Chaos: Pubertät - Kastration - Leinenführigkeit

  • Hallo zusammen :-)

    Mal wieder dieses wehleidige Thema - wurde schon tausendmal diskutiert, ich weiss, aber doch ist es jedes Mal etwas sehr individuelles.

    Zu uns: wir haben einen 1,5 Jahre alten Labrador Rüden. Ein sehr freundliches Wesen aber unterwegs der Horror :D

    Dass Hunde schnüffeln und lecken und sabbern ist ja recht normal finde ich (Jacobsonsches Organ, Information verarbeiten etc). Das macht unser auch liebend gern, aber manchmal habe ich den Eindruck er macht das überdurchschnittlich stark, dann hat er etwas in der Nase und auf gehts, keine Rücksicht auf uns. Orientierung und Aufmerksamkeit sind durchaus ein Thema. Ich bin nur am verzweifeln weil ich absolut keine Chance habe seinen Tunnelblick zu durchbrechen und mit ihm diese Themen anzugehen. Weder Leckerlis und Käse interessieren ihn dann noch.. und ich als Person erst recht nicht (zumindest draußen).

    Weil eben genau die Leinenführigkeit auf der Strecke bleibt, haben wir schon eine Hundeschule durch, die aber nicht zu uns passte (aus verschiedensten Gründen).

    Von stehen bleiben wie ein Baum, zu rückwärts laufen (auch teilweise mit Sitz+Platz)und blockieren - nichts zu machen. Bis zur Pubertät lief er super und schrittweise wurde es immer schlimmer.

    Im Oktober haben wir dann einen Termin für einen neuen Trainer und Einzelstunden, ich muss mich ein wenig in Geduld üben.

    Dennoch würde ich mich gerne austauschen: hat vlt jemand einen Labrador und fand sich selbst in meinem Text wieder? Was habt ihr gemacht (an Trainingsmethoden oder Kastration)? Was ist das Ergebnis?


    Ich möchte betonen, dass ich weiss, dass Kastration eine Erziehung 0,00 ersetzt. Wir haben unsere Baustellen und Fehler gemacht. Wir haben ihm damals vermutlich zu viel Aufmerksamkeit geschenkt (drinnen zB) und jetzt findet er uns ganz platt gesagt „öde“ draussen?! (Nach dem Motto: jaja die sind ja eh da)


    Mir ist auch bewusst, dass eine Kastration nur bei sexuell motivierten Verhalten hilft. Ist dieses exzessive Spur-Schnüffeln denn sowas? Schwierig. Manchmal scheint er einen Duft mit in die Wohnung zu nehmen und möchte dann Kissen rammeln, was natürlich verboten wird - dann jault der Herr wehleidig. Das wäre schon eher sexuell motiviert.

    Wir haben uns verschiedenste Tierarzt-Meinungen angehört und irgendwie bin ich nicht gerade schlauer als vorher und tatsächlich eher gegen eine Kastration, da sie mehr Nachteile als potentiellen Nutzen für unsere Anliegen hat - es gibt auch keinen medizinischen Grund um ehrlich zu sein.


    Meiner Meinung nach lasten wir ihn auch ausreichend aus: körperlich durch 4x Spazieren gehen täglich und geistig durch Nasenarbeit, die aber nur drinnen funktioniert. (+ diverse Übungen festigen)


    Ich hoffe man konnte meinem Durcheinander halbwegs folgen. Mir geht es hier nur um EURE Erfahrungsberichte und welche Methode bei euch wie klappten.

    Zusammenfassend: eine Kastration möchte ich eig. umgehen, da ich sie auch nicht als so angemessen empfinde für unsere Themen - aber seid ihr selbst diesen Schritt mit einer deutlichen Besserung gegangen, berichtet mir gern davon:-) oder auch von euren Trainingsansetzen / was habt ihr vlt Zuhause geändert, was maßgeblich das Verhalten auf dem Spaziergang beeinflusst?


    Ich möchte Gassirunden als Einheit verbringen und nicht als Kraftakt ansehen müssen :D


    So schluss jetzt, ihr seid dran!

  • körperlich durch 4x Spazieren gehen täglich und geistig durch Nasenarbeit, die aber nur drinnen funktioniert. (+ diverse Übungen festigen)

    Da wär meine völlig balla. Die ist jetzt 2. :tropf:


    Ich geh 2x am Tag Gassi (1x lang, 1x kurz) und 1-2 mal Pipi im Garten. Auslastung findet hier durch gezielten Hundesport von 2x 60 Minuten auf dem Hundeplatz und 1-2x 20 Minuten Dummytraining statt. Diese Aktivitäten ersetzen dann auch gerne einen Spaziergang.


    Ist dieses exzessive Spur-Schnüffeln denn sowas? Schwierig.

    Das solltest du vorher rausfinden. Kann sowohl sexuell als auch jagdlich motiviert sein.

    wir haben einen 1,5 Jahre alten Labrador Rüden.

    Das ist bei allem was ich so sehe (Bekanntenkreis, Gassirunde, Hundesport) bei Rüden wohl allgemein das schlimmste Alter.

  • Wird der Hund auch mal für ein gutes Verhalten belohnt?


    Das könnte helfen, daß er bereit ist, das erwünschte Verhalten noch mehr zu zeigen, weil es ja dafür was geben könnte.

  • Magst du mal deinen Tagesablauf aufschreiben? So mit Dauer jedet Aktivität und Dauer der Schlaf- und Dösestunden?


    Der Verdacht liegt bei 4x Gassi nahe, dass der Hund ev einfach zuviel Input hat und zuwenig schläft. Dann wird „jagen“ als Pseudojagen gern als Stresssymptom gezeigt.

  • Eigentlich sollte man erkennen können, ob Hündinnenurin oder Wildfährten das Interessse deines Rüden erregt. Bei Pipistellen wird zB auch geleckt, um den Geruch zum Jacobsohnschen Organ im Gaumen zu transportieren, und es geht um bestimmte Stellen, wo Hunde eben gern urinieren. Während Wildgeruch , Wildspuren usw meist nicht so punktuell sind und eben einen Verlauf haben, der dann nachgesucht wird. Das kann natürlich auch bei der Spur einer läufigen Hündin der Fall sein, aber dann wird von Pipistelle zu Pipistelle gesucht.


    Ein Hund in der Pubertät kann sich natürlich auch für beides begeistern.


    Zum Sexualverhalten: In der Pubertät wird der Rüde zunächst mal mit Testosteron regelrecht geflutet. Im Verlauf der Entwicklung zum Erwachsenen nimmt der Pegel dann ganz von selbst aber auf Normalmaß ab.

    Das ist also eine begrenzte Zeit, die man durchstehen muß, aber leider auch die Zeit, in der viele Rüden kastriert werden, weil die Besitzer vorschnell in Panik verfallen.


    Vielleicht hilft dir der Gedanke, daß du keine Erziehungsfehler gemacht hast, sondern daß es eine normale Entwicklungsphase ist. Du mußt damit umgehen, aber du brauchst dir ganz bestimmt keine Vorwürfe machen.


    Mehr Ruhe reinbringen klingt auf jeden Fall sehr angebracht für euch. Das Rammeln istr nämlich oft nämlich eine stressbedingte Entlastungshandlung. Es ist nachvollziehbar , wenn ein Rüde in diesem alterstypischen Testosteronrausch dafür eher das Rammeln wählt als etwa das Kauen. Das heißt aber nicht, daß das Rammeln ursächlich sexuell motiviert ist. Ein Hund im Stress will sich einfach gute Gefühle verschaffen.


    Dass Hunde schnüffeln und lecken und sabbern ist ja recht normal finde ich

    Lass das nicht zu! Er steigert sich dadurch nur immer mehr hinein.


    Dagmar & Cara

  • Meiner Meinung nach lasten wir ihn auch ausreichend aus: körperlich durch 4x Spazieren gehen täglich und geistig durch Nasenarbeit, die aber nur drinnen funktioniert. (+ diverse Übungen festigen)

    Das ist viel zu viel. Typisch wäre es in dem Alter bei Überlastung ins überzogene Sexualverhalten und oft auch Jagdverhalten zu gehen, in dem verzweifeln Versuch den Stress damit abzubauen.


    Meine Border Collies aus Hüteleistungszucht würden bei so einem Tagesprogramm komplett durch die Decke gehen.

  • liest sich, als wäre dein Hund total hinüber von eurem ganzen Pensum. Der weiss vor lauter Stress nicht mehr wohin mit sich. Das wird mit NOCH mehr üben auch nicht besser. …


    mehr ist nicht immer gut…


    Mein Tip: am Morgen eine grosse Runde, vielleicht 35- 40min im Ganzen! mit Freilauf, mit etwas Suchspiele, oder mit kleinen Übungseinheiten, rennen, bewegen.


    Und am Mittag und Abend je 20min gemütlich spazieren, schnüffeln lasen, keine Hektik, keine Kilometer fressen, nur den Kopf auslüften.


    Und noch ein letztes Pipi vor dem zu Bett gehen. Das reicht locker für das Alter.


    Zwischendurch aber nicht noch 700. Mal mit dem Hund etwas üben und trainieren und wieder hochpushen!

    Einfach sein lassen. Ruhen lassen. Schlafen, dösen, im Garten sonnen.

  • Mich würde auch euer genauer Tagesablauf interessieren. 4x Gassi könnten ja auch je 20 Minuten sein, das wäre mMn nicht zu viel.


    Mein Exemplar ist mittlerweile 3 1/2 Jahre alt und geht (im Vergleich zu früher) recht entspannt durch den Alltag. Als Loki 1 1/2 war, hat er auch geschnüffelt wie blöd, wenn er den Geruch einer Hündin in der Nase hatte. Wenn wir läufige Hündinnen trafen, war das Drama groß und er hat gefiebt und gejault, wenn er sie dann nicht besteigen durfte :headbash: Das war eine sehr anstrengende Zeit, da in der Stadt immer irgendwo eine Hündin läufig ist. Aber damit muss man halt rechnen, wenn man sich einen Rüden in ein Ballungsgebiet holt. Ihn dann kastrieren zu lassen, weil er biologisch normales Verhalten zeigt, finde ich unfair. Man muss ein gewisses Verständnis für seinen Hund entwickeln. Der Sexualtrieb ist gerade in der Pubertät so neu und aufregend, dass die Hunde erstmal lernen müssen damit umzugehen. Deine Aufgabe ist es, ihm dabei zu helfen.

    Ich habe damals mit dem Hundesport angefangen, was enorm viele Pluspunkte in Sachen Bindung gebracht hat. Auch den Gehorsam habe ich trainiert, sodass die Leinenführung (unsere damalige große Baustelle) täglich für einige Minuten trainiert wurde. Aber genauso habe ich Verständnis entwickelt, dass mein intakter Rüde, wenn er den Geruch einer läufigen Hündin in der Nase hat, nicht zu 100% perfekt an der Leine läuft - das war für mich okay. Je älter dein Hund wird, umso besser wird er idR lernen, damit umzugehen. Es gehört für viele im Alltag dazu. Aber lass ihm da Zeit, der steckt mitten in der Pubertät und das dauert, bis die klar in der Birne werden. Bei mir waren es drei Jahre und ja, da braucht man viel Geduld und starke Nerven. Schaffe Situationen, wo dein Hund viel richtig machen kann - mit Bestrafungen kommst du nicht weit und es ist auch kein schöner Weg. Sucht euch eine gute Hundeschule oder gern auch einen Verein, die euch unterstützen und weiterhelfen können.

    Es pendelt sich normalerweise irgendwann ein. Wenn er mit 4 Jahren immer noch total balla balla wird, wenn er eine Hündin riecht, kann man immer noch abklären lassen, ob eine Kastration sinnvoll ist. Bis dahin fleißig trainieren, sich Unterstützung suchen und die Bindung durch gemeinsame, spaßige Aktivitäten stärken. Dann wird das schon :bindafür:

  • Hört sich für mich ehrlich gesagt nach einem jungen Labrador an, der nicht angemessen beschäftigt wird. Was arbeitet der Hund? Ein Labrador ist kein reiner Begleithund. Es ist zu erwarten, dass er ohne angemessene Beschäftigung einen derartigen Außenfokus aufbaut bzw. anderweitig verhaltenskreativ wird.


    Ich würde diese völlig überzogene Gassigeherei massiv zurückfahren. Genauso diese just for fun Beschäftigung.... (So hört es sich für mich an.... Was verstehst du unter "Nasenarbeit"? Bzw. "diverse Übungen"?)


    Stattdessen würde ich schauen, dass der Hund eine Aufgabe bekommt, die seinen Anlagen gerecht wird. Am besten wäre etwas wo du unter Anleitung eines Ausbilders strukturiert mit dem Hund arbeitest. Dummyarbeit, etc.


    Kastration. Nein. Was soll das bringen? Der Hund ist 1,5 Jahre alt und noch nicht einmal erwachsen.

  • Zusätzlich zu allem vorher gesagtem - der Hund - Labrador!!! - interessiert sich draußen weder für dich, noch für Leckerchen.


    Das bringt mich zum Drinnen; kriegt er dort alles das bereits dermaßen im Überfluß, dass er dich ansonsten nicht als Kontaktperson wahrnehmen braucht?

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