Beiträge von Schäferterrier

    Ganz ehrlich: Ich wäre so unfassbar froh, wenn sich auch nur ein Viertel der Radfahrer, denen ich beim Gassigehen begegne, so verhalten würden wie du.


    Klingeln oder Rufen? Mir eigentlich ganz egal, solange ich noch die Chance habe, samt Hund auf die Seite zu springen, bevor du an uns vorbeigedüst bist.


    Und ja, ich erschreck mich manchmal auch, wenn ich so in Gedanken bin, die Ruhe genieße und es dann hinter mir klingelt oder schreit. Aber hey, lieber erschrecke ich mich mal kurz wegen dem Geräusch und hab dann noch Zeit, aus dem Weg zu gehen, als dass ich mich erschrecke, weil plötzlich nen knappen Meter hinter mir ein Radfahrer auftaucht und vorbei rast.


    Tempo anpassen? Müsste für mich nicht mal, solange du nicht in nem Affentempo um uneinsichtige Kurven herum schießt.

    Aber es gibt Hunde, denen erleichtert ein langsames Tempo die Begegnung mit Radfahrern tatsächlich, also ist sicher eine gute Idee.


    Was ich außerdem gern hab, ist, wenn (sofern der Weg es zulässt) mit angemessenem Abstand vorbeigefahren wird. Ins Gras ausweichen braucht wegen mir kein Radfahrer, davor mache ich das selbst, aber wenn schon 2 Meter Platz sind, dann freue ich mich, wenn die auch genutzt werden, anstatt mit 20cm Abstand an uns vorbeizufahren.


    Du siehst, so hoch sind meine Ansprüche eigentlich nicht. Die Realität ist auf meinen Gassistrecken hier leider trotzdem, dass auf eine gute Begegnung etwa fünf wirklich miese Begegnungen folgen, bei denen ohne Vorwarnung super knapp an uns vorbei geheizt wird, über die Leine gedüst wird, in die gespannte Leine reingerast wird oder (leider auch schon öfter passiert) der Hund oder ich tatsächlich über den Haufen gefahren wurden.


    Aufgrund der vielen schlechten Erfahrungen ist meine Zündschnur, was Radfahrer angeht, auch wirklich kurz geworden. Inzwischen werde ich schon mal ungehalten, auch wenn einer "nur" ohne auf sich aufmerksam zu machen an uns vorbeidüst. Ich weiß natürlich, dass das nicht fair ist, wenn alle ausbaden müssen, was einige Idioten verbockt haben, und im Nachhinein tut mir das dann oft total leid, wenn ich jemanden wegen ner Kleinigkeit zur Sau gemacht habe.

    Aber das Thema ist bei mir (und sicher auch vielen anderen Hundehaltern) durch diese ständigen miesen Erfahrungen so aufgeladen, dass ich manchmal da echt die Fassung verliere...


    Im Gegensatz dazu kann ich aber auch den Unmut vieler Radfahrer nachvollziehen.


    Ich halte es für selbstverständlich, meinen Hund bei Begegnungen zu mir zu rufen, ihn anzuleinen, auf die abgewandte Seite zu nehmen und so weit es geht an den Wegrand auszuweichen. Wenn ich meine, dass es für meinen Hund zu eng ist, meinetwegen auch ins Gras.

    Wenn jemand klingelt, uns genug Zeit zum Ausweichen gibt und dann in angemessenem Abstand vorbeifährt, finde ich es zudem selbstverständlich, zu grüßen und mich zu bedanken.


    Allerdings sehe ich in der Realität auch mehr als genug Hundehalter, denen das alles komplett egal ist.

    Die lassen ihren Hund trotzdem springen oder im Weg rumstehen und kümmern sich auch nicht drum, wenn der mal nem Radfahrer hinterher hetzt.

    Also es gibt leider schon auch viele Hundehalter, die tatsächlich keine Rücksicht nehmen wollen.


    Das Ding ist: Du kannst diese Leute nicht ändern. Die wird es immer irgendwo geben. Das einzige, was man als Radfahrer tun kann, ist, den Hundehaltern, die Rücksicht nehmen wollen, auch die Chance dazu zu geben. Indem man eben entsprechend auf sich aufmerksam macht, Abstand hält und so. Und das machst du schon super, also lass dich von den Hundehaltern, die nicht wollen, nicht verunsichern.

    Also das heute war allenfalls Ausgelassenheit, Spielen und ggf. ein (frecher) Versuch das Ende des Spaziergangs hinauszuzögern.

    Ich würde dem Hund in der Situation ehrlich gesagt keinen kalkulierten Versuch, den Spaziergang hinauszuzögern, unterstellen. Würde mich bei einem so jungen Hund, noch dazu einem Labbi, schon sehr wundern.


    Wo ich aber eventuell mal drauf schauen würde, ist das Thema Frust. Also in diesem speziellen Fall: Frust, dass der Spaziergang schon vorbei ist. Das kann auch ein Auslöser gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Gerade wenn der Hund davor wahnsinnig viel Spaß hatte.


    Man unterschätzt schnell, wie herausfordernd der Umgang mit Frust für den Hund in der Pubertät zeitweise sein kann. Gerade wenn das davor kein Thema war.

    Aber es ist einfach so, dass sich das Gehirn in der Pubertät nochmal stark entwickelt, und das in der Regel ungleichmäßig.

    Während die Hirnteile, die für Emotionen (und damit auch Frust) zuständig sind, sich zum Beispiel super schnell entwickeln, ist der Teil des Hirns, der für Impulskontrolle, Aufmerksamkeitssteuerung und bewusste Entscheidungen zuständig ist und somit das Verhalten regulieren soll, meist ein totaler Nachzügler. Und durch dieses Ungleichgewicht kommt es ganz schnell mal zu einer wahnsinnig niedrigen Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, einer verstärkten Reizoffenheit und so weiter. Wie beim menschlichen Teenager auch.


    Das Ding ist, da kann der Hund überhaupt nichts für, der kann in dem Moment meist wirklich nicht anders, weil das Hirn halt verrückt spielt. Da braucht man dann meiner Erfahrung nach auch nicht dran rumtrainieren. Besser finde ich, es dem Hund vorübergehend etwas leichter zu machen und Frust zu vermeiden.


    Aber Achtung: Die Lösung ist da nicht unbedingt, den Spaziergang dann eben zu verlängern.


    Das kann zweifellos ein Weg sein, wenn der Hund wirklich noch Energie rauslassen muss, gerade morgens. Aber euer Hund hatte ja Freilauf und konnte rumspringen, daher gehe ich jetzt Mal nicht davon aus, dass das das Problem war.


    Viel eher würde ich an eurer Stelle den großen Cut zwischen "Party, Spiel & Spaß" und "So, jetzt geht's an die Leine und wir gehen heim" vermeiden. Weil klar, wer gerade nen riesen Spaß hat, ist umso frustrierter, wenn der Spaß plötzlich Knall auf Fall beendet wird. Geht uns ja auch nicht anders.

    Eine Möglichkeit wäre, den Heimweg und das Heimkommen interessanter zu gestalten. Dafür bräuchte es aber natürlich mehr Input, und das halte ich in der Pubertät selten für ne gute Idee.

    Die andere Möglichkeit ist, generell etwas langweiligere Spaziergänge zu machen, damit der Hund gar nicht erst so hochfährt und dann frustriert ist, wenns Ende kommt.

    Wenn das klappt, könnt auch versuchen, am Anfang Spiel & Spaß zu machen, aber noch ein Stück vor dem tatsächlichen Heimweg eine Übergangsphase zum Runterkommen einzubauen.


    Also mein Tipp: Mal den Umgang mit Frust checken und es dem Hund da übergangsweise etwas leichter machen. Das Thema trainieren könnt ihr immer noch, wenn das Gehirn wieder leistungsfähig ist.

    Ich wünsche mir glaube ich einfach irgendwann an einen Punkt zu kommen, wo ich nicht mehr das komplette Umfeld abchecken muss um ihr die Sicherheit zu vermitteln sich nicht auf Außenreize fokussieren zu müssen.

    Ohne dir die Motivation nehmen zu wollen: Ich glaube nicht, dass dieser Punkt wirklich kommt.


    Du hast bislang daran gearbeitet, dass sie sich auf dich verlässt und damit keinen Grund sieht, die Dinge selbstständig anzugehen. Das ist super, funktioniert aber bei einem eigenständigen Hund nur so lange, wie du auch da bist. Nicht nur körperlich, sondern auch mit deiner Aufmerksamkeit auf der Umwelt. Sobald da eine Lücke ist, wird ein Hund, der schnell eigenständig handelt, die wieder füllen.


    Du kannst natürlich versuchen, ihr unabhängig von dir mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit Außenreizen zu geben, sodass sie die Sicherheit von dir gar nicht mehr als so notwendig erachtet. Aber aus einem vom Grundgerüst so unsicheren Hund wird halt eher kein tiefenentspannter "Ist mir egal"-Hund mehr, egal mit wie viel Training. Das ist oft viel Arbeit mit sehr wenig Ertrag.


    Du kannst natürlich auch daran arbeiten, ihr andere Konfliktlösungsstrategien so nahezubringen, sodass sie zunächst auf etwas anderes als das Pöbeln zurückgreift. Aber auch da: Das Pöbeln wird nach so vielen Jahren wahnsinnig tief verankert sein, aus Hundesicht ist es eine super Lösungsstrategie und manche Hundetypen neigen einfach von Haus aus dazu, ihre Konflikte so zu lösen. Die Chance, dass das ebenfalls ganz viel Arbeit für sehr wenig Ertrag ist, ist hoch.


    Also klar, du kannst an den letzten paar Prozent arbeiten, die sie trotz deiner Unterstützung noch pöbelt, dafür hast du ja schon gute Tipps bekommen. Aber von dem Gedanken, dass Hundebegegnungen mit einem so aufgestellten Hund jemals zum entspannten Selbstläufer werden, würde ich mich tatsächlich verabschieden. Da lohnt es sich meiner Meinung nach mehr, an deiner Einstellung dazu zu arbeiten.


    Und dazu:


    Grundsätzlich seid ihr ja schon an einem wirklich guten Punkt. Und wenn sie halt doch mal pöbelt, so what?

    Klar ist das in dem Moment weder für dich noch für sie angenehm. Aber wie viele Minuten vom Spaziergang sind es denn tatsächlich, die sie pöbelt? Und wie viele Minuten habt ihr im Vergleich gemeinsam ne tolle Zeit?


    Ich habe durch diese Überlegung gelernt, nicht mehr nur noch darauf zu achten, wo eventuell im blödesten Fall ein Hund herkommen könnte und was ich dann im blödesten Fall tue, sondern die gemeinsame Zeit wirklich wieder entspannter zu genießen. Es lebt sich deutlich leichter, wenn man nicht schon 50 Meter vor jeder Straßenecke die Krise kriegt und nach Auswegen sucht, weil da ja eventuell ein Hund hervorkommen könnte.


    Klar, ich laufe weiterhin vorausschauend und greife früh ein. Aber seit ich von der ständigen "Oh Gott, was ist, wenn..."-Sorge weg bin, finde ich das gar nicht mehr anstrengend. Im Gegenteil: Inzwischen bin ich es so gewohnt, dass ich es total irritierend finde, mal mit einem Hund zu laufen, der diese Aufmerksamkeit so gar nicht braucht. Irgendwie fehlt da was...


    In diesem Sinne: Sei stolz auf das, was ihr geschafft habt. Und daran weiter zu arbeiten ist natürlich nie verkehrt. Aber löse dich vielleicht von dem Anspruch, dass das je ein Hund wird, der ohne dein Eingreifen völlig entspannt mit Umweltreizen umgeht. Das kann sehr frustrierend für dich und deinen Hund werden und ist bei einem Hund, der so aufgestellt ist und schon so lange pöbelt, meiner Meinung nach einfach nicht realistisch.

    Der Hund ist vor etwa einem Monat nach Deutschland gekommen, hat seitdem auch schon wieder zweimal das Zuhause gewechselt, da ist es doch kein Wunder, dass sie total durch den Wind ist. Begriffe wie "Angsthund" würde ich da mal noch gar nicht verwenden - so viel Hin und Her kann sogar einen eigentlich gefestigten Hund ganz schön aus der Bahn werden. Dass sie nun, gerade als Junghund und noch dazu in einer Phase, in der es häufig zu Ängsten und Unsicherheiten kommt, total verunsichert ist, ist doch ganz normal.


    Grundsätzlich halte ich deshalb jeden Trainer, der so kurz nach dem Einzug meint, eine fixe Einschätzung samt Trainingsplan zum Hund abgeben zu können, für ziemlich unglaubwürdig. Mag ja sein, dass eure Hündin gerade kontrolliert, aber Kontrollverhalten kann auch wegen totaler Unsicherheit durch einen vorausgegangenen Kontrollverlust entstehen. Und da ist dem Hund nicht unbedingt geholfen, wenn man ihr einfach jegliche Kontrolle erneut entzieht.


    Ich halte es erstmal für das Wichtigste, dem Hund eine sichere Struktur, Orientierung und ganz viel Beständigkeit zu vermitteln. Denn solange ihr kein fixes Fundament habt, braucht ihr nicht anfangen, darüber ein Haus zu bauen.


    Das heißt erstmal, eine verbindliche Routine zu etablieren. Habt ihr einen festen Tagesablauf, der dem Hund hilft, sich zu orientieren?


    Dann ganz viel Ruhe und Langeweile zu üben. Dein Text liest sich, als wäre da schon mächtig viel passiert, seit sie bei euch eingezogen ist: 2 Trainer, Tierarzt, fremde Menschen... Würde ich alles mal bis auf das allernötigste runterfahren. Immer dieselben Gassirouten, keine spannenden neuen Aktivitäten, andere Menschen von ihr fernhalten.


    Oft hilft es auch, die eigenen Aktionen, insbesondere in Bezug auf den Hund, anzukündigen und zu verbalisieren. "Gehen wir Gassi?", "Geschirr", "Leine", "Hast du Hunger?" usw. kann alles helfen, damit der Hund eine gewisse Erwartungssicherheit entwickeln kann und euch als verlässlich wahrnimmt.


    Allgemeine Hausregeln, die später auch gelten sollen (z.B. Hund darf dich nicht anspringen, dir nicht aufs Klo folgen), würde ich auch jetzt schon mit ruhiger Konsequenz einfordern. Gerade unsichere Hunde können von einem klaren, eng gesteckten Rahmen weit mehr profitieren, als wenn man ihnen Narrenfreiheit lässt.


    Aber dazu muss man den Hund nicht gleich hinter das Sofa verbannen. Das halte ich für totalen Quatsch. In der Regel reicht es, ein paar Mal in der Situation auszudiskutieren, dass Hund gerade nicht hinterherdackeln/dich anspringen/was auch immer tun soll. Alles darüber hinaus halte ich in eurem Fall eher für unnötige Gängelung.


    Und abschließend zum Thema Pubertät: Der Hund ist 5 Monate alt. Wenn die Pubertät nicht schon da ist, wird sie vermutlich in spätestens 4 bis 8 Wochen da sein. Das ist sowieso nicht genug Zeit, um dem Hund so verlässlich Regeln beizubringen, dass dir das in der Pubertät irgendwas nützen würde. Aber das ist kein Weltuntergang. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ja, Pubertät ohne fixe vorherige Basis ist tendenziell anstrengender, aber es ist machbar. Und es geht vorüber.


    In diesem Sinne würde ich all in all eher auf Trainerin 2 setzen. Sie klingt mir insgesamt etwas verständiger für das, was euer Hund da gerade durchmacht. Trotzdem würde ich darauf achten, dem Hund nun nicht alle Narrenfreiheit zu gewähren, sondern klare Regeln festzulegen und dem Hund so von Anfang an Orientierung zu geben.

    Ich halte es nur für mäßig sinnvoll, den Züchter zu kontaktieren. Klar, für den Züchter wäre es nur fair, zu wissen, dass die Versorgung, falls die Großeltern nicht mehr können, nicht abgesichert ist. Aber das ist doch keine langfristige Lösung des eigentlichen Problems.


    Meine Erfahrung ist, dass man, wenn man will, immer irgendwo einen Welpen herbekommt. Die Frage ist halt, aus welcher Quelle. Wenn's bei den seriösen Züchtern nicht klappt, geht man halt zum Vermehrer.

    Langfristig wird es also wahrscheinlich nichts nützen, bei diesem Hund von dieser Züchterin einzugreifen, weil dann gibt's halt nen anderen Hund von nem anderen Züchter (oder eben Vermehrer).


    Wenn, dann lohnt es sich denke ich, an den Verstand und die Tierliebe der Oma zu appellieren. Nicht im Sinne von "Oma, du kannst nicht..." oder "Oma, du schaffst das nicht..." (wer hört das schon gerne?), sondern eher als "Schau mal, ... würde doch viel besser zu euch passen, weil...". Also sachliche Argumente für einen erwachsenen oder älteren Hund einer passenden Rasse darlegen und vielleicht auch direkt einen konkreten Kandidaten, der in Frage kommen könnte, vorstellen.


    Auf der anderen Seite würde ich dir für deinen eigenen Seelenfrieden raten, das Ganze etwas nüchterner zu betrachten. Ja, das was du da beschreibst ist nicht deine Vorstellung einer guten Hundehaltung. Meine bei weitem auch nicht. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es doppelt frustrierend ist, wenn du ewig wartest, bis du die deiner Meinung nach optimalen Voraussetzungen für Hundehaltung hast, um dir deinen Traum vom Hund zu erfüllen, und deine Omi dann bei in deinen Augen weitaus schlechteren Voraussetzungen einfach macht. Mich würde das erstmal auch wahnsinnig ärgern.


    Aber: Deine Standards für "gute" Hundehaltung sind erstmal nur deine eigenen. Alles, was darunter ist, per se als so schlecht zu verstehen, dass einem der Hund schrecklich leid tut und man unbedingt was tun muss, wird dich auf Dauer nur selbst unglücklich machen.

    Sicher, der Hund könnte es sehr viel besser haben als das, was deine Oma da scheinbar vorhat. Aber ich sehe da auch nicht, dass der Hund so schrecklich leiden wird, dass man das auf gar keinen Fall so laufen lassen kann. Faktisch lebt ein nicht gerade kleiner Teil der Hunde, die ich kenne, in etwa so, und davon scheint mir keiner so kreuzunglücklich, dass ich da eingreifen würde. Heißt wie gesagt nicht, dass ich das für gut halte (im Gegenteil!), aber echte Tierquälerei sieht für mich nochmal ganz anders aus.


    Solange das, was deine Oma da vorhat, also "nur" unter in deinen Augen suboptimale Haltungsbedingungen fällt, würde ich es einfach weiter mit sachlichen Argumenten probieren. Solltest du tatsächliche Bedenken um das Tierwohl haben, kannst du im Zweifelsfall immer noch das VetAmt einschalten.

    Mein eigener Rüde hat das auch eine Zeit lang praktiziert. Damals dachte ich, dass es am kaputten Rücken liegt. Tatsächlich hat das hier aber mit der Kastration von einem auf den anderen Tag komplett aufgehört. Ich vermute deshalb, dass es hier wirklich Markierverhalten war.


    Inzwischen kenne ich auch ein paar weitere (allesamt ziemlich prollige) Rüden, die das genauso machen. So ungewöhnlich finde ich das gar nicht mehr...


    Nichtsdestotrotz schadet es meiner Meinung nach nicht, den Hund mal einem Tierarzt vorzustellen. Weil sollte da doch was sein, ist es einfach besser, das früher als später zu wissen und dann zeitnah gegensteuern zu können.

    Hm. Ich habe hier einen Hund, ebenfalls aus dem Ausland, ebenfalls mit ca. 5 Monaten nach Deutschland gekommen, der, so wie sich das liest, zu ähnlichem Verhalten neigt.


    Der ist generell ein sehr hibbeliger Hund, der unfassbar schnell hochdreht (sei es durch Freude, Frust, Ungeduld usw.) und das dann in Energie und Lautstärke umsetzt.


    Die Gründe, wieso das Hundchen ist, wie es ist, sind hier nicht eindeutig zu benennen. Ich habe lange nach dem einen Grund gesucht, aber das war vergebene Mühe. Letztendlich ist es wohl eine Kombination aus genetischer Veranlagung zur Nervosität, gesundheitlichen Baustellen und seiner Vorgeschichte.


    Was ich damit sagen will: An der Ursache der Nervosität anzusetzen ist oft gar nicht so leicht, denn die Ursache kann wahnsinnig viel sein.


    Zuerst würde ich den Hund deshalb mal gesundheitlich auf den Kopf stellen lassen. Also nicht nur Allgemeinuntersuchungen, sondern auch so Dinge wie die schon genannten Schilddrüsenwerte checken lassen, mal versuchsweise Schmerzmittel geben, ggf. CT oder MRT veranlassen usw.


    Ein Hund, der nach Bewegung unruhig wird, kann auch einfach Schmerzen im Bewegungsapparat haben. Da lohnt es sich auch, mal ihre Bewegungsabläufe genau anzuschauen.

    Mein Hund hatte damals zum Beispiel phasenweise leichte Auffälligkeiten im Gangbild (wenn man gaaaanz genau hingeschaut hat). Die üblichen Untersuchungen (Abtasten, Röntgen, versuchsweise Schmerzmittel) haben überhaupt nichts gebracht und da die Auffälligkeit kaum zu sehen war, meinten diverse Tierärzte, der Hund sei kerngesund. Tja, bis man dann in dem CT, auf das ich bestanden habe, gesehen hat, dass der gesamte Rücken kaputt ist (und der Hund natürlich Schmerzen hat).


    Darüber hinaus: Schraubt das Programm mal runter. Wirklich. Das macht anfangs keinen Spaß, weil der Hund ja an das Gassi-Programm morgens gewöhnt ist und dann vermutlich erstmal ziemlich unzufrieden ist, aber es kann sein, dass ihr weniger Input gut tut.


    Denn auch wenn sie nicht offensichtlich am Deprivationssyndrom leidet oder ein Angsthund ist: Hunde aus dem Ausland haben in ihrer Welpenzeit nunmal andere Erfahrungen gemacht als die Hunde hierzulande. Oft hatten die gar keine Chance, Dinge, die hier alltäglich sind, in der Welpenzeit kennenzulernen und als unbedeutend abzuspeichern. Das hat zur Folge, dass der Hund erstmal jeden Reiz wahrnehmen und bewerten muss, ganz unabhängig davon, ob er dann letztendlich Angst hat oder nicht. Und allein dieses wahrnehmen und bewerten kann ganz schnell zu einer Reizüberflutung führen.


    Was hier geholfen hat, um die Reizüberflutung zu vermeiden, war ganz viel Routine und Langeweile. Ein Hund, für den die gesamte Umwelt kognitive Schwerstarbeit ist, braucht erstmal keinen zusätzlichen Spielspaß fürs Köpfchen. Auch nicht, wenn er einer ach-so-aktiven Rasse angehört.

    Ein gemeinsames, sinnvolles Hobby (UO, Mantrailing, Fährtenarbeit etc.) kann man mal schrittweise ausprobieren. Das tut manchen Hunden sehr gut, für andere ist auch das too much oder nur sehr dosiert möglich.


    Und last but not least: Grenzen setzen. Einen klaren Rahmen vorgeben. Dem Hund aus seiner Aufregung heraushelfen. Und es ein Stück weit akzeptieren.


    Hier braucht es im Alltag, auch wenn das Hundchen inzwischen sehr viel ruhiger ist, einfach sehr viel Fingerspitzengefühl.


    Einerseits verlange ich inzwischen in vielen Situationen einfach Gehorsam und setze den auch durch. Nach dem Motto: Wer sitzt kann nicht rumhibbeln und wer nicht rumhibbelt, kann sich nicht ins Rumhibbeln reinsteigern.


    Andererseits muss ich meinem Hund auch mal die Möglichkeit geben, seine Emotionen in einem sinnvollen Rahmen abzubauen. Hier kam dafür in aufregenden Situationen immer mal wieder ganz bewusst (und stark reguliert) das Zergel oder eine Beißwurst zum Einsatz. Oder er durfte mal nach Freigabe wild rumrennen, um den Stress rauszulassen. Jetzt, wo das Tierchen erwachsen ist, ist auch festes Kraulen mal eine gern gesehene Alternative (mit einem Jahr war das hier bäh).


    Und letztendlich gestehe ich meinem Hund auch mal ein gewisses Maß an Unruhe zu. Anstatt mich da an allen möglichen Momenten der Unruhe (vor dem Gassigehen, vor dem Futter, wenn wir seine Sitterin treffen usw.) aufzuhängen, mich daran abzuarbeiten und damit dem Hund und einem selbst erstmal noch mehr Stress zu bescheren, lohnt es sich, da klare Prioritäten zu setzen und step by step vorzugehen. Weil ja, ein Molosser wird er halt eh nicht mehr.

    Die Zahlen sind erschreckend, trotzdem überraschen sie mich leider nicht wirklich.


    Ich denke, ein ganz großer Punkt, der dem Nicht-Informieren in die Karten spielt, ist auch, dass das Nicht-Informieren in unwahrscheinlich vielen Fällen gut geht.


    Klar, ich bin viel im Tierschutz aktiv. Ich sehe die Worst Case Szenarien regelmäßig mit eigenen Augen. Mir ist klar, was im schlimmsten Fall passieren kann, wenn man sich eine unpassende Rasse, einen Direktimport, einen Hund vom Vermehrer usw. kauft und was für ein Leid das sowohl für den Hund als auch für die ihn umgebenden Menschen bedeuten kann. Aber das ist eine Bubble.


    Wenn ich Gassi gehe, dann treffe ich im krassen Gegensatz dazu unwahrscheinlich oft Gespanne, bei denen ich mich - gerade aufgrund meines Wissens um die Worst Case Szenarien - frage, wie um alles in der Welt das mit diesen Menschen und diesem Hund gut geht.

    Sei es der Schäferhund/JRT/Aussie/Rottie, der als Spielgefährte für die Kinder gehalten wird, und tatsächlich so ein absolutes Schaf ist, dass da nichts passiert.

    Oder die vielen Direktimporte dubioser Orgas aus sonstwoher, die hier tiefenentspannt durch die Gegend schlappen, als hätten sie nie was anderes gemacht.

    Oder die zahlreichen Vermehrer-Mixe, Kofferraum-Welpen oder Bauernhof-Ups-Hunde, die gesund, entspannt, klar im Kopf und total freundlich sind.


    Es gibt sie, diese Fälle, in denen trotz widriger Umstände alles gut geht. Und auch wenn das nicht ganz forenkonform ist: In meinem Alltag, mal ganz ab vom Tierschutz, ist das sogar die überwiegende Mehrzahl.

    Die allermeisten Hunde, die ich so treffe, sind ganz unabhängig ihrer Rasse und Vorgeschichte unglaublich unkomplizierte, anpassungsfähige, nette und verträgliche Schäfchen. Ist einfach so.


    Die, die es nicht sind, sehe ich fast nur im Tierschutz. Da gibt's die hier im Forum angesprochenen Worst Case Szenarien natürlich zuhauf. Aber welcher normale, noch unbedarfte Mensch, der halt gerne einen Hund hätte, bekommt das schon zu Gesicht?


    Für viele Menschen ist das einfach ganz weit weg, dass eine Hundeanschaffung auch mal so richtig schief gehen kann und was das dann für Mensch, Hund und Umfeld bedeutet. Manche wissen überhaupt nicht um das Risiko, für andere ist es vernachlässigbar. Weil klar, wenn das dann passiert, ist es meist für alle Beteiligten richtig, richtig großer Mist - aber wie oft erlebt man das denn tatsächlich so ganz in Echt, wenn man einfach mal so vor die Tür geht?


    Die Freundlichkeit und Anpassungsfähigkeit, die die meisten Hunde mitbringen, sind, was das angeht, Fluch und Segen zugleich.

    Hat sie die Impfung vorne reinbekommen? Dann fänd ich es gar nicht ungewöhnlich. Mein (zugegebenermaßen sehr wehleidiger) Hund zeigt nach Impfungen auch ab und an Schmerzen rund um die Einstichstelle an. Und wenn ich mich an meine letzten Impfungen zurückerinnere, dann tat mir (ebenfalls sehr wehleidig) schon auch der Arm weh.


    Wenn die Impfung aber hinten gegeben wurde, würde ich es zumindest mal argwöhnisch im Auge behalten und, falls es die Tage nicht besser wird oder sie weitere Auffälligkeiten zeigt, mal beim Tierarzt nachfragen.

    Impulskontrolle ist immer situativ. Dass ein Hund vorm Napf warten kann, hat (leider) rein gar nichts damit zu tun, ob er am Wasser abrufbar ist.


    Und ich vermute, genau da ist bei euch der Haken: So, wie ich das rauslese, darf er ja prinzipiell ins Wasser, wann und wie er möchte (außer du sagst eben nein). Und eigentlich kann er da dann auch machen, was er möchte (weil du eh nicht mehr groß eingreifen kannst, sobald er mal drin ist).

    Wie soll dein Hund denn da Impulskontrolle am Wasser überhaupt je gelernt haben?


    Nun erschwert natürlich die enorme Erwartungshaltung, die euer Hund entwickelt hat, jeden Ansatz für Impulskontroll-Übungen zusätzlich. Mein erster Schritt wäre deshalb auch, bevor du gezielt an der Impulskontrolle ansetzt, die Erwartungshaltung deutlich zu reduzieren. Und da ist nunmal der erste Schritt, den Zugang zum Wasser einzuschränken.


    Ich mein, es ist schon mal super, dass das...

    Er setzt immer an zum runter gehen und ich "NEIN" und gut ist.

    ... klappt, aber...

    Und dann dachte ich, okay, gehen wir halt doch runter.

    ... wenn der Hund schon die ganze Zeit in einer enormen Erwartungshaltung ist, zig mal anfragt, sich immer weiter hochspult und du dem dann schlussendlich doch nachgibst, verschärft das euer Problem eher.


    Zum einen ist das super frustrierend für den Hund, der eigentlich ja irgendwie schon immer ins Wasser darf, aber jetzt plötzlich doch nicht darf, dabei würd er doch so gern.

    Zum anderen hat dein Hund dadurch wunderbar Gelegenheit, sich da richtig schön reinzusteigern - und wenn du dann irgendwann eeeendlich nachgibst, ist das Wasser für den Hund noch zig mal geiler.


    Mein Tipp wäre, das Ganze von der anderen Seite aufzuziehen. Statt dem Hund grundsätzlich Wasserzugang zu gewähren, wie er lustig ist, außer du sagst halt nein, würde ich ihm Wasserzugang per se nur noch nach Freigabe (z.B. "ab ins Wasser") ermöglichen.

    Also mit Hund an den Fluss und dann in einer Entfernung, die er noch leisten kann, anfangen, das Signal einzuführen. Parallel dazu mit Schleppleine üben, dass er gar nicht erst anfragen braucht und du auch nicht erst "nein" sagen brauchst, weil Wasser ohne explizite Erlaubnis einfach tabu ist, Punkt.


    Das reduziert auf Dauer die Erwartungshaltung und hat dazu noch den netten Nebeneffekt, dass dein Hund schon mal ein bisschen lernt, was es heißt, sich in der Nähe von Wasser selbstständig zurückzunehmen.


    Wenn der Hund das mal verinnerlicht hat - und das kann lange dauern und zeitweise wirklich frustrierend sein, gerade wenn sich das "irgendwann doch nachgeben" schon eingebürgert hat - dann würde ich ganz gezielt in Richtung Lenkbarkeit und Gehorsam im Wasser trainieren. Also ganz typisch mit Leckerlies für Aufmerksamkeit und später Gehorsam. Aber das macht meiner Meinung nach erst Sinn, wenn der Hund nicht schon beim reinen Anblick und Geräusch von Wasser die Nerven verliert.