Vielhundhalter - wie wird man einem Rudel gerecht?

  • Übrigens noch zum Spaziergeh-Thema: Ich habe das ja irgendwie angestoßen, und will daher betonen: Ich meine damit wirklich nicht Leute, die 3 oder auch noch 4 Hunde haben und überwiegend/ausschließlich mit denen zusammen laufen, sondern wirklich "Vielhundehalter", also eher so ab 6 oder 7 Hunden aufwärts.

    Das ist für mich persönlich schon nochmal ein großer Unterschied. Natürlich gibt es auch Fälle, da sind 3 Hunde so grundverschieden, dass gemeinsame Spaziergänge nur Stress wären und 8 Hunde sich so ähnlich von Temperament, Bedürfnissen, körperlicher Fitness und mentaler Resilienz, dass gemeinsame Spaziergänge ohne Weiteres entspannt machbar sind - aber in der Regel sehe ich es schon so, je mehr Hunde, desto eher werde ich die Situation haben, dass nicht ein und derselbe Spaziergang quer durch für alle passt.

  • Ich kann absolut verstehen, wenn Menschen sagen, dass sie sich Vielhundehaltung für sich nicht vorstellen können. Das ist völlig okay. Nicht jeder möchte so leben, nicht jeder kann oder will das leisten. Und es ist auch in Ordnung, wenn jemand für sich sagt, dass er bestimmte Situationen nicht im Sinne aller Beteiligten regeln könnte.

    Was mir in diesen Diskussionen allerdings immer wieder auffällt, ist, dass sich vieles im Kreis dreht. Immer wieder nur „kann ich mir nicht vorstellen“, „würde für mich nicht funktionieren“, „wäre mir zu viel“. Ja… verstanden. Aber das sagt erst mal nur etwas über die eigenen Grenzen aus.

    Wenn man selbst sich nicht vorstellen kann, viele Hunde so zu führen, dass alle Spaß auf dem Gassi haben, ist das völlig okay. Ich finde es sogar sehr gut, wenn jemand seine eigenen Grenzen kennt. Aber diese Grenzen gelten eben nicht automatisch bei anderen.

    Genauso wenig, wie meine Grenzen für alle gelten. Ich könnte mir zum Beispiel nie im Leben vorstellen, einen großen Hund mit ernsthafter Beschädigungsabsicht sicher zu führen. Das wäre für mich völlig außerhalb dessen, was ich leisten könnte. Trotzdem käme ich nie auf die Idee, daraus abzuleiten, dass andere Menschen das nicht sehr wohl könnten.

    Und wenn es nach dem ginge, was ich mir vorstellen kann oder nicht, dürfte übrigens auch kein Mensch Kinder haben. Und schon gar nicht Kinder und Hunde gleichzeitig. Für mich wäre das komplett undenkbar. Trotzdem funktioniert das bei anderen offensichtlich sehr gut.

    Ich zum Beispiel habe überhaupt kein Problem damit, andere um Hilfe zu bitten. Ich frage ohne schlechtes Gewissen, ob mich jemand irgendwohin fahren kann, zur Not auch mehrmals die Woche oder mitten in der Nacht. Ich nutze mittlerweile keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr, die sind hier diesem ländlichen Gebiet auch eher spärlich gesät. Dafür kann ich von meinem Haus aus in quasi jede Richtung loslaufen und bin innerhalb von ein paar Minuten, maximal zwanzig, auf irgendeinem Feldweg. Und das, obwohl ich mitten in der Innenstadt wohne.


    Unterschiedliche Lebensrealitäten, unterschiedliche Lösungen. Nur weil man sich etwas selbst nicht vorstellen kann, heißt das nicht, dass es bei anderen nicht funktionieren kann.

  • Als ich im Sommer auf einem Rudelseminar war, waren da ... Rudel :smile:. Ich war mit zwei Hunden eine von wenigen. Es gab einige Leute, die als Paar 4+ Hunde hatten und das größte Rudel für nur eine HH waren 5 Goldies. Wenn ich mich mal zurückerinnere gab es bei den Goldies viele Dynamiken, dass eine die anderen halt schickt und Unruhe entsteht, die Hunde waren untereinander zwar fein, aber dennoch konnte Gassi nervig werden. Ebenso bei einer Dackelzüchterin und einer Kromfortländerzüchterin. Miteinander selten Reibereien, aber gerne mal entweder in der Gruppe Fremdhunde mobben, oder eben eine wurde geschickt und war gestresst. Dann eine Halterin mit drei DSH, was Potential hatte, weil die sich bei Stress mal gerne gegenseitig angingen und sich auch mal umdrehten.
    Kurz gesagt, dort waren 5 Hunde einer Rasse eben nicht 5x1 Hunde, sondern durch die Dynamiken hat sich das gerne ordentlich potenziert. Ich finde gute Vielhundehaltung wirklich schwer. Denn wenn es nur einen Mü aus dem Ruder läuft an einer Ecke kann das wirklich schnell außer Kontrolle geraten.

    Wenn ich mich an verschiedene Stresslevel der Gruppen erinnere, dann stieg der Stress dort, je größer die Gruppen waren. Klar, das Seminar wurde von Leuten gebucht, denen bewusst war, dass sie was ändern sollten. Aber im Laufe des Seminars wurde halt auch deutlich wie schwer man bei länger ausgelebten Verhaltensmustern noch den Fuß in die Tür kriegt.

    Edit: Ich spreche jetzt niemand direkt an, mir geht es um meine Beobachtungen zum Thema viele Hunde...

  • Wenn man selbst sich nicht vorstellen kann, viele Hunde so zu führen, dass alle Spaß auf dem Gassi haben, ist das völlig okay. Ich finde es sogar sehr gut, wenn jemand seine eigenen Grenzen kennt. Aber diese Grenzen gelten eben nicht automatisch bei anderen.

    Aber auch jemand, der seine 12 Hunde sicher führt und top erzogen hat, hat ja keine übermenschlichen Fähigkeiten, mit denen er dafür sorgen kann, dass jeder Hund beim Rudelspaziergang voll auf seine Kosten kommt. Das sind für mich teilweise Faktoren, die nichts mit dem jeweiligen Menschen und dessen Grenzen zu tun haben, sondern schlicht eben damit, dass man am Ende auch sehr unterschiedliche Hunde mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen haben kann. So harmonisch eine Hundegruppe auch sein mag - Verletzungen und Alter können halt schnell dafür sorgen, dass die einen dauerhaft zu viel mitmachen (gerade in Gruppen, so meine Beobachtungen, gehen Hunde auch eher über ihr eigentliches Limit, laufen mit, obwohl sie eigentlich nicht mehr wirklich können etc.), die anderen zu wenig, das Tempo, die Gegend nicht mehr für alle passt. Fängt ja schon bei so was wie Bodenbeschaffenheit an, dass da aufgrund verschiedener gesundheitlicher Einschränkungen einer z.B. nur weiche Böden schafft etc.

    Je mehr Hunde, desto höher das Risiko, dass da unterschiedliche Bedürfnisse mal miteinander crashen.Darauf wollte ich ursprünglich auch hinaus in Bezug auf das Thema Spaziergänge.

  • Ich glaube, es hilft an dieser Stelle nicht weiter, wenn immer wieder betont wird, was man selbst für möglich oder unmöglich hält. Das beschreibt persönliche Grenzen, mehr aber auch nicht.

    Fakt ist doch, dass es in so gut wie keiner Familie möglich ist, jederzeit alle Bedürfnisse aller Beteiligten sofort zu hundert Prozent zu erfüllen. Völlig unabhängig davon, wie diese Familie aufgestellt ist. Ob das eine Person mit zehn Hunden ist, einer Großfamilie mit sechs Kindern, ein Elternpaar mit Kind und zwei Hunden, eine Vater Sohn Wohngemeinschaft mit fünfzehn Hühnern, drei Hunden und drei Katzen. Oder ein Bauernhof mit Großfamilie und mit fünfzig Kühen, acht Stallkatzen, einem Hofhund, dreißig Hühnern und drei Pferden. Oder ein privater Pferdehof. Oder oder oder.

    Zusammenleben bedeutet immer Kompromisse. Immer Abwägen, Priorisieren und Anpassen. Das ist kein spezielles Problem von Vielhundehaltung, sondern eine ganz normale Realität, sobald mehrere Lebewesen miteinander leben.

    Mir wird seit Jahren prognostiziert, dass es mit dem Gassi gehen irgendwann zwangsläufig schwierig werden müsse, wegen weil dieses und jenes KÖNNTE....... Und das ist trotz eines Altersunterschieds von zwölf Jahren zwischen dem jüngsten und dem ältesten Hund, trotz sehr unterschiedlicher Rassen, trotz Krankheit oder Verletzung einzelner Hunde nicht passiert.

    Ich verstehe, dass man gedanklich gern vom Worst Case ausgeht oder für alles eine perfekte Lösung haben möchte. Aber vielleicht darf man auch einfach akzeptieren, dass es bei anderen Menschen trotz all dieser theoretischen Worst Cases schlicht funktioniert.

  • WorkingDogs mit wie vielen Hunden lebst du zusammen?

    Wozu „braucht“ man mehr Hunde?
    Ich rein persönlich fände so 2-3 Hunde auch chillig. Aber ja, die Diskussion dreht sich absolut im Kreis.

    In meinem Fall habe ich eine Seniorin, ein Hund der gezielt zur Zucht gekauft wurde und nach dem Röntgen „raus“ war und einen verletzungsbedingt „unbrauchbaren“ Hund.

  • Ich verstehe einfach den Mehrwert nicht. Also, dass man 2 Hunde hält, oder auch drei und evtl auch 5, kann ich noch verstehen vor allem, wenn man ein besonderes Hobby mit den Hunden betreibt, sie zur Arbeit braucht oder züchtet. Dann hat man "aktive" Hunde im besten Alter, Nachwuchs und Senioren.

    Aber spätestens ab 5 Hunden, überlege ich mir, welchen Mehrwert man als Mensch hat, wenn noch ein weiterer Hund einzieht. Außer mehr finanzielle Ausgaben, mehr Arbeit an Pflege, weniger Zeit, die man auf die einzelnen Hunde aufteilen kann. Mehr Sorgen, mehr Stress, mehr Einschränkungen, usw. Vor allem, wenn man die Hunde nicht für einen Job/Hobby "braucht", sondern wirklich nur als Begleiter/Haustiere hält.

    Ich habe 2 Hunde und bin damit vollkommen ausgelastet (finanziell und zeitlich). Allerhöchstens könnte ich mir einen dritten Hund vorstellen, aber das wird wohl nie passieren, weil ich das einfach für den Alltag zu unpraktisch finde.


    Das trifft es für mich auch total auf den Punkt.

    Fühle mich mit aktuell 3 Hunden mehr als ausgelastet. Der dritte wäre hier auch nicht eingezogen, wenn ich nicht unbedingt noch was aus "meiner" Linie hätte behalten wollen. Zwei Hunde reichen mir.

    Wir hatten aber auch schon mal 5-6 gleichzeitig. Ich WEIß, dass wir das irgendwie hinbekommen und es den Hunden auch "gut geht" - aber die Einschränkungen, die damit für mich einhergehen rechtfertigen für meine eigene Lebenssituation diese Anzahl einfach nicht (mehr).

    Platz, Dreck, Kosten ... Rudeldynamik. Urlaubsplanung, individuelle Betreuung ... alles wird einfach aufwendiger.

    Ja, es geht bestimmt. Und wenn es ins Leben passt und der Mittelpunkt eben die Hundehaltung ist - auch gut. Aber ich denke für sehr viele Menschen ist das einfach unrealistisch. Mit Vollzeitjpb, Haushalt, Familie ... keine Ahnung, ich sehe da - für mich - auch keinerlei Mehrwert drin.

    3 eigene Hunde sind für mich tatsächlich echt das Maximum. Und da braucht man sich auch nix vor machen, an einem normalen Wochentag bekommen die auch nicht regelmäßig "individuelle Zeit". Wie denn? Ich bin 9-10 Stunden außer Haus xD Die gehen großes Gassi, alle zusammen. Dann gibts bisschen Kuschel oder Spielzeit wenn ich wieder da bin, an freien Tagen gehen wir oft Wandern und wenn meine Dienste es zu lassen, gibts Hundesport. Aber da bleibt die "Oma" auch oft zu Hause.

    Und irgendwann muss ich ja auch mal duschen, essen, aufräumen, Wäsche machen, einkaufen und nach anstrengenden Diensten auf mein eigenes Leben klar kommen. Es dreht sich definitiv nicht nonstop alles um die Hunde.

    Trotzdem ist mir super wichtig, dass sie ausgelastet sind, alle ihre Bedürfnisse erfüllt sind. Gerade deshalb kann ich mir - für mich - nicht so recht vorstellen, wie das mit noch mehr Hunden funktionieren soll. Also LANGFRISTIG. Über Jahre. Ich hätte da halt einfach auch gar keine Lust zu.

    Deswegen bin ich auch froh, dass wir aktuell eben kein 5-6er Rudel mehr haben. Sondern "nur" 4 und davon auch "nur" noch drei wirklich meine sind.

    Aber wie gesagt, Lebenssituationen sind halt individuell und auch die eigenen Ansprüche.

  • Mir wird seit Jahren prognostiziert, dass es mit dem Gassi gehen irgendwann zwangsläufig schwierig werden müsse, wegen weil dieses und jenes KÖNNTE....... Und das ist trotz eines Altersunterschieds von zwölf Jahren zwischen dem jüngsten und dem ältesten Hund, trotz sehr unterschiedlicher Rassen, trotz Krankheit oder Verletzung einzelner Hunde nicht passiert.

    Ja, weil dein einer Hund es ok fand, in nem Wagen zu hocken, oder? Das waer fuer Pan z.B. einfach aetzend. Das soll echt kein Angriff sein, aber was machst du, wenn einer deiner Hunde das nicht will oder (wieso auch immer) nicht kann? Oder wenn der Welpe, wieso auch immer, die grossen Runden nicht mit kann, weil tragen nicht geht? Ist deine Haltung nicht darauf ausgelegt, dass sowas dauerhaft klappt (also mit allen zusammen laufen)?

    Ich frag dich nur direkt, weil du halt grad da bist ;) Das ist keine Wertung!

  • WorkingDogs mit wie vielen Hunden lebst du zusammen?

    Wozu „braucht“ man mehr Hunde?
    Ich rein persönlich fände so 2-3 Hunde auch chillig. Aber ja, die Diskussion dreht sich absolut im Kreis.

    In meinem Fall habe ich eine Seniorin, ein Hund der gezielt zur Zucht gekauft wurde und nach dem Röntgen „raus“ war und einen verletzungsbedingt „unbrauchbaren“ Hund.

    Momentan 4, demnächst dann wieder 6, mal sind es 5. Das variiert.

    Naja, brauchen tun die meisten von uns gar keinen Hund. Wenn wir danach gehen kann man ja das halbe Leben infrage stellen. Genauso wie niemand 20 Geschirre braucht, tausend Mäntel oder sowas.

  • Momentan 4, demnächst dann wieder 6, mal sind es 5. Das variiert.

    Ich kann mir wirklich viele Gründe vorstellen, warum man 4, 5 oder vielleicht auch 6 Hunde hat - und auch den "Mehrwert" den in bestimmten Situationen der 4. oder 5. Hund bringt. (Sei es für die Arbeit, weil Hunde erst langsam aufgebaut werden müssen, bevor sie wirklich belastbar sind - oder sei es für Zuchtambitionen...)

    Das fällt für mich auch nicht unter "Viel"hundehaltung - das ist für mich Mehrhundehaltung. Zumindest bezogen sich meine skeptischen Beiträge nicht auf Gruppen dieser Größe. Ich habe das nicht dazu geschrieben - deswegen die Klarstellung.

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