Ignoranz draußen, Futter erarbeiten?

  • Generell fällt es mir/uns sehr schwer Lumi draußen ohne Stock, Äste etc. auf uns aufmerksam zu machen. Das ist dann mehr ein Neben- als ein Miteinander. Zudem fällt es mir schwer, schöne Sachen von ihr zu belohnen. Sie frisst derzeit draußen gar nichts und sie ständig mit einem Stock wild zu scheuchen, halte ich nicht für förderlich.

    Hat dazu noch jemand Gedanken?

    Guten Morgen ☀️


    Ja, ich hab dazu ganz viele Gedanken =) :lol:


    Erstmal kam mir sofort der Gedanke, dass euer Hund auf Durchzug schaltet, weil er nicht anders kann. Vielleicht kennst du das, wenn man mit Leuten zusammen ist, die unheimlich viel quasseln. Irgendwann kann man nicht mehr folgen, man schaltet auf Durchzug. Kommt man immer wieder in diese Lage, hört man von vornherein nicht mehr zu. Weil man erstens vielleicht besseres zu tun hat und über anderes nachdenkt, oder weil man schon weiß, was kommt, und sich nicht dafür interessiert, oder, weil man Kopfweh bekommt von dem Gequassel und es einfach mental nicht aushält und abschalten MUSS.


    So ähnlich stelle ich mir das für euren Hund vor. Ihr habt dem Hund leider durch die Überbeschäftigung sozusagen beigebracht, auf Durchzug zu schalten, um nervlich gesund zu bleiben. Oder er interessiert sich nicht für die Art Beschäftigung, die ihr ihm anbietet.

    Oder, euer Hund ist schon so erwachsen, dass er euch ignoriert, weil eure Hampeleien (sorry) ihm dermaßen am Allerwertesten vorbei gehen.


    Souveräne, ältere Hunde zeichnen sich dadurch aus, dass sie Ruhe ausstrahlen, die animieren nicht zu Spielen oder Hampeln herum, die ziehen ruhig ihre Bahnen beim Gassi und ignorieren größtenteils, was um sie herum passiert.

    Junge, noch grüne Hunde, die rennen hierhin und dorthin, holen einen Stock, lassen ihn fallen, oh, ein Mausloch, ah, eine Wildspur, ui, schau mal, ein Vogel...... solche Hunde zeigen durch ihr Verhalten, dass sie unreif sind, noch viel lernen müssen, noch Führung brauchen, verspielt sind, ergo würde ein souveräner erwachsener Hund sich so einem Jungspund nicht anschließen und auch nicht auf seine Vorschläge eingehen.


    Durch eure Animationsversuche zeigt ihr, dass ihr eine Reaktion von eurem Hund erwartet, und euer Hund entzieht sich, indem er euch ignoriert. Vielleicht auch mit einem innerlichen freundlichen Augenrollen ;) .


    Wenn ihr möchtet, dass euer Hund euch folgt durch dick und dünn und sich an euch und eurer Leitung orientiert, müsst ihr zuallererst aufhören, den Animateur für euren Hund zu spielen.

    Ihr müsst souverän, ruhig, gelassen und entspannt sein und auch so wirken. Ihr solltet Bücher lesen über Hundeverhalten, hier im Forum gibts bestimmt einige, die euch dazu Tipps geben können.

    Lest euch ein zum Thema Körpersprache und setzt das, was ihr lest, um.


    Momentan scheint eure Körpersprache euch als den verspielten Welpen wirken zu lassen, und euer Hund ist die "Vernünftige". Das kann man aber ja ändern. Euer Hund kann nur reagieren auf euch, aber ihr habt einen Verstand und könnt euch weitergehend informieren.


    So, und nun schnappt euch eure Lumi, geht mit ihr ne Runde Gassi und lasst sie gar nichts machen. Ihr hängt die Schleppi ein, und geht los. Und die ganze Runde wird gar nichts passieren, außer dass ihr atmet und vor euch hinlauft, euer Hund in eurem Radius. Spannt die Schlepp, kann man freundlich zum weitergehen auffordern, ich schnalzte dazu mit der Zunge, lockert sich die Schlepp, lobt man kurz, fertig, und dann geht ihr weiter. Ihr lauft also vor euch hin, euer Hund folgt euch.

    Am Ende zum Umleinen wird der Hund dann herangerufen, bekommt ein Leckerli, wenn er es nimmt (und zwar ein neues, extrem leckeres, Käsewürfelchen, Wiener, getrocknete Hühnerbruststückchen...), und ihr geht nach Hause.


    Macht das mal eine Woche lang. Eure Hund hat noch sehr viele Jahre, um Dinge zu lernen, er verpasst nichts.

    Momentan habt ihr euch in eine Sackgasse manövriert, und wenn ihr nicht aufpasst, macht euer Hund bald nur noch Dienst nach Vorschrift. Deshalb, bitte setzt alles auf Start und fangt nochmal neu an, diesmal ohne euren Hund permanent (unbewusst vielleicht) unter Druck zu setzen. Ihr werdet feststellen, wenn euer Hund eine Woche so Gassi geht, ohne Interaktionen mit euch, wird er wieder beginnen, den Kontakt zu euch zu suchen.


    Alles Gute für euch!

  • GoldenLumi


    Warum buhlt ihr ständig um ihre Aufmerksamkeit?


    Wenn Leckerlie grad nicht angesagt sind lass sie doch.

    Draußen ist alles spannend.

    Wurde hier schon so oft geschrieben.


    Das Problem bei Schnüffel oder Buddelstelle zeigen ist halt das du ja gar nicht weisst ob es da nach irgendwas riecht.

    Eventuell machst dich damit zum

    Horst.:ka:



    Wenn ich mit meinen Hunden unterwegs bin findet auch keine gross sichtbare Interaktion oder Beschäftigung statt.

    Trotzdem läuft da unterschwellig viel an Kommunikation und miteinander.


    Schau dir mal sich gut kennende Hunde an.

    Da wird auch nicht die ganze Zeit interagiert.

    Grad die ruhigen Sachen sind da viel wertvoller.



    Sucht euch doch draußen mal schönes stilles Plätzchen für eure Dummyarbeit und da geht ihr dann 1-2 mal die Woche hin ohne Gassi und macht nur auf dieser Wiese Dummy.

    Ein/zweimal auslegen mit viel Spass und Lob und ab nach Haus.

    Dazu würde ich das jetzt unterwegs aber mal komplett einstellen.


    Überleg mal ob du jeden Tag Bock auf dein Hobby oder gleiche Aktivität hast.

  • Ihr biedert euch viel zu sehr an - das stößt bei fast allen Lebewesen auf Ablehnung. Lasst euren Hund doch einfach mal Hund sein und gebt ihm die Chance, von sich aus etwas anzubieten.


    Ich bilde z.B. meine Hunde so aus, dass nicht ich sie animieren muss, sondern sie lernen, aktiv Zusammenarbeit anzubieten. Das aber in einem festen Rahmen und Freizeit ist Freizeit - beim Gassi sollen sie entspannen und die Seele baumeln lassen. Vermutlich würden sie sonst typbedingt komplett am Rad drehen.


    Stöcker und Buddeln würde ich übrigens strikt unterbinden - denn Stöcker können binnen Sekunden zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen und Buddel-Löcher von Hunden sind ärgerlich und auch nicht ungefährlich für Dritte.

  • Ich bin auch für viel mehr in Ruhe lassen draussen.


    Das auf dich achten kann man auch drin aufbauen indem sie lernt, dass es sich lohnt, wenn du ihr was zeigst. Im Übrigen meinte ich mit Schnüffelstellen zeigen auch nicht aktives rufen und herzitieren oder locken, sondern sich selber halt interessiert verhalten. Ein Hund ruft ja auch keinen anderen, sondern die orientieren sich aneinander aufgrund Verhaltens. Schnüffelstellen erkennen ist ja nicht so schwer wenn man die einschlägigen Pinkelplätze kennt, Mauselöcher oder sonstwas. Bei vielem sieht man ja obs interessant sein könnte.


    Oder eben selber scharren/buddeln. Selbstverständlich Buddellöcher wieder zu machen und nicht da wo etwas kaputt geht oder es stört.


    Stöcke gibts bei uns auch nicht. Maximal im Schritttempo herumtragen.


    Ich glaube, du musst einfach bei DIR den Druck rausnehmen, dass dieser Hund animiert werden sollte. Und - für einen Jährigen Hund läufts fantastisch, freu dich darüber.

  • Im Park gehen wir dann erstmal ein paar Minuten am Halsband und normaler Leine, Lumi läuft lieb mit und wir suchen uns eine große Wiese (immer mal eine andere), sie macht Sitz, wir wechseln auf Schleppleine an Geschirr. Kommando "Schau" (Lumi guckt hoch) und "ok" (Lumi geht los).

    Mein Anliegen war es nur, dass in den Zeiten, in denen ich mich mit dem Hund arbeiten und/oder spielen möchte, der Hund auch ansprechbar und abrufbar ist. Auch vor der aktuellen Umstellung waren wir für Lumi auf Spaziergängen quasi Luft und sie hat quasi nur probiert ihren eigenen Kopf durchzusetzen

    Für mich ist das nicht ganz klar. Was meinst du mit "arbeiten"? Sie ist anscheinend grade in einer Phase, in der nichts toller ist als Schnüffeln. Wenn sie da brav an der Leine läuft und nach dem Ableinen auf das Ok wartet, bevor sie losdaddelt, ist das für einen Einjährigen Hund schon Mitarbeit für mich.

    Vielleicht ist sie dann auch einfach schon kaputt und kann gar nicht mehr mit euch arbeiten. Klingt doof, aber 5min Arbeit (also Leine gehen, Gerüche ausblenden) kann in dem Alter echt eine Menge sein.

    Du hast bis jetzt auch nie beschrieben, dass sie an der Schleppleine zieht. In dem Sinne ist sie dann ja schon bei euch, also hat eine Peilung, wie weit sie von euch weg ist.

    Das ist doch eine super Basis.

    Darüber hinaus gebe ich allen hier Recht, was das weitere Vorgehen angeht. Lasst sie einfach mal und erwartet nicht bei jedem Spaziergang "explizite Aufmerksamkeit" in Form von Dummyarbeit oä.

  • Bin mir nicht sicher, ob es schon irgendwo angesprochen wurde, sonst würde ich ergänzend noch vorschlagen, dass du eine Kaustange als Stöckchenersatz mitnehmen kannst. Die sollte sie dann aber auch in Ruhe und alleine auffressen können, ohne dass ihr sie wieder stört draußen. Sich etwas erjagen und dann auseinandernehmen/fressen wollen, ist ein sehr tief verankertes Verhalten, deutlich tiefer und älter als die Apportierarbeit mit dem Menschen zusammen. Die hormonelle Steuerung zwingt den Hund beinahe dazu, nach dem Jagen die Beute zu zerlegen/zu fressen, kann er das nicht, bleibt hormonelles Ungleichgewicht, Unzufriedenheit, Stress. Das ist ein Überlebensmechanismus, der bei Retrievern sicher etwas abgeschwächt ist, aber trotzdem noch da. Wenn das also nicht irgendwie mit ihrer Sportkarriere kollidiert, könntest du ihr als einmalige Belohnung (z.B. für einen Rückruf) das Erjagen und Fressen der Kaustange anbieten. Wenn sie das dann auch nicht annimmt, machst du dir einfach nichts draus und nimmst die Stange wieder mit nach Hause. Mit Druck dahinter werdet ihr alle drei nicht glücklich.

  • Bin mir nicht sicher, ob es schon irgendwo angesprochen wurde, sonst würde ich ergänzend noch vorschlagen, dass du eine Kaustange als Stöckchenersatz mitnehmen kannst. Die sollte sie dann aber auch in Ruhe und alleine auffressen können, ohne dass ihr sie wieder stört draußen. Sich etwas erjagen und dann auseinandernehmen/fressen wollen, ist ein sehr tief verankertes Verhalten, deutlich tiefer und älter als die Apportierarbeit mit dem Menschen zusammen. Die hormonelle Steuerung zwingt den Hund beinahe dazu, nach dem Jagen die Beute zu zerlegen/zu fressen, kann er das nicht, bleibt hormonelles Ungleichgewicht, Unzufriedenheit, Stress. Das ist ein Überlebensmechanismus, der bei Retrievern sicher etwas abgeschwächt ist, aber trotzdem noch da. Wenn das also nicht irgendwie mit ihrer Sportkarriere kollidiert, könntest du ihr als einmalige Belohnung (z.B. für einen Rückruf) das Erjagen und Fressen der Kaustange anbieten. Wenn sie das dann auch nicht annimmt, machst du dir einfach nichts draus und nimmst die Stange wieder mit nach Hause. Mit Druck dahinter werdet ihr alle drei nicht glücklich.

    Als kleiner Zusatz.

    Wenns ums tragen geht schau dir mal den Safestix von Kong an, die sind sehr beliebt und sicher, im Gegensatz zu Stöcken.

  • Vielen lieben Dank für eure ganzen Hinweise und Tipps!(Vor allem das mit den Stöcken. Verbieten wir jetzt auch. War uns nicht so bewusst! :verzweifelt:)
    Ich möchte nochmal sagen, dass wir diesen Hund sehr lieben und einfach alles richtig machen wollen. Dass wir sie dabei so unter Druck setzen, war uns nicht bewusst. Und bisher dachten wir halt immer, dass wir draußen ganz tolle Dinge machen müssen, damit es für sie ein toller Ausflug wird. Ihr habt uns gezeigt, dass das nicht sein muss, danke!


    Weil einige von euch noch nach Infos gefragt haben (Ich hoffe, ich habe keine Frage übersehen):

    - Lumi war vor ca. 9 Wochen das erste mal läufig. Seitdem ist sie meiner Meinung nach im ganzen Wesen etwas entspannter und weniger "hibbelig".

    - Wir machen einmal die Woche ein paar Basics im Agility in einer kleinen Gruppe. Da ist sie übrigens auch sehr konzentriert. (Bevor es kommt: Ganz wenig, ganz langsam, ganz kleine

    Dinge, die laut Profi keine negativen Auswirkungen auf ihre jungen Gelenke haben.)

    - Joggen und Fahrradfahren geht noch gar nicht. Da ist sie sehr, sehr aufgeregt. Und wir üben ab und an, das Fahrrad nebenher zu schieben oder mal ein Stück zu joggen.

    - Drinnen ist sie meistens wirklich goldig und bringt und sucht den Dummy wie ein Profi. Macht Tricks, kommt auf Rückruf usw. Dass sie drinnen so entspannt ist, haben wir aber auch

    hart erarbeitet :D

    - Ja wir machen viel zu dritt. Es haben uns schon viele gesagt, dass der Hund einen festen Menschen braucht. Aber wir genießen es einfach, beide mit ihr spazieren zu gehen. Agility oder

    Hundeschule mache aber ich mit ihr.

    - Hundekontakt hat sie 1-2x die Woche mit gleichen Spielpartnern. Da ist sie natürlich auch null abrufbar, aber ihr sagt ja alle, dass das noch normal ist :tropf: Generell düst sie schon recht

    weit von uns weg, wenn wir sie mal frei lassen, weswegen ich sie lieber an der Schlepp hab.

    - Achso und natürlich gehen wir nicht immer auf die gleiche Wiese, sondern erkunden Wald, Feld und alles, was uns einfällt. Was sowas angeht, machen wir glaube ich immer eher zu viel,

    als zu wenig.


    Nochmal zum Thema Schleppi:

    Sie läuft ok an der Schleppleine, zieht aber auch immer mal wieder und stemmt sich auch mal richtig rein, wenn es nicht in ihre Richtung geht. Das war ja auch der Grund, warum wir dachten und denken, dass sie nicht so recht an uns orientiert ist und damit sind wir ja auch zur Trainerin gegangen. Heute Nachmittag haben wir einen Spaziergang im Wald gemacht und sie tatsächlich in Ruhe gelassen und nur (verbal) gelobt, wenn sie von alleine mitkam oder zu uns lief. Hat ganz toll geklappt und ich denke, es war mal ein schöner Ausflug für den Hund, so ganz ohne dummes Gequassel und Futter erarbeiten :tropf::winken:


    Ich glaube mein Problem ist halt, dass ich sie für gute Sachen so gern belohnen würde. Futter mag sie nicht, Leckerlies auch nicht so, mit einem Spiel belohnen ist halt immer gleich so super aufdrehend. Außerdem sitzt in mir irgendwie die Angst, dass ich es jetzt verpasse, ihr wichtige Dinge wie den Rückruf oder das bei uns Laufen beizubringen. Aber ich arbeite da jetzt mal an meiner Erwartungshaltung. :headbash:


  • Belohn sie mit dem was sie am liebsten mag in der Situation! Freigeben und schnüffeln lassen!


    Mach dir nicht zuviele Sorgen, du machst das prima, bist hier, fragst, denkst, bist offen. Das ist mehr als 99% aller Hundehalter die bei mir rumlaufen.


    Denkst du, Lumi kommt auf ca 17h dösen und schlafen pro Tag? Das wäre so die Zeit die ein Hund braucht um entspannt und gesund durch das Leben zu kommen. Wenn du weisst, dass es bei euch eher immer bisschen viel ist würde ich da gut drauf achten.

  • Na euer Spaziergang heute klingt doch schon deutlich entspannter :herzen1:


    Das würde ich eine Weile so beibehalten damit ihr alle mal durchatmen könnt. Übrigens 9 Wochen nach der Läufigkeit ist bei meiner Hündin die absolut schlimmste Zeit :roll: Die ist sonst wirklich super abrufbar, läuft nicht weit von mir weg aber nach beiden Läufigkeiten war es zu dieser Zeit wirklich am extremsten und man hat gemerkt, dass sie einfach nicht anders konnte.


    Macht euch selbst nicht zu viel Druck, sondern genießt die Zeit. Lasst die Seele baumeln.


    Den Rückruf finde ich schon sehr wichtig. So wie du schreibst scheint es aber so als wäre er noch nicht zuverlässig. Da finde ich das Handling mit der Schleppleine auch besser. Habt ihr da einen Trainer mit dem ihr gemeinsam daran arbeiten könnt?

    Aber auch da würde ich aktuell gerade mit dem Training warten bis sie ihre Murmeln im Kopf wieder etwas sortiert hat :smile:


    Alles Gute für euch.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!