Ganz ehrlich: Ich wäre so unfassbar froh, wenn sich auch nur ein Viertel der Radfahrer, denen ich beim Gassigehen begegne, so verhalten würden wie du.
Klingeln oder Rufen? Mir eigentlich ganz egal, solange ich noch die Chance habe, samt Hund auf die Seite zu springen, bevor du an uns vorbeigedüst bist.
Und ja, ich erschreck mich manchmal auch, wenn ich so in Gedanken bin, die Ruhe genieße und es dann hinter mir klingelt oder schreit. Aber hey, lieber erschrecke ich mich mal kurz wegen dem Geräusch und hab dann noch Zeit, aus dem Weg zu gehen, als dass ich mich erschrecke, weil plötzlich nen knappen Meter hinter mir ein Radfahrer auftaucht und vorbei rast.
Tempo anpassen? Müsste für mich nicht mal, solange du nicht in nem Affentempo um uneinsichtige Kurven herum schießt.
Aber es gibt Hunde, denen erleichtert ein langsames Tempo die Begegnung mit Radfahrern tatsächlich, also ist sicher eine gute Idee.
Was ich außerdem gern hab, ist, wenn (sofern der Weg es zulässt) mit angemessenem Abstand vorbeigefahren wird. Ins Gras ausweichen braucht wegen mir kein Radfahrer, davor mache ich das selbst, aber wenn schon 2 Meter Platz sind, dann freue ich mich, wenn die auch genutzt werden, anstatt mit 20cm Abstand an uns vorbeizufahren.
Du siehst, so hoch sind meine Ansprüche eigentlich nicht. Die Realität ist auf meinen Gassistrecken hier leider trotzdem, dass auf eine gute Begegnung etwa fünf wirklich miese Begegnungen folgen, bei denen ohne Vorwarnung super knapp an uns vorbei geheizt wird, über die Leine gedüst wird, in die gespannte Leine reingerast wird oder (leider auch schon öfter passiert) der Hund oder ich tatsächlich über den Haufen gefahren wurden.
Aufgrund der vielen schlechten Erfahrungen ist meine Zündschnur, was Radfahrer angeht, auch wirklich kurz geworden. Inzwischen werde ich schon mal ungehalten, auch wenn einer "nur" ohne auf sich aufmerksam zu machen an uns vorbeidüst. Ich weiß natürlich, dass das nicht fair ist, wenn alle ausbaden müssen, was einige Idioten verbockt haben, und im Nachhinein tut mir das dann oft total leid, wenn ich jemanden wegen ner Kleinigkeit zur Sau gemacht habe.
Aber das Thema ist bei mir (und sicher auch vielen anderen Hundehaltern) durch diese ständigen miesen Erfahrungen so aufgeladen, dass ich manchmal da echt die Fassung verliere...
Im Gegensatz dazu kann ich aber auch den Unmut vieler Radfahrer nachvollziehen.
Ich halte es für selbstverständlich, meinen Hund bei Begegnungen zu mir zu rufen, ihn anzuleinen, auf die abgewandte Seite zu nehmen und so weit es geht an den Wegrand auszuweichen. Wenn ich meine, dass es für meinen Hund zu eng ist, meinetwegen auch ins Gras.
Wenn jemand klingelt, uns genug Zeit zum Ausweichen gibt und dann in angemessenem Abstand vorbeifährt, finde ich es zudem selbstverständlich, zu grüßen und mich zu bedanken.
Allerdings sehe ich in der Realität auch mehr als genug Hundehalter, denen das alles komplett egal ist.
Die lassen ihren Hund trotzdem springen oder im Weg rumstehen und kümmern sich auch nicht drum, wenn der mal nem Radfahrer hinterher hetzt.
Also es gibt leider schon auch viele Hundehalter, die tatsächlich keine Rücksicht nehmen wollen.
Das Ding ist: Du kannst diese Leute nicht ändern. Die wird es immer irgendwo geben. Das einzige, was man als Radfahrer tun kann, ist, den Hundehaltern, die Rücksicht nehmen wollen, auch die Chance dazu zu geben. Indem man eben entsprechend auf sich aufmerksam macht, Abstand hält und so. Und das machst du schon super, also lass dich von den Hundehaltern, die nicht wollen, nicht verunsichern.