Was bedeutet „wesensfest“?

  • Ich glaube, ich habe den Begriff in erster Linie im Zusammenhang mit Deutschen Schäferhunden gelesen und mir immer gedacht, es ist damit gemeint, dass der Hund absolut alltagstauglich ist, sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt und nur auf Befehl auch ganz anders kann.

  • Ich überlege mir bei dem Begriff, was ich bei einem Menschen als wesensfest einstufen würde: jemanden der, je nach Typ, im Verhalten trotzdem berechenbar ist. Eher nicht zu krassen Überreaktionen neigt, nicht zu unkontrollierten Aggressions-, Gewalt- oder Panikausbrüchen. Muss garnicht wirklich souverän sein, aber in den Reaktionen eben berechenbar und irgendwie typgerecht gemäßigt, sich selbst wieder einkriegend.

    Das sehe ich bei Hunden dann genauso.

  • Ich empfand meine erste ZS Hündin als ausgesprochen wesensfest.

    Sie war in allen Lebenslagen wirklich cool. Egal ob Fahrstuhlfahren, Kaufpark, Weihnachtsmarkt, Gewitter, Agiturniere, Busfahrten, Familienfeiern. Ich musste ihr nie irgendetwas schönfüttern oder sie ewig dran gewöhnen. Sie hatte einfach alles mitgemacht ohne Angst zu haben.

    Schon als Welpe in der Welpenstunde, allen Welpen musste man die Wackelbrücke vorsichtig zeigen und Klein Berta lief, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach drüber. Auch im Stall,mit den Pferden oder bei den Schafen, gab es nie Probleme.

    Hündin Nr 2 war da anders. Jetzt auch keine Schissbuxe, aber doch wesentlich vorsichtiger und musste auch immer mal überredet werden.

    Wesensfest ist für mich ein Hund, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt ohne phlegmatisch zu sein.

  • Wesensfest darf man nicht verwechseln mit Reiz-„stumpf“


    Ein wesensfester Hund hat gute Nerven, trotzdem kann er schnell und reaktiv auf Reize reagieren. Dies aber adäquat und nicht aus Hektik heraus.


    Ein wesensfester Hund ist neugierig und offen, kann mit Umweltreizen normal umgehen ohne übermässig darauf zu reagieren. Er erschrickt nicht ab jedem Geräusch, ist in neuen Situationen adäquat vorsichtig aber nicht gehemmt.

    Wird mit ihm gearbeitet begegnet er widrigen Umständen überlegt und ist mental belastbar. Geht es um seine Genetik, wünscht man sich in der Arbeit einen mitdenkenden, nicht übertrieben reagierenden Hund, der aber - je nach Arbeit - trotzdem durchsetzungsfähig sein soll. Nicht zu verwechseln mit stumpf.

    Das kann ein super sensibel zu führender Hund sein, trotzdem kann er absolut wesensfest sein. Da kommt dann die Zucht ins Spiel, welche Attribute eben auch noch rausgearbeitet wurden züchterisch.

  • Komm vorbei und guck dir meine Shelties an, da siehst du den Unterschied live :zany_face:

    1 Nerven wie Drahtseile, unerschrocken, ausgeglichen und 1 Nerven wie Glasnudeln. Hypersensibel, immer schnell gestresst und kann jederzeit in blinden Fluchtmodus schalten

  • Verwendet ihr den Begriff wesensfest, wenn ihr die Eigenschaften eures Hundes beschreibt? Nach der Beschreibung würde ich sagen, mein Hund ist absout wesensfest, immer ausgeglichen, hat vor gar nichts Angst, lässt sich nicht provozieren etc , aber trotzdem verwende ich das Wort wesensfest überhaupt nicht

  • Ich verstehe unter „wesensfest“ einen Hund, der unter Berücksichtigung seiner rassetypischen Eigenschaften angemessen auf Situationen reagieren kann.

    Bedeutet zum einen: Wesensfestigkeit muss für mich immer anhand dessen, was für den jeweiligen Hundetyp als „angemessenes Verhalten“ gilt, beurteilt werden.

    Klar ist, dass z.B. ein Terrier von Natur aus zackiger, vehementer und mitunter aggressiver auf den ein oder anderen Reiz reagiert als ein Bassett. Oder dass ein Border Collie von einer Masse an städtischen Reizen anders getriggert wird als eine Französische Bulldogge. Deswegen sind weder Terrier noch Border Collies für mich per se wesensschwächer als die anderen genannten Rassen.

    Im Gegensatz dazu würde ich den Bassett, der innerhalb einer Sekunde vehement nach vorn geht, wenn ihm was nicht passt, durchaus als wesensschwach beschreiben. Oder ne Französische Bulldogge, die städtische Bewegungsreize so gar nicht verarbeiten kann. Oder nen Terrier, der die Standfestigkeit von Wackelpudding hat. Oder den Border Collie, der stumpf wie ein Stein ist.

    Unsere Hundelandschaft ist da meiner Meinung nach einfach viel zu unterschiedlich, um alle Hunde mit derselben Messlatte zu messen.

    Die andere Sache ist dann das „angemessen reagieren können“.

    Es gibt für mich einen riesigen Unterschied zwischen einem Hund, der wegen mangelnder Führung und Erziehung unangemessen reagiert, und einem Hund, der tatsächlich nicht angemessen reagieren kann, weil das Nervensystem halt Achterbahn fährt. „Wesensschwach“ sind für mich nur die Hunde, die tatsächlich nicht können, und nicht die, die es theoretisch könnten, aber halt nie gelernt haben.

    In diesem Sinne beschreibt Wesensfestigkeit für mich mehr das körperliche und psychische Potential, das der Hund hat, um rassetypisch angemessen zu reagieren, als das tatsächliche, beobachtbare Verhalten.

  • Wesenfest bedeutet für mich, dass der Hund außerhalb einer Reizlage berechenbar und ausgeglichen ist, wenig bis keine Ängste hat und nicht zu Übersprungsverhalten neigt, selbstbewusst ist und nicht übermäßig empfindlich. Es bedeutet nicht, dass ein Hund freundlich oder konfliktfrei ist!

    Reizlage bedeutet wann der Hund auf Reize anspringt.

    Nervenkostüm zeigt sich in der Reizlage, bei Konflikten und bei Belastungen. Hier gibt es wunderbare Beispiele für Rassen die man ja gar nicht mehr in eine Reizlage oder in Konflikte bringen kann, weil die Nerven das nicht mitmachen und die Hunde gelerntes nicht mehr auf die Kette bekommen, ohne Ende Übersprungshandlungen zeigen. Bei manchen zeigen sich die fehlenden Nerven erst bei Belastungen.

    Der Albtraum ist wohl ein Hund der nicht wesensfest ist, also wankelmütig und unbeständig, dazu eine niedrige Reizschwelle hat und dann auch noch kein Nervenkostüm in der Reizlage.


    Ein Wesensfester Hund kann schlechte Nerven haben.

    Ich finde beispielsweise Hündinnen die arge Zyklusschwankungen haben nicht wesensfest. Wesensfest bedeutet Kontinuität, Beständigkeit und kein „heute so, morgen ganz anders“. Und vor allem Berechenbarkeit. Und nicht „heute finde ich den Nachbarn ok, morgen hab ich ein Konflikt mit ihm“.

  • Ich verstehe unter „wesensfest“ einen Hund, der unter Berücksichtigung seiner rassetypischen Eigenschaften angemessen auf Situationen reagieren kann.

    Das fasst es für mich gut zusammen.


    Ich fand bspw Susi ausgesprochen wesensfest, auch bspw den Dalmi hier, den Zwerg ebenso, Lilo hingegen nicht.

    Wesensfest bedeutet für mich nicht dass ein Hund nicht doch gewisse Probleme haben kann, bspw durch bestimmte Erfahrungen oder Eigenschaften. Aber es bedeutet für mich 1. Wie umweltsicher ist er, 2. Wie geht er mit bestimmten Dingen um und 3. Wie ist er im Verhältnis zu dem was man von der Rasse her erwarten kann ?

    Susi musste man bspw an nix großartig gewöhnen, die war ein recht unerschrockener, Selbstsicherer Hund der egal wo gut klar kam, seit Welpe an. Auch Yumi bspw kommt mit echt vielem gut klar ohne dass er auffallend mit irgendwas Probleme hat ( unter der Berücksichtigung dass er eben reizoffener ist, was ich als Rassetypisch erachte ). Der Zwerg bspw ist sehr sensibel bei bestimmten Erfahrungen, ansonsten erachte ich ihn als recht sicher, der zuckt auch bspw nichtmal bei nem Polenböller zusammen.

    Lilo hingegen war bereits seit Einzug auffallend unsicher. Sie ist durchaus alltagstauglich in der Hinsicht dass sie mit vielem gut klar kommt, aber sie ist eben situativ auffallend unsicher.

    Eigentlich fasst es auch gut zusammen was bspw bei Ausstellungen im Grunde disqualifizierende Fehler sind : Verstärkte Angst, Unsicherheit oder Aggression. Das sind alles Eigenschaften die man bei keiner Rasse haben möchte, aber eben auch bezogen auf die Rasse. Dass bestimmte Rassen bspw ein höheres Aggressionspotenzial mitbringen als andere ist ja bis zu nem bestimmten Grad gewollt, aber es sollte eben nicht darüber hinaus gehen.

  • Ich glaube, die meisten meinen damit einen Hund, der nicht so reizempfänglich ist.


    Hm ne, so empfinde ich das nicht.

    Für mich ist Lucifer recht wesensfest, aber dennoch wahnsinnig reizempfänglich. Der ist schon Collie und erschrickt sich mal, kommt dann aber und guckt, was das war. Geräusche werden beim ersten Hören mal verbellt, aber er gewöhnt sich schnell dran und dann isses egal.

    Fiete ist wesensschwach. Geräuschängste, die sich eben nicht geben, jedes Mal Flippt er aus, wenn man den Gasherd anschaltet, der hat Untergrundphobien und geht innerhalb von Gebäuden keine Treppen. Draußen schon|). Aber man kann den in jedes Restaurant mitnehmen, da pennt er dann, man kann Stadtbummel mit ihm machen, reizempfänglich ist er nicht besonders.

    Emil ist tlw regelrecht Stumpf in Reaktionen, der erschrickt sich quasi nie, hat alle Geräte im Agi blitzschnell gelernt und hatte nie Angst. Dennoch ist er häufig nervös und unruhig und emotional sehr von unseren Stimmungen abhängig, Lucifer nicht wirklich.

    Also obwohl er sich gerne aufregt und herum quakt, wenn er Katzen, Rehe, spielende Kinder sieht, empfinde ich Lucifer von den Dreien als am wesensfestesten (ich glaube das Wort gibt es so nicht xD)

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