Einschläfern- wie habt ihr die Entscheidung getroffen?

  • Hi, ich habe mich wegen der schwersten Entscheidung überhaupt hier angemeldet- das Einschläfern.


    Nico ist 15 Jahre alt und hat Cauda Equina sowie vermutlich einen Tumor am Kiefer, in Tischtennisball-Größe.


    Er frisst, aber nicht mehr so gern. Er geht spazieren, aber nur nachdem ich ihn überrede. Er hat schmerzen aber (wahrscheinlich) nur bei Bewegung.


    Man merkt dass ihm jeder Schritt schmerzhaft ist und rennen oder spielen tut er schon lange nicht mehr. Für strecken die wir normalerweise in 1-2 Minuten geschafft haben, brauchen wir jetzt 10 Minuten.


    Die Muskulatur in den Oberschenkeln ist schon sehr reduziert und er hat Schwierigkeiten sich hinzulegen und aufzusetzen.


    Manchmal fällt er auch einfach um, wenn er steht. 😔 Beim Essen rutscht er manchmal mit den Hinterbeinen weg, so dass er gegrätscht dasitzt. Die drei Stufen im Gang will er eigentlich auch nicht mehr gehen, mit dem etwas Hilfe gehts dann aber doch.


    Er kann seinen Kot auch nicht mehr gut halten und wenn er muss, merkt er das immer erst kurz davor.


    Generell schläft er fast nur noch. Abends kommt er aber manchmal noch und stupst mich an. Streicheleinheiten genießt er schon noch, auch wenn er sie nicht einfordert…


    Ich weiß dass mir niemand die Entscheidung abnehmen kann. Aber ich tu mir unglaublich schwer und es hilft mir, mich mit Leuten auszutauschen die vor der gleichen Entscheidung standen. Wann wusstet ihr, dass der Moment gekommen war, sich zu verabschieden? 😥


    Wie kann man die Entscheidung treffen, wenn die Situation nicht “bedrohlich” ist aber die Lebensqualität auch nicht mehr hoch? Ab wann ist ein Leben nicht mehr lebenswert?

  • Hallo!

    Wir mussten gerade erst unsere 16 Jährige Katze einschläfern lassen.

    Sie war grundsätzlich noch sehr fit, ist gelaufen, hat gespielt. Aber sie hatte einen Tumor im Kiefer, der Ende Dezember entdeckt wurde.

    Ich wollte nicht zu lange mit dem Einschläfern warten, ihr Schmerzen ersparen. Heilung hat es keine mehr gegeben.

    Ein paar Tage vor ihrem Tod hat sie angefangen mehr zu speicheln, der Tumor hat angefangen sie zu stören und sie hat sich extrem zurück gezogen.

    An dem Tag, als wir die Tierärztin angerufen haben, hatte sie das erste Mal sichtbare Schmerzen und wir haben uns entschieden, sie gehen zu lassen.

    Es war sehr traurig, aber die richtige Entscheidung, sie durfte gehen, bevor sie wirklich gelitten hat, das war uns sehr wichtig.

    Was sagt dein Tierarzt? Bekommt dein Hund Medikamente?

    Liebe Grüße

  • Hi Hailey, danke für deine Nachricht und tut mir so leid, dass du diese schwierige Entscheidung auch gerade erst treffen musstest. 😔


    Nico bekommt starke Schmerzmittel und ohne die würde er wahrscheinlich gar nicht mehr aufstehen wollen. Aber schmerzfrei ist er trotzdem nicht.


    Er hat schon länger Probleme mit seinem Bewegungsapparat und auch schon zwei Bandscheibenvorfälle hinter sich. Seit Jänner ist es aber deutlich schlimmer geworden (mit cauda equina diagnose).


    Ich weiß, dass es nicht besser wird aber es wird auch nur langsam immer schlimmer. Die Tierärzte sagen sie würden es jederzeit verstehen, wenn ich ihn einschläfern lasse aber sagen mir auch, dass ich die Entscheidung alleine treffen muss.


    Ich tu mir da schwer und irgendwie fühle ich mich auch alleine gelassen. Ich kann mich nicht auf mein Bauchgefühl verlassen weil das natürlich davon geprägt ist, dass ich ihn nicht verlieren will. Andererseits weiß ich schon seit Monaten, dass der Tag näher kommt…

  • Wie mussten im Januar unsere Westie Hündin im Alter von 16 Jahren einschläfern lassen.


    Sie hat nicht mehr geschnüffelt als sie draußen war und stand nicht mehr rum.

    Sie hat nicht oder kaum noch gemeckert.

    Sie hat praktisch kaum noch was mit bekommen.

    Als ich zu Besuch war, hat sie es nicht registriert.

    Sie hatte keine Lebensfreude mehr.

    Sie wollte nichts mehr futtern.

    Sie wollte ihre Lieblings Leckerli nicht mehr.

    Sie war teilnahmslos.


    Also insgesamt eindeutig, allerdings waren wir von ihr gewohnt dass es immer wieder Phasen gibt bei denen wir dachten "jetzt war es das" und dann ging es ihr plötzlich wieder besser. Deshalb haben wir etwas abgewartet ob es sich nicht doch noch bessert, aber das tat es nicht.

    Auf ihrer letzten Fahrt war sie sehr ruhig. Normalerweise war sie beim Auto fahren immer sehr aufgedreht, aber da konnte sie nurnoch den Kopf heben, mehr nicht.


    Es hat sich bereits ein paar Wochen vorher abgezeichnet dass die Zeit langsam kommt, denn sie hatte körperlich abgebaut, obwohl sie gefressen hat wie ein Scheunendrescher.



    Schlussendlich gab es beim Tierarzt noch eine Schockdiagnose, die die ohnehin scuok getroffene Entscheidung nochmal untermauert hat : riesiger Tumor im Bauchraum, doch keine Wassereinlagerungen ( sie hat sich nicht Abtasten lassen, war Herz krank und Cushing Patientin). Dieser Tumor war dann schlussendlich für den Tierarzt Grund genug für die letzte Spritze.


    Man könnte sich die Frage stellen, ob wir es früher hätten bemerken können. Ob wir diese Entscheidung hätten früher treffen sollen.

    Allerdings war ja noch relativ lange der Wille zum Leben da bis es irgendwann nicht mehr ging.

    Wir wussten wie hartnäckig sie sein konnten, aber wenn kein Wille mehr da ist, bei diesem Unkrauthund? Nein, dann ging es nicht mehr.



    Ihr kennt euren Hund, nur ihr könnt abschätzen ob und wann es soweit ist.

    Im Zweifel könnt ihr euch die Meinung vom Tierarzt einholen, dieser hat einen neutraleren Blick drauf und kann euch da sicher weiter helfen.

  • Das tut mir sehr leid! Lebst du alleine? Mir war in der Entscheidung mein Mann eine große Hilfe, der das ganze nicht so emotional wie ich gesehen hat.

    An dem Tag habe ich einfach gewusst, dass es die richtige Entscheidung ist.

  • Wenn das sogenannte Bauchgefühl fehlt, empfehle ich immer das Buch "Lauter reizende alte Katzen" von Sabine Schroll, worin sich u.a. ein "Test" zur Beurteilung der Lebensqualität befindet, der sich auch auf Hunde anwenden lässt. Außerdem "Mein Tier ist schwer krank und nun?" von Frigga Wiese. Lesenswert für jeden, der ein älteres und/oder krankes Tier hat.

  • Danke für eure Antworten und auch die Buchempfehlungen, werde ich mir auf jeden Fall mal ansehen!


    Ich musste mich vor eineinhalb Jahren auch von meinem Kater verabschieden. Auch wegen einer Schockdiagnose vom Tierarzt- er hatte riesige Zysten im Bauchraum und ich wusste, dass er einen schrecklichen Tod haben würde, wenn eine platzen würde. Mein Bauchgefühl stand dem aber gegenüber- er wirkte bis zum letzten Moment so zufrieden, glücklich und munter! Er war noch immer ein Sonnenschein. Ich dachte mir am Ende nur, dass ich ihn besser als Sonnenschein gehen lasse, bevor er es nicht mehr ist… 😔


    Die Entscheidung mit Nico fällt mir aber umso schwerer, weil es nichts gibt, was besonders bedrohlich ist. Der Tumor scheint ihn noch nicht zu beeinträchtigen. Und seine Rückenschmerzen sind schmerzhaft aber er wird daran nicht sterben. Es ist einfach das Gesamtbild woran ich merke, dass das Ende näher kommt. Und weil ich weiß, dass es nicht besser wird.


    Es gab schon Momente in denen er mich ansah und ich mir dachte, dass er nicht mehr will. Aber dann gibt es wieder Momente, in denen ich nicht denke, dass er seinen Lebenswillen verloren hat… Er hat eben schlechte Tage und gute Momente.


    Und ja, ich lebe alleine. Und auch gerade deswegen fällt mir das ganze so schwer- was ist wenn ich die Situation falsch einschätze? Was wenn er seine Schmerzen eigentlich gar nicht so zeigt? In meinem Umfeld würde auch jeder verstehen, wenn ich ihn gehen lasse. Aber es ist einfach so eine schreckliche Entscheidung… 😔

  • i

    Er hat schmerzen aber (wahrscheinlich) nur bei Bewegung.


    Man merkt dass ihm jeder Schritt schmerzhaft ist und


    Und seine Rückenschmerzen sind schmerzhaft aber er wird daran nicht sterben

    Meine Meinung: ich würde meinen Hund mit Schmerzmitteln zuballern, oder, wenn keine Schmerzfreiheit zu erreichen ist, ihn gehenlassen.
    Das Letzte was ein alter Hund noch ertragen sollte, sind chronische Schmerzen.

  • Schwieriges und sehr emotioanles Thema am Abend...

    Atti ging vor etwas mehr als 1 Jahr, wurde fast 16 Jahre alt, es fehlten 4 Wochen und war bis 3 Tage vor seinem Tod fit, ging noch mit joggen, allerdings wollte er aufeinmal nicht mehr fressen.

    Das kannten wir, wenn läufige HÜndinnen in der Nähe waren, hungerte er. Doch nachdem er den 3. Tag nicht fressen wollte, fuhr ich zur TÄ, die an einen Magen-DArminfekt dachte, etwas gegen Übelkeit und Bauchschmerzen spritzte und sagte "heute Abend ist es besser"

    Sie nahm allerdings auch Blut ab.

    Abends rief sie an und frage, wie es Atti ginge, der Zustand war unverändert und als wir am Freitag, den 13. in die Praxis fuhren , kamen gerade die Blutwerte. Die Leberwerte waren um das 100 fache erhöht und alles was wir versucht hätten, wäre für ihn nur noch eine Qual gewesen und so entschieden wir stehenden Fußes, ihn gehen zu lassen.

    Dass die Entscheidung richtig war, wussten wir, denn Atti ging es sehr schlecht und ein Hund, der freiwillig hungert, ist schwer krank.


    Dein Bauch wird Dir sagen, wann Du die Entscheidung treffen musst und Dein Hund auch


    Alles Gute

  • Ich möchte dir die Broschüre "Ist es nicht zu früh?" von Hugo van Duijn empfehlen, findest du online kostenlos als PDF.


    Hast du vielleicht einen Freund, der deinen Hund gut kennt aber gleichzeitig nicht so stark emotional verbunden ist und den du um seine ehrliche Meinung fragen kannst?


    Ich musste mein Terriermädchen letzten November gehen lassen.

    Sie war immer ein sehr selbstständiger Hund, sie wollte sich nicht helfen oder betüddeln lassen. Vielleicht hört sich das ein bisschen bescheuert an aber ich wusste immer das Momo Qualität vor Quantität wollte. Ich habe mich dann gefragt ob sie in dem Zustand noch weitere Tage/Wochen leben wollen würde?

    Ich merkte bereits seit Wochen das die Entscheidung näher rückte, habe deswegen einen Urlaub gecancelt und wollte aber gleichzeitig dieses Gefühl nicht wahr haben.

    Ich war die letzten 2 Tage extrem angespannt, ich hatte solche Angst vor der Entscheidung. In dem Moment, wo Momo ihre Spritze bekam, hatte ich sofort das absolut sichere Gefühl das es die richtige Entscheidung war.

    Natürlich habe ich Rotz und Wasser geheult, Momo hat mich 15 Jahre begleitet aber noch am selben Tag war ich bereits in der Lage tiefe Dankbarkeit zu fühlen diesen wundervollen Hund zum Freund gehabt zu haben. Ich konnte mit Freunden über sie reden und mit verweinten Augen gleichzeitig ehrlich lächeln.


    Also ich für mich würde mich fragen, was würde mein Tier wollen? Wie würde es für sich selbst entscheiden! Ohne Rücksicht auf trauernde Menschen, ich glaube nämlich auch das Tiere teils "nicht gehen können" weil Menschen so sehr an ihnen festhalten.


    Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit und das sich deine Entscheidung, wie immer sie auch ausfällt, richtig anfühlt!

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