Leinenführigkeit ohne Leckerli?...

  • „Fuß“ ist für mich übrigens auch was total anderes. Mit Ronja hab ich das nur für die BGH und Stadtausflüge eingeübt, brauche es im Alltag aber so gut wie nie. Lilly kann es gar nicht.

    Da wir noch in der Stadt wohnen und oftmals auch auf Bürgersteigen o.Ä. unterwegs sind , ist es durchaus ein Kommando, welches ich häufig benötige und deshalb auch oft bestätige, wenn er dieses freiwillig zeigt. Sobald wir auf der Wiese sind, ist natürlich Schluss mit Fuß, hier kann er schnüffeln soviel er will und auch mal an der Leine ziehen. Hier wird dann von mir auch nichts mehr verlangt vom Hund oder bestätigt, sondern mit einem "ok" aufgelöst.

    Schlimm ist da nix :smile: Kann nur sein, dass ein cleverer Hund eine Verhaltenskette bildet.


    Aber in dem Moment trainierst und belohnst Du halt nicht Leinenführigkeit, sondern das wieder zu Dir orientieren. Und Du hast nicht das „unerwünschte Verhalten“ abgebrochen, er durfte ja gucken oder schnüffeln. Du wolltest nur, dass er nach einer gewissen Zeit mit seiner Aufmerksamkeit wieder bei Dir ist.

    Ich befürchte er ist ein cleveres Kerlchen. :D Du hast Recht, mit der eigentlichen Leinenführigkeitstraining hat das nichts zu tun. Das gehen wir dann noch mal gesondert an. Am besten in einer reizärmeren Umgebung


    Mal etwas offtopic: Als jemand der zum ersten Mal einen eigenen Hund von Anfang an "ausbildet", finde ich es wahnsinnig faszinierend wie facettenreich Hundetraining sein kann und wie hilfreich der Austausch darüber ist. Das hätte ich vorher nie gedacht. Das Gefühl wenn man dem Hund etwas gelernt hat, mit dem er Tage/Wochen/Monate vorher noch Probleme hatte, ist einfach unbeschreiblich. Vielen Dank an alle, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben. :bindafür:

  • Bei Fuß gehen ist für meine Hunde eine völlig andere Übung. Ich finde es für das Lernen auch ungünstig das zu vermischen. Da muss der Hund dann doch recht viel "raten" was das denn mal werden soll.

    Ich fürchte den Fehler habe ich gemacht. Ich verlange kein perfektes Fuß natürlich, aber mein Hund kann mit voller Aufmerksamkeit auf mich kurze Etappen an lockerer Leine laufen.


    Auf dem Schlauch stehen wir beide gerade, wenn es darum geht, dass die Leine ruhig länger sein und entspannter laufen darf, nur nicht ziehen soll. Er schafft nur ganz oder gar nicht.


    Was mache ich falsch bzw. wie schaffe ich da diesen Mittelweg? Oder ist das schlicht noch zu viel?

  • Ja genau, der richtige Umgang ist wesentlich. Und vielleicht eine etwas konkretere Definition von Leinenführigkeit. Es gibt ja nen Unterschied zwischen Bei-Fuß-Laufen und Die-Leine-wird-nicht-stramm. Mir persönlich reicht im Alltagsbetrieb letzteres und da reicht inzwischen meist ein dezentes Räuspern um unserer jüngeren Hündin zu vermitteln daß sie zu weit vorne ist

    Für mich sind das ganz unterschiedliche Übungen.

    Bei der Leinenführigkeit gewöhne ich dem Hund an, dass am Halsband der Karabiner nach unten hängt, am Geschirr darf die Leine ohne Zug gespannt sein.


    Beibringen über Clicker, nach flying-paws Schafvideo:drgreen: einfach nur toll.

    Mit Clicker und Belohnung.

    Und dann muss man auch nicht mahnen. Weil dann kann’s der Hund.


    Fuß mach ich mit Futterhand und Clicker...was toll ist, meine Trainerin hat mich geflickter, ich musste dann nur Füttern..:lachtot:

  • Hast du ein Freigabe-Kommando? Meine Große geht aus dem Fuß in ein lockeres Voraus, wenn ich sie freigebe. Die Kleinen haben sich das ebenfalls abgeschaut. „Voraus“ (genau genommen „Volno“, da meine Große czechische Befehle befolgt... „volno“ ist kein schnelles Voran, sondern ist eher mit „Rühren“ beim Militär zu vergleichen, also „frei“ bewegen) heißt bei uns aber an LOCKERER Leine vorgehen. Sobald da gezogen wird, bleibe ich stehen. Ziehe die Aufmerksamkeit durch ein kurzes Bzzzzt-Geräusch auf mich; warte auf ein Angebot - etwas wofür es Leckerlis gibt; kann Sitz, Platz, zu mir laufen oder alles an Alternativverhalten dem Hund einfällt sein. Damit ist Hund erstmal aufmerksam. Gehe mit aufmerksamem Hund weiter und belohne das bei mir bleiben (ohne Fuß, nur in meiner Nähe), gebe bei tollem Verhalten Lobwort (Clicker-Ersatz) und Leckerli. Sage dann „Voraus“. So langsam verknüpfen die Kleinen nun auch das „Voraus“ mit lockerem Vorlaufen, genauso wie ich es mag.


    Man muss aber nicht unbedingt einen Extra-Befehl dafür haben. Es geht darum, dass der Hund checkt, dass du ihn gern in deiner Nähe hast. Ich werde bei den Kleinen aber deshalb später verstärkt einen Befehl nutzen, weil ich ihnen vielleicht auch „Zieh“ beibringen und mir irgendwann meinen ersehnten Dog-Scooter holen will. Wenn sie darauf Lust haben. Zwingen werde ich sie zu nichts, und auch nicht auf Geschwindigkeit trainieren (und überhaupt will ich beide zuerst von meiner Tierärztin dazu abchecken lassen, mir ist klar dass ein Kangal nicht gerade der Typ Hund für Hundesport ist, wegen der Größe), nur für nette kurze Ausflüge. Aber dafür brauche ich zumindest später einen Unterschied zwischen Voraus an lockerer Leine und Zug, deswegen mag ich da Befehle.

  • Gehe mit aufmerksamem Hund weiter und belohne das bei mir bleiben (ohne Fuß, nur in meiner Nähe),

    Genau hier hängt es bei uns. Die Umorientierung klappt gut. Bei Freigabe und Weiterlaufen ohne Kommando, hängt er aber wieder sofort auf Anschlag. Bleibe ich stehen, orientiert er sich sofort zu mir. Aber ich schaffe es nicht ihm diesen Mittelweg verständlich zu machen. Er zieht auch nicht wie ein Ochse. Aber eben doch mehr als er soll.


    Immer wieder bei Umorientierung mit dem Kommando zu arbeiten („bei mir“ nutze ich) will ich aber auch nicht. Vom Bauchgefühl ist er überfordert damit, weil ihm die starke Aufmerksamkeit eine enorme Konzentration abverlangt.

  • Wie sehen Eure normalen Spaziergänge denn aus? Wieviel ist Freilauf, wie viel „Lockeres Laufen an Leine“ und wie viel ist „Fuß“? Das macht vermutlich auch noch einen Unterschied.


    Hier ist mehr als 95% Freilauf, da gilts für mich nur, einen akzeptablen Radius zu haben. An der Leine erwarte ich, dass sie sich mir anpassen ohne Zug oder Ankerwerfen - bei normaler Reizlage. Bei meiner Angsthündin kann ich noch keine perfekte Leinenführigkeit voraussetzen, wenn sie was erschreckt, dann hat sie Fluchtimpuls. Und gegen den anzugehen ist harte Arbeit für sie, da erwarte ich keine Perfektion und fordere sie auch nicht ein.


    Fuß war eine ganz eigene Übung, nicht anders als Sitz oder Platz. Da ich Fuß selbst nicht besonders mag, war das Training auch harte Arbeit für mich :lol:

  • Gehe mit aufmerksamem Hund weiter und belohne das bei mir bleiben (ohne Fuß, nur in meiner Nähe),

    Genau hier hängt es bei uns. Die Umorientierung klappt gut. Bei Freigabe und Weiterlaufen ohne Kommando, hängt er aber wieder sofort auf Anschlag. Bleibe ich stehen, orientiert er sich sofort zu mir. Aber ich schaffe es nicht ihm diesen Mittelweg verständlich zu machen. Er zieht auch nicht wie ein Ochse. Aber eben doch mehr als er soll.


    Immer wieder bei Umorientierung mit dem Kommando zu arbeiten („bei mir“ nutze ich) will ich aber auch nicht. Vom Bauchgefühl ist er überfordert damit, weil ihm die starke Aufmerksamkeit eine enorme Konzentration abverlangt.

    Wie lang ist die Leine? Hat er genug Bewegungsfreiheit, um locker voraus zu laufen? Ich finde eine Länge von ca. 2m zum Üben am besten.


    Zum ersten Üben ist es vielleicht einfacher für den Hund, vorher Energie abzubauen? Mit Rennen, Spielen etc. Er klingt wie ein sehr energetischer Typ ?


    Oh und wie Phonhaus sagte: Freilauf ist auch wichtig. Aus meiner Sicht auch weil der Hund dann seine Energie so abbauen kann wie er es braucht. Da meine liebenswerte Madame leider sehr gern jagt, mache ich mir aber Sorgen, dass sie irgendwann ein Reh kriegt, BEVOR ich sie abrufen kann, und deswegen gibt es Freilauf nur an der Schlepp. Mit Drauftreten oder mich Draufwerfen bin ich selbst einfach schneller als mit verbalem Ausdruck und Befehlen, kommt irgendwie automatischer, und sicherer ist es auch, gerade bei einem Wolfhund-Mix. Finde ich.

  • Oh mann, hier bleib ich mal. :) Ich hab ja eine Kandidatin komplett noch ohne Freilauf, da grooooße Jagdambitionen. Daher ist sie in der Regel an meiner 3m-Leine mit mir unterwegs, mit dem Pubertier an der Flexi oder an 2m / Halsband mit meinem Mann einmal die Woche. Ich gehe in der Regel mit ihr.

    Heute in jagdlich interessantem Gebiet stand meine Leine die ganze Zeit unter Vollspannung. Mit der Trainerin haben wir eine Übung, die Silver gut hinbekommt, leider übe ich zu selten. :(


    Ein "Ende"-Signal sagt meinem Hund, dass die Leine gleich zu Ende ist und sie zurück kommen "darf". Reingemarkert wird an einem Punkt, an dem sie ein paar Schritte in dem gewünschten Radius gelaufen ist und wenn sie sich selbst umorientiert.


    Aber das mit dem Gedächtnis kenn ich nur allzu gut, Lolalotta ...

  • Nach ausgiebigem Lesen hier in anderen Threads fällt es mir gerade wie Schuppen von den Augen:


    Verhaltenskette! Ich glaube ich habe unbedacht eine Verhaltenskette aufgebaut. :fear:


    Hund läuft in die Leine, orientiert sich um, wird belohnt. Und Wiederholung...

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