Tierwohl vs. Kosten - wenn andere die Rechnungen tragen müssen

  • Nur zum darüber nachdenken… Und was ist wenn der Hund nicht 19 sondern 5 ist?

    Lässt man dann die Op machen, weil man hat dann ja noch ca. 10 Jahre um die chronischen Krankheiten eventuell unter Kontrolle zu kriegen?

    Ich glaube wir Menschen hängen zu sehr an Zahlen. Nur, weil jemand jung ist, bedeutet das nicht, dass diese Junge Person nicht zufrieden mit seiner Lebenszeit ist.

    Mein Hund wurde sieben, ganz ehrlich, ich kann mir ihn nicht alt und krückelig vorstellen, für diesen Hund wäre es sicherlich eine Qual gewesen, hätte ich ihn medizinisch am Leben gehalten. Schon bei Dexter, mit seinen alten Brüchen, seinen Arthrosen, seiner fehlenden Muskulatur und massiven Schmerzen, fiel es mir schwer mit anzusehen, wie er sich an manchen Tagen durch's Leben schleppt. Als dann irgendwann die "richtigen" Schmerzmittel dazu kamen, habe ich entschieden, dass so ein Leben nicht lebenswert ist. Wenn der Hund dauermüde von den Tabletten ist, nichts mehr frisst und durch die Mittel nur ein Schatten seiner selbst ist.

    Der wurde zwar nicht nur 5 aber auch keine 19. Sondern 12. Was macht es für das Individuum für einen Unterschied, wann es stirbt? Es sind doch wir Menschen, die an zukünftigem Glück so klammern, dass wir viel zu oft unsere Haustiere nicht gehen lassen können.

    Ich sehe so oft Hunde, die eigentlich nur noch leiden. Besonders im Kopf geblieben ist mir ein gelber Labbi. Wahrscheinlich uralt, völlig überfüttert mit einem, und ich übertreibe nicht, FUẞBALLGROẞEN Tumor am Bauch. Der berührte beim Laufen fast den Boden. Der Hund schleppte sich, es war schon eine Qual allein dabei zuzusehen. Jedesmal, wenn ich dachte, er sei endlich tot, kam er einige Tage später mit seiner Besitzerin um die Ecke. Da war nichts mehr an diesem Hund, das am Leben hing, nur sein Mensch.

  • Der Hund schleppte sich, es war schon eine Qual allein dabei zuzusehen.

    Ich bin grundsätzlich immer sehr zurückhaltend bei der Beurteilung von solchen Momentaufnahmen, weil es eben nur winzige Einblicke in ein Leben sind, von dem ich nicht mehr weiß.

    Ich denke dabei immer an alte Menschen, die sich z. B. am Rollator durchs Leben "schleppen" - da weiß ich auch nicht, ob dieser Mensch nicht froh ist, überhaupt noch eine Strecke mit diesem Hilfmittel gehen zu können, und ob das für ihn nicht ein Stück weit Lebensqualität bedeutet.

    Nur weil es für mich selber unvorstellbar wäre, nicht mehr mit meinen Hunden die Strecken laufen zu können, die ich gewohnt bin heißt das doch nicht, dass andere Menschen das gleiche fühlen müssen, die von dieser Einschränkung betroffen sind.

    Manchmal haben Menschen MIT diesen Einschränkungen gefühlt mehr Lebensqualität, als Menschen die ohne diese Einschränkungen durchs Leben laufen.

  • Ich habe mir für meine Hunde zb mal ganz neutral, einfach so ohne akute Erkrankung, überlegt, was ich medizinisch machen lassen würde. Und was eben nicht.
    Ganz bewusst ohne konkreten Anlass, denn Stress macht bekanntlich dumm. Alle drei sind gesund.

    Es ist auch keine „eine Lösung für alle“, sondern durchaus ganz individuell.

    Für meine aktuellen Hunde würde ich es zb ausschließen, dass sie einen Rollstuhl bekommen. Die sind einfach nicht der Typ, der mit sowas glücklich wäre. Bei Mia wiederum hätte ich mir das absolut vorstellen können.
    Und ja, mir ist bewusst, was dann die Konsequenz wäre.


    Ich hätte mein Pony ab einem gewissen Punkt zb auch keiner Kolik-OP mehr unterzogen.


    Das ist keine finanzielle Überlegung, im Sinne von „was bin ich bereit zu finanzieren“, sondern eine Überlegung „mit welchen Einschränkungen hätte mein Hund eine für ihn akzeptable Lebensqualität“.

    Wenn ich beispielsweise an Kalle denke, der je nach Richtungskommando vorm Spruch die Galopphand wechselt und auch sonst so ein gutes Körpergefühl hat, der wäre zb nicht glücklich in einem Rollstuhl.

  • RiaMia

    Mir gehts um denselben Punkt wie Mrs Midnight ihn macht.

    Es geht darum, dass es Leute gibt, die sagen „ohne eigenen Hund kann ich nicht leben“ oder das Argument, dass der Hund für viele Menschen der Haupt- oder der einzige Sozialkontakt ist.

    Und wenn man das Argument zu Ende denkt, dann gerät das Hundewohl einfach potenziell ins Hintertreffen. Denn wie man bei einem Minenspürhund in Kauf nehmen muss, dass er evtl auf eine Mine tritt, muss man dann auch beim Ich-kann-nicht-ohne-Hund-sein akzeptieren - in letzter Konsequenz - dass mangels Mitteln oder Möglichkeiten das Tier Behandlungen/Diagnostiken nicht bekommt, weil ein Mensch einen Hund halten „muss“.

  • Ich muss (leider) gar nichts theoretisch denken.

    Die OPs meines einen Hundes waren übelst teuer und das Ganze endete auch nicht zufriedenstellend.

    Hätte ich das gewusst, hätte ich einen jungen vitalen lebensfrohen Hund einschläfern lassen müssen, weil eine Hernien Op nicht 100 % das Ergebnis bringen könnte, was zu erwarten war.

    Und auch nach der (das war dann wirklich das Ende der Fahnenstange) letzten OP, war der Hund erstmal völlig in Ordnung. Bis dann im Heilungsverlauf die Naht am Schließmuskel riss und der Hund Kotinkontinent war.

    Nach! Überstandenen Schmerzen, nach der OP, nach der Wundheilung.

    Und da war wieder die Frage: Jetzt? Oder wie oder was oder wann?

    Und deswegen könnte ich auch einen Rollihund nicht ausschließen.
    Oder Fall: x oder y

    Was ich nicht machen ließ war einen Palliative Chemo beim anderen Hund.

    Aber ich würde nicht eine Chemo ausschließen, die Heilung bringen könnte.


    So ist es immer ein Einzelfall.

    Es kann ja auch "einfach" nur eine blöder Unfall sein und was weiß ich ein Bein Nissan oder ist böse gebrochen..ect.

    Ich möchte nie dastehen und einschläfern lassen müssen, weil ich eben Kosten von Summe x nicht aufbringen kann.

    Die Summe ist individuell, weil jeder anders aufgestellt ist.


    Edit: die Chemo hätte 400€ alle zwei Wochen gekostet und man hätte das so 10 mal geplant.

    Das wäre Verlängerung von Leiden gewesen.

    Hätte es Heilung gebracht, mit der dazu gehörigen OP bei einem viel jüngeren Hund, ohne Metastasen wäre es vielleicht anders entschieden worden.

    Das ist Theorie mit vielen "wenn's und Abers"

  • Ich denke da so wie Mehrhund . Ich möchte im Fall der Fälle zum Wohl des Tieres entscheiden und nicht weil ich die Summe nicht aufbringen kann. Wenn das nicht möglich wäre, würde ich tatsächlich auf eine eigene HH verzichten. Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, deswegen gab es jetzt lange keinen eigenen Hund.

    Aber das sind meine Anforderungen an die HH, ich weiß nicht, wie "fair" es ist, diese auf alle zu übertragen.

    Und ich muss dir, @Mrs.Midnight widersprechen. Es ist schon ein Unterschied ob man ein Hund oder ein Nagetier hält (jetzt mal von den ethischen Gesichtspunkten abgesehen), besonders wenn man ein Hund haben will um nicht einsam zu sein. Ein Nagetier ist halt in den meisten Fällen ein reines Beobachtungstier, das wenn du Pech hast, nicht mal zu Gesicht bekommst. Sicher gibt es da auch Unterschiede, aber fakt ist halt, der Hund sieht einen als Sozialpartner an, die Nagetiere nicht.

  • Ich möchte im Fall der Fälle zum Wohl des Tieres entscheiden und nicht weil ich die Summe nicht aufbringen kann. Wenn das nicht möglich wäre, würde ich tatsächlich auf eine eigene HH verzichten.

    Das würde aber dann wieder darauf hinauslaufen, dass ich mindestens Betrag X haben/ verfügbar machen können muss, um einen Hund anzuschaffen. Und Betrag X müsste dann nahezu unendlich sein, weil im Zweifel eine Behandlung von z. B. chronischen Krankheiten tausende Euro über die Zeit fressen kann, sie nötig ist und den Hund nicht in seiner Lebensqualität einschränkt, sondern ihm bestenfalls zusätzliche ermöglicht. Meintest du das ungefähr so?

  • Also, bei chronischen Erkrankungen kommen die Kosten ja eh nicht komplett auf einmal, aber ja, dass ich im Monat ca 100 Euro mehr locker machen kann als im Alltag, das war bei mir schon Teil der Planung, als wir über den Hund nachgedacht haben.

    Wärs bei mir(!) enger gestrickt, hätten wir keinen gekauft.

  • Ich möchte im Fall der Fälle zum Wohl des Tieres entscheiden und nicht weil ich die Summe nicht aufbringen kann. Wenn das nicht möglich wäre, würde ich tatsächlich auf eine eigene HH verzichten.

    Das würde aber dann wieder darauf hinauslaufen, dass ich mindestens Betrag X haben/ verfügbar machen können muss, um einen Hund anzuschaffen. Und Betrag X müsste dann nahezu unendlich sein, weil im Zweifel eine Behandlung von z. B. chronischen Krankheiten tausende Euro über die Zeit fressen kann, sie nötig ist und den Hund nicht in seiner Lebensqualität einschränkt, sondern ihm bestenfalls zusätzliche ermöglicht. Meintest du das ungefähr so?

    Ja genau, glaube schon. Ich möchte eben keine Entscheidung wegen des Geldes machen müssen, das fände ich schrecklich. Meintest du das mit der Frage?

    Ja ein chronisch kranker Hund kann viel kosten, Einstein war leider am Ende auch krank und da ist schon viel Geld zusammengekommen. Da war ich wirklich froh, dass in dem Sinne Geld keine Rolle spielte, sondern nur, wieviel Qualität Einstein noch hat.

    Und ansonsten kann ich @katzenpfote nur zustimmen.

  • Ich denke da so wie Mehrhund . Ich möchte im Fall der Fälle zum Wohl des Tieres entscheiden und nicht weil ich die Summe nicht aufbringen kann. Wenn das nicht möglich wäre, würde ich tatsächlich auf eine eigene HH verzichten. Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, deswegen gab es jetzt lange keinen eigenen Hund.

    Aber das sind meine Anforderungen an die HH, ich weiß nicht, wie "fair" es ist, diese auf alle zu übertragen.

    Darf ich mal fragen von welchem Betrag Du ausgehst, dass er das abdeckt?

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