SOS: Übernommen mit Welpe aus dem Auslandstierschutz?

  • Liebe Leute/Leser des DogForums,


    wir sind ganz frischgebackene Hundeeltern eines Welpen aus dem Auslandstierschutz. Unsere Kleine ist ca. 4 Monate alt und stammt aus dem Süden. Sowohl mein Mann als auch ich haben ein wenig Erfahrung mit Hunden. Trotz intensiver Vorbereitung fühlen wir uns von dem aufgedrehten Wirbelwind nun doch ziemlich überfordert. Wir hatten natürlich mir Schwierigkeiten gerechnet. Immerhin ist die große Reise mit Flug etc. wirklich keine Kleinigkeit für ein Hundekind. Außerdem wissen wir so gut wie nichts über die Vorgeschichte der kleinen Maus.


    Doch aktuell macht sie uns leider wirklich mehr Sorgen als Freude. Das ist kein schönes Gefühl. Für keinen von uns. Wir kriegen sie nicht ausgelastet, sie nagt alles im Haus kaputt und macht die großen Geschäfte konsequent drinnen. Die größte Herausforderung allerdings ist: Sie kommt nur sehr schwer zur Ruhe und schläft weder besonders gut in ihrer Hundebox, noch auf ihrer Decke oder im Körbchen. Die einzige Möglichkeit ist, wenn sich einer von uns mit ihr aufs Sofa legt. Nur mit direktem Körperkontakt schläft sie überhaupt ein. Sobald nur das winzigste Geräusch im Haus zu hören ist, wacht sie wieder auf und dann war's das.


    Haben wir uns übernommen? Wie kriegen wir zu dritt einen funktionierenden Alltag hin?


    Hundetrainerin und Welpen(klein)gruppe eilen ab Dienstag zur Unterstützung. Bis es soweit ist, erhoffen wir uns hier im Forum ein wenig Zuspruch und Rat. Heute bin ich einfach bloß völlig fertig. Keine Stunde am Stück geschlafen, viele, viele Würste weggeputzt, das gesamte Haus umgeräumt, zwei kurze Spaziergänge und regelmäßige Gartenrundgänge gemacht (sie ist seeehr selbstbewusst, keine Spur von Unsicherheit, nichtmal Traktoren und Motorräder irritieren sie) und sie ist noch immer aufgedreht, unzufrieden und unruhig.


    Oh, vielleicht noch zur Info: Sie wurde mir als Kokoni-Mix "verkauft". Inzwischen vermute ich einen Mix aus (oder zumindest Anteile von) Beagle und/oder Boxer. Wir werden einen DNA-Test machen, um Gewissheit zu erhalten und sie besser einschätzen zu können.


    Im Vorfeld bereits vielen Dank und herzliche Grüße


    Hundekind und ich (und Männe natürlich)

  • Hallo und herzlich Willkommen erstmal


    Ich habe regelmäßig Welpen/Junghunde zur Pflege und kenne das Verhalten daher gut


    Wie lange ist die Hündin jetzt bei euch?

    Erst seit diesem Wochenende quasi?


    Ja, die jungen Wilden kommen hier anfangs nur mit uns gemeinsam zur Ruhe. Das bedeutet, einer von uns Erwachsenen macht es sich auf dem Sofa/dem Boden bequem und entspannt mit dem Jungspund.

    Garten reicht am Anfang völlig. Spazieren gehen machen wir hier erst ein paar Tage später und dann nur kurze, langweilige Strecken ohne zuviel Input.


    Zur freien Verfügung gibt es Kauzeug (Kaffeeholz und Büffelhorn)


    3x täglich Futter, konsequent alle 2h und nach dem Fressen, Schlafen, Spielen raus zum Lösen.

    That's it.

    Zusätzlich haben wir für die sehr "extrovertierten" Teile des Wohnzimmers mit Gittern abgetrennt wenn doch mal keiner ein Auge auf den Hund haben kann.


    Nachts schläft einer bei den Hunden, oder die Hunde bei uns.


    Ich denke nicht, dass ihr euch übernommen habt. Der Anfang ist anstrengend, da muss man sich einfach mal durchbeissen.

  • Wir kriegen sie nicht ausgelastet

    Vergesst das Wort Auslastung bitte sofort wieder beim Welpen.

    Hunde in dem Alter brauchen keine Auslastung, sie brauchen Zeit und Ruhe, um in ihrem Tempo ihre Welt zu erkunden.


    Dass ihr die Vorgeschichte nicht kennt, ist nicht weiter wichtig. Nichts von dem was du schreibst, klingt nach etwas, das auf ein Erlebnis oder eine besondere Herkunft schließen lässt. Es klingt einfach nach einem überdrehten kleinen Hundekind, das noch nicht stubenrein ist.

    Es ist übrigens gar nicht so selten, dass Welpen draußen zu aufgeregt sind, um ihr Geschäft zu verrichten, wenn man sie einfach machen lässt und so abgelenkt werden, dass sie erst im Haus wieder dran denken.


    Der optische Unterschied von Kokoni zu Boxer ist ja doch signifikant, bei der Überlegung der Ausgangsrasse. Hast du vielleicht ein Foto?

  • Erst mal tief durchatmen

    Da hat euch ein heftiger Welpenblues gepackt :streichel: .


    Aber ihr seid insofern schon auf dem richtigen Weg, dass ihr euch einen Trainer ins Boot geholt habt: bis Dienstag kann man durchhalten : Tschakka: ihr schafft das!


    Wir kriegen sie nicht ausgelastet, sie nagt alles im Haus kaputt und macht die großen Geschäfte konsequent drinnen. Die größte Herausforderung allerdings ist: Sie kommt nur sehr schwer zur Ruhe

    Nur so ins Blaue vermutet: lastet ihr sie wahrscheinlich zuviel aus? Was macht ihr denn so an Programm pro Tag?

    Mit 4 Monaten läuft ein Welpe eher nur im Alltag mit,und einmal täglich mit Schleppleine irgendwo auf der Wiese frei schnüffeln können reicht.


    Wenn sie nur auf der Couch bei euch zur Ruhe kommt, fehlt eindeutig ein positiv aufgebaute Rückzugsort. Habt ihr eine Box, in der sie zb mit einem Kong zum Ausschlecken entspannen und schlafen kann?


    Meistens läuft bei frisch gebackenen Welpeneltern(-und manchmal auch Menscheneltern :pfeif: ) schief, dass das neue kleine Familienmitglied völlig im Fokus und in der vollen Aufmerksamkeit steht, ständig angeschaut und beobachtet wird, angefasst etc pp, so dass es nicht zur Ruhe kommen kann. Ist das bei euch auch so?


    Wegen des Stubenrein werden: stur nach jedem Essen, Schlafen, Spielen kurz zum Löseplatz tragen und viel loben, wenn es klappt. Oder auch stur alle 2 Stunden( Nachts natürlich nicht so oft) raustragen.


    Ein Boxer ist von sich her schon lebhaft und agil, von daher ist der Anfang da sicherlich auch anstrengender, falls einer in der Genetik steckt.

  • Von mir nur kurze Anmerkung am Rande: ich behaupte einfach mal als "frischgebackener Hundebesitzer" (noch dazu Hundekind besitzer😉) ist man (meist) erstmal überfordert. Das dürft ihr auch sein...

    Wichtig find ich was ihr draus macht. Trainer find ich super, die Welpenkleingruppe würd ich persönlich erstmal sein lassen. Hund ankommen lassen und euren Weg finden, der Trainer kann euch bestimmt gute Tips geben (normalerweise😂)

    Ruhe reinbringen, wie bereits geschrieben und Struktur. Hat bei uns gut geholfen....

  • vergesst das mit der Auslastung- der Hund ist ja sicher erst ein paar Tage bei euch und eh noch komplett drüber (darum kommt der auch nicht zur Ruhe) und wenn er sich entspannt wird der Alltag genug Auslastung sein. Da müsst ihr nichts extra machen. Bis dahin Raus fürs geschäftliche und wieder rein und da können ruhig Spielsachen und Kausachen rumliegen. Mit 4 Monaten zahnen sie um und wollen einfach kauen ohne Ende. Kalte Mähren aus dem Kühlschrank wurden hier bisher von jedem Junghund geliebt. Und ansonsten seid selsbt ruhig. Es ist nicht schlimm wenn ihr erstmal mit ihr zusammen ein Vormittagsschläfchen, ein Mittagsschläfechen und ein Nachmittagsschläfchen macht. Das wird besser und das ist ganz normal für einen Hund dessen Alltag sichgerade komplett verändert hast. Stell dir vor du landest auf einem fremden Planeten und sollt dich da zurecht finden, du verstehst die Sparache nicht, kannst die Gesten der Wesen nicht deuten und hey du willst verdammt noch mal nicht alleine bleiben weil du einfach nichts über diese Welt weißt.


    Hab Geduld! Mit Euch, mit dem Hundekind und mit Euch als Team

  • Hi,


    wie lange ist die Hündin bereits da?


    Und, als ihr sie adoptiert habt, was hattet ihr da für vorstellungen vom Leben mit Hund?


    Ein "Fehler" den viele Neu-Welpenbesitzer machen ist der,

    dass sie einen Hund als Lebensgefährten wollen - als Partner - und die paar Wochen Erziehungsarbeit sind schon nicht so wild - also kommt der Welpe ins Haus.
    Sehr viele Menschen haben nicht auf dem Schirm, dass ein welpe (lange) kein erwachsener Hund ist.
    Bis ein Welpe (Hundekind) zum erwachsenen Alltagsbegleiter wird, gehen gut und gerne 3 Jahre ins Land.
    Wie ein menschliches Kind durchläuft auch ein Welpe in dieser Zeit alle Phasen des erwachsen werdens. Kindheit, Pupertät, Adeloeszenz.

    Wenn man einen Partner im leben will, dann adoptiert man ja auch kein Baby und wartet, bis es nach 18 Jahren "bereit" für die Partnerschaft ist ...
    Ich weiß nicht ob ihr diesen "Fehler" auch gemacht habt - falls ja, dann habt ihr euch tatsächlich etwas übernommen ^^
    Falls ja, rate ich euch dringend, ganz schnell umzudenken und euch über Welpen- und Junghunde zu informieren. Denn es sind nicht einfach kleine Hunde - es sind junge Lebewesen die intensivere Bedürfnisse haben und von allem "mehr" brauchen. Mehr Sicherheit, mehr Struktur, mehr Geduld, mehr Zeit, mehr Verständnis, ...

    Vergleiche dein 4 Monate altes Hundekind ruhig mit einem 3 Jährigen den ihr gerade frisch adoptiert habt.

    Der mit einem mal alles verloren hat was er kannte, was ihm Sicherheit gab.
    Der Dreijährige spricht unsere Sprache nicht - niemand hat ihm auch nur ansatzweise erklärt was passiert - auch jetzt versteht er nix von dem, was ihr sagt.


    (Ich editiere mal kurz, denn natürlich haben meine Vorschreiber auch Recht:
    Falls euch das "Abenteuer Welpe" doch bewusst war, dann ist auch eine anfängliche "Überforderung" völlig normal - Augen zu und durch =)
    In zwei Wochen werdet ihr euch sicherer fühlen.

    Wir kriegen sie nicht ausgelastet, sie nagt alles im Haus kaputt

    Sie muss nicht ausgelastet werden.
    Sie hat mit der traumatischen Veränderung (Umzug, Reise, neue bezugspersonen) mehr als genug zu tun.
    Alles anzunagen ist eher ein Zeichen von Stress.
    Wobei - Welpen nagen alles an - das ist normal und fest in ihrem genetischen Code verankert.
    So begreifen sie die Welt in der sie leben. Genauso wie Kinder alles anfassen müssen um die Dinge um sie herum zu verstehen.
    Hat man ein Kleinkind, dann verbietet man ihm nicht das Greifen - man sichert die Umgebung und gibt genug Anreize um das "Greifbedürfnis" zu stillen.
    Das selbe ist wichtig für den Welpen. Also, Umgebung sichern/beschränken und viele Möglichkeiten schaffen, wo Welpi nagen darf.

    und macht die großen Geschäfte konsequent drinnen.

    Hunde lösen sich dort, wo sie sich sicher fühlen.
    Es kann noch lange dauern bis sie draußen sicher genug ist um ihr Geschäft zu machen. Sie meint es nicht böse.
    Jeh mehr Sicherheit und Souveränität ihr eurem Welpen gebt, desto umweltsicherer wird er.
    Außerdem können Welpen bewusst erst mit ca. 6 Monaten ihre Ausscheidungen kontrollieren.

    Viele welpen sind eher stubenrein - aber genau wie bei der Sauberkeitserziehung bei Kindern ist das sehr individuell und hat auch immer was damit zu tun, wie gut die Eltern ihre Kinder einschätzen können.
    Habt also viel viel mehr Geduld mit der Kleinen =)

    Sie kommt nur sehr schwer zur Ruhe und schläft weder besonders gut in ihrer Hundebox, noch auf ihrer Decke oder im Körbchen.

    Stell dir noch einmal vor du hast ein 3-Jähriges adoptiert.

    Alles verloren, alles fremd.
    Erwartest du, dass es die ersten Nächte wirklich alleine, eingesperrt in seinem Gitterbettchen, schläft?

    Für Babys und Welpen ist es sehr unnatürlich, alleine zu schlafen.
    Körperkontakt ist unglaublich wichtig für die Sicherheit, für Wärme, für Bindung.
    Körperkontakt ist Überlebensnotwendig.
    Manche welpen/Babys brauchen davon mehr - andere weniger - ist ganz individuell.
    Dass euer Welpe sehr viel braucht, ist aufgrund der Vorgeschichte nicht verwunderlich.

    Wie kriegen wir zu dritt einen funktionierenden Alltag hin?

    Geduld

    - ihr habt alle Zeit der Welt. Wichtig ist jetzt weder Auslastung noch Stubenreinheit oder gar Grundkommandos

    - Wichtig ist jetzt, eine gemeinsame Sprache zu finden - lernt euren welpen verstehen, gebt ihm Zeit eure Sprache zu verstehen. Einen Alltag zu finden. Sich aufeinander einzugrooven. Im Mittelpunkt steht erstmal die Bedürfnissbefridigung. Hat der Welpe seine Grundbedürfnisse erfüllt, kann er anfangen das zu lernen was euch wichtig ist.

    Vergleicht wieder mit der Adoption des 3-Jährigen. Richtige Besteckkhaltung und Verbote verstehen ist unwichtig. Wichtig ist, dass er lernt euch zu vertrauen, dass er lachen und ausgelassen sein kann, dass er schlafen kann.

    Struktur

    - Struktur gibt Sicherheit. Gleiche Abläufe, gleiches Verhalten eurerseits. Rituale und Regeln sorgen auch dafür.


    Humor

    - freut euch an dem Wildfang.

    Macht viele Fotos, schreibt "Tagebuch" über die lustigen Momente - sammelt so viele schöne Erinnerungen wie möglich. Die Welpenzeit ist so schnell vorbei =)


    Verständnis

    - zeigt euch empathisch und habt Verständnis für die Bedürfnisse des Hundebabys.
    Das ist nicht ganz leicht, denn oft hat man diese Vorstellung vom "funktionierenden" erwachsenen Hund im Alltag.
    Und allzu oft hat man Angst vor "Vermenschlichung" oder "Was der Welpe jetzt nicht lernt, lernt er später auch nicht".


    Ich gebe gerne den Rat, mit dem Hund so umzugehen, als wäre es mein Baby. (Hast du aus meinen Beispielen sicher schon rausgelesen ^^)
    Das heißt nicht dass er nen Strampler braucht oder gefüttert werden soll.
    Aber in ihrer Entwicklung, ihrem Sozialverhalten und vor allem in ihren Grundbedürfnissen sind sich Welpen und Babys sehr ähnlich.
    Babys und Welpen brauchen eine stets zuverlässige Bezugsperson an der sie sich orientieren können, die ihnen Liebe und Geborgenheit gibt.
    Die ihnen ganz langsam (und im Tempo des jungen Lebewesens) die Welt und ihre Regeln zeigt.

    Bindung und Kommunikation sind die Zauberwörter.
    Ein zufriedener, ausgeglichener Welpe, der sich in seinem Wesen verstanden fühlt wird im handumdrehen alles lernen, was für ein Leben bei euch wichtig ist.

    Alles Gute =)

  • Bei mir fließen gerade ganz viele Tränen. Danke für eure lieben, einfühlsamen und tröstenden oder ermutigenden Worte. Eure Anteilnahme tut sooo gut. Ihr haut mich echt um. Danke. Von Herzen. 💛


    Ich schreibe morgen mehr und antworte detaillierter. Heute bin ich zu geschafft.


    Nur so viel: Hundekind muss heute nicht in die Box. Sie darf erstmal bei ihren Menschen schlafen. Papa übernimmt heute die Nachtschicht, wir wechseln uns jetzt ab. Mit ein paar Stunden Schlaf sieht die Welt morgen sicher wieder besser aus.


    Alles Liebe von unserem Hundekind und uns. 🙋🏻‍♀️🙋🏼‍♂️🐶

  • Ich möchte euch auch kurz sagen, dass es normal ist, mit einem neuen Welpen überfordert zu sein! Als Garmr und Geri kamen, hatte mein Mann richtig doll Welpenblues, ich hatte zwar keinen aber ich war nur am Rotieren, um Althund, den Welpen und auch unseren Kindern gerecht zu werden. Es war schon nicht ohne.


    Ein großes 👍🏻 dafür, dass ihr das Welpi bei euch schlafen lasst. Das wird vermutlich vieles entstressen. Und ich stimme den Anderen zu, fehlende Auslastung ist bei so jungen Hunden meist kein Problem.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!