Junger Podenco Labrador Mix Schwierigkeiten

  • Hallo liebe Community, ich bin der Neue und komme direkt mal mit einer Großbaustelle zu euch :D


    Ich habe in Polen einen (wahrscheinlich) Podenco Labrador Mix aus schlechten Verhältnissen aufgenommen: Er wurde dort mit Brotkrusten gefüttert und kaum bis garnicht nach draußen geführt. Dass da Podenco drin ist habe ich leider erst im Nachhinein durch Recherche herausgefunden. Nero wird in 3 Tagen 8 Monate alt und ist nun knapp 2 Monate bei mir.


    Mit einem Behavioristen haben wir die schwierigsten Baustellen im Haus bereits abgearbeitet: Anbellen und teilweise Aggression um Aufmerksamkeit zu erzwingen & Angreifen des Staubsaugers.


    Draußen hatte selbst der Behaviorist Schwierigkeiten den Hund "unter Kontrolle zu kriegen" und hat schließlich zu einem Stachelhalsband geraten, um die Emotionen "kontrolliert runter zu fahren". Eine kurze Anprobe hat deutliche Verbesserung gezeigt, allerdings will ich nach gründlicher Überlegung den Kleinen nicht durch Schmerzen erziehen;


    Ich habe auch schon andere Trainer kontaktiert, und jeder sagt etwas anderes, und auch im internet findet man immer mehr widersprüchliches je länger man sucht (z.B. mach ihn zum Balljunky vs. auf keinen Fall jagen lassen).


    Ich hoffe hier jemanden mit Erfahrung zu finden der mir ein paar Tipps geben kann, in welche Richtung ich denn nun gehen soll....


    Die Probleme von leicht bis schwer:


    Im Haus folgt er mir auf Schritt und Tritt. Diese Trennungsangst sollte ich laut dem Behavioristen durch Käfigtraining abtrainieren. Nero isst also im Käfig, und verweilt danach für maximal 1 Stunde darin. Anfangs jault er, irgendwann legt er sich ab, schläft aber nicht.


    Auch sonst im Laufe des Tages kommt er nicht wirklich zur Ruhe: Er versteht das Kommando um ins Körbchen zu gehen - er weigert sich aber oft (und guckt mir dabei in die Augen), wenn ich es lauter/energischer ausspreche dann geht er ins Körbchen, steht meistens aber nach kurzer Zeit wieder auf.

    (Wir haben in jedem Raum ein Körbchen). Meistens guckt er mir ganz tief in die Augen oder stupst mich an, und wenn ich drauf eingehe führt er mich zu seinem Lieblingsspielzeug, einem langen, weichen Tau, um mit ihm zu spielen.


    Auch Nachts beim schlafen gehen weigert er sich, kommt zu mir ans Bett oder versucht sich den Läufer/Teppich vorm Bett zurecht zu scharren und dann darauf zu legen.


    Draußen ist Nero kaum ansprechbar, zieht meist wie verrückt an der Leine, bleibt bei jeder kleinsten Ablenkung stehen / fixiert diese oder möchte hinterher hetzen (Vögel, Fahrräder u. größere Autos/LKWs). Bei Hundebegegnung, selbst bei riesigem Abstand, bleibt er versteinert stehen oder legt sich hin und fixiert den fremden Hund.


    Um das hier nicht all zu lang zu machen, mach ich hier mal einen Punkt.

    Falls sich hier jemand findet der mir ein wenig Hilfestellung geben würde, wäre ich sehr dankbar und würde genauer auf die ganzen Punkte eingehen (was ich schon versucht hab etc).


    Gruß und Kuss und allen eine schöne Weihnachtszeit :)

  • Nero isst also im Käfig, und verweilt danach für maximal 1 Stunde darin. Anfangs jault er, irgendwann legt er sich ab, schläft aber nicht.

    Das ist sehr traurig, finde ich. Wenn das regelmäßig passiert, wird der Stresspegel des Hundes schon alleine aufgrund dessen so hoch sein, dass er sich auch den Rest des Tages unmöglich entspannen kann.

  • Ich würde da ehrlich gesagt erstmal ein gründliches "Reset" empfehlen, in dem der Hund nicht eingesperrt oder "energisch" herumkommandiert wird, sondern seinen Stresspegel runterfahren kann. 2-3 Wochen mindestens, um in einen Modus zu kommen, in dem er sich überhaupt mal wohlfühlt.


    Und dann mit einer Trainerin weitermachen, die die Bedürfnisse des Hundes im Blick hat.

  • Ich finde es spannend, wie du die Hundesprache beschreibst wenn du ihn ins Körbchen schickst (er schaut mir dabei tief in die Augen), wie interpretierst du das? Und was tust du, wenn Nero so reagiert wie von dir beschrieben?

    Es ist ja schon mal gut, dass der Hund das Kommando offenbar verstanden hat und dann auch eine Weile auf seinem Platz bleibt.


    Zum Thema Kettenhalsband: wirf es einfach am besten direkt weg und traue deinem Gefühl.

  • Im Haus folgt er mir auf Schritt und Tritt. Diese Trennungsangst sollte ich laut dem Behavioristen durch Käfigtraining abtrainieren. Nero isst also im Käfig, und verweilt danach für maximal 1 Stunde darin. Anfangs jault er, irgendwann legt er sich ab, schläft aber nicht.

    Ich finde es normal und auch ganz gut, dass der Hund Kontakt zu dir sucht. Er ist erst knapp 2 Monate bei dir und sucht Orientierung.

    Ich würde nicht mit einem Käfig oder einer Box arbeiten, sondern mit Türgittern.

    Auch Nachts beim schlafen gehen weigert er sich, kommt zu mir ans Bett oder versucht sich den Läufer/Teppich vorm Bett zurecht zu scharren und dann darauf zu legen.

    Was ist hier das Problem? Soll er nicht ins Schlafzimmer? Wenn ja, auch hier mit Türgitter arbeiten. Der Hund kann vor dem Schlafzimmer schlafen und "spürt" dich. Alternativ ein paar Nächte mit dem Hund z.B. im Wohnzimmer (oder wo er mal schlafen soll) schlafen, damit der Hund es kennenlernt.

    Draußen hatte selbst der Behaviorist Schwierigkeiten den Hund "unter Kontrolle zu kriegen" und hat schließlich zu einem Stachelhalsband geraten, um die Emotionen "kontrolliert runter zu fahren". Eine kurze Anprobe hat deutliche Verbesserung gezeigt, allerdings will ich nach gründlicher Überlegung den Kleinen nicht durch Schmerzen erziehen;

    Finger weg vom Stachelhalsband, das ist tierschutzwidrig! Es geht auch anders. Kostet Zeit und Nerven, bringt aber Vertrauen und eine vernünftige Bindung.

    Draußen ist Nero kaum ansprechbar, zieht meist wie verrückt an der Leine, bleibt bei jeder kleinsten Ablenkung stehen / fixiert diese oder möchte hinterher hetzen (Vögel, Fahrräder u. größere Autos/LKWs). Bei Hundebegegnung, selbst bei riesigem Abstand, bleibt er versteinert stehen oder legt sich hin und fixiert den fremden Hund.

    Er wirkt überfordert. Lass ihn in Ruhe ankommen und alle neuen Reize verarbeiten. Raus erstmal ne ur kurz und mit wenigen Reizen beginnen.



    Es klingt für mich nach einem verunsicherten Hund, der noch nicht weiß, wie er mit seiner Umgebung umgehen soll. Mach ihm kein Stress.

  • Stachelhalsbänder sind übrigens verboten (vorausgesetzt, du bist aus Deutschland):

    (5) Es ist verboten, bei der Ausbildung, bei der Erziehung oder beim Training von Hunden Stachelhalsbänder oder andere für die Hunde schmerzhafte Mittel zu verwenden.

    Ich würde also die Tipps, die von diesem Trainer kamen, erstmal grundsätzlich in Frage stellen. Das klingt allgemein nach viel Zwang und Druck (auch das mit dem Käfig), die den Hund in die richtige Form pressen sollen. So funktioniert es mit Lebewesen aber nicht.


    Ihr habt ja zwei große Themen, wenn ich es richtig verstanden habe.

    Ruhe drinnen und Aufregung draußen. Das greift natürlich auch ineinander.

    Wie viel schläft er denn so ca, über den Tag verteilt? Du sagst, er verfolgt dich. Was ist in den Zeiten, wo du selbst ruhig irgendwo sitzt?

    Hast du draußen die Möglichkeit, erstmal nur sehr reizarme Strecken zu gehen? Damit er eine realistische Chance hat, sich mit den Reizen auch auseinanderzusetzen, wäre das sehr hilfreich. Wie viel seid ihr eigentlich unterwegs pro Tag? Da könnte man ggf auch dran schrauben.

  • Draußen ist Nero kaum ansprechbar, zieht meist wie verrückt an der Leine, bleibt bei jeder kleinsten Ablenkung stehen / fixiert diese oder möchte hinterher hetzen (Vögel, Fahrräder u. größere Autos/LKWs). Bei Hundebegegnung, selbst bei riesigem Abstand, bleibt er versteinert stehen oder legt sich hin und fixiert den fremden Hund.

    klingt nach einem Hund, der viel zu wenig kennengelernt hat und daher völlig unsicher ist, wie er mit den Reizen umgehen soll. Er hat nicht gelernt, bewegliche Objekte zu ignorieren (nicht alles, was sich bewegt, muss gejagt werden) und alles, was ihn verunsichert, wird auf Abstand gehalten (fixieren, Scheinangriffe).

    Du wirst VIEL Zeit und vor allem Einfühlungsvermögen für den Hund brauchen.

    Ihn irgendwie in Gehorsam zu stopfen wird die einen Probleme lösen, dir an anderer Stelle aber Probleme machen über kurz oder lang.


    Zwangseinsperren in der Box finde ich sinnlos bis grausam. Dann doch lieber Reduzierung auf ein Zimmer (am besten eins, in dem du zugegen bist) oder einen Bereich im Zimmer, abgetrennt durch ein Gitter, wo der Hund wenigstens seinem Komfortverhalten nachkommen, also sich strecken, anders hinlegen, kann.

    Zum Stachelhalsband sag ich nicht. Jedem, der es mit Überzeugung anwendet möchte ich son Ding mal nen Tag lang an den Hals knippern und im Anschlus fragen, wie super entspannt sie sich damit fühlen, wenn da immer mal jemand dran ruckelt, weil man sich in dessen Augen irgendwie falsch verhalten hat.


    Hab bitte Verständnis für deinen Hund. Er hat sich weder die frühere noch die jetzige Situation ausgesucht. Er tut nur, was er kann und lernen durfte.

  • Dieser „Behaviorist“ droht mit seinen Ratschlägen das langsam aufkeimende Vetrauensverhältnis zwischen dir und deinem Hund im Ansatz zu zerstören. Was soll ein Hund, der unsicher, vllt. sogar ängstlich oder panisch reagiert, durch Schmerzen lernen? Oder durch wegsperren? Du hast schon richtig erkannt, vertrauensbildende Maßnahmen sind das nicht.

    Meine Tierschutzhunde, die teilweise ähnlich reagiert haben, durften in den ersten Wochen ganz in Ruhe ankommen. Wichtig ist ein ruhiger und strukturierter Tagesablauf, kein Zwang oder Druck, keine unnötigen „Trainingsversuche“ mit so drastischen Maßnahmen, wie du sie beschrieben hast.

    Wie verhält er sich draußen? Wie äußert sich das unkontrollierbare Verhalten? Wo bist du mit ihm unterwegs? Mehr Infos zu seinem Verhalten wären hilfreich.

  • Vielen Dank für deine Antwort!

    Ich finde es normal und auch ganz gut, dass der Hund Kontakt zu dir sucht. Er ist erst knapp 2 Monate bei dir und sucht Orientierung.

    Ich würde nicht mit einem Käfig oder einer Box arbeiten, sondern mit Türgittern.

    Er darf ja in alle Räume, ausser das Bad. Der Gedanke hinter der Box war ja, ihm die Trennungsangst zu nehmen in dem er lernt auch mal alleine zu bleiben. Anfangs ist er nämlich fast durchgedreht als ich kurz aus der Wohnung gegangen bin. Das hat sich gebessert, er liegt jetzt brav hinter der Tür und wartet auf mich. Da ich im Homeoffice arbeite, bin ich ja fast durchgehend zuhause - Macht es trotzdem Sinn mit Türgittern zu arbeiten und für bestimmte Zeiten "auszusperren"?


    Was ist hier das Problem? Soll er nicht ins Schlafzimmer? Wenn ja, auch hier mit Türgitter arbeiten. Der Hund kann vor dem Schlafzimmer schlafen und "spürt" dich. Alternativ ein paar Nächte mit dem Hund z.B. im Wohnzimmer (oder wo er mal schlafen soll) schlafen, damit der Hund es kennenlernt.

    Er darf ins Schlafzimmer, ein Körbchen steht direkt neben dem Bett. Das "Problem", dachte ich, sei dass er sich ja daran gewöhnen soll im Körbchen zu bleiben und zu schlafen und nicht ständig von Stelle zu Stelle zu wandern und nicht zur Ruhe zu kommen...

    Finger weg vom Stachelhalsband, das ist tierschutzwidrig! Es geht auch anders. Kostet Zeit und Nerven, bringt aber Vertrauen und eine vernünftige Bindung.

    Er wirkt überfordert. Lass ihn in Ruhe ankommen und alle neuen Reize verarbeiten. Raus erstmal ne ur kurz und mit wenigen Reizen beginnen.

    Es klingt für mich nach einem verunsicherten Hund, der noch nicht weiß, wie er mit seiner Umgebung umgehen soll. Mach ihm kein Stress.

    In Polen ist das wohl nicht verboten, allerdings will ich ein Stachelhalsband aus Gründen sowieso nicht verwenden.


    Da hast du Recht, er wirkt auf mich auch oft verunsichert.

    Ich bin allerdings auch etwas überfragt wie ich jetzt genau reagieren soll, um das negative Verhalten nicht noch zu verstärken, grade jetzt in der jungen prägenden Phase:

    Soll ich z.B. warten wenn er in der Ferne etwas fixiert, oder ihn weiterziehen? Er ist in diesem Moment nicht ansprechbar; Er hört ein Geräusch, schaut sofort in die Richtung und versteinert - ganz selten klappt ein "Sitz!", der Blick weicht aber trotzdem keine millisekunde vom "Ziel" ab.

    Auch im Anbetracht dass da Podenco mit drin ist, will ich auf keinen Fall den Jagdtrieb fördern....


    Ich habe in der Nähe eine Art riesige eingezäunte Hundewiese,

    wo ich ihn frei laufen lassen kann und wo er auf andere Hunde trifft.

    Da legt er sich beim Erstkontakt auch immer hin; beim letzten mal kam ein Hund und bellte ihn an, da ist er geflüchtet - ich habe den Fremdhund schroff weggeschickt und Nero dann zu mir gerufen. Danach konnte er aber toben und alles war gut.

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