Der Hund ist vor etwa einem Monat nach Deutschland gekommen, hat seitdem auch schon wieder zweimal das Zuhause gewechselt, da ist es doch kein Wunder, dass sie total durch den Wind ist. Begriffe wie "Angsthund" würde ich da mal noch gar nicht verwenden - so viel Hin und Her kann sogar einen eigentlich gefestigten Hund ganz schön aus der Bahn werden. Dass sie nun, gerade als Junghund und noch dazu in einer Phase, in der es häufig zu Ängsten und Unsicherheiten kommt, total verunsichert ist, ist doch ganz normal.
Grundsätzlich halte ich deshalb jeden Trainer, der so kurz nach dem Einzug meint, eine fixe Einschätzung samt Trainingsplan zum Hund abgeben zu können, für ziemlich unglaubwürdig. Mag ja sein, dass eure Hündin gerade kontrolliert, aber Kontrollverhalten kann auch wegen totaler Unsicherheit durch einen vorausgegangenen Kontrollverlust entstehen. Und da ist dem Hund nicht unbedingt geholfen, wenn man ihr einfach jegliche Kontrolle erneut entzieht.
Ich halte es erstmal für das Wichtigste, dem Hund eine sichere Struktur, Orientierung und ganz viel Beständigkeit zu vermitteln. Denn solange ihr kein fixes Fundament habt, braucht ihr nicht anfangen, darüber ein Haus zu bauen.
Das heißt erstmal, eine verbindliche Routine zu etablieren. Habt ihr einen festen Tagesablauf, der dem Hund hilft, sich zu orientieren?
Dann ganz viel Ruhe und Langeweile zu üben. Dein Text liest sich, als wäre da schon mächtig viel passiert, seit sie bei euch eingezogen ist: 2 Trainer, Tierarzt, fremde Menschen... Würde ich alles mal bis auf das allernötigste runterfahren. Immer dieselben Gassirouten, keine spannenden neuen Aktivitäten, andere Menschen von ihr fernhalten.
Oft hilft es auch, die eigenen Aktionen, insbesondere in Bezug auf den Hund, anzukündigen und zu verbalisieren. "Gehen wir Gassi?", "Geschirr", "Leine", "Hast du Hunger?" usw. kann alles helfen, damit der Hund eine gewisse Erwartungssicherheit entwickeln kann und euch als verlässlich wahrnimmt.
Allgemeine Hausregeln, die später auch gelten sollen (z.B. Hund darf dich nicht anspringen, dir nicht aufs Klo folgen), würde ich auch jetzt schon mit ruhiger Konsequenz einfordern. Gerade unsichere Hunde können von einem klaren, eng gesteckten Rahmen weit mehr profitieren, als wenn man ihnen Narrenfreiheit lässt.
Aber dazu muss man den Hund nicht gleich hinter das Sofa verbannen. Das halte ich für totalen Quatsch. In der Regel reicht es, ein paar Mal in der Situation auszudiskutieren, dass Hund gerade nicht hinterherdackeln/dich anspringen/was auch immer tun soll. Alles darüber hinaus halte ich in eurem Fall eher für unnötige Gängelung.
Und abschließend zum Thema Pubertät: Der Hund ist 5 Monate alt. Wenn die Pubertät nicht schon da ist, wird sie vermutlich in spätestens 4 bis 8 Wochen da sein. Das ist sowieso nicht genug Zeit, um dem Hund so verlässlich Regeln beizubringen, dass dir das in der Pubertät irgendwas nützen würde. Aber das ist kein Weltuntergang. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ja, Pubertät ohne fixe vorherige Basis ist tendenziell anstrengender, aber es ist machbar. Und es geht vorüber.
In diesem Sinne würde ich all in all eher auf Trainerin 2 setzen. Sie klingt mir insgesamt etwas verständiger für das, was euer Hund da gerade durchmacht. Trotzdem würde ich darauf achten, dem Hund nun nicht alle Narrenfreiheit zu gewähren, sondern klare Regeln festzulegen und dem Hund so von Anfang an Orientierung zu geben.