Der "gefährliche" Hund Teil 2

  • Zu den Erziehungskursen, das sollen dann die Deppen von Trainern machen, die so rumlaufen?

    Da wären wir denn bei dem Punkt, Anerkennung des Hundetrainerberufs und Professionalisierung der Ausbildung.

    Und die Bewertung von Pünktchen86 hälst du für ein valide Beurteilung, wie gut entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten sind? Nachweis nach Paragraph 11 bei der gewerblichen Trainer*Innentätigkeit ist ja jetzt schon notwendig. Aber was Person bzw. Personengruppe als "gutes Training" bewertet, kann sich völlig von einer anderen Personengruppe unterscheiden. Das sieht man allein an den geforderten Antworten bei der Zertifizierung der TÄK Schleswig Holstein (Canislastig) vs. TÄK Niedersachsen (TSD). Vollkommen andere Welten...da Heterogenität reinzubringen...never

  • :klugscheisser: Nee, bei mir ginge sowas eher in die Richtung.
    Theorie vor der Hundeanschaffung im Umfang eines Erste Hilfe Kurses z.B. ein Samstag und dann Bausteine, Kauf, Bedürfnisse, erste Erziehung, Hundegesetze, Verhalten in der Öffentlichkeit usw. Und das einmalig vor der ersten Hundeanschaffung.
    Und wenn der Hund dann da ist, dann sollte jeder Hundehalter mit seinem Hund an einem Erziehungskurs über 10-15 Std. teilnehmen (natürlich in der Hundeschule seiner Wahl). Dieser Kurs muss z.B. im Alter von 4-8 Monaten begonnen werden bzw. spätestens 4 Monate nach Anschaffung (bei älteren Hunden). Dafür gibt es dann eine Teilnahmebestätigung.

    Sowas in der Art hatten wir in CH einige Jahre lang. Wurde wieder abgeschafft, da Aufwand und Wirkung in keinem Verhältnis zueinander standen. Die Leute haben halt ihre Stunden abgehockt....


    Wer davon profitiert hat waren die Anbieter der Zertifizierungskurse für die Trainer. :klugscheisser:


    Ziel war übrigens weniger die Reduzierung der ausgesetzten/abgegebenen Hunde, sondern der Beissvorfälle. Und da hat sich nichts geändert.


    Obligatorischen Eintrag ins Hunderegister haben wir schon länger, das ist auch geblieben.

  • Mich gruselts eigentlich grundsätzlich bei Forderungen, die darauf abzielen, andere Menschen daran zu hindern, Deppen zu sein. Weil darin unausgesprochen das a priori liegt (das natürlich immer dann konsensfähig ist, wenns gegen Andere geht, man selbst bzw. die eigene Gruppe sind da ja meist ausgenommen), dass andere Menschen Deppen sind.


    Die generelle Unterstellung, dass Menschen doof sind und der Staat mit seinen Verordnungen dagegen wirken muss: Das ist für mich keine Grundlage, auf der ich persönlich meinen Gesetzesgeber handeln sehen möchte.


    Im konkreten Fall müsste erstmal evaluiert werden, ob Hundetrainer durch die Bank weg so unqualifiziert sind, wie so viele Anekdötchen hier gerne glauben lassen, wie oft und in welchen Punkten das einer defizitären Ausbildung geschuldet ist, welche Punkte eine gute Ausbildung enthalten müsste und inwieweit das standardisierbar ist. Und dann wäre immer noch an der Realität zu prüfen, ob eine standardisierte Trainerausbildung auch wirklich durch die Bank weg bessere Trainer hervorbringt. Und ob bessere Hundetrainer tatsächlich dazu führen würden, dass signifikant weniger Hunde abgegeben werden.

  • Da wären wir denn bei dem Punkt, Anerkennung des Hundetrainerberufs und Professionalisierung der Ausbildung.

    Und die Bewertung von Pünktchen86 hälst du für ein valide Beurteilung, wie gut entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten sind? Nachweis nach Paragraph 11 bei der gewerblichen Trainer*Innentätigkeit ist ja jetzt schon notwendig. Aber was Person bzw. Personengruppe als "gutes Training" bewertet, kann sich völlig von einer anderen Personengruppe unterscheiden. Das sieht man allein an den geforderten Antworten bei der Zertifizierung der TÄK Schleswig Holstein (Canislastig) vs. TÄK Niedersachsen (TSD). Vollkommen andere Welten...da Heterogenität reinzubringen...never

    Wird wahrscheinlich eine Herausforderung. Ob der Paragraph 11 reicht, um zu gewährleisten, dass Hundetrainer fachlich ausreichende Kenntnisse haben, kann ich nicht bewerten, hängt aber sicherlich auch vom Amts-Veterinär ab, welche fachlichen Kenntnisse der überhaupt hat. Ich finde die Idee der Zertifizierung durch die Tierärztekammer eigentlich recht sympathisch, kann zur Qualität aber nichts sagen. Im Endeffekt hebt sich der Beruf des Hundetrainers auch nicht anders von vielen anderen Berufen mit verschiedenen Denkschulen ab. Die Idee einer Ausbildung wäre es diese Denkschulen in einem Ausbildungsberuf zusammenzuführen. Das wird sicherlich Jahrzehnte dauern, war bei anderen Berufen aber auch ursprünglich nicht anders.
    Fürs erste würde es mir aber völlig reichen, wenn sich Hundehalter überhaupt in einer Hundeschule oder einem Hundeverein ihrer Wahl einfinden. Etwas Regulierung über den Paragraph 11 und den Amts-Vet ist ja auch heute schon gegeben.

  • Fürs erste würde es mir aber völlig reichen, wenn sich Hundehalter überhaupt in einer Hundeschule oder einem Hundeverein ihrer Wahl einfinden.

    Aber warum?

    Ich warte ja nur darauf, dass Kinder dauerhaft in Rollstühle geschnallt werden, bis sie einen Laufkurs besuchen dürfen.

  • Mich gruselts eigentlich grundsätzlich bei Forderungen, die darauf abzielen, andere Menschen daran zu hindern, Deppen zu sein. Weil darin unausgesprochen das a priori liegt (das natürlich immer dann konsensfähig ist, wenns gegen Andere geht, man selbst bzw. die eigene Gruppe sind da ja meist ausgenommen), dass andere Menschen Deppen sind.


    Die generelle Unterstellung, dass Menschen doof sind und der Staat mit seinen Verordnungen dagegen wirken muss: Das ist für mich keine Grundlage, auf der ich persönlich meinen Gesetzesgeber handeln sehen möchte.


    Im konkreten Fall müsste erstmal evaluiert werden, ob Hundetrainer durch die Bank weg so unqualifiziert sind, wie so viele Anekdötchen hier gerne glauben lassen, wie oft und in welchen Punkten das einer defizitären Ausbildung geschuldet ist, welche Punkte eine gute Ausbildung enthalten müsste und inwieweit das standardisierbar ist. Und dann wäre immer noch an der Realität zu prüfen, ob eine standardisierte Trainerausbildung auch wirklich durch die Bank weg bessere Trainer hervorbringt. Und ob bessere Hundetrainer tatsächlich dazu führen würden, dass signifikant weniger Hunde abgegeben werden.

    Du,alles kein Problem

    wenn standardisierte Trainer auf standardisierte

    hund/Halter teams treffen die in standardisierten

    Situationen leben und sich entsprechend verhalten



    Wenn das nicht machbar ist hat man zumindest qualifizierte sündenböcke, das ist doch auch schon eine Menge wert ;)

  • Fürs erste würde es mir aber völlig reichen, wenn sich Hundehalter überhaupt in einer Hundeschule oder einem Hundeverein ihrer Wahl einfinden.

    Und wenn es nix gibt?

    oder man nicht hinkommt...


    Kein Auto - kein Hund

    Leben am Ende der Welt - kein Hund

  • Mich gruselts eigentlich grundsätzlich bei Forderungen, die darauf abzielen, andere Menschen daran zu hindern, Deppen zu sein. Weil darin unausgesprochen das a priori liegt (das natürlich immer dann konsensfähig ist, wenns gegen Andere geht, man selbst bzw. die eigene Gruppe sind da ja meist ausgenommen), dass andere Menschen Deppen sind.


    Die generelle Unterstellung, dass Menschen doof sind und der Staat mit seinen Verordnungen dagegen wirken muss: Das ist für mich keine Grundlage, auf der ich persönlich meinen Gesetzesgeber handeln sehen möchte.

    Ich kann deine Argumentation verstehen und ich war noch vor 3 Jahren auch ein entschiedener Gegner eines "Hundeführerscheins", denn wo sollte das hinführen. An jeder Ecke werden Kaninchen gequält und Haustiere nicht artgerecht gehalten.
    Ich habe meine Meinung geändert.
    Zum einen, weil Hundehalter immer mehr reguliert werden, es immer mehr Hundemitnahmeverbote gibt, immer mehr Leinenpflichten. Überall trifft man Hundehalter, die sich absichtlich, aber häufig auch einfach nur unwissend und naiv rücksichtslos verhalten, ihre Hunde nicht lesen können und Konflikte provozieren. Ich möchte nicht eingeschränkt werden, aufgrund des Verhaltens anderer.
    Zum zweiten florieren Hundehandel und Qualzucht. Früher hat man seinen Hund im Wochenblättchen um die Ecke gekauft, einen netten Mischlingswurf "vom Bauernhof" oder man hat einen Rassehund vom Züchter geholt, der natürlich im Rassehundezuchtverein organisiert war. Heute gibt es verschiedenste Hunderassen von überall her, verschiedenste Modemixe, die mit Vorsicht zu genießen sind, viele HSH, Angsthunde usw. Es gibt eine Menge Hunderassen, die zu groß, zu klein, krank und kaputt gezüchtet sind, selbst beim seriösen Züchter. Von den "Welpenfabriken" hab ich jetzt noch gar nicht gesprochen. Für den unbedarften Hundekäufer ist es keinesfalls einfach einen Überblick zu bekommen und viel zu häufig kommt "das Erwachen" dann eben erst nach Anschaffung des Hundes, selbst wenn man sich vorher akribisch informiert hat.
    Zum dritten habe ich den Eindruck, dass die Tragweite der Anschaffung eines Hundes zu häufig nicht berücksichtigt wird. Naive Sätze wie "kein Hund kommt böse zur Welt", ein Hund beißt generell nur, wenn er schlechte Erfahrungen gemacht hat, mein Hund ist lieb, der beißt nicht und dann biss er eben doch und das Geschrei ist groß. Es wird so viel in einen Hund hineinprojeziert und zu häufig einfach nicht gesehen, dass es zunächst mal ein Hund ist, der Bedürfnisse hat und sich verhält wie ein Hund und nicht wie der "Seelenverwandte". Rassedispositionen werden nicht gesehen oder sogar negiert, mit dem Hinweis, es läge nur an der Erziehung. Unsere Hundewelt ist einfach viel unübersichtlicher und bunter geworden und das überfordert immer mehr Hundehalter. Und ich möchte nicht, dass die Hunde dies ausbaden müssen, bissig und unverstanden in Tierheimen abgegeben werden und ich möchte auch nicht, dass die Gesellschaft diese Kosten tragen muss, das schränkt meine Freiheiten und Möglichkeiten mMn nämlich viel stärker ein, als es ein Erziehungskurs mit meinem Hund tun würde. Da habe ich wenigstens noch etwas von.

  • *Sascha*


    Ja. Aber da sind wir wieder am Punkt, wo wir uns im Kreis drehen: Du postulierst, dass Hundehalter heute im Schnitt uninformierter und naiver an den Hundeerwerb herangehen, im Schnitt rücksichtsloser sind und die Hunde im Schnitt problematischer sind. Ohne Evidenz, sondern aus Deinem persönlichem Erfahrungsschatz heraus. Mein persönlicher Erfahrungsschatz bestätigt das z. B. gar nicht. Der hat aber ebenso wenig Evidenz.


    Und Du versprichst Dir eine verpflichtende Hundehalterausbildung (und Ausbildung der Trainer) als wirksame Abhilfe. Ebenfalls ohne Evidenz, sondern aus der Annahme heraus, dass das logisch so sein muss.


    Das sind verständliche Wünsche, aber eine schlechte Basis für die Forderung gesetzlicher Einschränkungen der persönlichen Freiheit.


    Und es könnte ein Bumerang werden.


    Nehmen wir als fiktives und überspitztes Beispiel mal das Postulat, dass es die Anzahl von problematischen Hunden und Tierheiminsassen senken würde, wenn sich weniger Menschen einen Hund anschaffen und das viel bedachter tun. Und greifst dafür auf Deinen durchdachten Maßnahmenkatalog zurück und legst den einem politischen Entscheidungsträger vor. Der setzt einen „Experten“ bzw. Gremium darauf an. Das Gremium bzw. der Experte hakt die Maßnahmen ab mit „teuer und kein stichfest erwiesener Zusammenhang“, überlegt sich, was man denn ggf. anders machen könnte, um das Ziel zu erreichen und kommt auf die Idee „Wir steuern noch mehr über Kosten und heben Hundesteuer grundsätzlich in einen höheren vierstelligen Bereich jährlich pro Hund. Damit filtern wir unüberlegte Anschaffungen aus und sorgen dafür, dass sich bevorzugt nur solche Menschen Hunde anschaffen, die auch das nötige Kleingeld haben, um die kostenintensiven Qualifizierungsmaßnahmen zu tragen. Und begründen das Ganze als (ja geforderte)Tierschutzmaßnahme, um Protesten entgegenzuwirken.“


    Wie gesagt, das ist ein fiktives Beispiel. Aber genau das, was passieren kann, wenn man mit Postulaten ohne Evidenz an politische Entscheidungsträger herangeht. Und dieses Risiko minderst Du, indem Du Deinen Standpunkt erstmal prüfst, belegst und ebenso Deine vorgestellten Maßnahmen prüfst, belegst und mitbetrachtest, welche „Seitenauswirkungen“ sie haben könnten.


    Und genau das fehlt in dem „Brandbrief.“

  • Also geht es dir um Ahndung und auch Durchsetzung/Kontrolle des bestehenden TierSchG?

    Das war ja meine Frage.

    JA


    *Sascha* hat das besser formuliert:

    Ich sehe das Problem, dass das TschG häufig nicht "Ernst genug" genommen wird. Tierschutzverstöße werden häufig gar nicht verfolgt, eingestellt und selbst wenn es zu einer Anklage kommt, wird das Strafmaß nicht ausgenutzt.
    Kommt hinzu, dass dem Tier durch die tierschutzrelevante Haltung häufig bereits Schäden entstanden sind, die es nicht selten zu einem Problemfall im Tierheim machen.

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