Was bedeutet „wesensfest“?

  • Meinen ersten Hund würd ich rückblickend als absolut 'wesensfest' bezeichnen.
    Nicht ängstlich, nervös oder sonst wie 'drüber'.
    Sehr umweltsicher und 'klar im Kopf'.

    Meine jetzige Hündin ist für mich das Gegenteil von wesensfest, da quasi 0 Resilienz und Richtung Deprivationssyndrom.
    Sie hat ein sehr liebenswertes Wesen, aber ist auch eher schreckhaft, situativ ängstlich und hat
    wenig Selbstbewusstsein. Neues zu lernen dauert lange und fällt ihr schwer - Negatives brennt sich ein
    und geht schnell in Richtung Trauma. Vieles fühlt sich sehr wackelig an.
    Ein toller Hund der nur schwer aus sich raus kommt.

  • Mein Lupo war ziemlich wesensfest und nervenstark. Ihn brachten alltägliche Dinge nicht aus seiner Ruhe. Er war immer dabei, ich musste mir kaum mal Gedanken machen, ob irgendetwas an Reizen zu viel für ihn sein könnte.

    Er war relaxed im Kölner HBf, in den Öffis, an Karneval (nein, hab ihn nicht mitgenommen-man kann dem Kram hier nur kaum ausweichen), Silvester fand er toll auf meiner Dachterrasse, wollt unbedingt mit raus. Beagletreffen mit 80 Hunden im Freilauf - geil! Laute Geräusche, viele Menschen, Betrunkene, Kinder, Menschen mit Spastiken- alles ok.

    Er schaute sich alles aufmerksam an, kannte er es noch nicht (zb Gitterbrücke) schaute er mich an und folgte mir einfach. Danach Party und dann wollte er gern nochmal drauf.

    Er war einfach eine absolut zuverlässige Begleitung in allen Lebenslagen.

  • Noch eine Stimme für die Fraktion, die "wesensfest" ganz klar von "wenig reizempfänglich" unterscheidet. Meine Spaniels wären als Jagdhunde ziemlich nutzlos, wenn sie nur auf grobe Reize ansprechen würden. Wichtig ist, dass sie lernen, die Reize zu filtern. Rhian habe ich schon mit funktionierenden Reizfiltern bekommen (sie war auch schon mehr als 4 Monate alt), Splash musste dies erst lernen. Und ICH musste lernen, ihn dabei zu unterstützen. Aber auch er ein sehr stabiler, bei aller Reizoffenheit gut geerdeter Hund.

  • Wesenfest bedeutet für mich, dass der Hund außerhalb einer Reizlage berechenbar und ausgeglichen ist.

    [...]


    Ein wesensfester Hund kann schlechte Nerven haben.

    Wieso beschränkst Du Deine Definition auf 'ausserhalb einer Reizlage'? Gerade da - also in einer Reizlage - zeigt sich doch, ob ein Hund seinem Charakter und seiner (gewollt oder ungewollt angezüchteten) Genetik gemäss berechenbar und 'sauber' bleiben, seine angedachte Aufgabe bewältigen sowie einen klaren Kopf bewahren kann?


    Den zweiten von mir zitierten Satz verstehe ich nicht. Wie meinst Du das?

  • Wieso beschränkst Du Deine Definition auf 'ausserhalb einer Reizlage'? Gerade da - also in einer Reizlage - zeigt sich doch, ob ein Hund seinem Charakter und seiner (gewollt oder ungewollt angezüchteten) Genetik gemäss berechenbar und 'sauber' bleiben, seine angedachte Aufgabe bewältigen sowie einen klaren Kopf bewahren kann?

    Ich trenne das für mich, weil eine Reizlage oder ein Konflikt eben nicht das Verhalten aus dem restlichen Leben widerspiegelt.

    Wie sauber und klar ein Hund in der Reizlage ist, das ist dann für mich Nervenkostüm.

    Wenn mein Terrier im Alltag mit ins Büro kommt und dort everybodys darling ist, dann kann ich das einfach nicht gleichsetzen mit einer Drückjagd und dem agieren am Keiler, wo reinfassen ungemütlich werden kann.

    Ebenso ein Sporthund, einerseits das Familienleben im Alltag und auf der anderen Seite Feuereifer und Trieb bei der Arbeit.

    Bei vielen Rassen ist der gewollte Charakter genau dieser Kontrast aus Alltag und Arbeitsmodus, deshalb trenne ich das für mich.


    Wesensfest in der Arbeit wäre für mich am ehesten noch die Konstanz und Beständigkeit.

    Schlechte Nerven und wesensfest passen in meiner Welt nicht zusammen.

    Viele modernen Sporthunde sind leicht angekratzt und stehen etwas in den Nerven bei der Arbeit, trotzdem sind das im Alltag durchaus bombenklare und wesensfeste Hunde. Angekratze Nerven sind nicht nur schlecht, das hat schon auch seine Vorteile.


    Schlechte Nerven bedeuten ja auch nicht, dass der Hund zwangsläufig Konflikte ohne Ende haben muss. Manch ein Hund ist offen und frei und hat trotzdem kein gutes Nervenkostüm.

  • Wesenfest bedeutet für mich, dass der Hund außerhalb einer Reizlage berechenbar und ausgeglichen ist.

    [...]


    Ein wesensfester Hund kann schlechte Nerven haben.

    Wieso beschränkst Du Deine Definition auf 'ausserhalb einer Reizlage'? Gerade da - also in einer Reizlage - zeigt sich doch, ob ein Hund seinem Charakter und seiner (gewollt oder ungewollt angezüchteten) Genetik gemäss berechenbar und 'sauber' bleiben, seine angedachte Aufgabe bewältigen sowie einen klaren Kopf bewahren kann?


    Den zweiten von mir zitierten Satz verstehe ich nicht. Wie meinst Du das?

    Mein Lucifer hat keine guten Nerven in Reizlagen, ab einem bestimmten Punkt erreiche ich ihn nicht mehr. Dennoch empfinde ich ihn als wesensfest.

    Für mich gehört dazu, dass er für mich auch berechenbar ist. Klar fallen seine Reaktionen nicht immer gleich aus, je nach Tagesform, aber wirklich überraschen tut er mich eher nicht.

  • Für mich gehört berechenbar eher in die Kategorie klar im Kopf.

    Aber ehrlicherweise sind das keine harten Grenzen und geht durchaus inaneinder über. Wie das halt so ist mit nicht messbaren Begriffen.

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