Angst vor Welpe, zurückgeben?

  • Dazu kommt dann auch noch das Thema Hundebetreuung während seiner Abwesenheit. Dafür hat sich von Anfang an seine Familie angeboten. Meiner Meinung nach ist es aber verantwortungslos einen 10-Wochen alten Welpen jeden Tag betreuen zu lassen, ich denke da auch an die Entwicklung der Kleinen. Ich weiß nicht ob ich das zu streng sehe, aber vielleicht kann mich jemand aufklären ab wann und wie oft so eine Betreuung nicht zu viel für den Hund ist.

    Das kommt ganz darauf an, was für eine Betreuung.


    Hundekindergarten mit zig anderen, fremden Vierbeiner in einer großen Gruppe? Oder entspannt mit vertrauten Menschen, in ruhiger Umgebung - also schlicht und einfach in einem anderen Haushalt? Da liegen ein paar Welten dazwischen. Wenn die Familie das übernehmen kann, dass sie dort stinknormal schlafen, spielen und Gassi kann, was sollte daran verantwortungslos oder belastend sein? Das wird nach sehr kurzer Zeit zur Routine.


    Im Vergleich zur jetzigen Situation mit dir - die sie nicht an sich ranlässt, nicht mit ihr rausgehen kann - was glaubst du, ist besser für den Welpen?


    An deiner Stelle würde ich mich mal ein paar Tage aus der Situation ausklinken. Abstand von Welpe, Abstand von Freund, paar Nächte darüber schlafen und zur Ruhe kommen können. Mit blankliegenden Nerven Entscheidungen zu treffen, ist immer eine ganz ungute Idee.

  • Von deinem geschriebenen her habe ich das Gefühl, dass du eigentlich ein tolles Frauchen für einen Hund sein kannst.


    Du bist total reflektiert, emphatisch, kannst trotz deiner eigenen Situation auch sehen, was der Hund braucht und hast total den „Team-Gedanken“.


    Ich glaube nur, dass dieser Hund vielleicht nicht der richtige ist und die Zeit vielleicht nicht passt.


    Mit besserer Vorbereitung und Auswahl des richtigen (erwachsenen) Hundes, würde das sicher an einem anderen Zeitpunkt klappen. Zb mit einem erwachsenen Hund auf einer pflegestelle, den man mehrmals besuchen kann zum kennenlernen, der Charakter sich schon entwickelt hat und die Flausen der junghundezeit verflogen sind.

  • Ich kann deinen Freund sehr gut verstehen und dich natürlich auch. Das Problem ist nur, dass euch und vor allem dem Welpen die Zeit davon rennt. Die Ansätze mit der Therapie etc. sind gut und sehr sinnvoll, aber nichts davon lässt sich so schnell umsetzen, dass es euch jetzt mit dem Welpen hilft. Es kann sehr lange dauern, bis man einen Therapieplatz bekommt und selbst wenn du morgen einen hättest, schnippst der Therapeut ja nicht mit den Fingern und das Problem ist gelöst. Das alles braucht Zeit, die ihr gerade nicht habt.

    Auch den Welpen wieder zurück zu geben, wird die Situation nicht auf null zurücksetzen, wie du ja auch schon gemerkt hast. Deswegen würde ich an deiner Stelle alle Kraft zusammen nehmen und JETZT einen (!) Versuch starten, ob es nicht doch mit diesem Hund klappen kann. Setz dir ein Zeitlimit von meinetwegen zwei Wochen. In dieser Zeit musst DU herausfinden, unter welchen Bedingungen es mit dem Hund funktionieren kann oder ob er doch wieder ausziehen muss. Dabei kann dir niemand helfen, auch dein Freund nur bedingt. Er kann nur hinter dir stehen und dich unterstützen, was ja auch schon sehr viel ist.

    Stell die zwischenmenschlichen Sachen alle hintenan, das vergeudet nur unnötig Zeit und verkompliziert die Sache.

    Die kommende Zeit gehört nur euch und dem Welpen und ja, da darf man auch mal die Schwiegerfamilie ausladen - das kann ja auch dein Freund machen und das geht ja auch diplomatisch.

    Vergiss Überlegungen, die in die Richtung gehen, was man so normalerweise macht oder machen sollte. Das ist keine normale Situation, da muss man auch mal andere Wege einschlagen. Nimm den ganzen Druck raus, hör nicht auf die anderen, hör nur auf dich. Und wenn es eine Person in der Familie gibt, die sich gerne und gut um den Zwerg kümmert, dann nimm diese Hilfe an, es wird ihm definitiv nicht schaden.
    Wenn du dir ausreichend Luft verschafft hast, dann nähere dich dem Welpen nochmal ganz ohne Erwartungen an und schau, was passiert. Vielleicht werdet ihr Freunde, vielleicht auch nicht. Vielleicht kannst du dich mit um ihn kümmern, eventuell auch nicht. Alles ist okay. Und wenn du am Ende der zwei Wochen merkst, es geht wirklich gar nicht, in keiner Situation, dann hast du zumindest alles versucht und kannst dir keinen Vorwurf machen.
    Denk nicht daran, wie es weitergeht, wenn es nicht klappt, das baut nur noch mehr Druck auf. Gönn dir die zwei Wochen Bedenkpause, um in dich hinein zu spüren.

  • Ich habe mich damals von meinem Ex getrennt, da war Sammy gerade mal 4 Monate alt und ich musste Vollzeit arbeiten.

    Ich habe ihn dann täglich morgens zu meinen Großeltern gebracht, nachmittags abgeholt und das haben alle sehr genossen.

    Sammy wurde dort verwöhnt, meine Großeltern haben die Zeit draußen genossen und ich habe ihnen komplett vertraut.

    von daher finde ich die Betreuung durch die Familie optimal und das ist ein wirklich großzügiges Angebot, wenngleich sie sich sonst wirklich unmöglich aufführen.


    Generell tut mir eure Situation sehr sehr leid, das klingt furchtbar belastend.

    Ich finde aber gut, dass du daran arbeiten willst.


    Nüchtern betrachtet wäre es für die kleine das beste Sie zurück zu geben, denn aktuell ist ja nicht zu erwarten, dass du gleich mit einer Therapie starten kannst, weil sämtliche Therapeuten Wartelisten haben… und dann wird sich die Besserung ja auch nicht von heute auf morgen einstellen. Das braucht Zeit. Es kann auch sein dass du zwischendurch zurück geworfen wirst weil euch beim Gassi ein rüpeliger Hund begegnet oder eure Maus irgendwann in der Junghundphase Grenzen testet oder oder oder.


    Ich kann aber auch deinen Freund verstehen. Er ist eigentlich in der blödsten Situation, denn er kann nur als Arsch aus der Situation heraus gehen.

    Ich hätte nicht dauerhaft auf einen Hund verzichten wollen und hätte das wohl unterbewusst übel genommen.

  • Reines Menschenthema.


    Darum nur kurz: Therapie für dich, ja.

    Für die aktuelle Situation bringt dir das leider gar nichts. Wartezeiten von 1-2 Jahren sind normal und bis eine Therapie Wirkung zeigt, vergeht nochmal etliche Zeit.


    Ihr müsst das innerhalb eurer Beziehung klären, aber eines ist ganz klar:

    Der Hund leidet unter deiner Verfassung, du leidest unter deiner Verfassung.


    Beides muss dein Freund berücksichtigen, denn selbst wenn er den Hund liebt - das reicht nicht, um die anderen Bedingungen zu kompensieren.

  • Als Hundemensch kann ich es nicht verstehen, wie man davor Angst haben kann aber das macht deine Angst nicht weniger schlimm. Ängste sind selten wirklich rational.

    Ich hab Angst vor Zug fahren bzw. Dass der einfach mal so umkippt. Andere Dinge wie Flugzeug sind problemlos. Ist halt null rational aber eben eine Angst.

    Ich finde es toll, wie lieb du dennoch von diesem Hund sprichst, obwohl du Angst von ihm hast.


    Ich denke auch, dass den Hund abgeben für euch alle die beste Lösung wäre.


    Man kann natürlich an der Angst arbeiten aber dafür ist der eigene Hund drölf Schritte zu viel.


    Fühl dich gedrückt 🫂

  • Ich würde den Hund zurück geben.

    Das ist auch noch eine Rasse, die sehr reizoffen ist und bei der oft beschrieben wird, dass sie Probleme nach vorne löst.

    Wenn Du Pech hast, ist diese Rasse ähnlich anspruchsvoll, wie ein Deutscher Schäferhund und das auch in Mini. (Wir kennen so einen Hund. Den würde ich mir nicht zutrauen.)


    Deine Angst vor dem Welpen kann ich total verstehen.

    Ich hatte früher auch Angst vor Hunden. Eines meiner ersten Erlebnisse als kleines Kind mit einem Hund war, dass ich vor dem Hund weglief, er hinterher, mich ansprang, umriss und dann ableckte.

    Das fand ich in etwa so witzig, wie heutzutage von einem Löwen umgeworfen und abgeleckt zu werden.


    Eventuell gab es in Deiner Kindheit etwas ähnliches, an das Du Dich nicht mehr erinnerst, weil Du sehr klein warst.


    Gefühlt war meine Welt als kleines Kind voll von tobenden Hundebestien hinter Zäunen, nach den Waden von Passenten schnappenden Oma-Hunden, unter den Bänken von Gasthäusern lauernden Hunden und anderen mir übel wollenden Hunden.


    Vor Welpen hatte ich auch Angst, weil die so wild sind.


    Auf Dauer machte ich dann auch gute Erfahrungen mit netten Hunden.

    Aber deutlich weniger wurde meine Angst erst, als ich gelernt habe, was die Körpersprache von Hunden bedeutet.


    Am besten wäre für ängstliche Menschen ein erwachsener, netter Hund, der nicht so groß ist. Aber so ein Hund ist schwer zu finden.


    An Deiner Stelle würde ich mich mal bei Hundeschulen erkundigen, ob es da eine Möglichkeit gibt, Dir weiterzuhelfen.

    Unsere Hundeschule gibt ihren Trainern immer einen ihrer gut erzogenen Labradore mit, damit die mit denen etwas zeigen können.

    Die züchten auch Labradore und bilden sie als Therapiehunde aus.

    Wir hatten schon Stunden, wo mehr Menschen als Hunde da waren, wo ein Kunde mit diesem Labrador arbeiten durfte. (Das waren Welpen- und Junghundekurse.)

    Vielleicht lässt sich eine Hundeschule mit Dir auf so ein Arrangement oder etwas ähnliches ein.

  • Von deinem geschriebenen her habe ich das Gefühl, dass du eigentlich ein tolles Frauchen für einen Hund sein kannst.


    Du bist total reflektiert, emphatisch, kannst trotz deiner eigenen Situation auch sehen, was der Hund braucht und hast total den „Team-Gedanken“.

    Das empfinde ich ganz genauso. :clapping_hands:


    Insgesamt eine sehr schwierige Situation natürlich. Die Familie des Freundes... puh. Einerseits auf rationaler Ebene vielleicht nachvollziehbar, andererseits kann man heutzutage doch mehr Verständnis erwarten bei so emotionalen oder psychischen Problemen. Ich möchte mir hier nicht anmaßen über deine Beziehung oder die Beziehung zur Schwiegerfamilie zu urteilen. Ich erkenne mich allerdings in manchem wieder (vor allem, da ich auch in deinem Alter in einer schon längeren Beziehung steckte) und manche Menschen haben echt Erwartungen an uns, die kann man gar nicht erfüllen- und heute weiß ich, ich muss von niemandem irgendwelche Erwartungen erfüllen. Ich lebe mein Leben wie ich es möchte. Dazu zählte allerdings auch, mich von meinem damaligen Partner zu trennen, da es - ehrlich betrachtet - einfach nicht der Richtige war. Nicht, dass das bei dir jetzt auch zutreffen muss. Ich möchte nur sagen, dass du dich als die wichtigste Person in deinem Leben siehst und für dich einstehst. So wie es gerade ist, kann es einfach nicht bleiben. Ich sehe nur zwei Lösungen. Entweder der Hund wird zurückgegeben oder die Familie betreut den Hund, wenn dein Freund nicht da ist. Das bedeutet aber nach wie vor Stress für dich.

    Die dritte Lösung, die mir noch einfallen würde, wäre, dass die Familie den Hund einfach übernimmt? Dann kann dein Freund ihn immernoch regelmäßig sehen, aber du hast den Hund nicht mehr in deinen vier Wänden. Und dann kannst du in Ruhe an deiner Angst arbeiten.

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