Training mit überdrehtem Labrador Rüden

  • Hallo zusammen,


    ich war lange nicht hier unterwegs und unser kleiner Mann hat sich zu einem tollen jungen Burschen entwickelt (er wird Ende Juli 2).


    Wir haben allerdings eine große Baustelle mit ihm (neben diversen kleineren, wahrscheinlich hängen sie auch zusammen) und zwar sein Erregungsniveau.


    Was bedeutet das? Er ist einfach "angeknipst", sobald irgendetwas passiert, das mit ihm zu tun hat.

    Das konzentrierte Trainieren wird so eigentlich unmöglich weil er dann völlig aufdreht und eigentlich gar nicht aufnahmefähig.

    Er kann gefühlt nichts langsam und bedächtig machen, sondern immer nur 100% Vollgas. Egal ob Kopfarbeit oder andere Übungen.

    Das führt dazu, dass wir wahrscheinlich zu wenig trainieren und er für sein Alter auch noch nicht wirklich viel kann.


    Er hat dieses Niveau schon immer, dass es pubertär ist, können wir ausschließen. Auch gesundheitlich (u.a. Schilddrüse) ist alles in bester Ordnung.


    Da die Frage ja bestimmt kommen wird: Er ist nicht die ganze Zeit auf 180, sondern NUR wenn etwas passiert, sprich, wir etwas MIT IHM machen. Er kann wunderbar ruhen (sobald nichts passiert legt er sich hin und schläft und auch wenn wir ihn räumlich begrenzen und in sein Körbchen schicken). Das ist überhaupt kein Problem. Ich bin viel im Home Office und wenn ich zwischendurch aufstehe und was zu trinken hole/ins Bad gehe etc. interessiert ihn das nicht. Er chillt/schläft weiter. So kommt er auf ca. 16-20 Stunden Schlaf ca. pro Tag. Mal mehr mal weniger, ich denke alles völlig im Rahmen.


    Aber sobald ich ihn zu mir rufe für eine Übung oder ein Spiel dreht er komplett drüber.


    Wir arbeiten seit seiner Welpenzeit mit Hundeschule und Trainereinzelstunden, aber dieses Thema ist einfach noch kein bisschen besser geworden.


    Freue mich auf eure Meinungen, Ideen und Austausch.

  • Guten Morgen! :winken:

    Vielleicht müsstest du die Erwartungshaltung herunterschrauben. Also rufen, als ob du mit ihm trainieren wolltest,aber dann wieder ruhig weg schicken. Auf den Hundeplatz fahren, gar nicht erst aussteigen und wieder zurück nach Hause. Und dies sehr häufig.

    Das wäre spontan die einzige Idee, die ich hätte.


    Aber da kommt bestimmt noch was von den anderen Forenteilnehmern. :bindafür:

  • Hier sitzt auch so ein Vollgas-Hund. :winken:


    Es ist echt schwer, mit ihr zu arbeiten, wenn sie hochdreht. Ich hab lange gebraucht, um sie zum konzentrierten arbeiten zu bekommen. Finde 2 Jahre halt echt sau spät, um da den Fuß in die Tür zu bekommen.


    Wenn Fine hochspult - zB beim Clickern, Physio usw - bleib ich ruhig, sage unser Kommando für „falsch“ und warte einen Moment. Erst, wenn sie die Übung halbwegs gesittet macht, gibts ne Belohnung.


    Aber das wird echt Arbeit bei euch.


    Ich würde halt im Alltag extrem darauf achten, dass er ALLES ruhig macht. Aus dem Auto erst, wenn er sich beruhigt hat. Zum Hundekumpel erst, wenn er ruhig sitzt. Durch die Haustür erst, wenn er sich entspannt.

  • Was genau willst du trainieren? Wo findet denn euer Training statt? (ist das Verhalten jedem Ort gleich?) Ist er an dem Ort allgemein schon aufgeregt? (Kann er auch dort liegen, wenn nix passiert) Training auch Zuhause nicht ruhig möglich?


    Musst du ihn zu dir rufen? (Könnt durch das Training als StartTrigger antrainiert sein, auf Pfeife umsteigen?) Startest du die Übung mit einem anderen Startsignal? (Tuch, anderes Geschirr,...) Wie verhälst du dich, wenn er so drüber zu dir kommt? Entspannungssignale, Abbruch, Warten,...? Was sagt denn die Hundeschule? Das wäre doch eines der ersten Dinge, die man dort angeht.


    Durch deine Beschreibung kann man/ich nicht sehen, was los ist. Ich pushe mal mit hoch. Ich würde da den Trainer wechseln, wenn die aktuellen nicht weiterhelfen. Möglicherweise haben die das Verhalten ja mitbestärkt durch ihren Ansatz. (Wie auch immer der aussah)

  • Kann er denn, wenn du das Spiel oder die Übung beendest auch schnell wieder runter fahren? Oder zieht sich das danach ewig hin?

    Flott, beim Üben generell find ich erst mal nicht wild. Meine verstorbene Hündin war sehr auf Zack, wenn wir was zusammen gemacht haben. Wenn ich zu ihr sagte "Platz", dann schmiss sie sich mit dem Vorderkörper auf den Boden. Sagte ich "Sitz", dann hüpfte sie regelrecht ins Sitz. Und mit eben dieser Energie war sie bei allen Übungen dabei. Aber sie konnte eben genau so Schnell wie sie von 0 auf 100 Hoch war, wieder von 100 auf 0 runter fahren.
    Glaube ein paar Tricks gab es da schon. 1. Nichts was mir wichtig war, mit Leckerlie oder einer "Super" Belohnung Üben. Sondern eher so nebenbei im Alltag immer mal Wiederholungen ohne groß mit Belohnungen zu winken. Die war sowieso mit Elan bei absolut allem dabei.
    Trick 2. Kurze Übungs Einheiten, bei allem was neu war. Nur 2-3 Wiederholungen und Pause.
    Trick 3. Hatte mit ihr auch mal einen Target Stick mit Clicker. Für Bewegungsabläufe dem Target Stick mit der Nase folgen, brachte wieder mehr ruhe für solche Dinge rein.
    Alle Dinge die sie kannte, hab ich nie Belohnen müssen beim Üben. Höchstens mal ein "Gut" und ihr dann über den Kopf gestreichelt. Zum Abschluss gab es dann vielleicht noch ne Runde Ball spielen. Aber sie war sofort wieder entspannt, wenn ich den Ball dann weggepackt hatte.
    Das Klassische System: Der Hund macht was richtig und wird Belohnt mit einem Leckerchen, war bei ihr nicht passend. Die Aussicht auf Leckerlies schalteten ihr Gehirn Instant aus und ich hatte da nur noch ein Unkonzentriertes, Überdrehtes, sabberndes etwas vor mir.

    Aus deiner Beschreibung geht das große Problem nicht so ganz hervor :person_shrugging:  
    Ist dein Hund einfach "Schnell"?
    Ist dein Hund gestresst beim Üben?
    Kann dein Hund schlecht zur Ruhe kommen?

    Vielleicht sind die Trainings Methoden die ihr bisher angewendet habt, nicht passend für euch.

  • Ich kann mir das Verhalten nicht ganz vorstellen, hast du da ein kurzes Video zu? Also was passiert genau, wenn du ihn rufst, wie sieht das Überdrehen aus?

    Das Setterchen war anfangs auch sehr überdreht, bei uns passierte dann einfach nichts bis er wieder runtergekommen ist (hab mich dann hingesetzt oder bin stehen geblieben, habe nichts gemacht außer unbeteiligt in die Luft gucken und ganz tief und ruhig atmen).

    Das hat ca 2 Wochen gedauert, dann hatte er raus dass die Interaktion endet wenn er nur wild rumspringt und ab da konnte er sich selbst ganz gut im Zaum halten.

    Das gilt allerdings nur für drinnen, draußen war er trotzdem super schnell und im Arbeitsmodus, kam aber auch einjährig vom Jäger aus Italien.

  • Ich würde das echt mal einen guten Trainer anschauen lassen.


    Meiner ist super nervös, wenn es um ihn geht, also ihn jemand anschaut, Besuch kommt (der ihn ja leider immer als erstes begrüßt) und v.a. auch beim Training. Er zeigt dann deutliche Stresssymptome (Hecheln, sich kratzen, gähnen), dabei arbeiten wir natürlich nicht mit "Strafe", sondern nur mit positiver Verstärkung.

    Das ist genau der Punkt, auf den ich hinaus will: Inwiefern ist er überdreht? Ist das vielleicht Stress?


    Erst seit wir noch einen zweiten Hund haben, merken wir den Unterschied. Der wird immer ruhig und konzentriert, wenn trainiert wird.


    Wenn wir etwas mit dem Senior üben wollen, dann versuchen wir, das nicht so offensichtlich zu machen ;-)

    Beim Kleinen haben wir ein Startsignal ("Schule"). Dann setzt er schon seinen konzertierten Blick auf, hihihi. Der Große hingegen fängt dann schon an zu hyperventilieren.

    Also bauen wir es unauffällig in den Alltag ein, loben mit ruhiger Stimme, machen nur kurze Einheiten. Das klappt dann ganz gut.



    Nachtrag:

    Ggf. habt Ihr das unbewusst so "konditioniert". Bei unserem war ich auch Schuld, weil ich ganz am Anfang immer etwas Theater gemacht habe, wenn ich was mit ihm üben wollte, um ihn zu motivieren und aktivieren. Böser Fehler, denn aktivieren braucht man diesen Hund weiß Gott nicht...

    Vermutlich hat er damals gelernt, dass es dazu gehört, "wild" zu sein, wenn man etwas übt.

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