Auf der Suche nach sachlichen Argumenten zum Thema Zucht

  • Zuvor sei klargestellt, dass ich die folgende Frage völlig wertfrei und objektiv stelle, es mich einfach nur interessiert wieso das so ist. Fände es schön, wenn man die sachlich beantwortet, falls jemand eine Meinung darüber vertreten möchte. Danke :)

    Weil ich alle möglichen Themen über Hunde und Tiere allgemein lese ist mir letztens etwas aufgefallen in verschiedenen Foren und auch Facebook Gruppen zum Thema HUNDEZUCHT. Warum ist eine gewerbsmäßige Hundezucht so unbeliebt bei mancher Menschen und betiteln diese als 'Vermehrer' oder 'unseriös', 'nicht aus Liebe zum Hund handelnd' etc.pp. Ohne die jeweiligen Zuchtstätten zu kennen, wie kann man zu so einem Urteil dem gegenüber kommen? Warum werden diejenigen, die mehrere Rassen züchten oder vielleicht sogar, Hunde UND Katzen züchten, sofort beschimpft? :ka:

    Nur als Beispiel dafür. Gehen wir von der Ausgangssituation aus, der angehende Züchter hat ein sehr großes Grundstück und eine riesige Immobilie und Mitarbeiter bzw. Dogsitter die darin ebenfalls ihre eigene Wohnung drin haben bzw. sie die Möglichkeit haben darin zu leben mit den Hunden. Es sind mehrere Hunde dabei und auch Katzen. Es sind alles reinrassige Tiere. Er würde gerne mit jedem Tier züchten und hat genug Kapital und finanzielle Mittel dafür zu sorgen, dass alle artgerecht gehalten werden, wie in einer riesigen Familie. Alle Tiere gesundheitlich im Topzustand und die nötigen Fachkenntnisse hat dieser auch. Er hat dann durch die mehreren Tiere auch mehrere Würfe im Jahr und erzielt damit ein gewissen Gewinn wovon er durchaus leben könnte. Wäre das dann trotzdem verwerflich? Was hätten 'Gegner' ihm dann vorzuwerfen?

    Freue mich über Antworten.

  • Ich kann jetzt nur von mir ausgehen ,aber wenn ich gezielt einen Rassehund haben will und diesen bei einem Züchter erwerben möchte, dann wäre es eine Vorraussetzung von mir, dass der Hund in einem Familienverband groß wird, sich der Züchter selbst um diesen Hund und um die produzierten Welpen kümmert, sie sozialisiert und aufs Leben vorbereitet, dass der Züchter ein Zuchtziel vor Augen hat (möglichst viele Welpen in kurzer Zeit ist KEIN Zuchtziel), das er nur dann erreicht wenn er jeden einzelnen Wurf rekapitulieren kann und sich über weitere Würfe Gedanken machen kann und der von seiner Rasse Ahnung hat.

    Ich kann und will mir nicht vorstellen, das dies alles in einem so großen Umfang möglich ist.

  • Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man so viele Welpen/Kitten verkaufen kann, dass man:

    1. so ein großes Grundstück unterhalten kann
    2. alle Zuchttiere versorgen kann
    3. zig Dogsitter täglich bezahlen kann
    4. und dann noch gut davon leben soll.

    Welpen sind teuer, keine Frage, aber das liegt eben daran, dass soviel vorher reingesteckt wurde. Da bleibt pro Welpe nicht mehr viel "Gewinn" übrig, zumindest, wenn mans RICHTIG macht...

    Deshalb kann ich mir das absolut nicht vorstellen, wie das gehen soll. Es sei denn man spart am Futter, an den Haltungsbediningen, an der Beschäftigung, usw... Und dann hat es meiner Meinung nach nicht mehr viel mit Liebe zu den Tieren zu tun.

  • Ich schließe mich @PocoLocos Kriterien an und würde noch hinzufügen, dass für viele Rassen eine artgerechte Beschäftigung/Sport/"Arbeit" ein wichtiges Auswahlkriterien für mögliche Zuchthunde ist. Da ist's dann nicht mit Gassigehen und Spielen getan, da muss man zusätzlich viel Zeit für Training haben und u.U. weit fahren für Turniere, Wettkämpfe, etc.

    Auch das kostet nicht nur Geld – wenn ich einen Welpen kaufe, dann will ich auch eine zuverlässige Einschätzung des Arbeitspotenzials der Elterntiere. Wie soll der Züchter das bei so vielen Hunden leisten können? So viel sachkundiges Personal, das zusäzlich zur "normalen" Pflege der Hunde auch über Fachwissen zu den jeweiligen Sportarten verfügt, wäre kaum verfügbar bzw. in der Menge unbezahlbar.

  • Meiner Meinung nach geht es bei der Hundezucht nicht nur um Welpen produzieren, dann wäre vielleicht deine Idee vertretbar, sondern darum eine bestimmte Rasse (meinetwegen auch mehrere, solange man es gescheit macht) weiter zu bringen. Dafür sind aber sehr genaue Beobachtungen und Fachkenntnisse gefragt.
    Ein Tierpfleger im Schichtdienst oder wie auch immer das ablaufen soll, kennt die Zuchthündin sicher nicht von Welpe an. Kann dem zukünftigen Welpenbesitzer nur eingeschränkt was zum Wesen sagen, wie sie in ihrer Jugend war usw. Auch wenn die Hündin dann keine Welpen bekommen kann, wird sie wohl woanders hin kommen. Da fehlt dann wieder die Information darüber ob sie vielleicht noch Krankheiten bekommen hat oder wann sie gestorben ist usw.
    Was auch schwer möglich sein wird die Hunde erfolgreich im Sport zu führen oder mit ihnen Shows zu besuchen. Ganz allgemein werden diese Hunde wahrscheinlich keine VDH Papiere haben können.
    Damit wäre es für mich schon mal draußen.
    Und vom moralischen Standpunkt her, könnte ich einfach keinen Welpen holen aus so einer Produktionsstätte. Ich möchte, dass mein Welpe liebevoll und mit Fachkenntnis aufgezogen wird ohne den Gewinn als Hauptmotor. Ich möchte einen Züchter, der mir sympathisch ist und den ich auch danach noch Fragen kann wenn was ist.

  • Auch wenn die Hündin dann keine Welpen bekommen kann, wird sie wohl woanders hin kommen. Da fehlt dann wieder die Information darüber ob sie vielleicht noch Krankheiten bekommen hat oder wann sie gestorben ist usw.

    Oh ja, guter Punkt!

    Was würde in diesem hypothetischen Szenario mit Hunden passieren, deren Haltung sich als "unwirtschaftlich" herausstellt, die aber bereits beim Züchter leben? Also z.B. alte Hunde im Zuchtruhestand; Hunde, bei denen sich nach dem Erreichen des Erwachsenenalters herausstellt, dass sie einen zuchtausschließenden Fehler haben; Hunde, die plötzlich gesundheitliche Probleme haben und damit besonders teuer/pflegeaufwändig sind; Hunde, die das Leben "wie in einer riesigen Familie" nicht mögen/unverträglich sind/Zeit für sich brauchen/etc.

  • @Nebula: Lies doch nochmal den Eingangspost. Da steht

    hat genug Kapital und finanzielle Mittel dafür zu sorgen, dass alle artgerecht gehalten werden

    Also nix mit genug verkaufen um das Geld für die Haltung reinzubekommen.


    @mariposalut: Gewerbliche Züchter, eigentlich sind sehr viele Züchter gewerblich. Liegt an unseren Ämtern, ab einer gewissen Anzahl Würfe muss man ein Gewerbe anmelden. (Oder wars die Anzahl an Hündinnen?)
    Dennoch werden diese Züchter in erster Linie weiter als Hobbyzüchter angesehen, weil sie eben als Hobby züchten und nicht als (Rein-)Erwerb.

    Dein Beispiel klingt gut, aber es fehlt halt das, was vielen wichtig ist: Die persönliche Bindung des Züchters zu seinen Hunden und Welpen.
    Wie kann man seine Hunde kennen wenn man sich nicht mit ihnen beschäftigt? Wie will er wissen wie sie alle drauf sind, wie sie ticken, wenn die Hunde zum Großteil durch andere betreut werden?
    Der Tag hat eben nur 24 Stunden, für jeden. Ziehen wir die 8 Stunden Schlaf ab bleiben 16 Stunden, dann noch so Dinge wie Essen, Duschen, Klo, etc und wieviel Zeit bleibt bei 20+ Hunden für den einzelnen Hund?

    Ja, die Hunde sind ja trotzdem betreut, aber eben nicht von ihm. Er muss sich also drauf verlassen was seine Mitarbeiter von den Hunden erzählen.
    Und ich muss mich beim Welpenkauf dort dann eben auf Aussagen von Dritten verlassen...
    Davon ab das ich es für utopisch halte sich ernsthaft in die Genetik und Vererbung von 3, 4, 5 Rassen so reinzuhängen, neben den Hunden.
    Irgendwo bleibt einfach was auf der Strecke.


    Etwas ähnliches gibt es aber. Da geben Züchter ihre vielversprechenden Nachzuchten an Leute ab denen sie vertrauen und bleiben so eng es geht dabei.
    Der Rüde steht dann als Deckrüde zur Verfügung, die Hündin könnte in Zuchtmiete kommen.
    Und das ist schon bei einigen so verpönt das sie niemals da kaufen würden...

    Hundekauf ist ein hochemotionales Thema geworden. Nicht immer gut.

  • Wenn ich mich recht entsinne, ist die gewerbsmäßige Zucht innerhalb des VdH nur unter strengsten Auflagen erlaubt (wenn überhaupt).

    Ich finde es auch sinnvoll so. Die Welpen sollen in der Familie aufwachsen und auf den Menschen und seinen Alltag geprägt werden. In einem Setting wie oben beschrieben wird das schwer bis unmöglich sein.

    Ich würde zumindest nie bei jemandem einen Welpen holen, der es allein aus wirtschaftlichen Gründen macht...

  • Mein erste Überlegung wäre, wo ein solcher Züchter spart, damit es wirklich einen Gewinn gibt von dem man leben kann. Die meisten VDH-Züchter, die wirklich seriös züchten, kommen wohl so plusminus Null raus. Mal wird eine Hündin nicht zuchttauglich, mal bleibt sie leer, mal gibt es einen kleinen Wurf oder einen Kaiserschnitt (möglicherweise mit Kastration). Solche "Verlustwürfe" gleichen dann andere Würfe bei denen alles gut geht wieder aus, so dass man unterm Strich auf null kommt. Doch 100 mal null bleibt eben immer noch null, somit kann man auch mit einer größeren Masse an Hunden keinen Gewinn machen. Irgendwo muss man also einsparen, z.B. an den Ansprüchen an die Zuchthündin, dem Aufwand für den Rüden, den Aufzuchtbedingungen oder die Würfe pro Hündin erhöhen.
    Außerdem erwarte ich von einem Züchter, dass er seine Zuchthündinnen nicht nur "verwaltet", sondern tagtäglich mit ihr zusammen lebt und sie im Training und auf Prüfungen führt. Nur so kann er seine Hündi doch überhaupt gut genug kennen um eine Aussage über sie zu treffen.
    Und bei Züchtern mehrerer Rassen oder Arten frage ich mich schon, wie er da überall auf dem Laufenden bleiben will, das fällt mir schon bei einer Rasse schwer.

  • Sobald gewerbsmäßig gezüchtet wird, steht finanzieller Druck dahinter (man muss ja Geld verdienen). Ich kenne nicht einen Züchter, der nicht einen "richtigen" Beruf hat. Züchten muss ein Hobby sein, kein Beruf.

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