Beiträge von Schäferterrier

    Mir war nicht bewusst, dass die so wesensfest sein können.

    Tatsächlich empfinde ich die meisten DSH als sehr wesensfest, nervenstark und eigentlich sehr klar im Verhalten. Selbst die zahlreichen Mixe oder Vermehrerhunde, die ich im TS kennenlernen durfte.

    Meine steile These ist, dass die allermeisten pöbelnden, beißenden „Problem-Schäfis“ kein angekratztes Nervenkostüm oder so haben, sondern einfach „nur“ schlecht bzw. unpassend geführt werden. Was einerseits natürlich schön für die Hunde ist, aber andererseits ganz klar aufzeigt, dass man mit denen schon umgehen können muss, sonst hat man da nicht lange Freude dran (und die Umwelt auch nicht).

    Frust auch mal erleben und aushalten zu lassen und den Umgang mit Frust bei Bedarf zu unterstützen schließt sich doch nicht aus.

    Es gibt Situationen, in denen mein Hund berechtigten Frust hat und diesen auch in angemessenen Bahnen ausleben darf und soll. Wenn er seinen Kauknochen vor lauter Juhu aus Versehen hinters Sofa geschleudert hat, ne Aufgabe von mir mehrfach nicht versteht, ich plötzlich ein tolles Spiel beende… dann darf der seinen Frust auch mal kurz rauskläffen oder sich anderweitig abreagieren. Meine Güte, wenn ich versuche, bei Word die Seitenzahlen ab Seite 3 beginnen zu lassen, hört man mich nach 6 Jahren Studium doch auch immer noch schimpfen wie nen Rohrspatz. Warum sollte ich dann von meinem Hund erwarten, keinen Frust zu haben oder ihn nie kund zu tun? :ka:


    Was anderes ist es, wenn besagter Hund seinen Frust in unangemessener Weise kund tut. Dann muss ich natürlich regulierend eingreifen.

    Und ja, da kann ein Weg natürlich sein, den Hund in seinem Frust zu lassen und zu schauen, ob er selbst auf bessere Alternativen zum Frustabbau kommt. Die eigene Erkenntnis des Hundes ist natürlich, wenn sie denn kommt, nachhaltiger. Aber bei vielen Hunden funktioniert genau dieses Umdenken halt nicht, die kommen nicht selbst auf angemessenere Alternativen, sondern höchstens auf noch unangemessenere, und dann macht es eben Sinn, proaktiv Alternativen anzubieten und den Hund im Umgang mit seinen Gefühlen zu unterstützen.

    Und nochmal was anderes ist dann halt, wenn der Hund (unabhängig davon, ob und wie er den Frust kundtut) für die jeweilige Situation tatsächlich unangemessen viel Frust empfindet. Da brauch ich den Hund weder in der Situation lassen, damit er nen besseren Umgang mit seinem Zuviel an Frust findet, noch hilft es langfristig, ihm Alternativverhalten anzubieten - weil das Grundproblem „zu viel Frust“ ist dann ja trotzdem noch da und der Hund fühlt sich weiterhin total unnötig schlecht.

    Genau deswegen finde ich das Stichwort „Frustrationstoleranz“ viel zu eindimensional und halte von den meisten gängigen Übungen zu dem Bereich nichts. Es ist einfach ein riesiger Unterschied, ob das Verhalten des Hundes oder seine Gefühle in der Situation unangemessen sind. Und manchmal ist es auch nichts davon und das einzig unangemessene sind die Erwartungen vom Mensch an seinen Hund, dass er bitte immer lieb und brav und leise sein und seinen Frust in jeder Situation hinunterschlucken soll.

    Ich habe auch schon überlegt, ob es besser wäre, die Welpenzeit generell zu übergehen und einen Junghund zu holen. Oder einen Welpen vom TS. Von Rumänischen Tierschutzhunden habe ich schon oft gehört, auch viel Empfehlungen von Trainern. Da ist meist Gesundheit und Wesen scheinbar recht gut. Von TH bin ich allerding ausgebrannt. Der TH wäre eine Überlegung wert, wenn ich ungefähr abschätzen kann, was ich bekomme. Genau kann man das ja nicht mal bei Rassehunden sagen.

    Klar kann man auch bei Rassehunden nicht ganz genau sagen, wie sich der Welpe entwickeln wird - aber halt meilenweit besser als bei nem Welpen oder Junghund mit komplett oder zumindest teilweise unbekannter Rassebeteiligung oder von Elterntieren, bei denen nicht gesichert ist, ob sie ihrer Rassebeschreibung entsprechen. Ne Garantie gibt es natürlich nie, aber da liegen halt trotzdem Welten dazwischen, was die Vorhersehbarkeit angeht.

    Ein erwachsener Hund (+ 3 Jahre), der schon einige Monate auf einer deutschen Pflegestelle lebt, ist da nochmal was anderes. Da kann man sicher nen passenden Hund finden, wenn man ne Weile sucht.

    Wobei das, was du dir scheinbar wünschst und deinem Beuteschema entspricht, tendenziell so gar nicht der typische Rumäne (oder generell Osteuropäer) ist. Die Hunde, für die du dich bislang besonders interessiert, sind alle sehr kooperativ, für die enge Zusammenarbeit mit dem Mensch gezüchtet, die wollen gefallen und haben eben dadurch auch viel Freude an Hundesport.

    Der typische Rumäne ist da ganz anders gelagert. Klar haben die mitunter auch will to work, aber in der Regel sind sie deutlich eigenständiger und viele finden weder Sinn noch Lust darin, für ihren Mensch irgendwelche Tricks (= Hundesport) aufzuführen. Die sind da einfach ein gutes Stück pragmatischer und unabhängiger.

    Zumal der Sprung von nem sehr klaren, umweltsicheren und nervenstarken DSH zu ner rumänischen Wundertüte mit unbekannter Vorgeschichte schon ziemlich wild ist.

    Also klar wird es mit etwas Geduld bestimmt einen passenden Hund für euch aus dem ATS geben, aber das ist dann eher die Nadel im Heuhaufen als der typische Osteuropäer.

    Lernförderlich und Lernen an sich sind aber zwei paar Stiefel.

    Frustration kann (wie z.B. auch Angst) lernförderlich sein, weil sie das Stresssystem aktiviert und damit Konzentration, Gedächtnisleistung und Reaktionsgeschwindigkeit erhöht.

    Aber in so einem Fall ist Frust der Katalysator, nicht der Lerngegenstand. Ich kann Frust nutzen, damit der Hund etwas anderes besser, schneller oder nachhaltiger lernt - über den Umgang mit Frust lernt er dabei aber noch lange nichts.

    Letztendlich ist Frust genauso ein Gefühl wie Freude oder Angst und ebenso sollte meiner Meinung nach der Umgang damit sein:

    Empfindet ein Hund in einer Situation unangemessenen Frust, dann arbeite ich daran, dass er die Situation als weniger frustrierend empfindet - ebenso wie ich in einer Situation, in der der Hund unangemessene Angst empfindet, daran arbeite, dass er weniger Angst empfindet.

    Verleiht ein Hund seinem Frust unangemessenen Ausdruck, dann verbiete ich das und zeige ggf. Alternativen auf - ebenso wie mein Hund lernen musste, dass man auch aus noch so großer Freude nicht über Tische und Bänke gehen darf, aber durchaus im Kreis hüpfen und ein Spieli anschleppen darf.


    Ich verstehe gar nicht, wieso da in Hundeschulen oder auf Social Media so ein Gewese drum gemacht wird. Klar, Frustrationstoleranz üben klingt im ersten Moment ganz intelligent - aber ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, Angsttoleranz zu üben? Oder Freudetoleranz?

    Wenn man Frust einfach nur als das sieht, was es ist (ein Gefühl wie jedes andere auch), dann wird die Welt gleich viel unkomplizierter.

    Ich hab bei meinem Allergiker sehr gute Erfahrungen mit dem Dog Sana Pferd von Vet Concept gemacht, das gibts als Nass- und als Trockenfutter. Ist allerdings recht kostspielig, da es als spezielles Diätfutter eben für solche Allergiker vertreiben wird. Dadurch benötigt man für die Bestellung auch einen Code (quasi wie ein Rezept) vom Tierarzt. Wenn du aber eh mit deinem ehemaligen Tierarzt in Kontakt bist, wäre das vielleicht ne Überlegung wert.

    Ich würde in jedem Fall schauen, dass der Hund in der ohnehin schon aufregenden Anfangszeit bei dir nicht auch noch mit dem Futter Probleme bekommt. Deshalb würde ich da im ersten Moment auch nicht groß rumprobieren mit anderen Proteinquellen, Insektenfutter, Selbstgekochtem oder sowas.

    Entweder du kommst doch noch an das Futter, das die Pflegestelle bislang gefüttert hat (das wäre natürlich optimal) oder du schaust dich alternativ nach wirklich hochverträglichem Futter, das speziell für Allergiker ist, um.

    Alles andere kann natürlich auch gutgehen, aber mir wär’s das Risiko echt nicht wert, da zusätzlichen Stress zu produzieren. Futter ausprobieren kann man dann auch noch nach ein paar Wochen der Eingewöhnung.

    Ich gehe das ganz pragmatisch an:

    Hat der Hund irgendein Problem mit Kälte (friert, erkältet sich, Schmerzen usw.), dann kriegt er nen Wintermantel an - sonst nicht.

    Hat der Hund irgendein Problem mit Regen, dann kriegt er nen Regenmantel an - sonst nicht.

    Und auch beim An- und Ausziehen von Sachen: Abwarten, wie der Hund reagiert. Klar kann es sein, dass er Manipulation am Körper von dir erstmal doof findet - kann aber auch sein, dass er das von der Pflegestelle schon gut gewöhnt ist und es ihm gar nichts ausmacht.

    Du hast ein gutes Gespür dafür, was problematisch werden könnte, das ist super. Aber mach dich jetzt im Vorfeld noch nicht verrückt und geh fix davon aus, dass es auch problematisch wird.

    Viel sinnvoller finde ich es da, sich im Vorfeld mit Ausdrucksverhalten und Körpersprache von Hunden zu beschäftigen, damit du den Hund gut lesen und dann situativ erkennen kannst, was ggf. wirklich ein Problem ist und was nicht.

    Ich würde ganz ab von der Reizüberflutung und Unsicherheit draußen auch bedenken, dass der Hund zumindest die letzten Monate, vielleicht auch schon sein ganzes Leben in Zwingerhaltung verbracht hat. Hunde, die so aufwachsen, kennen oft gar nichts anderes, als sich (zumindest für das kleine Geschäft) in ihren Räumlichkeiten bzw. Innenräumen zu lösen. Das prägt sich wahnsinnig fest ein und es kann echt lang dauern, das wieder rauszubekommen.

    Solchen Hunden kann es eventuell auch helfen, mal andere Untergründe als Grünstreifen auszuprobieren: Kies, Asphalt, Pflastersteine, sowas. Vielleicht auch ein Fleckchen, das irgendwie überdacht oder eingemauert ist.

    Und dann Geduld, Geduld und noch mehr Geduld. Ich würde mich da weniger auf Wochen, sondern mehr auf einige Monate einstellen.

    Ich würde eher vorschlagen, zuerst zum Check beim TA zu gehen, ggfs. mit einem kleinen Video auf dem Handy, und nicht gleich zu irgendeinem Trainer.

    Mit einem nicht-einschätzbaren, bissigen Hund und einem Kind im Haus wäre das für mich keine Frage von „entweder - oder“. Da halte ich für den einzigen richtigen Weg, direkt alle mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Ja, auch wenns „nur“ ein Kleinpudel ist.

    die Vermutung geht in Richtung Hormone, Pubertät usw!

    Natürlich kann die hormonelle Situation des Hundes und/oder das Erwachsenwerden so ein Verhalten beeinflussen. Dafür wäre halt wichtig, zu wissen, seit wann er das Verhalten zeigt.

    Der Hund hat Mitte Juli den Chip gesetzt bekommen. Die Phase der Erstverschlimmerung, in der die Hormone ggf. nochmal richtig hochdrehen, sollte also definitiv vorbei sein. Es kann zwar vorkommen, dass der Chip deutlich früher ausläuft als geplant (hatten wir so), aber dass der Chip bei einem so kleinen Hund so viel früher ausläuft, halte ich doch für sehr, sehr unwahrscheinlich.

    Heißt: Der Chip sollte gerade eigentlich optimal wirken. An maximalem Stress dank krassen Hormonumschwüngen wird das Verhalten also eher nicht liegen.

    Was noch sein könnte, ist, dass der Hund durch den Chip (bzw. das fehlende Testosteron) insgesamt unsicherer wird und dann aus Angst nach vorne geht. Aber wenn du sagst, dass er davor definitiv keine Anzeichen von Unsicherheit zeigt, ist das halt auch unwahrscheinlich.

    Was übrig bleibt, ist also die normale Reifung und Entwicklung zum erwachsenen Hund, die (zwar mitunter in abgeschwächter Form, aber dennoch) auch unter dem Chip erfolgt. Der Hund wird älter, erfahrener, setzt seine Grenzen neu. Typischerweise übrigens ganz besonders innerhalb seines Sozialverbandes, also innerhalb eurer Familie, wie Teenager halt auch.

    Aber auch bzw. ganz besonders für den normalen Reifungsprozess gilt: Der Hund reagiert nicht willkürlich aggressiv. Vielleicht übersteigert, vielleicht unnötig vehement, aber niemals „einfach so und grundlos“. Das verursachen auch Hormone nicht.

    Und das wiederum heißt, dass bei euch daheim gerade irgendwas falsch läuft, das über „Hund in der Pubertät“ hinausgeht. Das kann z.B. sein, dass der Hund euer Verhalten als übergriffig empfindet. Das kann auch sein, dass er entdeckt, wie er euch nach seiner Pfeife tanzen lassen kann, wobei ich das beim Pudel für wirklich sehr unwahrscheinlich halte. Es können Schmerzen, Angst oder Unwohlsein sein. Es gibt wahnsinnig viele Möglichkeiten, was das Verhalten auslösen könnte.

    Wichtig ist für euch jetzt halt (insbesondere mit nem Kind im Haus!), schnellstmöglich herauszufinden, was die Ursache ist - mal ganz ab von den Hormonen, die das Verhalten zwar ggf. verstärken, aber niemals allein auslösen können.

    Wenn ihr keinen roten Faden erkennt, kann es auch hilfreich sein, kritische Momente, in denen er auslösen könnte, immer mitzufilmen, bis ihr es auf Video habt, und damit zu einem Trainer zu gehen.