Angemessenes Verhalten und Moral beim Hund - gibt es das, und was ist das?

  • Du schreibst hier allerdings selber, dass ein anderes Verhalten gruppenfremden Kleinhunden gegenüber nicht angemessen ist.

    Ich habe es extra in "" gesetzt, weil ich keine Ahnung habe, was für den Hund selbst angemessen ist und was unter nicht von Menschen moderierten Hunden angemessen wäre. Was auf das nächste Problem hinweist: angemessen aus wessen Sicht? Der des Menschen? Der des Hundes? Des einen oder des anderen Hundes?


    GIbt es überhaupt "objektiv angemessen"? Selbst in der (menschlichen) Rechtssprechung, die konkrete Kategorien dafür entwickelt hat, ist die Frage nach der Angemessenheit oft nicht eindeutig zu beantworten. Wie soll sie es dann für eine Tierart sein, die weder Gesetze noch Rechtssprechung kennt?

  • Ich habe es extra in "" gesetzt, weil ich keine Ahnung habe, was für den Hund selbst angemessen ist und was unter nicht von Menschen moderierten Hunden angemessen wäre.

    Es geht nicht um das, was für den Hund selbst angemessen ist, weil die genetische Grundlagen minimalste Variationen zeigen, die den Genotyp bestimmen.

    Dazu kommt Erfahrungslernen, woraus sich dann der Phänotyp entwickelt.

    GIbt es überhaupt "objektiv angemessen"?

    Worauf bezieht sich hier "objektiv"?


    Meine Frage war: Was ist angemessenes Verhalten, und gibt es das beim Hund? (Moral lasse ich jetzt mal außen vor).


    Angemessenheit lässt sich definieren: Eine Reaktion ist dann angemessen, wenn sie das Ergebnis, welches die Aktion hervorrufen würde oder auch hervorgerufen hat, nicht übermäßig überschreitet.

    Wenn mich jemand im Gedränge schubst, evtl. sogar unbeabsichtigt, dann ist es sicher unangemessen, wenn ich mir eine Flasche nehme und diesem über den Schädel haue.


    Die Frage ist dann: Existiert eine solche Angemessenheit im Handeln auch in der Vorstellung von Hunden?


    Dazu hatte ich Beißhemmung und Drohverhalten beim Hund angeführt; Alleine die Tatsache, dass es diese Möglichkeiten der Dosierung mit dem Ziel der Schadensbegrenzung bei Hunden gibt, ist ein Nachweis dafür, dass eine Vorstellung von Angemessenheit im Verhalten genetisch veranlagt ist.


    Weiterführend habe ich angeführt, dass dieses Verhalten der Schadensbegrenzung - welches ursächlich zum Erhalt der eigenen Unversehrheit dient - im speziellen bei Haushunden, als genetisches Erbe ihrer Wolfvorfahren, mit Gefühlen und der Fähigkeit zur Empathie verbunden ist.

    Grund dafür ist die typische Veranlagung des Wolfes, in familiären Verbänden zu leben, wobei diese hochentwickelte Fähigkeit auch in sehr hohem Maße ermöglicht, familienfremde Wölfe in diesen familiären Verband aufzunehmen.


    Die Domestikation hat bei Haushunden zu einer Veränderung im Gehirn geführt; Zwar hat sich der senso-motorische Bereich verkleinert, dafür ist der assoziative Bereich größer geworden.

    Dieser assoziative Bereich ermöglicht mehr Handlungsspielraum im eigenen Verhalten, führt also weiter weg von den genetisch verankerten Handlungen der Triebe.


    Gerade das hat dazu geführt, dass Hunde eben keinen eigenen, speziellen Hundelebensraum haben, sondern ihr "natürlicher" Lebensraum die Menschenwelt ist.


    Ihre Fähigkeit, in einem so engen Sozialverband mit einer anderen Spezies zu leben, der einem Familienverband gleichkommt, beruht auf der genetischen Grundlage von Wölfen, die grundsätzlich in einem hochsozialen Familienverband (Rudel) leben.


    Diese Angemessenheit im Verhalten bei Wölfen im Rudel zeigt sich aber auch rudelfremden Artgenossen gegenüber.

    Beim Aufeinandertreffen mit rudelfremden Artgenossen wird abgewägt, ob diese eine tatsächliche Bedrohung darstellen, die groß genug ist dass die eigene Unversehrtheit (wozu eben auch die Interessen des eigenen Rudels zählen können) außer acht gelassen wird.


    Dieses Fehlen von Artgenossenaggression ist die Grundlage dafür, dass Haushunde lernen können, sich ihre Umwelt mit fremden Hunden zu teilen, ohne direkt aufeinander los zu gehen. Sie kommen in der Regel als "unbeschriebenes Blatt" ohne eine Disposition für ein Feindbild gegenüber Artgenossen auf die Welt.


    Das kann durchaus verändert werden durch den selektiven Eingriff des Menschen ...


    Für mich auch ein Grund dafür, warum es keine Zuchten mit artgenossenaggressiven Hunden geben dürfte.


    All das - und noch vieles mehr - bringt mich zu der Aussage:


    Das massive Attackieren eines Klein(st)hundes von einem Großhund ist ein unangemessenes Verhalten.


    Btw: Artgenossen (Klein'st'hunde) als Beute zu erkennen, wird nicht umsonst als "fehlgeleitetes Beutefangverhalten" bezeichnet - denn Artgenossen sind grundsätzlich keine Beute.

  • Es geht nicht um das, was für den Hund selbst angemessen ist

    Aber genau darüber reden wir doch?

    Die Frage ist dann: Existiert eine solche Angemessenheit im Handeln auch in der Vorstellung von Hunden?




    Alleine die Tatsache, dass es diese Möglichkeiten der Dosierung mit dem Ziel der Schadensbegrenzung bei Hunden gibt, ist ein Nachweis dafür, dass eine Vorstellung von Angemessenheit im Verhalten genetisch veranlagt ist.

    Ich habe beim Lesen Deines Texts den Eindruck, dass diese Motivation der Schadensbegrenzung die einzige Grundlage bildet für die Bewertung, welches Verhalten angemessen ist. Das verkennt in meinen Augen, dass es auch andere Beweggründe gibt, innerartliche Aggression zu zeigen, bei der Schadensbegrenzung eben nicht mehr das Ziel ist.

  • Ich habe beim Lesen Deines Texts den Eindruck, dass diese Motivation der Schadensbegrenzung die einzige Grundlage bildet für die Bewertung, welches Verhalten angemessen ist. Das verkennt in meinen Augen, dass es auch andere Beweggründe gibt, innerartliche Aggression zu zeigen, bei der Schadensbegrenzung eben nicht mehr das Ziel ist.

    Eben nicht!

    Die Annahme, es gibt unterschiedliche Motivationen die eine Schadensbegrenzung verhindern, setzt voraus dass es eine Schadensbegrenzung gibt.


    ....................


    Mal anders herum: Wenn es diese natürliche Vorgabe (=Angemessenheit im Verhalten) nicht geben würde, jeder Hund also völlig ungehemmt entscheiden könnte, welche Maßnahmen mit welcher Vehemenz er einsetzt, um sich gegen schädigende Einflüsse von Außen zu wehren - müsste es dann bei 10 Millionen (14 Millionen geschätzt) nicht deutlich mehr Vorfälle geben?

    Müssten dann nicht deutlich mehr Klein(st)hunde schwer verletzt oder gar getötet werden?


    Oder glaubt hier irgend jemand, es wäre allein der Umsicht der Halter zu verdanken, dass viele große Hunde nicht beschädigend auf "Angriffe" kleinerer Hunde ohne Beschädigung reagieren?

  • Wird denn überhaupt in Betracht gezogen, dass es durchaus auch noch andere Gründe gibt, die eine innerartliche Schadenbegrenzung verstärken/fördern?


    Dass es eine natürliche Anlage für Angemessenheit geben könnte gibt, die den Siegeszug als beliebtesten tierischen Begleiter des Menschen überhaupt erst ermöglicht hat?


    Kennt ihr das Silberfuchs-Langzeitexperiment des russischen Wissenschaftlers Beljajew, der die Wirkungen von Domestikation nachgewiesen hat mithilfe der Selektion auf ein einziges Merkmal (Charakteristikum): ZAHMHEIT.


    tassut Es geht nicht um die "Angemessenheitsvorstellung" eines einzelnen, individuellen Hundes, sondern um die Frage: Gibt es eine solche Angemessenheit bei Haushunden?

    Dazu müssen viele Hunde und deren Verhaltensweisen ethnologisch betrachtet werden, und die Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen und deren Abweichungen nach ganz klaren Vorgaben erfasst werden.

  • Oder glaubt hier irgend jemand, es wäre allein der Umsicht der Halter zu verdanken, dass viele große Hunde nicht beschädigend auf "Angriffe" kleinerer Hunde ohne Beschädigung reagieren?

    Alleine nicht.


    Aber ich glaube durchaus, dass eine erwähnenswerte Anzahl an Kleinhunden nur deshalb unbeschadet ihr unangemessen agressives Verhalten ausleben kann, weil so mancher Großhundebesitzer dafür sorgt, daß der eigene Hund keine angemessene Reaktion zeigt.

  • Aber ich glaube durchaus, dass eine erwähnenswerte Anzahl an Kleinhunden nur deshalb unbeschadet ihr unangemessen agressives Verhalten ausleben kann, weil so mancher Großhundebesitzer dafür sorgt, daß der eigene Hund keine angemessene Reaktion zeigt.

    Du empfindest es also als angemessen, wenn ein großer Hund einem kleineren Hund größeren Schaden zufügt, als der kleinere Hund je anrichten könnte?

    Warum?

    Weil er der Überlegenere ist, und es kann?

  • Aber ich glaube durchaus, dass eine erwähnenswerte Anzahl an Kleinhunden nur deshalb unbeschadet ihr unangemessen agressives Verhalten ausleben kann, weil so mancher Großhundebesitzer dafür sorgt, daß der eigene Hund keine angemessene Reaktion zeigt.

    Du empfindest es also als angemessen, wenn ein großer Hund einem kleineren Hund größeren Schaden zufügt, als der kleinere Hund je anrichten könnte?

    Warum?

    Weil er der Überlegenere ist, und es kann?

    Was ist das denn für ein 'wenn du sie nicht kriegen kannst, verwirre sie' Spiel?


    Du verdrehst hier Aussagen, die keiner so gesagt hat, warum?

  • Ich bin davon überzeugt, dass ein deutlich größerer als nur erwähnenswerter Anteil an unangemessen aggressiven Kleinhunden deshalb schadenfrei davonkommt, weil der weitaus überwiegende Teil an großen Hunden sich ihrer Überlegenheit bewusst sind, und dieses Wissen nutzen, um deeskalierend zu agieren.


    Btw:

    dass eine erwähnenswerte Anzahl an Kleinhunden nur deshalb unbeschadet ihr unangemessen agressives Verhalten ausleben kann,

    Hier existiert auf einmal eine Messlatte für unangemessenes Verhalten?

    Für wen ist das unangemessen?

    Für den kleinen Hund?

    Für die beobachtenden Menschen?

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