Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Ein Hund der selbst schon von einem anderen Hund schwer verletzt wurde, "verzichtet" vielleicht bei einer Konfrontation auf die volle Eskalationsleiter. Der geht aus Angst/Panik/Erfahrung dann eventuell selbst in "ich töte lieber dich, als du mich".

    Ich bin äußerst froh, dass die allermeisten Hunde anscheinend doch noch diese Eskalationsleiter kennen, und dementsprechend handeln, sodaß zumeist nur "Schall und Rauch", aber eben keine Beschädigungsabsicht vorliegt.


    Es erschreckt mich, wie oft hier dargestellt wird, das Nicht-Einhalten dieser Eskalationsstufen sei "normal", also canidentypisch - denn das ist es nicht.


    Was durch künstliche Selektion übertypisiert wird, also nicht mehr canidentypisches Aussehen oder Verhalten ist, wird nicht durch die Häufung dieser Übertypisierung zur Norm für Canidenverhalten und -aussehen.


    Hier müsste der Anspruch her, wieder mehr "zur Natur", also zum natürlichen, genetisch programmierten Verhalten und Äußeren, zurückzukehren, statt durch menschliche Ansprüche Kreaturen zu kreieren, die mehr eine Karrikatur von Haushunden als tatsächlich Haushunde sind.


    Für mein Empfinden ist das die gleiche Argumentation wie bei Haltern von Brachyzephalrassen, welche die Atemgeräusche ihrer Hunde als "normal" und nicht gesundheitsbeeinträchtigend empfinden - wo doch jeder normale Mensch wissen müsste, dass eine normale, gesunde Atmung keine derartigen Geräusche verursachen kann.


    Edit: Es fehlt der Bezug zum Zitat, der eigentlich direkt unter das Zitat sollte ...

    Es gehört schon ein sehr traumatisches Ereignis dazu, um eine solche, äußerst starke Änderung im Verhalten zu bewirken.

    Auf einen Artgenossen zu treffen, der einen töten will, das so kommuniziert und entsprechend handelt, gehört sicher dazu.


    Nur ist es eben nicht normal, dass Hunde Artgenossen töten wollen, und ihrerseits dann sofort zubeißen und sich verbeißen, statt zuvor beschädigungsvermeidend zu Drohen.

  • Es gibt ja ne Menge Hunde, die auf Drohverhalten gar nicht oder nur sehr unzureichend reagieren. Meine Erfahrung ist, dass vor handfesten Auseinandersetzungen in der Regel nicht das fehlende Drohverhalten ein Problem ist. Sondern dass dieses häufig nicht richtig eingeschätzt/wahrgenommen wird, weil es nicht ausreichend ernst genommen wird oder bei anderem Typ Hund oder in bestimmten Situationen die Eskalation durchaus auch gewollt ist.

  • Willst du damit sagen, dass du schon oft beobachtet hast, wie ein Pitbull knurrt, fletscht, um sich schnappt und Menschen das „nicht ernst“ nehmen, beziehungsweise Malteser dann angreifen, weil sie sich „die Eskalation wünschen“?


    Oder ist das mehr so ein Fall von „Hast du diesen einen Wimpernschlag gesehen?“

  • Was verstehst du an diesem Satz nicht Gandorf ?

    Es gibt ja ne Menge Hunde, die auf Drohverhalten gar nicht oder nur sehr unzureichend reagieren.

    Ich habe nicht den Eindruck, dass mit dem Statement explizit der jüngst besprochene Vorfall Malteser/PB gemeint ist, sondern Hundebegegnungen im Allgemeinen.

  • Bin unsicher ob zustimmen oder nicht. Meine Hündin kommuniziert sehr fein, sehr subtil und sehr leise. Ja eine Menge Hunde trampeln darüber hinweg. Auf deutliches Drohverhalten reagieren dann aber doch die Meisten.

    Und genauso die Wahrheit, eigentlich geht's sie einen Großteil der Zeit völlig unbehelligt durch die Welt, weil ihre Rührmichnichtan Ausstrahlung reicht.


    Ich habe ja den direkten Vergleich zwischen Opfertyp und souverän Dagegen. Eigentlich finde ich es doch sehr erstaunlich wie unterschiedlich Hunde sich verhalten können je nachdem wen sie treffen. Und ich "kenne" meine Nachbarshunde ja zur Genüge.

  • Drohverhalten

    Ich würd mich sogar aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass Drohverhalten an sich auch ne individuelle Sache ist.


    Es gibt Hunde, die drohen wirklich ausgiebig und möchten echt gern deeskalieren und einfach die Laus aus dem Pelz haben und fertig.

    Und es gibt Kandidaten, die drohen kurz und gehen direkt zum Angriff über, die sind einer Beißerei grundsätzlich nicht abgeneigt, haben ne kurze Lunte und kloppen sich gern. Und halt einiges dazwischen.


    Hunde, die kurz einfrieren und dann direkt zubeißen und dann auch richtig übel sich verbeißen finde ich persönlich am schlimmsten, denn da ist halt kaum Reaktionszeit (habe ich bisher allerdings glücklicherweise nur per Video gesehen). Und auch im Angriff selbst ist kaum Chance, zu unterbrechen. Unvergessen ist mir ein Video, ich glaube aus Italien war das (??), da hatte sich ein Listenhund losgerissen und ist mit wehender Leine auf was Lockiges in Airdalegröße losgegangen. Die Besitzerin konnte nichts dagegen tun, hat dann in ihrer Not ihren schreienden Hund auf ein parkendes Auto auf die Motorhaube geworfen, während der angreifende Hund wie verrückt um das Auto rum ist und versucht hat, den anderen Hund dort wieder runterzuziehen.

    Erst ein weiterer Passant konnte dann helfen, aber der Hund kam immer wieder zurück. Und das Ganze war völlig unprovoziert, da wurde gar nicht gedroht, sondern direkt losgegangen.


    Ich würde schon sagen, dass es Hundetypen gibt, die kaum bis gar nicht drohen und auf Unterwerfungsgesten kaum bis nicht reagieren. Und umgekehrt Hunde, die auf Drohen mit Angriff statt Deeskalation reagieren. Und natürlich gibt es die Trottelhunde, die ein Drohen gar nicht registrieren, bis sie eben eine gewischt kriegen. Glücklicherweise kommunizieren die allermeisten Hunde relativ sauber und gut miteinander, sonst käme es zu weit mehr Vorfällen.

  • wieder mehr "zur Natur", also zum natürlichen, genetisch programmierten Verhalten

    Hundundmehr meine Verwirrtheit steht dafür, denn das ist alles andere als das was du dir vorstellst.

    In Gesellschaften wo es Strassenhunde gibt ist es auch nicht so dass die alle voll den Spass miteinander haben und sich alle ganz doll liebhaben.

    Ich war noch in der Grundschule als mein Terriermix vor meinen Augen totgebissen wurde als er zu einer heissen Hündin lief die schon paar Interessenten hatte. Meine Freundin aus Kindheitstagen hat versucht ihren Hund von einem angreifenden Strassenhund zu retten und konnte nie wieder ihren Finger richtig bewegen danach. Der Hund hat es nicht überlebt. Von einer anderen Freundin wurde der Hund von einer Meute Strassenhunden getötet als sie beim Spazieren in deren Hood gerieten.

    Und das waren in meiner Heimat keine Pits, sowas gabs bei uns damals in den 90ern nicht wirklich auf der Strasse.

  • Was verstehst du an diesem Satz nicht Gandorf ?

    Es gibt ja ne Menge Hunde, die auf Drohverhalten gar nicht oder nur sehr unzureichend reagieren.

    Ich habe nicht den Eindruck, dass mit dem Statement explizit der jüngst besprochene Vorfall Malteser/PB gemeint ist, sondern Hundebegegnungen im Allgemeinen.

    Dann versteh ich nicht, warum man an dieser Stelle der Diskussion so eine „allgemeine“ Aussage platziert, die entweder Offtopic gemeint (!) ist — oder es ein Mysterium bleiben soll, für welchen Zwischenfall das jetzt gilt.


    Und was damit genau gesagt werden soll?

  • Es gibt ja ne Menge Hunde, die auf Drohverhalten gar nicht oder nur sehr unzureichend reagieren. Meine Erfahrung ist, dass vor handfesten Auseinandersetzungen in der Regel nicht das fehlende Drohverhalten ein Problem ist. Sondern dass dieses häufig nicht richtig eingeschätzt/wahrgenommen wird, weil es nicht ausreichend ernst genommen wird oder bei anderem Typ Hund oder in bestimmten Situationen die Eskalation durchaus auch gewollt ist.

    Das fällt mir auch regelmäßig auf. Erst neulich hatte ich wieder so ne Situation: Hund latscht auf uns zu. Spuk sagt "Bitte weitergehen, ich will meine Ruhe." Hund kommt trotzdem weiter angelatscht, verringert die Distanz. Spuk sagt: "Alter, das ist nah genug." Hund unterschreitet Spuks Wunschdistanz. Spuk sagt jetzt äußerst deutlich: "Verpiss dich, Freundchen, ich hab keinen Bock auf dich!!"

    Hund versucht, Spuk die Nase in den Hintern zu schieben, und kassiert von mir nen ordentlichen Bodyblock. Und ich frag mich, was geht in diesen Hunden vor? Die rütteln eindeutig am Watschnbaum und man kann Spuk jetzt wirklich nicht nachsagen, dass er zu kurz und zu subtil droht.

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