielleicht sogar Hoffnung, dass das nur eine schwierige Phase ist und es sich wieder bessert?

    Nein, von selbst wird sich bei dem Stress nichts ändern, es wird eher immer schlimmer werden. Weil Stress sich aufstaut und nirgendwo hinkann.

    Denkt ihr, dass es möglich ist sie wieder hinzubekommen, dass sie alltagstauglich sind?

    Ohne die Hunde zu sehen, kann man das natürlich nicht sagen. Prinzipiell? Ja kann man schaffen, wenn man als Mensch erstmal den Stress runterfährt, beide einzeln auslastet und erzieht und dafür sorgt, das sie keine Aggressionen mehr aneinander ausleben, sondern miteinander gute Erlebnisse haben, dann können sie theoretisch lernen wieder kooperativ wieder miteinander zu leben. Aber das bedeutet, das du sehr viel lernen und trainieren musst und das Leben komplett strukturieren und gegen die vergangenen drei JAhre und den eingeübten Ritualen anarbeiten und die genetische Veranlagung und Sozialisation lässt sich nicht wegtrainieren. Stressreduktion, positive Erlebnisse schaffen, Gehorsamstraining, neue Rituale und Verhaltensweisen eintrainieren. Das wird keine freundlichen Labradore aus ihnen machen, aber vielleicht führbare Hunde, die sich von dir in Situationen anleiten lassen.

    Generell Verhalten das mal gelernt ist, ist gelernt. Weil du einen Autoführerschein hast, hast du das Radfahren nicht verlernt. Wenn du eine Fremdsprache lernst, verlernst du deine Muttersprache nicht. Und gerade im Stress wird dir eher ein Wort aus deiner Sprache einfallen, als in der neuen Fremdsprache. Aber je länger du dann in ... Italien lebst, um so eher wirds Italienisch. Also Aggression wird wahrscheinlich immer in Stresssituationen wahrscheinlich sein, bei deinen Hunden und du musst sehr viel Erfahrungen mit der neuen Sprache schaffen, damit sie immer sicherer diese neue Sprache benutzen und das braucht Zeit. Es gibt also keinen Tipp X und die Hunde ändern sich.


    Du wirst also kaum um einen Trainer drumrumkommen und um sehr viel Arbeit, gerade auch an dir und deinen Vorstellungen. Und filmen filmen filmen. Du musst ein Gefühl dafür bekommen, was du selber! tust, wie eure Beziehung ist, je als Hund Mensch Verbindung und zu dritt.


    Ich wünsch dir viel Erfolg beim nachdenken, wie dieser Weg nun verlassen werden kann und ein neuer Gefunden, wo ihr alle weniger gestresst und zufriedener leben könnt! Das wünsch ich dir und den Jungs sehr!

  • Die Beiden haben sich früher so gut verstanden, es sind doch Brüder, aber sie benehmen sich in letzter Zeit wie Erzfeinde.

    Das Brüder besonders gut harmonieren müßten, ist eher eine Vorstellung aus dem menschlichen Leben.


    Erwachsene Hundebrüder aus einem Wurf sind vor allem Konkurrenten. Zwei voll erwachsene, geschlechtsreife Rüden, die gleich alt, gleich groß und gleich stark sind, die von klein an jede Schwäche des anderen genau kennen kennen und von denen daher keiner geneigt ist, einen Vorrang des anderen zu akzeptieren.


    Zwei gleichgeschlechtliche Wurfgeschwister gelten von daher als eine besonders schwierige Kombination für den Halter, die oft schiefgeht.


    Ich wünsche dir, daß du eine gute Lösung für dich und die Hunde findest.

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