Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Er hat sich Abstand verschafft. Der Richter macht nen Schritt nach vorne, statt seitwärts/rückwärts an der Bande lang zu schleichen.

    (Während sich da noch andere Menschen und Hunde bewegen.)


    Und das ist Auslöser genug, dass der Hund sich losreißt und aktiv hinstürzt?

    Man sieht ihn nicht. Vielleicht war er auch generell noch nicht “fertig” mit diesem Menschen und weiter am zappeln — dann nur in diesem Moment erfolgreich beim sich losmachen.


    Dann wären das noch nicht mal zwei separate Aktionen, sondern nur ein beharrliches Vorgehen.

    Sieht man halt nicht.


    Außer, dass er auf Distanz noch mal hinrennt und draufspringt.

  • Er geht doch wieder gezielt Richtung Hund statt zu warten dass der Hund erstmal unter Kontrolle ist.


    Also rein aus Hundemenschen-Sicht würde ICH erst warten dass der Hund angeleint wird bevor ich auf ihn zugehe.

    Aber es kann auch sein dass das bewusst so gemacht wird, gibt ja gewisse Leute die meinen in so Situationen das mit fremden Hunden ausdiskutieren zu müssen.

  • Der Richter macht mehrere Schritte in die Richtung, wo sich grad noch der Hund befunden hat, den man aber in diesem Moment in der Aufnahme nicht sehen kann. Ob der Hund in diesem Moment bereits wieder unter Kontrolle war, wissen wir nicht. Grundsätzlich ist die Situation an sich aber noch nicht "ruhig", da sind noch andere damit beschäftigt, ihren Hund zu beruhigen, man hört noch aufgeregtes Gerede. Die Lage ist also noch sehr kippelig.


    Und das ist Auslöser genug, dass der Hund sich losreißt und aktiv hinstürzt?

    Scheint so.

    Was soll ein Tier "denken", das versucht hat, klarzumachen, dass ihm eine Situation zu viel ist, wenn derjenige welcher dann wieder auf es zukommt? Angemessene Unterstützung durch den Halter gibts ja nicht.


    Da hat in erster Linie der Halter versagt, der den Hund nicht genügend vorbereitet hat. Aber auch der Richter, indem er nicht abgewartet hat, bis die gesamte Situation wieder ruhig ist.


    Wir sind nicht in einem x-beliebigen Park mit völlig Unbeteiligten und Ahnungslosen. Das ist auf einer Ausstellung. Da erwarte ich mehr von den Leuten.

  • Handelt es sich denn um einen völlig depreviert aufgewachsenen Hund?


    Oder um ein Wildtier?


    Dann würde ich das verstehen.


    Der Richter macht zwei Mini-Schnittchen (jeweils nur eine Schuhlänge!) vor und dann schon einen zur Seite.

    Das ist weder schnell, noch entschlossen, noch weit.

    Soll er sich denn mit dem Rücken an der Bande entlang drücken?

    So wie man’s machen würde, wenn man versehentlich in nen Löwenkäfig fällt?


    Aber wie soll der unter Menschen— wie soll der zum Tierarzt — wenn den ein bisschen Maßband anlegen schon so nachhaltig in Rage versetzt?

  • Da ist für mich in dieser speziellen Situation nicht der Hund das Problem.

    Also, auch wenn ich finde, dass die Leute sich in der Situation falsch verhalten haben - problematisch finde ich das Verhalten des Hundes trotzdem.

    Problematisch im Sinne von "gehört nicht in die Öffentlichkeit/in den Kontakt mit Menschen", weil zu extrem in seinen Reaktionen.


    Wenn der - egal wo - so auf Menschen reagiert, die irgendwas komisches machen (und der Besitzer ihn nichtmal festhalten kann), dann ist das gefährlich. Völlig egal, was der Auslöser war.


    Das Zusammenleben mit Hunden hat halt gewisse Voraussetzungen.

    Wenn ein Hund mit so einer Heftigkeit auf einem gesicherten Grundstück als Wachhund gehalten wird, von mir aus (fände ich nicht gut, aber ist nicht gefährlich für die Allgemeinheit).


    Aber in der Öffentlichkeit - wenn man ihn offensichtlich nicht oder nur schwer halten kann - passt für mich einfach nicht.

  • Ich finde vor allem erschreckend, dass es überhaupt dazu kommen konnte, das war mit mehrsekündiger Ansage.

    (Passt vielleicht auch in die vorherige Diskussion "wieviel Hundeverstand sollte man vom Umfeld erwarten"...)


    Ich oute mich mal als "unwissend":

    Ich hätte ja von mir schon behauptet, dass ich die meisten Hunde einigermaßen lesen kann. Aber hier erkenn ich z.B. null eine mehrsekündige Ansage.


    Klar, dass es dem Hund nicht passt, sieht man ja in den Sekunden danach. Wäre aber das Video anders weitergegangen und der Hund hätte nach dem Messen einen Keks vom Richter bekommen, hätte mich das auch nicht gewundert.


    Durch die kupierten Ohren fehlt mir Information. Ich erkenn aber auch kein Steifwerden des Körpes. Der Kopf folgt der Hand des Richters, fixiert aber mMn nicht den Richter selbst. Ich find die gesamte Maulpartie eher weich als angespannt (mag natürlich auch an den vielen Falten liegen). Ich kenn den Hundetyp nicht sonderlich gut.


    Das vielleicht als Auflistung, warum ich diesen Angriff für mich(!) als "aus dem nichts kommend" klassifiziert hätte.

  • Aber was mir bei diesem Typ Hund einfach besonders oft auffällt und was für mich bei diesen Rassen irgendwie immer so ein ungutes Gefühl zurücklässt - außer steif werden und fixieren kommt da an vorherheriger Warnung eher wenig oder?

    Also kein Knurren, kein Lefze hochziehen?

    Ich vermute, dass Halter dieser Hunde den Schritt zwischen steif werden und nach vorne gehen wegmaßregeln. Also Zähne zeigen und Knurren. Weil, dann könnte ja jemand denken, dass der Wauz böse ist. Also werden sie steif, denn das nimmt ja - wie man hier eindrucksvoll lesen kann - fast keiner als Drohsignal wahr, daher "darf" es bleiben und dann kommt eben das Schnappen. Und, dass ein solcher Hundetyp noch mal nachsetzt nach dem Motto: "Alter, nur auf Nummer sicher, dass ich es Dir nicht noch mal sagen muss!", finde ich jetzt auch nicht ungewöhnlich.


    Ich finde, der droht schon recht lange ... das geht auch kürzer. Dumm halt nur, dass da Menschen zugange sind, die das nicht lesen können. Und offensichtlich auch nicht genug geübt wurde, dass die Aktion keine Bedrohung für den Hund ist.


    (In meinem Trainingsalltag habe ich bei Hunden mit Aggressionsproblemen, an denen schon viel rumgewurschtelt wurde, oft das gleiche Thema. (Kurz) Steif werden und dann Zähne einsetzen. Und dann erzählen die Besitzer, dass er "plötzlich" eskalieren würde ... ähm, ja ... :ugly: Herzlichen Glückwunsch, ihr Training war erfolgreich.)

  • Finde das minikurze Drohverhalten typisch, das macht es ja so gefährlich. Die Hunde werden kurz steif oder schauen kurz hoch und das wars. Das hängt halt auch mit genetisch bedingter Impulsivität zusammen. Einen Zusammenhang mit Erziehungsmaßnahmen sehe ich persönlich nicht in dieser Hinsicht. Und ich finde man sieht es häufig schon bei 8 Wochen alten Welpen, da ist ja noch gar nicht viel in Hinblick auf Erziehung passiert.

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