Erwartungshaltung senken im Hundesport

  • Hallo zusammen,


    mir gehts um die Problematik, dass manche Hunde, vor allem im Zusammenhang mit Hundesport, eine sehr hohe Erwartungshaltung entwickeln. Zum Teil entstehen da Probleme, die hinderlich sein können. In "meinem" Sport Dummytraining, kann es z.B. schnell passieren, dass der Hund zu fiepsen anfängt, weil er sehr aufgeregt ist und dadurch eine Null bekommt. Ohne Zweifel ein Aufbaufehler, aber darum soll es jetzt nicht gehen, sondern darum wie man die Erwartungshaltung wieder senken kann.


    Eine Empfehlung die ich häufiger höre ist, den Hund nicht das machen zu lassen was er will. Also statt ihn wie gewohnt arbeiten zu lassen, muss er zuschauen. Bei Trainings oder auch Wettbewerben dabei sein, aber ohne etwas zu tun. Ich glaube allerdings, dass dies nur erfolgreich wäre, wenn man das eine sehr lange Zeit durchzieht (Monate), ohne das der eigene Hund zwischendrin dann doch mal mitmachen darf. Ansonsten denke ich, dass das nur den Frust schürt und die Problematik sich verstärkt.


    Wie seht ihr das?
    Welche Möglichkeiten kennt ihr die die Erwartungshaltung wirksam senken? (außer den Sport nie mehr auszuüben)

    Oder welche Möglichkeiten gibt es trotz hoher Erwartungshaltung die nötige Ruhe/Konzentration zu erzielen?


    Bin gespannt auf eure Antworten.

  • Das Fiepen wirst Du ja irgendwann mal aus Versehen mit "aufgebaut" und dann wohl auch mit Training, und so "belohnt" haben.



    Das willst Du ja wieder weg haben.




    Wie sieht denn bisher so Dein Training aus?

    Ich meine, was machst Du, wenn das Fiepen kommt?

    Wie geht es dann da mit Euch weiter?

  • Ich glaube allerdings, dass dies nur erfolgreich wäre, wenn man das eine sehr lange Zeit durchzieht (Monate), ohne das der eigene Hund zwischendrin dann doch mal mitmachen darf.

    Und dann ist er einmal wieder dran :pfeif:


    Ich sehe das so: wenn der Hund für seinen Sport brennt, hat der auch eine hohe Erwartungshaltung. Heißt nicht, dass er nicht entspannt am Rand warten lernen kann, wenn er nicht dran ist (also ich bin dran - nicht dran lernen kann), aber dass die Vorfreude und Erwartungshaltung hoch ist, wenn er sicher weiß, er ist dran... nun, bei meinen Hütis würde ich denken, die sind scheintot, wenn sie sich nicht mehr freuen würden, wenn es los geht. Und wie ein Hund das zeigt, ist ja unterschiedlich. Enya (Border), bellt oder fiept nicht, aber die Körperspannung ist maximal, so zeigt sie das halt. Smilla (Sheltie) dagegen kriegst du nicht ruhig zum Start. Und Smilla musste jahrelang nur zusehen, krankheitsbedingt...

  • Ich übe leise sein in hoher Erwartungshaltung, ohne eine Übung auszuführen. Bei einem Hund, der zur Lautstärke neigt, achte ich deshalb sehr darauf, mir die Lautstärke nicht in die Übung zu holen. Leise sein gut erklären, Impulskontrolle, Geduld aufbauen, Spannung nutzen und viel Basics. Und wichtig: den Hund nicht überfordern. Auch zu viel shapen über Frust vermeide ich hier. An- und Abschalten ritualisieren.


    Die Erwartungshaltung drosseln/deckeln tue ich nicht. Das führt mEn nur dazu, dass alles noch schlimmer wird und gerne in Gekreische endet. Stress für Hund und Halter und die Ergebnisse, die ich bislang gesehen haben, gefallen mir so gar nicht :ka:


    Ich mache mir im Aufbau viele Gedanken, achte bei entsprechenden Kandidaten ein Sportleben lang drauf und letztendlich ist es auch eine genetische Geschichte, ich hole mir nach Möglichkeit keinen Welpen aus Linien, die angekratzt sind und zu übertriebener Lautstärke neigen.

  • Eine Empfehlung die ich häufiger höre ist, den Hund nicht das machen zu lassen was er will. Also statt ihn wie gewohnt arbeiten zu lassen, muss er zuschauen. Bei Trainings oder auch Wettbewerben dabei sein, aber ohne etwas zu tun. Ich glaube allerdings, dass dies nur erfolgreich wäre, wenn man das eine sehr lange Zeit durchzieht (Monate), ohne das der eigene Hund zwischendrin dann doch mal mitmachen darf. Ansonsten denke ich, dass das nur den Frust schürt und die Problematik sich verstärkt.

    Es kommt darauf an - bloßer Entzug seiner Aufgabe lässt den Hund in meinen Augen eher mehr in den Frust kippen. Bestärke ich dagegen gleichzeitig ein Alternativverhalten, kann der Hund auch lernen, die Erwartungshaltung wieder abzubauen, bzw. er lernt, dass eben noch weitere Aufgaben zur Arbeit gehören, als das in dem Fall der Apport von Dummies.


    Ich hab bei Lilli, die (nicht nur) Frust in jeder Situation schon immer laut geäußert hat, anfangs den Fehler gemacht, auf ruhige Momente zu warten, um die dann zu bestärken. "Fehler", weil es nie den gewünschten Erfolg gebracht hat, zumindest nicht in ansprechendem Ausmaß. Mittlerweile helfe ich ihr VIEL früher - ähnlich vielleicht wie beim freien shapen im Klickertraining warte ich nicht, bis mein Hund das gewünschte Verhalten komplett zeigt, sondern bestätige richtige Ansätze sehr früh und sehr viel. Das führt uns viel besser in die richtige Richtung.

  • Wir machen hauptsächlich Agility auf Turnierniveau und ich arbeite gezielt damit, die Hunde bewusst hochzufahren, wenn sie dran sind, aber auch wieder runter zu fahren, wenn sie nicht dran sind..


    Gestern habe ich zb mit Kalle im Garten trainiert. Habe ihn auf dem Weg zu unserem Trainingsplatz dort hoch gefahren (bestimmte Kombi an Worten und Kommandos) und dann ist mir aufgefallen, dass ich erst noch was aufbauen muss. |)

    Habe ihn also noch mal runter gefahren und in die Pause geschickt. Da lag er dann halb eingerollt im Schatten und hat vor sich hin gedöst..

    Kalle kann das auch einfach echt richtig gut, man hat schon mal gesagt, er ist wie ein Gasherd. Wenn er an ist 100 % an und wenn er aus ist 100 % aus. :lol:


    Ich fange damit schon beim jungen Welpen an und das ist ein zentraler Teil jedes Trainings, daher festigt sich das dann recht gut..


    Meine Hunde verbringen im Agility aber auch viel Zeit auf dem Turnier am Rand (durchaus mehrere Stunden) und laufen selbst zweimal für 30 - 45 Sekunden.. da ist es schon recht wichtig, dass sie wissen, wann sie dran sind und wann eben nicht.

    In der Wartezeit dösen oder schlafen meine Hunde, teilweise träumen sie auch, also richtiger Tiefschlaf

  • Ich sehe das so: wenn der Hund für seinen Sport brennt, hat der auch eine hohe Erwartungshaltung. Heißt nicht, dass er nicht entspannt am Rand warten lernen kann, wenn er nicht dran ist (also ich bin dran - nicht dran lernen kann), aber dass die Vorfreude und Erwartungshaltung hoch ist, wenn er sicher weiß, er ist dran... nun, bei meinen Hütis würde ich denken, die sind scheintot, wenn sie sich nicht mehr freuen würden, wenn es los geht. Und wie ein Hund das zeigt, ist ja unterschiedlich. Enya (Border), bellt oder fiept nicht, aber die Körperspannung ist maximal, so zeigt sie das halt. Smilla (Sheltie) dagegen kriegst du nicht ruhig zum Start. Und Smilla musste jahrelang nur zusehen, krankheitsbedingt...

    Ehrlich, dass ist mir so sympathisch! Die Rassen sind halt auch verschieden. Ein Sheltie wäre nicht meins, aber mir graust es mittlerweile, wenn Leute sich laute Rassen holen und dann nur gegenan gehen. Dann doch lieber so und Spaß haben mit Hund.


    Dummysport ist aber auch extrem, da muss man halt drauf achten. Genauso wie ich keinen Hund will, der in der UO permanent am fiepen ist.

  • Oh, noch zum Thema den Hund liegen zu lassen oder nur noch zuschauen zu lassen.


    Damit habe ich im Sportlerkreis ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Vor allem bei jungen Hunden. Da verpassen mir junge Hunde einfach zu viel mit und oft geht es dann so richtig los, wenn sie älter sind und man kommt noch schlechter bei, ich hab noch nie erlebt, dass sowas einfach weggezaubert war. Vom Stress beim Zuschauen ganz zu schweigen, wenn man den Hund nicht anleitet (was man auch oft sieht: "Der Gewöhnt sich schon dran", und dann steigert der Arbeitshund sich so richtig rein).

    Kommt das Thema beim jungen Hund oder Welpen auf, dann machen wir: Basics, Basics, Basics und immer so, dass der Hund das leise sein gut versteht und keinen Frust schiebt.


    Das geht natürlich irgendwo alles Hand-in-Hand. Sehr positiver Leinenführigkeit finde ich hier mega hilfreich, klare Rituale, An- und Abschalten, verständlicher Übungsaufbau. Und immer drauf achten und konsequent mit sich sein, dass man sich die Lautstärke nicht in die Übungen holt. Lieber wieder paar Schritte zurück gehen.

  • Ich laufe Rally Obedience auf Turnierniveau und wenn wir starten, gibt es festgelegte Rituale.


    Meine Hunde warten normalerweise im Zelt, angebunden am Geschirr am Pflock. Solange sich diese Situation nicht ändern, sind sie auch entspannt und ruhig. Dann gehen die Rituale los.

    Weste vorbereiten - Loki schaut schon und die Spannung im Körper steigt

    Weste anziehen und Halsband samt kurzer Leine rauskramen - Loki springt schon hoch und der ganze Körper ist jetzt unter Spannung.

    Geschirr ausziehen - einmal schütteln bitte.

    Halsband anziehen und es geht nochmal Pipi machen, da wird der nächste Busch anvisiert und dann schnell weiter.


    Aufmerksamkeit liegt jetzt ständig bei mir - macht er sonst nie. Im Vorbereitungsring werden ein paar leichte Übungen gemacht und dann setzen wir uns kurz ins Gras. Beruhigendes Streicheln und dann geht es los.

    Der Hund ist ruhig und bellt nicht - hey, für nen Collie ist das viel :lol: - aber die gesamte Körperhaltung drückt die Anspannung aus. Da ist jeder winzige Muskel angespannt. Wenn ich daran etwas ändern wollte, würde ich mir den Arbeitswillen von Loki kaputt machen. Das ist seine ruhige Anspannung.


    Die laute Anspannung haben wir beim Canicross/Geländelauf. Ähm ja, da ist es ein Bellie. :lol: Sobald das Zuggeschirr dran ist, ist das Hirn auf Laufen gepolt. Da erwarte ich keine Leinenführigkeit mehr, da erwarte ich kaum noch Hirn - außer Laufen - und halte einfach nur die Leine gut fest wenn ich wo eng durch will.


    Beim Start ist es dann kurz sehr laut, da wird über die ersten 40/50 Meter halt gebellt. Ja mei, soll er. Wissen wenigstens alle, dass wir kommen und können Platz machen. :headbash: :lol:


    In beiden Fällen ist er extrem angespannt aber auf zwei verschiedene Arten, er weiß genau, was in den jeweiligen Fällen gleich kommt und er brennt für Beides. Diese Freude, diesen Arbeitswilllen, dieses "Wollen", das will ich gar nicht einbremsen. Dafür müsste ich Loki so sehr deckeln, dass er extrem meiden würde und dann kann ich beides vergessen.


    Wie es mit Merlin laufen wird, werden wir dann sehen.

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