Einschläfern- wie habt ihr die Entscheidung getroffen?

  • Ich musste letztes Jahr unsere Labidame gehen lassen.


    Ich weiß nicht mehr, WIE Ich das entschieden hab, es war einfach das einzig richtige in diesem Moment. Sie hatte starke Schmerzen und plötzlich beginnende Lähmungserscheinungen. Sie konnte nicht mehr selbstständig ihren Platz verlassen und eigentlich gar nichts mehr.


    Als "es" begann haben wir versucht, Himmel und Hölle in Bewegung zu versetzen um herauszufinden, was sie plötzlich hat, wir hatten keine richtige Diagnose aber es wurde rapide schlechter, das war wirklich schlimm. Es dauerte ca 3 Wochen, als wir dann gesehen haben, dass es nicht mehr geht.


    Ich weiß nicht ob man sich anmaßen kann über "Lebensqualität" zu urteilen, was ist das schon und wer bin ich bitte, dass ich das entscheide?


    Aber doch, irgendwie schon. Man kennt sein tier und man spürt wenn es leidet.


    Meine Hündin war immer so, sie hat alles hingenommen wie es ist, auch wenn es DInge waren, die sie nicht gerne mochte oder ihr unangenehm waren. Sie hatte so ein inniges vertrauen in uns, ich glaube, sie wäre für uns über heiße Kohlen gegangen, wenn wir der Meinung wären, dass das richtig wäre.


    Die letzten Tage waren so schlimm, dass ich gar nicht richtig darüber schreiben kann, aber es ähnelte dem was hier beschrieben wird sehr.


    Es ist auch extrem schlimm, wenn man den Zeitpunkt kennt, wenn man genau weiß, der Tierarzt kommt jetzt um dieses Leben zu beenden und man hat das selbst forciert.


    Auch dieses elendige warten bis noch etwas dazukommt, was diesen schritt rechtfertigt - ich kenn das so gut. Ich glaube irgendwie auch, dass das nicht sein muss.

  • ich habe immer gesagt, wenn P (war schwerst herzkrank) mal beim Gassi nicht mehr mit Freude vorneweg tippelt, sein Spielzeug nicht mehr anschaut und seine Umwelt nur noch desinteressiert an sich vorbeiziehen lässt, dann darf er gehen.


    So war es dann auch als ich die Entscheidung getroffen habe ihn einschläfern zu lassen.

    Dazu kam noch tägliches Erbrechen, er hat das Fressen eingestellt, seine Tabletten nur unter Zwang genommen, hat sich auf den 2m von seinem Bett zum Napf hingelegt weil er einfach nicht mehr konnte.

    Das war kein lebenswertes Leben mehr, also habe ich im Sinne meines Hundes die schwerste Entscheidung überhaupt getroffen und ihn erlösen lassen.


    Ich habe gemerkt, wenn der Zeitpunkt da ist, dann fühlt es sich irgendwie richtig an den letzten Schritt zu gehen.

  • Ich denke mir manchmal, dass ich warte bis er mal gar nicht mehr spazieren oder aufstehen will. Oder bis er seinen Harn nicht mehr kontrollieren kann.

    Ich habe am Donnerstag meine fast 14j. Hündin gehenlassen müssen. Im Sommer wurde ein Lungentumor festgestellt. Am Donnerstagmorgen atmete sie nur noch mit geöffneten Maul und mit deutlicher Bauchatmung. Das Röntgenbild zeigte eine total weiße = befallene Lunge. Da gab es nur noch eine Entscheidung....
    Aber....dieser Hund war durch und durch ein Arbeitshund, trotz Cauda Equina und Atemnot. 1 Wort und sie hätte an den Schafen gearbeitet, sie wäre gestürzt, hätte Schnappatmung gehabt, egal, sie hätte, wie ihr ganzes Leben schon, alles gegeben.
    Wegen diesem Arbeitswillen - hätte man das als Lebensquälität bezeichnen können, hätte ich warten sollen, bis sie wegen Sauerstoffmangel kollabiert?
    Nein - ich habe für sie eine Entscheidung getroffen, von der ich überzeugt war und bin.

  • Zu Susi hatten wir gesagt :


    Wenn sie nicht mehr fressen mag...

    Wenn sie nicht mehr meckern kann...

    Wenn sie ihr Temperament nicht mehr hat...

    Oder ihre Sturheit nicht mehr da ist...


    .... Dann ist es eindeutig.


    Uns war klar dass sie es uns nicht einfach machen wird. Sie hat bspw auch als sie die Spritze bekam nochmal richtig gewehrt. Auch wenn es aus Sicht einiger vermutlich zu spät gewesen ist, kannten wir gut genug um zu wissen : Sie wäre damit nicht einverstanden gewesen, früher zu gehen. Und wenn es irgendeine Möglichkeit gegeben hätte sich nochmal aufzurappeln, sie hätte sie genutzt.

    Aus unserer Sicht haben wir es noch rechtzeitig beendet, denn wären wir nicht zum TA gegangen, wäre sie qualvoll am Tumor eingegangen. Dieses Leid konnten wir ihr ersparen, auch wenn ich mir eigentlich wünschte, man hätte ihr noch mehr ersparen können - aber da hätte sie sich gegen gesträubt. Es wäre nicht richtig gewesen.





    Bei ihrem Vorgänger war es einfach. Willi ( Schäfer Mix) war 14 Jahre alt und konnte eines Tages plötzlich nicht mehr aufstehen und hat Futter und Wasser eingestellt. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr, er war zur Hälfte gelähmt aufgrund eines Bandscheibenvorfalls... Also war es nicht schwierig diese Entscheidung zu treffen.

  • Ich lese aus der Beschreibung deines Hundes keine Lebensqualität mehr heraus, zumal du auch sagst, dass ihn jeder Schritt schmerzt.

    Ich musste bei einem Hund diese Entscheidung noch nicht treffen, aber bei Katzen und anderen Tieren. Ich habe es immer so gehalten, dass ich sie habe einschläfern lassen, bevor es wirklich überhaupt nicht mehr anders ging. Lieber ein wenig zu früh als zu spät. Das ist hierzu meine Meinung. Ich bin ein sehr rationaler Mensch, kann aber verstehen, wenn man wegen der Emotionen den richtigen Zeitpunkt vielleicht nicht erwischt.

    Diese Entscheidung wird für dich nicht leichter, wenn du sie hinausschiebst. Wenn es mein Hund wäre, hätte ich wohl schon entschieden. Es ist der letzte Dienst, den du ihm erweisen kannst. - So schwer es auch fällt.

    Alles Gute und viel Kraft.

  • Für mich ist der Punkt erreicht, wenn der Hund nicht mehr mit zum Spazieren gehen will/kann.


    Wenn der Hund sich nur noch fürs Geschäft kurz rausschleppt, ansonsten herumliegt, bloß noch schläft und zudem auch noch nicht mehr behandelbare Schmerzen hat, wäre es in meinen Augen nur aus noch egoistischen Gründen es nicht zu beenden.


    Es gibt in vielen Fällen kein zu früh mehr, nur noch ein zu spät.


    Ich denke, Du weißt die richtige Antwort auf Deine Frage eigentlich.


    Loslassen tut verdammt weh. Manchmal ist es aber der letzte Liebesbeweis, den man machen kann.

  • Mein Hund hat es mir gesagt, so wie er mir so vieles gesagt hat.

    Ein Blick von ihm hat genügt und ich wusste es.

    Ich hatte solche Angst davor, diesen Zeitpunkt zu verpassen, aber wie immer haben wir uns ohne Worte verstanden.


    Ich wünsche euch alles Gute. Du hast schon entschieden. :streichel:

    Lass ihn vorauslaufen. Er wird auf dich warten.

  • Am 19.03.19 musste ich meine beiden Hunde gleichzeitig gehen lassen. Beide waren 14 Jahre alt, was für so große Hunde schon ein schönes Alter war. Unsere Hündin hatte Arthrose in fast allen Gelenken. Spazieren war nicht mehr möglich, dazu war sie Urin- und Kotinkontinent und ist fast jeden Morgen in einer riesigen Pfütze aufgewacht. Trotz Windel und Inkontinenzunterlagen. Man konnte ihr einfach ansehen, dass sie das nicht mehr wollte. Mein Mann und ich hatten uns dann entschieden, am Montag beim TA anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Unser Rüde hatte ebenfalls CES, war Urin- und Kotinkontinent. Wenn wir mit ihm raus gegangen sind, damit er sich lösen konnte, ist er immer umgefallen und er konnte max. noch 50m laufen. An dem Wochenende, wo wir uns entschieden hatten, für unsere Hündin einen Termin zu machen, hatte er einen Krampfanfall. Er kam danach hinten nicht mehr hoch. Da war dann die zweite Entscheidung gefallen. Ich habe dann Montags bei TA angerufen und Dienstags wurden sie zusammen schlafen gelegt.

  • Ich brauch nochmal euren Zuspruch weil ich einfach total verzweifelt bin und nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. 😔


    Nicos Zustand ist nicht dramatisch, ich könnte wohl auch noch zwei Wochen oder ein Monat warten. Heute morgen ging er doch wieder so halbwegs motiviert spazieren, wenn auch nur langsam und Schritt für Schritt und nach etwas Überzeugungsarbeit, das Körbchen zu verlassen. Er geht sehr steif und streift mit den Hinterbeinen am Boden- aber vielleicht sind die Schmerzen nicht so schlimm?


    Und auch wenn er sein früher so heiß geliebtes Trockenfutter nicht mehr anrührt, freut er sich über sein Nassfutter…


    Und andererseits tut es ihm jedes aufstehen und hinlegen weh und er hat kaum mehr Kraft in den Hinterbeinen, sie zittern wenn er nur eine Minute steht. Er fordert seine Spaziergänge auch gar nicht mehr ein, ich hab das Gefühl er würde gar nicht mehr raus wollen.


    Ich weiß, dass es nicht besser wird. Und irgendwann wird der Tumor am Kiefer auch Probleme bereiten. Vielleicht in zwei Wochen, vielleicht in einem Monat. Ist es die Zeit wert, um zu warten?


    Und ich will auch eigentlich nicht abwarten, bis es richtig dramatisch wird. Und mein gesamtes Umfeld, inklusive Tierärzte würden meine Entscheidung verstehen, ihn jetzt gehen zu lassen. Aber wieso fühlt es sich so an, als ob ich ihn umbringen würde? Mir ist richtig übel, wenn ich nur daran denke… 😪


    Danke euch allen jedenfalls für eure Nachrichten. ♥️ Es tut gut darüber zu schreiben und es auch mit anderen Augen zu betrachten!

  • Es tut mir in der Seele weh, wenn ich das lese.


    Worauf wartest du? Bis du bereit dazu bist? Das ist man nie. Niemals ist man bereit, wenn man diese Entscheidung treffen muss.


    Bis dein Hund komplett zusammenbricht? Das ist brutal. Er kriecht doch schon fast. ..

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