Also das heute war allenfalls Ausgelassenheit, Spielen und ggf. ein (frecher) Versuch das Ende des Spaziergangs hinauszuzögern.
Ich würde dem Hund in der Situation ehrlich gesagt keinen kalkulierten Versuch, den Spaziergang hinauszuzögern, unterstellen. Würde mich bei einem so jungen Hund, noch dazu einem Labbi, schon sehr wundern.
Wo ich aber eventuell mal drauf schauen würde, ist das Thema Frust. Also in diesem speziellen Fall: Frust, dass der Spaziergang schon vorbei ist. Das kann auch ein Auslöser gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Gerade wenn der Hund davor wahnsinnig viel Spaß hatte.
Man unterschätzt schnell, wie herausfordernd der Umgang mit Frust für den Hund in der Pubertät zeitweise sein kann. Gerade wenn das davor kein Thema war.
Aber es ist einfach so, dass sich das Gehirn in der Pubertät nochmal stark entwickelt, und das in der Regel ungleichmäßig.
Während die Hirnteile, die für Emotionen (und damit auch Frust) zuständig sind, sich zum Beispiel super schnell entwickeln, ist der Teil des Hirns, der für Impulskontrolle, Aufmerksamkeitssteuerung und bewusste Entscheidungen zuständig ist und somit das Verhalten regulieren soll, meist ein totaler Nachzügler. Und durch dieses Ungleichgewicht kommt es ganz schnell mal zu einer wahnsinnig niedrigen Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, einer verstärkten Reizoffenheit und so weiter. Wie beim menschlichen Teenager auch.
Das Ding ist, da kann der Hund überhaupt nichts für, der kann in dem Moment meist wirklich nicht anders, weil das Hirn halt verrückt spielt. Da braucht man dann meiner Erfahrung nach auch nicht dran rumtrainieren. Besser finde ich, es dem Hund vorübergehend etwas leichter zu machen und Frust zu vermeiden.
Aber Achtung: Die Lösung ist da nicht unbedingt, den Spaziergang dann eben zu verlängern.
Das kann zweifellos ein Weg sein, wenn der Hund wirklich noch Energie rauslassen muss, gerade morgens. Aber euer Hund hatte ja Freilauf und konnte rumspringen, daher gehe ich jetzt Mal nicht davon aus, dass das das Problem war.
Viel eher würde ich an eurer Stelle den großen Cut zwischen "Party, Spiel & Spaß" und "So, jetzt geht's an die Leine und wir gehen heim" vermeiden. Weil klar, wer gerade nen riesen Spaß hat, ist umso frustrierter, wenn der Spaß plötzlich Knall auf Fall beendet wird. Geht uns ja auch nicht anders.
Eine Möglichkeit wäre, den Heimweg und das Heimkommen interessanter zu gestalten. Dafür bräuchte es aber natürlich mehr Input, und das halte ich in der Pubertät selten für ne gute Idee.
Die andere Möglichkeit ist, generell etwas langweiligere Spaziergänge zu machen, damit der Hund gar nicht erst so hochfährt und dann frustriert ist, wenns Ende kommt.
Wenn das klappt, könnt auch versuchen, am Anfang Spiel & Spaß zu machen, aber noch ein Stück vor dem tatsächlichen Heimweg eine Übergangsphase zum Runterkommen einzubauen.
Also mein Tipp: Mal den Umgang mit Frust checken und es dem Hund da übergangsweise etwas leichter machen. Das Thema trainieren könnt ihr immer noch, wenn das Gehirn wieder leistungsfähig ist.