Leinenführigkeit ohne Leckerli?...

  • Ich würde den auch machen lassen. Wirds schon noch merken. Nur noch ein Hinweis: Kraulen wird von vielen Hunden draußen als Strafe empfunden. Er straft also vermutlich was er eigentlich belohnen möchte.

    Kannst du mir das genauer erklären? Warum ist das so?

    eine wirkliche Erklärung dafür kenne ich nicht aber ich habe das schon sehr sehr oft beobachtet und auch ich selbst hatte noch nie einen Hund der bei der Arbeit als Lob berührt werden will. Als Trainer im Sport habe ich schon wirklich alles an Meideverhalten gesehen wenn wieder ein Hundeführer meint streicheln ist toll. Die meisten glauben es erst wenn sie es auf einem Video sehen oder wenn sie merken wie viel lieber der Hund sich mit einem anderen Lob beschäftigt.


    Ich selbst erkläre mir das zumindest im Sport so dass die Hunde ja gerade sehr hoch im trieb stehen, sich konzentrieren und wirklich bei der Sache sind. Die stehen ja nicht so hoch im trieb weil man sie dahin gestreichelt hat sondern weil sie für ein bestimmtes Triebziel brennen. Egal ob Futter, Beisswurst oder Balli die haben alle was im Herzen was sie erreichen wollen. Alles Dinge die Glücksgefühle auslösen aber eher die die Richtung Adrenalin gehen (auch Futter gehört dazu) Kuscheln, kraulen, anfassen passt da nicht mit rein. Wenn der Hund entspannt ist werden da Hormone wie Oxicotin ausgeschüttet. Das besänftigt, macht ruhig, friedvoll, usw. Also schon wohlfühlen aber nicht Spaß haben.

  • Da Lilly an der Leine sehr lange keine Leckerlie genommen hat, habe ich mit ihr (so lange sie ansprechbar war) ganz stark Führung über Körpersprache und später Leinensignale (ähnlich wie bei einem Pferd) gesetzt. War allerdings eine ganz andere Ausgangslage als bei einem Junghund. Längere Strecken an der Leine sind aber immer noch sehr harte Arbeit und viel Konzentration für sie. Quasi selbstbelohnend ist es, wenn sie hinter mir laufen und sich entspannen kann, das klappt auch immer öfter. Und sie tut viel für Lob und Lächeln, Leckerlie nimmt sie an der Leine mittlerweile, findet es aber eigentlich zu ablenkend.

  • Ich würde den auch machen lassen. Wirds schon noch merken. Nur noch ein Hinweis: Kraulen wird von vielen Hunden draußen als Strafe empfunden. Er straft also vermutlich was er eigentlich belohnen möchte.

    Kannst du mir das genauer erklären? Warum ist das so?

    Keine Ahnung, warum Menschen meinen, dass Anfassen immer eine positive Emotion beim Hund auslösen würde.

  • Ja, leider sind viele von uns "Primaten" so gestrickt, dass wir denken, Umarmungen seien Liebes- und Lobbezeugungen, die in jeder Lebenslage und von jedem anderen Wesen auch als solche empfunden werden.


    FrekisSchwester Ein kleiner Perspektivwechsel: stell dir Folgendes vor. Dein Freund ist gerade am Putzen und schrubbt die Kloschüssel, richtig schön rein in die Untiefen der Verrohrung: da kommst du mit deinem schönsten Lächeln dazu, und knuddelst ihn mal so richtig durch, bitte Gesicht abknutschen und Zunge ins Ohr nicht vergessen. Einfach weil, du so dankbar bist und er das echt gut macht mit dem Urinstein wegmachen.

    Da wirst du dir bestimmt einen gesalzenen Spruch einfangen, zumindest ein Augenrollen, dass Bände spricht. Kloputzen wird in Zukunft deine Aufgabe werden - hat er sicher keinen Bock drauf, dass du ihn wieder mit Zärtlichkeiten überfällst.


    Mein Hund hat im Arbeitsmodus überhaupt kein Interesse daran, gestreichelt zu werden. Es ist ihm dann richtig zuwider. Nach getaner Arbeit liegen wir auf dem Sofa im Kontakt, da wird auch gekrault und ja, natürlich umarme ich meinen Hund auch mal (Bertha, verzeih mir, da musst du dann durch...), aber das gehört für mich nicht ins Training.


    Ein Hund, der mit Futter leicht zu belohnen ist, ist ein Geschenk. Nutzt das doch, solange euer Hund bereit ist, zu kooperieren und die Leinenführigkeit zu erlernen. Man kann dies sicherlich auch körpersprachlich sehr gut unterstützen (Raum nehmen - Raum geben).


    Bertha ist jetzt über 10 Jahre alt, ich habe immer Leckerlies dabei. Ist doch schön, wenn der Hund sich darüber freut.

  • Im Grunde ist es doch ganz einfach: Ich erkenne eine Belohnung daran, dass der Hund danach ein Verhalten, das er kurz vorher zeigte immer häufiger anbietet. Tut er das nicht oder meidet das Verhalten gar, dann belohne ich nicht und strafe evtl. sogar noch. Meist wird ja vom Menschen dann behauptet, der Hund sei stur, verstehe es nicht etc ... dabei versteht der Hund sehr wohl wofür er gestraft wird. Manche Hunde lernen auch, dass ihre Menschen das Bedürfnis nach Angrapschen haben und ertragen es Tapfer für ihren Sozialpartner, weil es DEM gut tut. Hat ja auch was mit sozialem Miteinander zu tun, Dinge mitzumachen, die man selbst nicht mag, aber dem anderen gefallen ...


    A propos Bedürfnis: Ich kann als Belohnung das verwenden, wonach der Hund in der Situation das Bedürfnis hat. Und das ist ja situationsabhängig. Beispiel: Ist der Hund müde, kann ich ihm anbieten, dass der sich schlafen legen kann. Ist wohl beim Training der Leinenführigkeit nicht zielführend. Wenn ich testen will, ob der Hund in der Situation das Bedürfnis danach hat, müsste ich mir das Hundebett unter den Arm klemmen, mich selbst zur Ruhe begeben und gucken, was der Hund tut.

    Nichts anderes kann ich beim Thema Anfassen machen. Ich lasse die Hand hängen und schaue, ob der Hund kommt und sie sucht. Dabei bewege ich die Hand nicht Richtung Hund - das würde verfälschen. Wenn ich ruhig herumstehe, dann macht das meine eine Hündin nach einer Weile. Sie kommt und drückt ihre Schnauze in meine Hand. Sie möchte gekrault werden. Das ist aber nur in so ruhigen Situationen der Fall. Sie und ihre Mutter wollen das manchmal, alle anderen meiner Hunde wollen das auch dann nicht. Beim Laufen zeigen sie "ich ertrage es", wenn ich sie anfasse. Da kann ich es zum Strafen nutzen, wenn ich was maßregeln will.

  • Emil ist bislang auch extrem futtermotiviert. Ich finde das macht das Training in vielen Bereichen deutlich leichter. Draußen trottet er an der Leine teilweise neben mir her und hat nur Augen für mich und kann somit schon viele Meter im Fuß gehen. Er bietet das freiwillig an. Wirklich trainiert haben wir das nie.


    Das Thema von individuellen Belohnungen je nach Hundetyp wurde hier ja schon diskutiert. Mich würde in diesem Zusammenhang aber mal interessieren, wie für euch Korrekturen, oder Bestrafungen aussehen. Ist das bei euch auch vom Hundetyp/Wesen des Hundes abhängig, oder korrigiert ihr immer gleich? Wenn HH und Hund zusammen unterwegs sind, ist eine Korrektur ja noch recht einfach durchzuführen. Hier reicht ja meist schon ein scharfes Abbruchkommando, wenn entsprechend trainiert.


    Anders verhält es sich, wenn der Hund ein Fehlverhalten zeigt, welches man jetzt nicht unbedingt direkt mitbekommt. Zwei Beispiele:

    • Emil hat seinen Hauptschlafplatz bei uns im Schlafzimmer. Wenn wir im Raum sind, liegt er auch immer brav in seinem Körbchen. Sobald er jedoch unbeaufsichtigt ist, springt er IMMER ins Bett und macht es sich dort bequem. Er weiß definitiv, dass das Verhalten nicht erwünscht ist, hat mittlerweile aber auch bemerkt, dass es dann immer Aufmerksamkeit gibt, da jemand kommt und ihm vom Bett verweist. Wie würdet ihr sowas trainieren, bzw. abbrechen?
    • Zweites Beispiel: In den letzten Tagen hat Emil im Flur eine Wandecke für sich entdeckt, die ständig angeknabbert wird, wenn ihn grade niemand im Blick hat. Wenn ich ihn In flagranti erwische wird das natürlich entsprechend korrigiert.


    Wie würdet ihr solche Situationen korrigieren? Hier bringt mir ja in erster Linie nichts, dass mein Hund futtermotiviert ist.

  • Meine Hütis , so verschmust sie waren, aber nicht bei der Arbeit. Maverick ist tatsächlich der einzigste Hund den ich kenne, der streicheln in einigen Trainingssituationen vorzieht. Beim Hoopers war für ihn die allergrößte Belohnung, der Jackpot schlechthin, wenn er nach dem Lauf zur Trainerin laufen und kuscheln durfte. Bei der Leinenführigkeit ist die größte Belohnung das weitergehen, beim Fuss gehen das Leckerlie - da wäre kuscheln kontraproduktiv. Die jeweilige Belohnung muss also der Situation und den Bedürfnissen des Hundes angepasst waren, dann klappt es auch mit dem Training.

  • Bei unserer Hündin ist streicheln oder kraulen keine Belohnung, sie genießt das nur wenn sie ganz entspannt auf der Couch oder im Bett liegt.


    Die Methode mit stehen bleiben oder Richtungswechsel hat hier überhaupt nicht funktioniert, Indy konnte das nicht verknüpfen. Hier läuft die Leinenführigkeit deutlich besser mit Belohnung für brav nebenher laufen (ruhig verbal oder Leckerchen) oder Korrektur (ein verbales ähä) für vorpreschen/ziehen. So kann sie genau verstehen was ok ist und was nicht. In für sie aufgeregten Situationen, ist natürlich die Leckerliefrequenz höher, bzw. wenn ich weiß, dass sie eine Leinenführigkeit gerade nicht leisten kann vom Kopf her in aufregenden Situationen, schnall ich die Leine auch schon mal um aufs Geschirr und lass sie ziehen.

  • Tatsächlich habe ich dafür keine Lösung... wenn man nicht im Raum ist, ist die Ressource ja „verfügbar“, da nicht vom Menschen besetzt. Hundelogik sagt da teilweise: dann darf ich jetzt ja, es sagt keiner was. Ich denke einfach dann korrigieren, wenn man es mitbekommt, hilft auf Dauer. Bei uns ist Sofaecke anknabbern so ein Ding; aber je öfter man korrigiert (tatsächlich schiebe ich mich dazwischen und knurre oder gebe das verbale Abbruchsignal, warte bis Hund sich mit anderem beschäftigt, lobe oder gebe dann ein spannendes Spielzeug als Alternative, aber erst wenn der Hund ein passendes Verhalten zeigt, wie zu mir kommen oder sich brav in eines der Körbchen legen). Aber eine schnellere Lösung wäre schön... ?

  • Apropos da würde ich gerne mal nachfragen:

    Wie genau trainiert ihr denn Leinenführigkeit mit Leckerlies? Ich habe damals irgendwie viel gelesen, dass es besser wäre es ohne Leckerlies zu machen und habe es dementsprechend ohne trainiert. Mittlerweile ist die Leinenführigkeit echt nicht mehr die beste und das wäre ja super wenn es auch über Leckerlies funktioniert.

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