Erwartungshaltung senken im Hundesport

  • hm, ich weiß nicht ob man das so direkt mit dem Hochfahren/Fiepen beim Dummy vergleichen kann.
    Das Entspannen der Hunde beim Agility ist ja eher wie die Wartezone beim Dummy. Das ist ja nicht Teil der Arbeit. Aber bei der Arbeit selbst soll der Hund ja nicht fiepen, da hilft der entspanntestes Hund in der Wartezone nichts, wenn ihn z.B. Arbeit am Wasser direkt so hochfährt, dass er nicht mehr ruhig sein kann.


    AnjaNeleTeam Den Hund nicht arbeiten lassen, sobald er nicht mehr still ist, hat sich für mich nie 100% schlüssig/sinnvoll angefühlt. Ich mag aber auch ungern Frust im Dummytraining haben und ehrlich gesagt würd ich auch nicht ewig lang "nicht arbeiten" wollen, um bei so einer Baustelle weiterzukommen. :ops:


    Meine große Hündin ist auch nicht 100% leise im Dummy, aber ich habe da nie bewusst dran rumtrainiert :hust: und es ist mit der Zeit, zunehmender Reife, Steadiness, Erfahrung von ganz allein besser geworden - heute gibt sie nur noch selten einen Mucks von sich. Hilft konkret auf deine Frage nicht weiter, aber bei mir steht halt auch die Überzeugung dahinter, dass ich mit meinem Hund Freude an der gemeinsamen Arbeit haben möchte - und die haben wir nicht, wenn wir uns Frust reinbasteln. Da ich nicht auf WTs oder Prüfungen gehe, bin ich da auch einfach ein bisschen lockerer, falls doch mal ein fieps rauskommt. Das ändert bei ihr an der Qualität ihrer Arbeit auch sonst nichts.

  • Fiepen im Dummy kann unterschiedlichste Ursachen haben.


    Nicht zwingend ist es die Erwartungshaltung, die zum fiepen führt. Viele Trainer sind mir da immer noch viel zu „platt“ , im Sinne von: er fiept wegen Erwartung. Also erfülle die nicht. Standart Prozedere.


    Bei manchen Hunden mag das so funktionieren, aber bei ganz vielen tut es das eben nicht. So einfach ist diese Rechnung nicht. Manche Hunde bleibe dabei in ihrem Frust, in der Spannung oder was such immer gefangen und niemand hilft ihnen. Und auch nicht dem Besitzer. Die schieben nämlich ganz oft bei dem Thema genau so viel Frust oder Anspannung.


    Was unfassbar oft fehlt ist, dass die Welpen im neuen Zuhause zwar alles lernen - ausser Ruhe zu halten. Sich zu entspannen.


    Rückruf, Antijagdtraining, tausend Sachen werden geübt. Konditioniert. Geshaped, geklickert. Nur nicht die Entspannung in immer anspruchsvollerem Umfeld.


    Das echte, von innen kommende runterfahren.

    Manche Hunde bieten es schon an, bei anderen ist es scheissviel Arbeit, die sich aber lohnt.


    Manche Hunde sind von Natur aus auch sehr kommunikativ. Ich finde das sind die, bei denen man am genausten schauen muss, dass fiepen nicht in die Abläufe integriert wird.


    Trainings beginnen ja auch ganz oft nicht mit Entspannung. Oder einem schönen Spaziergang.

    Sondern mit gespannter Haltung und Blick auf die Uhr.


    Ich liebe Trainings, wo man zuerst mal 15 min entspannt quatschend zum Ort spaziert, dann noch 5min bespricht, mit Nebenfokus auf entspannt liegende Hunde. Das ist so so so wertvoll.

    Den „on“ Knopf haben ja alle Arbeiter, aber dass man in der Arbeit auch mal chillen kann wenn mann nicht dran ist, das kennen teilweise auch die Hundeführer nicht.


    Manche Hunde fiepen, weil die Anwesenheit anderer Hunde schwierig für sie ist. Also wieder ein anderer Ansatz. Wieder eine andere Baustelle, andere Lösungswege.


    Die Hundeführer selber sind mit dem Fiepen an sich ganz oft überfordert. Und reagieren nicht adäquat.

    Sie geben Aufmerksamkeit im falschen Moment, sie deckeln das Fiepen, sie geben dem Hund keine Möglichkeit die bereits aufgebaute Spannung zB auf einem Gummiball abzukauen, oder durch langes an einer Futtertube schlecken in die Ruhe zu kommen , niemand zeigt ihnen, wie man Hunde über Konzentrationsübungen entspannen kann etc etc.



    Im Mantrailing dasselbe. Ich habe Kandidaten, die kamen zu mir mit schreibellenden Hunden. Erfüllte Erwartung durch und durch.


    Erklären, anleiten, nicht einfach alleine im Regen stehen lassen. Und mit der schönen langweiligen Lerntheorie klappt einfach immer wieder etwas so wundervoll. Da werden Hunde denkfähig und konzentriert am Start, ruhig und fokussiert in der Arbeit.

    Aber das fängt halt schon an, wie wir ein Training beginnen, wie der Hund aus dem Auto kommt, wie das Handling ist, es sind so viele Bausteine, die am Ende alles ausmachen.


    Das Schwierigste am Ganzen finde ich, heraus zu knobeln welche Stellschrauben man bei Hund xy drehen muss. Was wirklich der Kern des Problems ist, und das dem Besitzer klar verständlich, aber wohlwollend beizubringen. Das sollen ja nie Vorwürfe oder Belehrungen sein. Wenn es aber den Alltag des Hundes betrifft (welchen man immer ins Training mitschleppt im Rucksack, das kann man nicht trennen) , dann ist es manchmal eine kleine Kunst, das den Leuten gut rüber zu bringen. So dass sie auch Lust haben, daran zu arbeiten.

    Und lernen, ihren Hund zu verstehen wieso das macht.


    ich schreibe nur über Dummy und Mantrailing. Andere Sportarten habe ich keine Erfahrung zu dem Thema.

  • ... die Problematik, dass manche Hunde, vor allem im Zusammenhang mit Hundesport, eine sehr hohe Erwartungshaltung entwickeln.

  • Wir machen hauptsächlich Agility auf Turnierniveau und ich arbeite gezielt damit, die Hunde bewusst hochzufahren, wenn sie dran sind, aber auch wieder runter zu fahren, wenn sie nicht dran sind..


    Ich fange damit schon beim jungen Welpen an und das ist ein zentraler Teil jedes Trainings, daher festigt sich das dann recht gut..

    Dazu gibt es vermutlich keine schritt für Schritt Anleitung? :pfeif:

    =)

  • Was bei meinen Hunden hilft/geholfen hat, ist sehr strukturiertes Training und Erwartungssicherheit schaffen. Senkt nicht die Erwartungshaltung, möchte ich ehrlich gesagt auch gar nicht, ich fördere eigentlich sogar die entsprechende Erwartungshaltung, aber das die Hunde auch mit hoher Erregung zuhören und zuarbeiten ohne dabei zu vokalisieren. Allerdings laufen wir auch keine Turniere, sondern eben Einsatz- Seminarbezogen.

  • Ich danke euch schon mal für eure Antworten! Ich wollte eigentlich gar nicht zu sehr Richtung Dummytraining gehen, aber ich glaube da hat man das größte Problem wenn ein Hund laut ist, bzw. ist laut halt schon ein kleiner Fiep oder ein Stressgähnen o.Ä.


    Ich übe leise sein in hoher Erwartungshaltung, ohne eine Übung auszuführen. Bei einem Hund, der zur Lautstärke neigt, achte ich deshalb sehr darauf, mir die Lautstärke nicht in die Übung zu holen. Leise sein gut erklären, Impulskontrolle, Geduld aufbauen, Spannung nutzen und viel Basics. Und wichtig: den Hund nicht überfordern. Auch zu viel shapen über Frust vermeide ich hier. An- und Abschalten ritualisieren.


    Die Erwartungshaltung drosseln/deckeln tue ich nicht. Das führt mEn nur dazu, dass alles noch schlimmer wird und gerne in Gekreische endet. Stress für Hund und Halter und die Ergebnisse, die ich bislang gesehen haben, gefallen mir so gar nicht :ka:


    Ich mache mir im Aufbau viele Gedanken, achte bei entsprechenden Kandidaten ein Sportleben lang drauf und letztendlich ist es auch eine genetische Geschichte, ich hole mir nach Möglichkeit keinen Welpen aus Linien, die angekratzt sind und zu übertriebener Lautstärke neigen.

    Das "leise sein gut erklären" würde mich genauer interessieren. Bringst du dem Hund tatsächlich leise wie ein Kommando bei? Wenn ja, dann würde mich ein genauerer Übungsaufbau interessieren.


    Gerade deinen ersten Absatz finde ich sehr treffend. Mir missfallen diese Tipps auch sehr, da sie meiner Meinung nach überhaupt nicht zielführend sind. Und mit deinem letzten Absatz gehe ich 100% mit. So einfach ist es halt manchmal nicht und ich denke deshalb versuchen Trainer gern Patentrezepte zu geben, weil die wenigsten einen Einblick in den Alltag und den allgemeinen Umgang mit dem Hund haben.


    Was bei meinen Hunden hilft/geholfen hat, ist sehr strukturiertes Training und Erwartungssicherheit schaffen. Senkt nicht die Erwartungshaltung, möchte ich ehrlich gesagt auch gar nicht, ich fördere eigentlich sogar die entsprechende Erwartungshaltung, aber das die Hunde auch mit hoher Erregung zuhören und zuarbeiten ohne dabei zu vokalisieren. Allerdings laufen wir auch keine Turniere, sondern eben Einsatz- Seminarbezogen.

    Möchtest du das genauer erklären wie du den Hunden vermittelst nicht laut zu werden?

  • Ja, ich baue „leise“ als Signal auf. Übers laut sein. Also, ich übe mit dem Hund das Laut geben und dann über das Aufhören vom laut sein, das leise sein. Diese Wechsel übe ich dann intensiv, mit Zeitdauer und so.


    Und das Signal hat sich dann für mich auch bei Hunden bewährt, die zum fiepen neigen.

  • aber ich glaube da hat man das größte Problem wenn ein Hund laut ist, bzw. ist laut halt schon ein kleiner Fiep

    Beim Dog Dance gibt es auch ordentlich Punkteabzug, wenn der Hund bellt, oder sonst so Lautâußerungen macht.


    Bißchen Aufregung - klar, vor allem, wenn auch der Halter prüfungsbedingt nervös ist - ist normal.

    Rest ist wohl Training.




    So extrem, wie Du das beschrieben hast, würde ich nicht so machen. Aber im kleineren Rahmen könnte das schon der erste Schritt sein.

  • Ich habe bei meinen beiden jetzt einen großen Unterschied im Anfang des Trainings gemerkt.

    Mit Rhydian hatte ich zum Starten nicht gerade die optimale Trainingsgruppe. Die Hunde waren nicht unbedingt alle laut, aber es war alles immer sehr unruhig. Einfach von der Grundstimmung her. Insgesamt war es eben auch eher so eine "Hausfrauen-Gruppe" - was sich jetzt gemeiner anhört als es gemeint ist, die meisten hatten halt keine so großen Ziele und es war egal, ob der Hund laut war oder nicht. Zudem habe ich neben dem Dummy ja mit ihm noch Obedience gemacht und auch dort auf dem Hundeplatz hat er immer sehr hochgefahren und ich habs zugelassen.

    Mit Eggsy hab ichs ganz anders gemacht. Darauf geachtet, dass wir nur mit ruhigen Trainingspartnern trainieren und auch das Training an sich so gestaltet ist, dass es eben nicht so chaotisch sondern strukturiert und ruhig abläuft.


    Mit Rhydian konnte ich das Kind sozusagen auch nochmal aus dem Brunnen ziehen, es war aber ordentlich Arbeit und die Gefahr, dass er mal fiept, ist einfach immer da.

    Eggsy ist dagegen viel, viel ruhiger und neigt eher zum Fiepen, wenn er unsicher ist. Deswegen habe ich bei ihm einen Fieper auch noch nie "sanktioniert", weil ich weiß, dass es dann an der Stelle einfach an Training fehlt und er wieder ruhig wird, wenn er die Sicherheit hat.


    An sich achte ich mit meinen Hunden aber auch im Alltag darauf, dass Fiepen nie die Lösung eines Problems ist und es grundsätzlich nicht erwünscht ist.

  • . Leise sein gut erklären,


    ich arbeite gezielt damit, die Hunde bewusst hochzufahren, wenn sie dran sind, aber auch wieder runter zu fahren, wenn sie nicht dran sind


    Erklären, anleiten, nicht einfach alleine im Regen stehen lassen

    Das klingt alles sehr schön und trotzdem kann man sich ziemlich wenig darunter vorstellen, wie das abläuft.

    So geht's mir und ich meine, ich habe da schon ein bisschen Einsicht drin...

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