Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Wären die Tierheime leer, wenn jeder Interessent für Haustiere sich erst dort bedienen würde?

    Tierheime u. Tötungsstationen wird es solange geben , solange das Bedürfnis ohne Hund o. Haustiere nicht leben zu können/wollen ein gesellschaftliches Phänomen bleibt.

  • :roll:

    Hab ich je das Gegenteil behauptet? Nein.

    Nein, hast du nicht, aber man nimmt natürlich an, dass du das gemeint hast, weil die Erwähnung der TS-Konditionen in diesem Thread sonst wenig Sinn ergeben. Wenn es also nicht impliziert, beim Züchter ist das anders, was ist dann die Bedeutung der Aussage?

  • Ich finde die unterschiedlichen Wahrnehmungen interessant. Aktuell vor allem das mit der „moralischen Überhöhung“ (was ist das eigentlich genau)? Lese ich hier bei den Haltern von Tierschutzhunden nämlich gar nicht. Nur Erklärungen, warum man es von seiner Warte aus für ethischer hält. Und ich verstehe nicht, wo darin das Problem liegt oder warum sich manche, die in diesem Bereich anders entscheiden, davon gleich persönlich angezählt fühlt.

    „Adopt, don‘t shop“ ist ein Marketingspruch, griffig, klar aufs Emotionale ausgerichtet (aber wie hier auch schon erwähnt je nach Region mit ganz unterschiedlichem Gehalt). Wie es den in unzähligen Lebensbereichen auch gibt. Ich find ihn doof, aber ich mag Klischeesprüche prinzipiell nicht, egal in welchem Bereich. Aber angesickt fühle ich mich davon ebenso wenig wie von „make love, not war.“ :ka:

    Dass man mal (als Halter eines Hunds vom Züchter) gefragt wird, warum man denn keinen Hund aus dem Tierschutz geholt hat: So what? Wie oft wird jemand, der hier neu aufschlägt mit Problemen mit seinem Rassehund, gefragt (so noch nicht bekannt) ob der vom Züchter oder vom Vermehrer stammt? Und wie oft gibts, wenn der Hund nicht aus Verbandszucht kommt, Belehrungen (die übrigens bei Weitem ausführlicher sind als das, was ich vergleichbar hier zu Tierschutzhunden gelesen habe)? Wäre dann doch genauso „moralische Überhöhung“, oder? Wenn ja: Warum ist es da ok und bei dem Thema Tierschutz vs. Zucht nicht? Was ist der Unterschied?

    Ich finde es ehrlich gesagt auch sehr schwierig, hier mitzuschreiben und zu lesen, wenn es um Tierschutz gibt. So dermaßen abfällige Worte wie z. B. Tierschutzuschi fallen hier jedenfalls nicht, wenns um Halter von (anerkannten) Züchtern geht.

    Murmelchen

    Was die Website regionaler Tierschutzorgas angeht: Da ist es halt auch unterschiedlich und sehr von der Vereinskapazität abhängig, wie schnell ein Tier online geht. Bei Orgas, die nur vermittelnd arbeiten, ist die Website ganz klar der größte Teil der Miete. Bei einem Verein, der regional engagiert ist und ein Tierheim betreibt, ggf. nicht nur mit Hunden (und ggf. zusätzlich auch beratend tätig wird und auf Hilferufe reagiert) ist die Website doch meistens Nebensache. Der Fokus liegt woanders. Wenn man dazu noch zurechnet, dass manche Vereine ein Tier erst auf die Website setzen, wenn sie verlässlich was zu ihm sagen können, dann kanns halt gut sein, dass die „begehrten“ Kandidaten gar nicht erst auf der Homepage landen. Es sei denn, der Verein hat einen gerne „bastelnden“ Ehrenamtler :smile:.

  • Phonhaus jup, ich weiss. GsD such ich grad keinen neuen Hund :lol:

    Wobei da gar nicht nur Hunde stehen, die nicht so begehrt sind. Die sind nur nix fuer mich :lol: Also auch wenn sie nicht nur als Einzelhunde leben sollen oder noch nicht gebissen haben, dann sind es meist fuer mich unpassende Rassen/Mixe. Also QZ, HSH, BC/Aussie und Listenhunde. Grad die QZ (oft franz. Bulldoggen) sind ja eher sehr beliebt, so wie auch Border und Aussie :nixweiss:

  • Ich glaube jede Seite fühlt sich gleich stark angegriffen - die, die den Hund vom Züchter holen und die, die ihn aus dem Tierschutz haben. Nur denkt die jeweils andere, dass nur sie angegriffen werden.

    Dabei sollte es im Endeffekt doch einfach nur darum gehen, dass der Hund ins Leben passt. Ob er als Welpe vom Züchter oder aus dem Tierschutz eingezogen ist.

    Ich war mit meinem Tierschutzhund leider heillos überfordert und habe nie kompetente Hilfe gefunden. Heute würde ich die Zeit so, so gerne zurückdrehen um alles mit Balou besser zu machen. Und ich weiß auch, dass ich es mit meiner heutigen Erfahrung anders hinkriegen könnte. Trotzdem war für mich klar, dass ich als nächstes einen Welpen von einem Züchter haben möchte; einen Hund ohne Vorgeschichte und gemacht für den Hundesport, den ich gerne betreiben möchte.

    Ich wusste nach der Erfahrung mit Balou, dass ich mit einem "zweiten Balou" nicht glücklich werden würde; so sehr ich diesen Hund auch geliebt habe.

    Trotzdem wären wir schon zweimal bereit gewesen einen Hund aus zweiter Hand zu übernehmen, wenn es erforderlich geworden wäre. Die Hunde wären jeweils nicht der Typ Hund gewesen, den ich mir bewusst geholt hätte, aber sie waren jeweils schon älter und hätten problemlos mitlaufen können.

    Ich fühle mich auf jeden Fall nicht als schlechter Mensch, nur weil ich meine Hunde vom Züchter habe.

    Ich fühle mich aber auch nicht als "Übermensch", weil ich schon einen Tierschutzhund hatte oder ein Kaninchen aus schlechter Haltung vorm Hungertod gerettet habe.

    Wer hier einzieht, der muss eben einfach in unser Leben passen und zwar so, dass wir alle glücklich sind. Das ist das Hauptkriterium.

    Und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass nicht nur ich das so sehe.

  • Und warum eigentlich immer seriöse Orgas finden? Warum geht man nicht einfach in Tierheime?

    Wird meist für beides verwendet. Das Tierheim ist ja auch irgendwie eine Tierschutzorganisation.

    Und wie einige schon schrieben ist da auch nicht einfacher. Ich gucke ja ab und zu auf die Webseiten der Tierheime meiner Gegend und sitzt kaum ein Hund der hier reinpassen könnte. Egal wann ich gucke.

    Hinfahren und gucken tu ich nicht, da bei mir aus diversen Gründen eh kein TS Hund einziehen wird, egal woher.

    Aber bei Züchterhunden wird doch immer betont, dass man nicht erwarten darf, morgen direkt einen zu bekommen. Dass man Zeit mitbringen soll. Bereits sein soll, sich auf Wartelisten setzen zu lassen etc.

    WENN man Züchter und TS nun also vergleichen will, was die Verfügbarkeit von Hunden angeht, müsste man doch zumindest die gleichen Voraussetzungen annehmen. Also müsste man dem TS auch zugestehen, dass man Zeit mitbringen muss und dass nicht unbedingt bei einem schnellen Blick auf die Website direkt der perfekte Hund dabei ist.

    Klar. Aber wenn man sehr spezifische Vorgaben hat kann man wirklich lange warten.... Die Chance ist gering.

    Ich nehme einfach mal mich selbst als Beispiel.

    Zwingend gefordert ist:

    Muss mit Artgenossen klarkommen.

    Keine Angst vor Männern.

    Nicht ängstlich.

    Muss Kinder zumindest im selben Raum abkönnen.

    Muss mit lauten Geräuschen können.

    Muss in der Lage sein die 5 bis 9 Personen im Haus zu ertragen.

    Muss laute, verkehrsreiche Straßen kennen und ertragen können.

    Muss damit umgehen können das fremde Menschen häufig im Hof und im Haus sind.

    Muss körperlich in der Lage sein Treppen zu steigen. (Und damit fallen schon alle raus die schon optisch zeigen das es eher früher als später orthopädische Probleme geben wird)

    Kein Listi. (Wegen Steuern)

    Keine Qualzucht.

    Nicht schwerer als 10 Kilo.

    Nicht älter als 5 Jahre.

    Oh, und Rüde.

    Da müssten wir echt lange warten, zumindest in den Tierheimen der Umgebung ist fast nie auch nur ein Hund passend.

    Dabei bin ich was Rassen und Mixe angeht echt offen, aber durch unsere Lebenssituation muss der Hund wirklich einiges mitbringen. Nun kann ich natürlich 3 Jahre lang die Tierheime abgrasen und hoffen, vor allem hoffen das der Hund auch nach der Ankommphase noch wirklich zu uns passt.

    Oder aber ich gehe zu einem Züchter einer passenden Rasse und finde relativ schnell einen Welpen (oder gar älteren Hund) der einfach wirklich direkt passt. Ohne Zweifel.

    (Davon ab das ich aus Gründen eh keinen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen werde, aber wenn wäre es eben deutlich schwieriger aufgrund unserer Vorgaben)


    Man muss eben gucken was wirklich am besten ist, für sich selbst und den Hund.

    Hier passt eben am besten ein Hund vom Züchter, da muss man nix deckeln, nix befürchten, das passt.

    Jemand der "normaler" lebt als wir hat sicherlich deutlich mehr Auswahl im Tierschutz und die Chance ist viel größer das ein Hund da glücklich wird.

    Wenn ich mit Leuten übers Thema Hundeanschaffung spreche empfehle ich auch immer den Tierschutz. Denn nur weil es für mich nicht passt heißt es ja nicht das es nicht für andere passt.

    Andersrum ist es aber genauso! Nur weil es für andere passt muss es eben nicht für mich passen.

    Und das macht mich ja nicht "unmoralischer", ich handel ja nicht nur in meinem Sinne weil es einfacher für mich ist, sondern auch im Sinne des Hundes. Ein Hund der hier nicht reinpasst wäre ja zeitlebens unglücklich, das ist ja auch nicht Sinn der Sache.

  • Ich finde die unterschiedlichen Wahrnehmungen interessant. Aktuell vor allem das mit der „moralischen Überhöhung“ (was ist das eigentlich genau)? Lese ich hier bei den Haltern von Tierschutzhunden nämlich gar nicht. Nur Erklärungen, warum man es von seiner Warte aus für ethischer hält.

    ....

    Hervorhebungen von mir

    mit der Steigerungsform "ethischER" (als wer....?) gibst du dir selbst die Antwort auf deine Frage.

  • Naja, Dünkel gibt's auf beiden Seiten. Gibt genug Leute, für die ist ein Mischling "unter ihrer Würde", genau wie es Leute gibt, die ob meines Rassehundes die Nase rümpfen.


    Schlimm finde ich, wenn zb tigergescheckte Frenchis oder Catahoula x Labbi x Aussie oder sonstige besondere Farben und Formen gehypt werden und die Leute rennen dann zum Vermehrer, der ihnen genau diese Combi frei von allen Kontrollen oder Untersuchungen für ein Schweinegeld ohne Rückgabe oder weitere Betreuung verkauft.

  • Ich finde die unterschiedlichen Wahrnehmungen interessant. Aktuell vor allem das mit der „moralischen Überhöhung“ (was ist das eigentlich genau)? Lese ich hier bei den Haltern von Tierschutzhunden nämlich gar nicht. Nur Erklärungen, warum man es von seiner Warte aus für ethischer hält.

    ....

    Hervorhebungen von mir

    mit der Steigerungsform "ethischER" (als wer....?) gibst du dir selbst die Antwort auf deine Frage.

    Ich fette mal dazu:

    Nur Erklärungen, warum man es von seiner Warte aus für ethischer hält.

    Ja klqr, es geht um Werte. Warum auch nicht? Wenn hier jedes Reden über eigene Werte gleich in den Ruch der „moralischen Überhöhung“ geriete und damit unerwünscht wäre, dann fände ich das Mitlesen ziemlich stinklangweilig :smile: Und so heiße Themen wie der Hundehalter-Nervthread, in denen es bei der Hälfte um verletzte eigene Wertvorstellungen und Erwartungen ans Handeln anderer geht, wären so gut wie hinfällig.

    Ich hab hier echt keinen einzigen Angriff auf Leute gelesen, die Hunde vom Züchter haben, lesen (ich hab ja mittlerweile selbst Einen). Außer in dem Twitter-Auszug, und auch da war das nicht persönlich, sondern sachbezogen und vor einem ganz anderen kulturellen Kontext. Was hingegen anhand dieses kurzen Auszugs in einem verkürzendem Medium über die Person geschlossen wurde: Das ging schon sehr ins Persönliche.

    In der Praxis erlebe ich diese vermeintliche Trennung übrigens kaum. Viele der Tierschutzaktiven aus“meiner Zeit“ hatten auch Hunde vom Züchter (oder Vermehrer) und haben teils sogar selbst gezüchtet. Geht alles :smile:

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