Wie geht ihr mit den Einschränkungen und dem Frust durch einen "speziellen" Hund um?

  • Hallo ihr lieben, diese Frage richtet sich an all die, die einen nicht ganz so einfachen Hund haben.. zu unserem: er ist unsicher, fremde (Männer meist, manchmal auch Frauen) machen ihm Angst (sobald einer etwas forscher an uns vorbei geht oder uns entgegen kommt, bellt er), Besuch wird erstmal verbellt (ich halte ihn natürlich fern, er darf nicht belästigt werden und kommt auch selbst an niemanden Ran) draußen hat er immer wieder wechselnde Ängstlichkeiten, d.h. monatelang gelaufene Gassi strecken sind auf einmal gruselig und ein weiterlaufen unmöglich (was dafür sorgt, das hier viele gassis schon nach 15 Minuten vorbei sind, da ich leider kein Auto habe), Hunde sind manchmal ein Problem und am nächsten Tag wieder nicht. Wir arbeiten daran, seit das Problem aufgetreten ist, aber es bessert sich wenn überhaupt nur minimal. Das ist alles manchmal wirklich sehr frustrierend und anstrengend (ich gehe parallel dazu noch Vollzeit arbeiten und bin unter der Woche alleine mit Kind, Hund, Job und Haushalt). Manchmal möchte ich einfach nur hinschmeißen, was ich natürlich nicht mache, weil wir alle unser Spezialpaket sehr lieben.


    Ich weiß nur manchmal nicht, wie ich damit umgehen soll. Das Thema nimmt extrem viel Raum ein in meinem Alltag.


    Wie geht ihr mit dem Frust um? Wie baut ihr euch selbst immer wieder auf?

  • War dies vor der Kastration auch schon so gewesen?

    Oder ist dies jetzt noch extremer geworden?



    Eventuell könnte man die Schilddrüse untersuchen lassen.

    Aber dann wirklich richtig! Das ganz große Profil!




    EDIT: wie alt ist er noch einmal?

  • Hallo erstmal,

    also wir haben ja auch ein etwas "spezielle" Hundedame, die etwas Management benötigt 😉


    Magst du evtl noch schreiben, was ihr für einen Hund habt, Alter, Wielange er schon bei euch ist usw?

  • Ich hab hier ja auch einen spezielleren Hund sitzen. Lässt keinen Besuch rein - würde beißen. Findet Radfahrer, LKW, Busse und Co. überflüssig - würde auch da am liebsten reinbeißen. Hundebegegnungen sind nicht immer easy.


    Ich gestalte meinen Alltag mit Dino so, dass für uns beide möglichst wenig Stress aufkommt. Weil ich alleine lebe, ist das natürlich viel einfacher ...

    So empfange ich zuhause z. B. keinen Besuch. Das ist eine Einschränkung, mit der ich leben kann. Nur manchmal ists frustrierend, wenn man nicht mal eben ein, zwei Freunde für einen Filmabend zu sich nach Hause einladen kann.


    Und wenn er einen richtig schlechten Tag hat, an dem alles Training wie vergessen ist - jo, dann gibt's eben nur Minimalprogramm. Drei Löserunden am Tag, dazwischen viel Zeit zum Entspannen. Meist kuscheln wir uns dann einfach aufs Sofa und blenden die Welt draußen aus. Wir müssen nicht immer alles schaffen, nicht jeden Tag mindestens zwei Stunden Gassi gehen.


    Ich kenne Dinos Stärken und Schwächen, seine Magichs und Magichnichts. Die Schwächen und Magichnichts gehören zu ihm dazu und die akzeptiere ich. Wir trainieren, was geht - der Fokus liegt dabei immer auf "Hat er Spaß? Bereitet ihm das gerade Stress, ist das machbar für ihn?". Und was er (noch) nicht kann - ja mei, ist eben so.

    Er muss nichts tun oder aushalten, was er (noch) nicht kann. Ich gebe ihm einen sicheren Rahmen vor, indem ich unsere gemeinsamen Aktivitäten darauf ausrichte, dass er seine Stärken möglichst selbständig (in einem kontrollierten Rahmen!) ausleben kann.

    Er hat z. B. Spaß daran, auf umgefallenen Bäumen herumzuklettern und mir zuliebe für Fotos zu posieren. Das machen wir auf unseren Spaziergängen ganz oft.


    Spaß verbindet, Spaß entspannt, Spaß macht glücklich.


    Natürlich hab ich Tage, an denen ich das Negative an Dino besonders wahrnehme. Da nervt er dann auch mal und ich bin gefrustet. Aber genau da sorg ich dann auch einfach FÜR MICH für Entspannung. Hab ich einen schlechten Tag, dann muss Dino nicht durch Topleistungen im Alltag glänzen. Da reicht es mir dann, wenn wir auf dem Sofa herumgammeln können.


    Ich finde, es ist wichtig, sich mit und für seinen Hund Räume zu schaffen, in denen möglichst keine Ansprüche herrschen. In denen man mal durchatmen kann - gemeinsam mit dem "speziellen" Hund.

    Das können die "Nichts tun und auf dem Sofa gammeln"-Tage sein.

    Das kann ein Spaziergang sein, auf dem Hund entscheiden darf, wo er lang möchte und du als Besitzer guckst nur, dass er keinen Blödsinn anstellt.


    Überleg dir: was kann Samson gut? Was macht euch beiden Spaß, wobei kann er gut entspannen?

    Und dann bau diese Dinge gezielt in den Alltag ein, damit du auch wieder positive Erlebnisse mit Hund hast. Das ist in meinen Augen ganz, ganz wichtig.

  • Ein leidiges wie spannendes Thema, das ja schon in den Pfotothreads öfter diskutiert wurde. Wir haben ja auch ein Sondermodell.


    Als er noch "klein" war, hab ich mich immer damit getröstet, dass er ja irgendwann mal drei und damit erwachsen wird, und dann wird endlich alles besser. Wir halten einfach durch und geben unser bestes sozusagen. Als es dann soweit war (nämlich jetzt) war es auch so - abgesehen davon, dass wir eben eine Diagnose erhalten haben, die das Verhalten zumindest erklärt, wenngleich nicht von jetzt auf gleich beheben kann, kennen wir unseren Hund und seine stärken und schwächen nämlich mittlerweile in- und auswendig, haben uns strategien erarbeitet, mit der einen oder anderen Sache einfach abgefunden.


    Oftmals hilft es weniger, am Hund zu arbeiten als an der eigenen Einstellung. :nicken: Fremde Hunde waren für mich früher "Störfaktoren", heute sind sie " Zeit zum Üben!". Genau wie Menschen. Volle, laute Tage. Lange Autofahrten. Denn eines haben all unsere schlechten Tage immer gemeinsam: wir haben sie überlebt!


    Sobald man es schafft, den Status quo zu akzeptieren, kann man nämlich die vielen kleinen Verbesserungen viel besser wahrnehmen. Dann ist der Hund kein "Problemhund" mehr, sondern eben "der Nudelpudel", und ein "Uff-Tag" ein "ereignisreicher Tag", an dem vor allem du wieder viel lernen konntest.


    Das geht nicht von heute auf morgen, das ist ein langwieriger Prozess, aber du hast wieder die Zügel in der Hand, was dein Leben betrifft.

  • Klingt danach, dass der Hund entweder in einem komplett ungeeigneten Lebensumfeld lebt und er niemals aus dem Stress so weit rauskommt, dass er überhaupt nachhaltig lernen kann oder er ist krank. (Oder beides.)

  • Wie geht ihr mit dem Frust um? Wie baut ihr euch selbst immer wieder auf?

    Die Dinge nehmen, wie sie sind.

    Den Alltag so gestalten, dass für alle genügend Luft zum Atmen bleibt.

    Den Raum im Kopf nicht durch den Hund bestimmen lassen.


    Wer sich bei Besuch nicht benehmen kann, kriegt nen Maulkorb drauf, ggf. ne Hausleine und darf Atmen und dabei sein.

    Kann er auch das nicht, darf er halt nicht dabei sein und bekommt seine Auszeit.


    Der Kevin kann nicht alleine bleiben. Also schafft man sich seine Freiräume. D.h. 1x im Monat geht sie in eine HuP und wir können sowas machen wie bummeln, Ikea oä.

    Den Wocheneinkauf machen wir irgendwie zusammen, Frank kauft ein, ich warte mitm Kevin im Auto und auf dem Rückweg holen wir uns Burger.

    Ist ein liebgewonnenes Ritual geworden.


    Um Erbse haben wir vieles im Alltag drumherum gebastelt, das Rausfahren in die Pampa zum Gassi ist schon lange nicht mehr für sie, sondern vor allem für mich eine Auszeit. Niemanden sehen, einfach nur vor uns hintrödeln, durchatmen, Verschnaufpause. Ich würde nicht mehr drauf verzichten wollen.


    Die 5 sind viel im Alltag dabei, trotzdem machen wir da kein großes Gewese drum.

    Erziehung ist nicht das klassische Sitz/Platz/Fuß, sondern tatsächlich auf das Wesentliche reduziert: es wird niemand genervt. Weder Menschen, noch Hunde, noch sonst irgendwer.

    Da meinen Mann zB aufdringliche Hunde nerven, sind hier alle sehr höflich und daheim wirklich ruhige, angenehme Mitbewohner.

    Mich nervt Ziehen an der Leine, dementsprechend sind hier alle seeeehr gut Leinenführig.

    Etc..


    Hab ich das Gefühl, bei irgendwas nicht weiterzukommen oder in einer Endlosschleife zu stecken, frage ich meinen Mann und/oder sehr gute Freunde, ob ich a) nur auf hohem Niveau jammere, b) Betriebsblind bin, c) obs einen Denkanstoß gibt.

    Das Feedback hilft immer. =)

  • Ich weiß nur manchmal nicht, wie ich damit umgehen soll. Das Thema nimmt extrem viel Raum ein in meinem Alltag.

    Ich gehe einfach mal davon aus, dass euer Hund schon eine Weile bei euch ist?..


    Mir hat geholfen, den Hund und einfach zu akzeptieren, wie er ist..

    Wenn ich weiss, "daß geht (heute) nicht", versuch ich die Situation zu vermeiden.


    Manchmal bin ich auch sehr gefrustet, aber vieles ist eine Einstellungssache und wenn man sich auf das positive konzentriert ist es nur noch halb so schlimm 😉

    Besuch zum Beispiel ist bei uns generell unerwünscht und nur mit Management machbar (ist zum Glück nur eine kleine chi Mix Hündin, aber trotzdem), Hundebegegnungen Gestalten sich sehr schwierig und Spaziergänger haben nicht denselben Weg zu benutzen wie Frau Hund 🙈 manchmal krieg ich es geregelt, manchmal nicht. Ich habe mich einfach darauf geeinigt, dass wir und Gute und nicht so gute Tage haben um mir das Leben nicht unnötig schwer zu machen...


    Zum Thema Gewohnte Gassi Strecken auf einmal gruselig... Versuch ihn etwas zu verstehen, manchmal gibt es ganz plausible Gründe (zB ein neu aufgestellte Schild, weggeworfener Müll, ein Baum ohne Laub /abgebrochene Äste) unsere Trainerin hat mich auf das aufmerksam gemacht. Wir hatten z b das Problem "Pferd" ganz gut im Griff, plötzlich wurde es wieder angebellt. Es hatte eine neue satteldecke mit passenden Gamaschen in pink, evtl war das der Grund, keine Ahnung.

  • Für mich ist das Wichtigste bei einem „special cookie“, es so zu nehmen und zu akzeptieren, wie es nunmal ist. Wie Karpatenköter schreibt, den Alltag so stressfrei für alle zu gestalten, wie es geht. Und von „wohlwollender Akzeptanz“ ausgehend zu trainieren, nicht mit dem Fokus auf dem Negativen.


    Ein guter Teil des Stresses - neben Lärm, kaputten Gegenständen etc., den man hat, hat man wegen enttäuschter Erwartungen. Je fester die Vorstellung davon, was „normal“ ist, desto mehr Potenzial für die gibts. Und da ist die schnellste wirksame Hilfe, seine Erwartungen anzupassen - und nicht, den Hund seinen Erwartungen anzupassen, so lange er das noch überhaupt nicht leisten kann. Und dann in Reihenfolge langsam genau das zu trainieren, was man für seinen Alltag wirklich braucht.


    Lilly hier hat ihre Ängste. Ja, die sind da. Sie hat ein Recht darauf, sie zu zeigen. Die werden besser, aber dass sie ein spezielles Umfeld und viel Ruhe und Rückzugsmöglichkeit braucht, wird so bleiben. Hat sie hier. Passt also.


    Sie braucht keine fremden Menschen und zeigt sich meidig. So what? Sie hängt an uns und das ist wichtig - sie muss nicht der Streichelzoo für Andere sein. Und wenn ich mir dafür mal einen verständnislosen Kommentar anhören muss, weil anderer Leuts Erwartungen enttäuscht wurden: Ist halt so. Not my monkees, not my business. So lange sie niemanden belästigt, bedroht oder beißt (was ich ja einfach mit Geschirr, Leine etc. verhindern kann), braucht sich auch niemand zu beschweren. Wenns trotzdem jemand tut: Mei, darf er auch, wenn sein Empfinden von Normalität oder Wohlbefinden gestört wurde. Aber ich bin (unter den oben beschriebenen Voraussetzungen) nicht verpflichtet, es mir zu Herzen zu nehmen.


    Das ist so eine Möglichkeit, mehr Gelassenheit in alles zu bringen. Und gerade bei den Bangbüxen ist Gelassenheit das A und O, damit lässt sich alles an Training auch für den Hubd viel stressfreier gestalten.

  • Ich möchte ja niemanden zu Nahe treten, aber für mich gehört es schon bei der Anschaffung dazu darüber nachzudenken was wäre wenn der Hund nicht so "funktioniert" wie man sich das vorstellt... Für mich ist das halt schon bei der Anschaffung so, dass ich damit rechne, damit stresst es mich auch halt auch nicht. Ok, ich habe auch ne Rasse, die gibt es quasi nicht ohne "Special Effekts" und ich mag das auch.. wobei ich es auch genießen kann mit meinem aktuellen Rüden, der quasi keine "Special Effekts" hat - bin ich gar nicht mehr gewohnt :lol:


    Ich denke wenn man einfach akzeptiert dass der Hund tickt wie er tickt nimmt das schon viel Stress raus.. sich einfach weniger Gedanken machen und die Dinge akzeptieren


    Den Menschen muss einfach mal wieder klar werden, dass Hunde nicht nur und immer die "perfekten" Belgeiter im Alltag sind, jederzeit lieb und nett, immer das machen was man sich gerade vorstellt etc. und dass man damit einfach leben muss, möchte man das nicht, sollte man davon Abstand nehmen sich einen Hund zu holen.


    Gib den Problemen keinen Raum, nimm den Hund so wie er ist, steigere dich da nicht rein. Gassi dauert nur 15 Minuten weil der Hund dann auf einmal Angst hat - na und, dann gehts halt nach Hause und du nutzt die gewonnene Zeit für dich - schenk dem Hund und seinen Problemen nicht so viel Beachtung, bzg. nur wenn du gerade wirklich dafür Zeit und Nerv hast - hast du das gerade nicht, dann steht der Hund halt hinten an - wird ihm nicht schaden ;)


    Ich sage ganz ehrlich, ich liebe meine Hunde, sie nehmen eine sehr wichtige und große Stelle in meinem Leben ein, aber niemals, wirklich niemals lasse ich dadurch mein Leben "bestimmen" im Sinne von, alles dreht sich um den Hund ich lasse mich davon fertig machen! Es ist am Ende des Tage nur ein Hund..

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